Patchwork - Familien

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von spiky73  am 07.04.2020, 20:02 Uhr

Dann hast Du die Frage falsch gestellt

Aber - das hat auch Leena bereits gesagt - ein Kinderwunsch ist doch eine irrationale Sache, jedenfalls für Frauen (bei Männern weiß ich es nicht, ich bin nunmal kein Mann).
Da geht es um Instinkt und Gefühl und was weiß ich, und weniger um logische Entscheidungen.

Weißt du, vielleicht würde deine Partnerin ja eventuell doch noch ein Kind haben wollen - aber DU bist nicht derjenige, für den sie ihre Prinzipien über Bord werfen würde. Wie gesagt, Gefühl Instinkt und so... Könnte ja sein, dass sie das nicht mal selbst "weiß"...

Und du ignorierst permanent ihr Alter. Mit über 40 ist das mit dem Nachwuchs nicht mehr so einfach wie mit Anfang zwanzig, das musst du einfach akzeptieren.
Die Natur hat es wirklich schlau eingerichtet, dass wir Frauen mit dem Übergang ins Alter auch unfruchtbar werden.
Die anderen haben ja schon mehrfach gesagt, dass die Bereitschaft, "noch einmal von vorne anzufangen", also ein Kind von Geburt an zu begleiten, irgendwann einfach weg ist.
Das alles fängt mit der Schwangerschaft an, ich fand sie mit Mitte dreißig viel beschwerlicher als mit Mitte zwanzig - und würde nicht wissen wollen, wie es sich jetzt nochmals zehn Jahre später anfühlt.

Dann: Mit der Geburt ist das alles ja nicht vorbei. Ständig hat man so einen Trabanten an sich hängen. Es gibt Kinder, die wollen viel und ausgiebig getragen werden - und irgendwann wiegen sie etwas mehr als 3 Liter Milch... Dann kommt das Alter, in dem sie anfangen zu laufen. Am Finger von Mama oder Papa. Ständig mit eh schon lädiertem Kreuz gebückt herum laufen? Die Lendenwirbel applaudieren!
Oder: ich arbeite schon länger im Schichtdienst. Ein normaler Schlafrhythmus? Den hatte ich mal. In einem anderen Leben. Ich bin froh, wenn ich überhaupt schlafen kann. Und ein kleines Kind, das mir deutlich macht, wann ich schlafen "darf"? Nein, geht gar nicht. Selbst wenn mein Mann sich dazu entscheiden würde, zuhause zu bleiben und das Kind zu betreuen.
Dann kommt das Spielplatz-Kindergarten-Schulalter. Ich war bei Kind2 "erst" knapp 35. Trotzdem war/bin ich ein gutes Stück älter als die Eltern ihrer Freunde. Und bei vielen der Mütter habe ich deutlich gespürt, dass diese in einem ganz anderen Universum zuhause sind als ich.
Das hat deine Freundin ja auch gesagt: sie ist froh, dass sie wieder ein "normales" Sozialleben hat, mit ihrem Freundeskreis. Ein kleines Kind macht das wieder zunichte, da passt man einfach nicht dazu, wenn alle ringsum einfach keine kleinen Kinder mehr haben.

Irgendwann kommt die Pubertät. Die ist auch nicht einfach. Und dann mit einem Auge auf einen Pubertisten, mit dem anderen auf ein Kleinkind achten, und beiden gerecht werden? Ein ziemlicher Spagat.

Kinder zu haben ist halt nicht nur Sonnenschein und toll und schön. Es ist auch anstrengend, frustrierend, mit vielen Sorgen und noch mehr Verantwortung verbunden.
Und das geht ja nicht mehr weg.

Meine große Tochter ist jetzt 20. Sie ist nach wie vor mein Sorgenkind, braucht immer noch sehr viel Unterstützung und Aufmerksamkeit.
Weißt du, vor einem Jahr hatte sie einen schweren Unfall. Sie war zum Jahreswechsel 2018/2019 zum allerersten Mal auf einer Silvesterparty, die ziemlich aus dem Ruder gelaufen ist. Sie ist eine Treppe hinunter gefallen und mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma in die Uniklinik gekommen.
Wir haben am Silvesterabend also ein glückliches Mädchen verabschiedet - und an Neujahr ein Kind wiedergesehen, das im Koma lag und mit dem Tod rang.
Diese Geschichte hat uns Monate beschäftigt. Und es ist immer noch nicht ausgestanden.
Es geht ihr den Umständen entsprechend gut, aber sie hat natürlich Folgeschäden und vermutlich benötigt sie noch mindestens eine OP zur Kieferrekonstruktion.
In dieser Zeit lief meine Kleine (12) einfach so nebenbei mit. Das ganze hat mich schon an meine Grenzen gebracht, aber ich möchte mir nicht ausmalen, wie es mit einem wirklich KLEINEN Kind gewesen wäre... Das ist natürlich jetzt ein Extremfall. Aber es soll dir zeigen, dass es nicht immer glatt läuft. Irgendwas ist mit dem Nachwuchs doch immer.

Und das weiß deine Freundin im Gegensatz zu dir aus eigener Erfahrung.
Schließlich redest DU die ganze Zeit nur von der Theorie. Weil du diese Erfahrung nicht gemacht hast und es dir nicht vorstellen kannst.

Dieser Spruch "Kinder sind eine Belastung, die ich nicht noch einmal brauche" zielt irgendwie auf solche Dinge ab. Natürlich sind Kinder toll, ich liebe meine beiden und möchte es gar nicht anders haben, aber die Sorgen, die man sich wegen ihnen macht, sind eben auch belastend. Und das fängt mit so kleinen Dingen an, wie: man hat ein Kind, das den anderen im Kindergarten immer das Schippchen auf den Kopf haut. Oder man hat ein Kind, das immer das Schippchen auf den Kopf bekommt.
Oder: es kann in der Schule nicht still sitzen. Oder kann nicht lesen oder schreiben (Stichwort Legasthenie). Man sorgt sich ständig. Man investiert Zeit, Geld und Energie.
Man versucht, dem Kind zu helfen.
Aber je älter man wird, um so weniger belastbar ist man, um so weniger souverän kann man mit den Problemen umgehen, mit denen man konfrontiert wird.
Meine beiden zB fangen schon seit geraumer Zeit an, sich über mich lustig zu machen, wenn es um Technik und deren Bedienung geht. Schließlich bin ich alt. Früher war ich derjenige, der für alle anderen Geräte einstellen musste. Heute tippe ich stundenlang ergebnislos darauf herum, während meine beiden zwei Knöpfe drücken, das gewünschte Ergebnis haben und mich auslachen. Blödes Beispiel, ich weiß, denn letztlich lache ich über mich selbst. Aber es zeigt, dass meine Zeit, mit den jungen mitzuhalten, vorbei ist.
Meine beiden starten ins Leben, während ich mich mental auf die Rente vorbereite (sind ja auch noch 18 Jahre, seufz).

 
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