Patchwork - Familien

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von spiky73  am 05.04.2020, 22:10 Uhr

was sollen wir tun? Rat gesucht...

Das habe ich nicht behauptet.

Aber es ist leider immer noch so, dass die Frau die Kinder gebiert, den schwangeren Mann hat es bisher noch nicht gegeben.

Und: auch wenn die politisch Korrekten es gerne anders hätten, der Großteil der Kinder-Aufzucht bleibt nach wie vor an den Müttern hängen.

Du kehrst ja auch das Alter deiner Partnerin unter den Tisch. Und die Tatsache, dass es eine biologische Uhr gibt. Und dass es ja gar nicht mal sicher ist, ob Projekt Baby überhaupt funktioniert.

Ich erzähle dir mal eine Geschichte, ja?

Also, ich habe einen Bekannten, den ich schon seit dem Kindergarten kenne. Er ist übrigens anderthalb Jahre jünger als ich.
Wir waren später an der gleichen Schule und haben uns immer wieder gesehen.
Als ich 20 war und er 18 hatten wir mal ein ganz kurzes Techtelmechtel. Es hat damals aber nicht geklappt mit uns und ich habe gemerkt, dass er eigentlich ein ziemlicher Luftikus ist. Viel Getöse und nichts dahinter.
Etwa vor sieben, acht Jahren haben wir uns auf wer kennt wen wieder gefunden und später auf Facebook. Das war der Zeitpunkt, wo wir anfingen, miteinander zu schreiben. Er lebt inzwischen im europäischen Ausland und da war die Gefahr nicht so groß, dass wir uns jemals über den Weg laufen, lach.
Er war damals mit einer wesentlich älteren Frau verheiratet, die einen Sohn mit in die Ehe gebracht hatte, der fast so alt war wie dieser Mann. Und sie wollte auch - wie deine Partnerin - kein weiteres Kind mehr. Irgendwann war das, Wechseljahre sei dank, auch kein Thema mehr.

Mich hat er zu der Zeit ziemlich bedrängt, mit meinen Kindern zu ihm zu ziehen, er wolle sich mit mir ein neues Leben aufbauen.
Ich denke, er wollte hier einfach seinen Marktwert testen, ich habe ihn jedenfalls immer gebremst. Immerhin war er verheiratet und ich war der Meinung, dass er erstmal seine ganzen Baustellen angehen soll, statt alles noch zu verkomplizieren. Er hat sich immer gewunden wie ein Aal, und schon daran habe ich abgelesen, dass er es nicht wirklich ernst meint.
Das Thema gemeinsame Kinder kam von ihm aus auch auf den Tisch und ich habe ihm damals klipp und klar gesagt, dass ich kein weiteres Kind mehr möchte.
Irgendwie ist die Sache dann etwas im Sand verlaufen - und nach relativ kurzer Zeit hatte er eine neue Frau, die alte "entsorgt", die neue Frau aus der alten Heimat in die neue Heimat importiert (er kannte sie auch schon lange).
Die neue Partnerin war dann ein gutes Stück jünger als er und im gebärfähigen Alter.
Sie sollte dann recht schnell seinen Kinderwunsch befriedigen und für Nachwuchs sorgen.
Die beiden haben dann lange trainiert. Klappte nicht. Dann Hormonbehandlung. Künstliche Befruchtung. Schwangerschaft, Fehlgeburt.
Das ganze nochmals von vorne, gleiches Ergebnis.
Mehrmals hintereinander. Jede Schwangerschaft endete abrupt.
Er hat dann wieder versucht, bei mir zu jammern, die Ehe war wohl in einer ziemlichen Schieflage wegen der Sache.
Ich habe ihm dann den Kopf gewaschen und gesagt, er soll sich entweder um seine Frau kümmern und endlich die Erwartung an ihre Gebärfreudigkeit herunter schrauben, oder sich trennen.
Er hat sich dann wohl dafür entschieden, an seiner Ehe zu arbeiten und den Kinderwunsch zu begraben. Unser Kontakt ist komplett eingeschlafen, aber ich sehe ja immer noch auf FB, was er so macht. Und scheinbar hat er an der Ehe gearbeitet, denn beide sind immer noch glücklich zusammen, auch ohne Nachwuchs.

Was ich damit sagen will, und das habe ich ja bereits mehrfach getan: selbst wenn deine Freundin wollen wöllte, es ist ja nicht gesagt, dass sie überhaupt noch einmal schwanger wird. Ab einem gewissen Alter sinkt die Wahrscheinlichkeit mit jedem Lebensmonat.
Falls sie hormonell verhütet, dauert es nochmal länger. Sie ist jetzt wie alt? 44? Da könnte es sein, dass sie Monate oder Jahre braucht, um schwanger zu werden. Im schlimmsten Falle geht sie auf die 50 zu, bis es theoretisch klappen könnte.
Dazu steigt mit jedem Monat das Risiko, ein Kind mit Behinderung auszutragen.
Das sollte man sich auch dringend vor Augen halten.
Klar, es gibt Leute, denen ist das egal. Oder die sagen, sie nehmen was kommt.
Ich hätte zB wissentlich kein Kind mit Behinderung austragen wollen. Und ich finde - und nehme das auch für mich in Anspruch - dass es durchaus legitim ist, das zuzugeben.
Vor allem - und diese Erfahrung hat deine Partnerin mit Sicherheit auch für eine gewisse Zeit gemacht - schwingt bei Alleinerziehenden immer die Angst davor mit, mit dem nächsten Kind wieder alleine da zu stehen, weil die Beziehung nicht gehalten hat. Ich habe das durch und war in der glücklichen Lage, arbeiten zu können und meine beiden Kinder alleine zu versorgen. Jedes weitere Kind (und dann noch mit größerem Altersunterschied) birgt das Risiko, das nicht mehr zu können. Ein Kind mit Behinderung wäre dann ein k.o.-Kriterium. Und ich weiß nicht, ob das den anderen Kindern gegenüber fair wäre, wenn sie durch den (egoistischen) Kinderwunsch letztendlich solche Einschnitte hätten.
Vielleicht findest du, dass ich von Hölzchen zu Stöckchen komme.
Aber ich lasse jetzt einfach mal meine Gedanken fließen.
Und immerhin wolltest du ja Antworten.
Ich bin jetzt 47, als ich meinen Mann traf, war ich 44, bin zwei Monate später 45 geworden.
Selbst wenn ich mit 44 schwanger geworden wäre, wäre ich bei der Entbindung dann schon 45 gewesen. Ich habe diverse gesundheitliche Baustellen, die mich zur Risikoschwangeren machen würden. Und ich weiß nicht, ob mein Körper eine Schwangerschaft überhaupt noch mitmachen würde, ohne dass ich das Gefühl hätte, es bringt mich um.
Allerdings, alles reine Theorie. Ich habe jetzt zwei Jahre lang mit der Dreimonatsspritze verhütet. Laut Beschreibung heißt es, dass es 1 bis 2 Jahre dauern kann, bis frau wieder "fruchtbar" ist. Laut meiner Ärztin ist es aber auch gut möglich, dass ich einfach nahtlos von der Wirkung der Spritze in die Menopause gehe. Selbst wenn es nicht so sein sollte, wann könnte ich dann rein theoretisch schwanger sein, wie alt wäre ich, wenn das Kind zur Welt käme? 49? 50?
Ich bin auch ehrlich, ich halte nicht so viel von später Elternschaft.
Ich kenne da eher unglückliche als glückliche Beispiele.
Eine meiner Klassenkameradinnen hat kurz nach dem Abi beide Eltern innerhalb weniger Monate verloren. Die Eltern waren schon älter. Gut, das hätte auch passieren können, wenn die Eltern jünger gewesen wären. Aber die Wahrscheinlichkeit ist doch etwas geringer.
Übrigens hat sie es danach nicht mehr wirklich leicht gehabt im Leben...
Eine andere Mitschülerin, deren Eltern noch älter waren, hat mir damals erzählt, dass sie darüber todunglücklich ist, dass ihre Eltern so alt sind. Auch wenn sich das irgendwann vielleicht relativiert, als Jugendliche hat sie darunter gelitten.
Und noch aus dem umgekehrten Blickwinkel: die Tante meiner besten Freundin hatte mit 17 ihr erstes Kind bekommen. Sie war also sehr jung.
Mit 37 Jahren war sie dann nochmals schwanger und verlor das Kind. Aber nun wollte sie unbedingt noch ein weiteres Kind haben. Sie wurde dann mit 39 oder 40 ein weiteres Mal schwanger und bekam noch eine Tochter.
Das Kind hatte starke gesundheitliche Probleme (Neurodermitis, Allergien) und in den Jahren nach der Geburt zerbrach die Ehe. Sie stand dann allein mit dem Kind da. Meine Freundin erzählte mir viel später, dass die Tante die Entscheidung, so spät noch einmal Mutter zu werden, bereut hat. Ich möchte nicht, dass du das falsch verstehst, sie hat ganz sicher nicht bereut, dieses Kind bekommen zu haben. Aber hinterher ist man immer schlauer - und sie hätte vielleicht im Vorfeld nicht auf einer weiteren Schwangerschaft bestanden. Das ist so wie bei meiner Großen: ich liebe mein Kind und würde e um nichts in der Welt eintauschen oder anders haben wollen als es ist, aber hätte ich vor der Schwangerschaft gewusst, dass der Vater mir abhanden kommt, noch bevor das Kind da ist, und ich jahrelang wirklich an allen Fronten als Alleinerziehende kämpfen muss, hätte ich mir vielleicht doch die Zeit genommen, mir einen zuverlässigeren Partner zu suchen.
Wobei wir dann auch wieder bei dem Punkt "richtiger Partner, falscher Zeitpunkt" wären: hätten mein Mann und ich uns früher kennengelernt, hätten wir sicher noch mindestens ein gemeinsames Kind bekommen. Andererseits hätte ich meinen Mann vielleicht vor 12, 15 Jahren nicht attraktiv gefunden, oder umgekehrt.
Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich mich damals wieder so richtig bereit für eine Beziehung gefühlt habe, aber eigentlich war es ein auf und ab. Manchmal gab es danach auch Phasen, wo ich einen Mann in meinem Leben gar nicht hätte unterbringen können.
So mit Ende dreißig habe ich aber aktiv nach einem Partner gesucht. In meinem Umfeld waren plötzlich ganz viele Männer, die nach 15, 20 Jahren Ehe geschieden waren. Während ich ewig lang vorher Zeit hatte, mir zu überlegen, was ich eigentlich wollte, waren die gerade dabei, ihre Wunden zu lecken. Dazu kam, dass ich ganz deutlich spürte, dass diese Männer und ich aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten kamen. Ich war 18 Jahre lang Single mit Kindern, sie kamen aus einer festen Beziehung, hatten sich mit einer Partnerin ein "Nest" aufgebaut. Klar, meine Mädels und ich waren ein Team, hatten "unser Nest", aber das ist etwas anderes als sich gemeinsam mit einem Partner ein Leben aufzubauen.

So, ich werde an dieser Stelle abbrechen. Aber du wolltest Einblick in die weibliche Gedankenwelt und ich habe meinen Wasserkopf ausgeleert. Vielleicht findet sich deine Freundin ja in dem ein oder anderen Punkt wieder.
Ich weiß, ich habe nicht nur zum Thema späte Schwangerschaft, sondern auch zum Thema Beziehung geschrieben. Aber das Leben hat nun mal viele Facetten.
Und deine Freundin hat eine ganz andere Lebenserfahrung gemacht als du. Sie wird daher auf das Thema Kinderkriegen einen ganz anderen Blickwinkel haben als du. Und wenn für sie daher kein weiteres Kind mehr in Frage kommt, musst du die Pille eben schlucken.

Liebe Grüße,
Martina

 
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