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Geschrieben von Sabri am 21.10.2016, 17:59 Uhr

nochmal zum Lehrerjob...

Hallo,
ich bin Lehrerin und ich bin es gerne. Als ich damals entschieden habe, Lehrerin zu werden (da war ich 16), war mir noch gar nicht klar, dass ich Beamte bin und familienfreundliche Arbeitszeiten haben werde. Mir war aber auch nicht klar, wie anstrengend der Job ist und wie viele Stunden ich neben dem Unterricht noch arbeiten werde (ich hatte keine Lehrer in der Verwandtschaft).
Die Vorteile sind tatsächlich die familienfreundlichen Arbeitszeiten (bei mir seit zwei Jahren allerdings mit der Einschränkung, dass ich jede Woche im Durchschnitt zwei Spätnachmittagstermine und zwei Abendtermine habe), die vorher festgelegten langen Ferien (frei zu haben mit den Kindern zusammen), wobei nicht alle Ferienzeit freie Zeit ist (bei mir sind es seit zwei Jahren noch nicht einmal mehr die Hälfte der Ferien, die frei sind, bevor ich eine Leitungsstelle hatte, waren aber gut die Hälfte bis 2/3 der Ferien arbeitsfrei). Außerdem finde ich den Kündigungsschutz schon recht komfortabel. Das Gehalt ist okay, es gibt aber wenig Aufstiegschancen und für Personen in Schulleitung ist die Bezahlung nicht angemessen, deshalb sind auch so viele Stellen unbesetzt. Es gibt große Ungerechtigkeiten in der Bezahlung zwischen den einzelnen Schulformen.
Dann hören aber auch schon die Vorteile auf. Es ist kaum mehr möglich, auch bei Dienst nach Vorschrift, auf einen Arbeitszeit unter 45 Stunden pro Woche zu kommen. Die Arbeit ist sehr anstrengend (der Vergleich mit dem Kindergeburtstag trifft es ansatzweise, wobei die Kinder beim Geburtstag nicht mit Wissenszuwachs nach Hause geschickt werden müssen, sondern nur mit Pommes im Bauch, außerdem sind es beim Kindergeburtstag selten 30 Kinder).
Lehrerinnen und Lehrer stehen ständig unter Beschuss. Eltern betonen die Individualität ihres Kindes, die Lehrerin hat aber im Durchschnitt 25 bis 30 Kinder und viele Eltern erwarten, dass die ganze Zeit das eigene Kind im Fokus der Lehrerinnenaufmerksamkeit stehen muss. Sich anpassen und in eine Gruppe einfügen ist für Eltern nicht mehr angesagt.
Ein weiterer Nachteil ist die private Krankenversicherung. Ich finde es unmöglich, dass der Staat sich mit seinen Beamten aus der Solidargemeinschaft herausnimmt und die Beamten quasi zwingt, sich privat zu versichern. Für Familien hat dies viele Nachteile (die Beiträge laufen in der Elternzeit weiter, auch wenn kein Einkommen da ist, jedes Kind muss extra privat versichert werden, keine Haushaltshilfe oder Kur im Krankheitsfall, auch keine Abschlussheilbehandlung nach schwerer Krebserkrankung).
Von zu Hause aus arbeiten hat Vor- und Nachteile. Lehrer sind aber gezwungen, zu Hause zu arbeiten, weil in der Schule kein Arbeitsraum und keine Ausstattung zur Verfügung steht. Sie müssen sich privat von ihrem Gehalt ausrüsten (die Kosten dafür sind höher als der Betrag, den sie von der Steuer absetzen können).
Ich habe selbst noch im Studium gedacht, dass man als Lehrerein die meiste Zeit Unterricht erteilt. Deshalb wundert es mich auch nicht, wenn andere Menschen (Nicht-Lehrer) das auch so denken. Ich kenne motivierte, gute Lehrer und auch solche, die besser einen anderen Beruf gewählt hätten oder ständig überfordert sind und jammern. Die erste Gruppe überwiegt und diese Gruppe arbeitet weit mehr als ihre vertraglich festgelegten 41 Stunden.

 
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