Rund um die Erziehung

Rund um die Erziehung

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Geschrieben von solelo am 09.01.2007, 22:22 Uhr

Meine Antworten @Makira

Ich weiß nicht, ob das da oben irgendwie untergeht, daher hier noch Mal. Wahrscheinlich geht es eher unter, weil es einfach unendlich lang ist ;-) keine Sau wird es lesen – aber der Vollständigkeit halber – hier meine Antworten...

Hallo Makira,

ich will versuchen, auf deine Antworten einzugehen. Danke, dass du das ein bisschen aufgeklärt hast. Es klang wirklich viel härter, als es war. Trotzdem meine ich, dass sich ein Kind so fühlt - du auch. Wenn ein Kind so fühlt, läuft was falsch.

Das Problem mit meinen Antworten wird sein, dass ich eben auf der 100%igen Nichterziehungsseite stehe und du irgendwo schwebst und eigentlich sogar recht verwirrt bist gerade, aber natürlich schon eher zu Erziehung tendierst.

Ich gehe davon aus, dass sich Kinder, auch und GERADE wenn sie alle Rechte inne habe, die auch Erwachsene haben, sich *freiwillig* und gerne an gesellschaftliche und Familien-Regeln anpassen und sich daher "richtig" verhalten werden. Nicht 100%ig wahrscheinlich, denn jeder legt es ja letztendlich anders aus, aber erzogene Kinder tun es ja auch nicht 100%ig.

Erzieher gehen davon aus, dass sich Kinder, wenn sie alle Rechte inne hätten, in Maßlosigkeit stürzen würden, nichts mehr richtig machen und wie ein verrücktes Huhn durch die Gegend irren.

Diese meine Sicht der Dinge musst du bedenken, wenn du meine Antworten verstehen willst. Es ist eben ein ganz anderer Blickwinkel.

***Also bitte, das geht einfach nicht. Ein Kind sollte abends nicht stundenlang (1-2) TV schauen dürfen. Sie findet dann kein Ende.***

Aus meiner Sicht: Sie findet kein Ende, weil TV etwas ist, was immer beschränkt wird. Sie lernt nicht den Umgang mit TV, sie lernt den Umgan mit einem Verbot. Genauso wie ihr Macht mit dem TV ausübt, hat sie genau das gleiche Tool zur Hand – damit kann sie euch ganz schön auf die Palme bringen.

Natürlich schränke ich das Fernsehen nicht ein. Ich sage ihr meine Meinung, wenn ich das Gefühl habe, sie sitzt nur davor aus Langeweile und könnte durchaus was anderes tun, aber ich respektiere ihre Entscheidung – weil es IHRE Entscheidung ist. Weil sie, meiner Meinung nach, genauso wie ein Erwachsener das Recht hat, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Sie braucht dabei Unterstützung, keine Frage, und die gebe ich ihr.

Am Anfang, ja da sah es wirklich maßlos aus. Da hat sie auch kein Ende gefunden. Sie hatte ja auch nie gelernt, wie man ein Ende findet, weil ihr das ja abgenommen wurde – jemand anderes hat bestimmt, wann und wie das Ende auszusehen hat und warum.

Ausgehend davon, dass ich denke, dass Kinder – Menschen überhaupt, freiheitsliebend sind, wird alles zum Inbegriff der Freiheit, was eingeschränkt wird.

Werden Bananen eingeschränkt, wird man das Gefühl haben, "könnte ich nur Bananen essen, wäre ich frei". Verstehst du, was ich meine? Könnte sie nur Fernsehen, wann und wie sie wollte, wäre sie frei, so fühlt sie. Freiheit ist erst Mal der Obergedanke, wie ungesund oder nicht das ist, ist jemandem, der sich in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt erst Mal egal. Oberste Priorität ist die Freiheit.

Erst, als meine Tochter (7) die Freiheit hatte, war sie offen dafür, sich darüber Gedanken zu machen, wann und wie SIE eigentlich fernsehen will, warum, ob das schädlich ist oder nicht – wie viel Zeit es ihr für andere Sachen wegnimmt etc. Davor – weil Freiheit eben SO wichtig ist für Menschen – war all das EGAL. Überhaupt erst Mal die Freiheit zu bekommen, war VIEL wichtiger.

Nachdem sie 2 Monate lang vorm Fernseher saß und alles andere mehr oder weniger egal war, selbst die gleichaltrige Freundin, die über uns wohnt wurde weggeschickt!! (nicht schön anzusehen und erfordert viel Geduld, die ich nicht immer hatte), schaut sie heute im Internet oder im Videotext, was sie gerne anschauen will. Sie schaltet ab, wenn SIE etwas langweiliges findet. Sie wählt aus, was sie sehen will. Sie merkt, wann sie sich schlecht fühlt bei einem Programm. Dieser Prozess ist nicht ganz abgeschlossen aber man sieht, wie sich ihr Zugang zum Fernsehen verändert. Suchtanzeichen sehe ich keine.

Ich habe oft mit ihr gesessen und ihr geholfen, die Programme zu verstehen. Ich habe sie unterstützt in ihrer Neugier um dieses Medium und dabei, es kennen zu lernen, und sich selbst dabei auch (wie fühlst du dich? was hast du daraus gezogen? Was ist so interessant?).

Ich glaube grundsätzlich schon, dass es "schädlich" ist, wenn jemand wirklich IMMER – für IMMER – 8 Stunden am Tag fernsehen würde, vor allem in jungen Jahren. Ich glaube aber schlicht und einfach nicht, dass das ein Kind tun würde. Es sieht so aus für Erzieher, weil sobald sie Mal nichts sagen, schauen die Kinder Stundenlang am Stück "Wenn ich sie lasse, schaut sie den ganzen Tag". Dann denken die Eltern "aha, siehst du, klappt nicht. Braucht Grenzen". Dabei sehen sie nicht das wirkliche Bedürfnis hinter dem Fernsehen. Es ist nicht das Fernsehen an sich, erst Mal, es hat sich alles verzerrt – es ist einfach nur, das Bedürfnis nach Freiheit, was sich darin ausdrückt, maßlos Fernzusehen, übersetzt: maßlos Freiheit zu genießen – eines jeden Menschen sein gutes Recht! (deutsch gut)

Ich bin überzeugt, dass Kinder, die noch nie eingeschränkt wurden im Fernsehkonsum, Fernsehen einfach als weiteres Medium kennen lernen, aus dem sie lernen können, wann und ob sie wollen. Nichts weiter. Es wird nicht Inbegriff von Freiheit.

Jetzt kommen Einwände, die ganzen Kinder in sog. sozial schwachen Familien, deren Eltern es sogar Recht ist, dass die Kinder so viel fernsehen. Bei denen reguliert es sich doch auch nicht von selbst.

Ja, großes ABER: Werden diese Kinder unterstützt? Wird ihnen was anderes angeboten? Sagen die Eltern, wenn die Kinder vom Fersnehen Mal weg gehen und fragen, können wir was spielen, können wir was unternehmen, "ja", oder sagen sie "nö, keine Lust/keine Zeit/kein Geld" oder gar "lass mich in Ruhe" oder "später vielleicht" (und dann doch nie)? Diese Kinder werden vernachlässigt – das ist was ganz anderes. Sie haben nichts anderes.

Meine Daten sind da ganz andere. Vielleicht kannst du Mama Heike Mal fragen, wie sie das mit dem Fernsehen regelt. Sie hat nämlich auch was gegen Fernsehen (ich nicht so), trotzdem schränkt sie das nicht ein. Sie gibt ohne Verbote eine Richtung vor und unterstützt ihr Kind darin, die Erfahrung TV wirklich wahr zu nehmen, sodass ihre Tochter lernen kann, auf ihren Körper zu hören, wann genug ist. Gleichzeitig ist sie immer da für sie, um etwas anderes zu unternehmen.

Wenn ein breites Spektrum an Angeboten vorliegt, ist TV nur eines davon und auch gar nicht so interessant – Mal zum entspannen gut und fertig.

(Achtung: nicht am Anfang. Wenn du den Fernseher frei gibst, wird es sehr sehr maßlos aussehen am Anfang. Bei uns hat es 2-3 Monate gedauert. Gleich mit dem Computer. Und Süßigkeiten isst sie gar keine mehr (nicht dass es mein Ziel gewesen wäre), Zähne putzt sie freiwillig (früher immer Kampf und Tränen) oder lässt putzen, und sie kennt ihren Körper und weiß, wann sie ins Bett will/muss. Sie fragt dann: Mama, ich will ins Bett, kannst du mich bringen? Unglaublich aber wahr!)

***Der Grund des Fernsehverbotes war, dass sie mit mir zusammen (wir schauen immer mit ihr zusammen) einen Film sah. Es war Freitag, Papa war nicht da und wir schauten uns schön zusammengekuschelt einen wunderbaren Film an. Nach dem Film machte ich aus (es war schon fast 22 Uhr – und das geht auch in Ordnung, kann man mal machen). Aber sie kriegt nicht genug, schreit mich total an, sie wolle noch mehr schauen, ich wäre gemein usw. usw.***

Der Grund des Verbots ist total egal. Schon ein Verbot zu stellen stellt dich auf eine höhere Ebene als sie, und schon allein das ist gemein – da hat sie Recht :-) wie würdest du dich fühlen, wenn du ständig beobachtet würdest, ständig bewertet, ständig korrigiert, ständig eingeschränkt würdest? Hättest du nicht auch lieber, wenn du in einem anderen Land wärest, wo du die Sprache nicht kennst und nur unzureichend, um mit anderen richtig gut dich auszudrücken, und wo du so gar nichts kennst, von einer FREUNDIN angeleitet würdest, statt von jemandem, der dich ständig bewertet, kritisiert, korrigiert und von dir verlangt, dass du dich richtig verhältst? Würdest du so jemanden überhaupt nachahmen wollen?

Sie kriegt nicht genug – du glaubst von Fernsehen, ich interpretiere von Freiheit. Sie will autonom sein, und das sollte sie dürfen. Du würdest überrascht sein, wie sehr autonome Kinder doch Führung "verlangen". Meine Tochter fragt mich sehr oft, wie "man" etwas (quasi in unserer Gesellschaft) macht, wie man etwas sagen sollte, was andere machen, was andere denken, welche Entscheidungen wir treffen würden, was wir machen würden, wie wir handeln würden, etc. etc. Wenn sie bereit ist, eine Entscheidung zu treffen, dann sagt sie das. Wenn nicht, dann fragt sie uns. Es ist gar nicht nötig, eine Richtung aufzudrücken, weil Kinder sowieso eine Richtung verlangen würden.

Das Problem bei Erziehung ist, dass du eine bestimmte Richtungn X verlangst, aber die Gegenrichtung GEHST, um diese Richtung X einzufordern. Du verlangst Respekt, bist aber respektlos wenn du das einforderst. Das ist, wie wenn man Kinder prügeln würde, um ihnen beizubringen, dass sie niemanden prügeln sollen. Die Message kann nicht verstanden werden!

***Bitte, was hättest du an dieser Stelle getan? Wahrscheinlich genau das gleiche wie ich: ihr freundlich gesagt, es ist schon spät , morgen ist auch noch ein Tag, komm, der film war sooo schön, wir unterhalten uns im Bett noch ein bisschen darüber (machen wir im übrigen jeden Abend: im Bett lesen und vorlesen, erzählen, den Tag Revue passieren lassen, kuscheln, ein schöner Ausklang eben).***

Ich hätte noch einen Film geguckt. Am Anfang war es eben maßlos. Heute würde ich einfach sagen, komm, ist echt spät jetzt, wir können morgen gucken. Sie würde mir vertrauen, dass ich keinen Scheiss rede, weil oben genannte Diskrepanz der Richtungen nicht mehr vorhanden ist und sie ganz genau weiß, welche Richtung wir gehen – weil ich sie gehe, vorlebe und die gleiche "verlange", wobei ich noch nicht Mal verlange, sondern ihr die Entscheidung überlasse, diese Richtung auch zu gehen oder eben nicht.

Sie ist so dankbar für diese Richtung, sie findet diese Richtung einfach SO toll, weil sie ihr so gut tut, und sie sich so verstanden fühlt, dass sie das einfach nachahmen WILL. Sie WILL (in dieser Hinsicht) so sein wie ich, weil sie am eigenen Leib spürt, wie gut es anderen tut, wenn man respektvoll ist und die Freiheit anderer achtet.

Nachdem sie also am Anfang meine Freiheit nicht so sehr geachtet hat und auch nicht besonders respektvoll war, und sowas wie "noch mehr Fernsehen" verlangt hat, OBWOHL ich ja schon mit Nichterziehung angefangen hatte und doch schon Freiheit gegeben hatte im hohen Maße (ich kam mir echt verarscht vor!), hat sie nach und nach am eigenen Leib gespürt, wie gut es ist, anderer Leute Freiheit zu achten, gleichberechtigt zu werden und respektvoll zu sein, dass sie das einfach auch machen will. Und das tut sie auch. Das drückt sich aus, indem sie z.B. mich fragt, ob mir irgendwas "was ausmacht" wenn sie das so und so macht. Oder sie sagt "ich will dir keine Mühe machen" oder "du musst nicht, es geht auch so", oder wenn ich sage, ich will X machen und sie dann sagt "ok, dann mache ich während dessen Y".

***Was machst du, wenn dein Kind dich dann immer noch anschreit und beschimpft?***

Das habe ich mich am Anfang auch immer gefragt. Wie gesagt, sie hörte immer noch die alte Johanna und glaubte mir nicht. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich da mit umgehen soll. Ich wollte auch ruhig bleiben, dachte aber immer, sie kann doch nicht einfach damit "ungeschoren davon kommen". Ich dachte, noch ganz erzieherisch, sie wird denken, dass sie so immer mit mir reden kann, wieso sollte sie mit mir freundlicher reden wollen, wenn sie es gar nicht muss??

Ich habe mich von anderen Nichterziehern (es gibt sehr viele in den USA und in meiner Mailingliste sind es auch mittlerweile viele) beraten lassen (Foren, Mailinglisten) und mich überzeugen lassen, dass sich das wirklich geben wird. Dass ich mit gutem Beispiel voran gehen kann und einfach das tun, was mir wichtig ist. Ist mir ein freundlicher Umgang wichtig, so sollte ICH das tun.

Es hat etwa 3, 4 Monate gedauert – ist kein Patentrezept und bei anderen wird es vielleicht kürzer oder länger dauern – aber sie hat doch einfach nach und nach mein Beispiel nachgeahmt. Es war nicht leicht und ich bin hin und wieder "rückfällig" geworden – wie gesagt, ich bin auch temperamentvoll – aber so nach und nach hat sie gemerkt, dass es mir ernst ist.

Ich muss dazu sagen, sie weiß ganz offiziell, dass wir gegen Erziehung sind, für Freiheit in der Kindheit, dass wir einen gleichberechtigten Umgang wollen, dass ihre Freiheit da aufhört, wo die der anderen anfängt und so weiter (das war am Anfang auch noch so ein Thema – wo fängt die der anderne an und so, das musste sie auch erst lernen. Wie hätte sie das vorher auch lernen können, hatten WIR doch die Grenzen gesetzt bevor sie es spüren oder hätte sehen können). Wir unterhalten uns darüber und unser Bemühen hat sie sicher "mitgewertet" als sie sich entschied (diese Entscheidung war sicher schleichend und nicht wirklich bewusst), dass sie uns doch (wieder) vertrauen kann.

Um weitere Angebote neben Fernsehen zu bieten und weil ich das Gefühl hatte, sie wusste nicht so genau, was tun mit ihrer Zeit, haben wir eine Liste mit lauter Dingen gemacht, die man so machen kann. Kostenlose, zahlpflichtige Unternehmungen für zu Hause und außer Haus. Die Liste ist ellenlang, in Kleinschrift und fließtext füllt sie eine Din-A-4 Seite. Ich hatte unter anderem geschrieben: "anderen eine Freude machen" als Unternehmung :-) (so kann man Gutes "in den Weg streuen" ohne es aufzuzwingen, z.B.) Eines Tages war es DAS Ding, was sie machen wollte, das hörte sich gut an. Sie hat mit Papa Salzteig gebacken und sie haben Figuren gemacht, die sie, in der Weihnachtszeit, den Nachbarn verteilen wollte. Das hat sie dann auch gemacht, sie legte Sachen vor die Tür, klingelte und rannte weg! (sie traute sich nicht da zu bleiben) Das hat eine Welle ausgelöst, einen wahren "Trend" ;-) andere Nachbarn klingelten bei uns und hinterließen Kekse und Schokolade, rannten weg. Es ging eine Weile hin und her und alle machten sich anscheinend ein Späßchen draus :-) DAS war eine echte Erfahrung, die sich dann wiefolgt ausgewirkt hat: Erst kam die Erkenntnis (ganz ohne Zwang und Erziehung, nicht Mal vorgeschlagen haben wir das, gar nicht angesprochen, nix): "Wenn man anderen eine Freude macht, wollen sie auch einem eine Freude machen" – so ihre Interpretation. Das ganze hatte IHR auch total Spaß gemacht. Das wollte sie noch Mal machen. Zu Silvester sprachen wir in geselliger Runde mit unseren (erwachsenen und kinder-) Freunden darüber, was unsere "guten Vorsätze" fürs nächste Jahr wären. Meine Tochter sagte: sie will das nächste Jahr noch mehr anderen eine Freude machen, das hatte so viel Spaß gemacht. Eine Woche später erzählte sie mir von ihrem Entschluss, ab nun IMMER freundlich zu sein, denn sie habe entdeckt, wenn man freundlich ist, sind andere auch freundlich zu ihr. Wieso dass denn anderen Menschen noch nicht aufgefallen sei (lol). Wir redeten darüber, dass es doch sehr wohl vielen Menschen aufgefallen sei und so. Sie meinte, es wäre doch toll, man sei dan freundlich zu anderen, und die "erkennen" dann auch, dass wenn man freundlich ist, man Freundlichkeit zurückkriegt, und dann entscheiden sie sich auch, freundlich zu sein und so weiter, und am Ende wäre die ganze Welt freundlich... Wir redeten darüber, wie es auch andersrum funktioniert, wenn Menschen unfreundlich sind...

Was ich damit sagen will, es hat überhaupt nicht Erziehung und Verbot und Grenzen und Anschreien und "klar machen" oder sonst was gebraucht, damit sie das erkennt und selbst eine "gute Entscheidung" trifft.

Ich glaube jeder Mensch wünscht sich einfach nur Glück. Freundlichkeit fühlt sich gut an, ist also erstrebenswert. Es gibt an sich keinen Grund, das nicht machen zu wollen und allen Grund, es machen zu wollen.

Es gibt aber doch einen Grund, nicht freundlich sein zu wollen, nämlich dann, wenn man in seiner Freiheit eingeschränkt wird. Ich bin wirklich SO überzeugt davon, dass Freiheit essentiell ist, dass es uns wirklich bis an die Knochen stört, wenn uns jemand die Freiheit wegnimmt, dann werden wir einfach unfreundlich, egal in welcher Alterstufe wir uns gerade befinden.

Wenn wir unsere Freiheit haben, haben wir gar keinen Grund "böswillig" zu sein, und allen Grund, diejenigen nachzuahmen, die uns diese Freiheit gewähren, obwohl sie die Macht hätten, uns diese wegzunehmen.

Und genau diesen Menschen würde ich total vertrauen, wenn sie, obwohl sie körperlich wie geistig die Fähigkeit hätten, mich zu manipulieren und mich in meiner Freiheit einzuschränken, genau dies NICHT tun, aus Achtung vor meiner Würde, vor meiner Freiheit, aus Respekt zu mir einfach.

Deshalb sind wir Nichterzieher auch durchaus in der Lage, wenn es wichtig ist, Mal ganz deutlich unsere Meinung zu sagen. Deshalb vertraut mir meine Tochter, dass Zähneputzten echt wichtig ist. Oder dass sie sich einen bestimmten Film lieber nicht anschauen sollte, weil ich mir sicher bin, dass er ihr nicht gut tun würde.

Die Beziehung zwischen Eltern und Kind kann durchaus eine freundschaftliche sein, die auf GEGENSEITIGES Vertrauen beruht, anstatt auf meinem angeblichen Wissen, es besser für mein Kind zu wissen.

***Wir bieten ihr immer Möglichkeiten und Kompromisse an, eben weil wir sie als Persönlichkeit respektieren.***

Tut ihr eben nicht, meiner Meinung nach. Was ich oben beschrieben habe, dürfte meine Meinung erläutern. Wenn sie ein WG-Mitbewohner wäre, dann würdet ihr sie wirklich als Persönlichkeit respektieren MÜSSEN, und das würde sich nicht darin ausdrücken, dass ihr "Möglichkeiten und Kompromisse anbieten" würdet, sondern darin, dass von vorneherein alle Regeln von allen akzeptiert werden würden, bevor man sich über ihre Einhaltung unterhält, weil ihr sie von vornerein alle gemeinsam erstellt habt und nur solche zustande gekommen wären, mit denen alle einverstanden seid. Sollte sich das Einverständnis im Laufe der Zeit gändert haben, so würde man neu verhandeln.

Nun ist das Verhältnis zwischen Eltern-Kind natürlich nicht vollends mit dem zwischen WG-Mitbewohnern vergleichbar, aber im Bereich "jemanden als Persönlichkeit schätzen", finde ich das ganz treffend. Unterschied ist natürlich, dass ihr sie liebt, ihr das Beste für sie wollt und ihr schlicht und einfach euch eine Verantwortung aufgebürdet habt, ihr Leben zu meistern. Ihr habt Angst, dass es fehlt schlägt, dass sie ein schlechter Mensch wird und denkt, ihr wisst besser, was für sie gut ist. Ihr seid natürlich bemüht, Informationen über Fernsehkonsum und Folgen von sonstigen "Erziehungsfehlern" einzuholen.

Das Problem dabei ist immer, dass diese Informationen sich IMMER auf Studien oder Beobachtung von erzogenen Kindern beziehen, was natürlich ein ganz anderes Bild ergibt, als wenn man nichterzogene Kinder beobachten würde, von denen es leider nicht viele gibt und die, wahrscheinlich weil sie sich kontrolliert vorkommen würden, vielleicht gar nicht erst an solchen Studien teilnehmen wollen würden.

Die Informationen sammeln wir auch von unseren eigenen Kindern, und wenn wir erst Mal Freiheit geben -nachdem wir enigeschränkt haben wohlgemerkt– werden wir eben erst Mal nur Maßlosigkeit beobachten, was einfach beunruhigend ist.

***Und wir hören immer wieder, dass wir dem Kind viel zu viel Freiraum und Mitbestimmung geben.
Ich bin total verwirrt.***

Es tut mir echt Leid, dass du verwirrt bist. Normalerweise will ich mich gar nicht einmischen und normalerweise lese ich solche Dinge erst gar nicht, weil es eigentlich nichts bringt, sich solch eine Mühe wie ich gerade zu machen. Nichterziehung ist sooo ein weites Feld und eine Lebenseinstellung, die nicht in ein paar einfachen Postings widerzugeben ist.

Es ist keine Methode, die man einfach anwendet, sondern es ist eine Art, mit Kindern umzugehen, die sich aus einem Gefühl – für uns "Erkenntnis", für euch klingt das vielleicht überheblich, als müsste jeder zu dieser kommen – dass man so was Kindern einfach nicht antun DARF.

Ich zitiere einen Teil meiner eigenen Antwort dazu, wie ich zu Nichterziehung gekommen bin, um das zu erläutern:

"ich denke da immer an eine alte Schulfreundin, die
Vegetarierin war (ist), und auch wörtlich keiner *Fliege* was zu leide tun konnte (sie hat Fliegen im Glas gefangen und rausgelassen oder halt ihr Dasein akzeptiert).

Auf Fragen hin konnte sie das nicht anders erklären als mit weit offenen, fragenden Augen und der Antwort "...weil man doch nicht einfach ein Tier töten DARF... das geht doch nicht". Ich fand das
sehr beeindruckend (ich bin Fleischesserin), weil sie einfach keine großartigen andere Erklärungen brauchte, es war einfach ein tief-sitzendes Gefühl, dass es einfach "falsch" sei, sie KONNTE es einfach
nicht.

Abgesehen von ein paar noch verbleibenden schlechten (erzieherischen) Angewohnheiten, handle ich heute viel "instinktiver" einfach nach diesen Grundsätzen von Freiheit, Gleichberechtigung, Mündigkeit. Es kommt wie von selbst. Mehr und mehr beachte ich sie als vollwertiges Mitglied unserer Familie.

Meine Freundin, die meine Nichterziehung stark kritisiert und die Unmöglichkeit der 100%igen Gleichberechtigung bemängelte, hat mir weitere Bereiche aufgezeigt. Z.B., wenn ich Geld ausgegeben
habe, dann sagte ich "ich muss das mit meinem Freund besprechen" – wenn alle gleichberechtigt sind, müsste ich eigentlich sagen "ich muss das mit meinem Freund und mit meinen Kindern besprechen". Oder, wenn wir in den Urlaub fahren, dann müsste ich nicht einfach sagen "möchtest du in den Urlaub fahren? wird ein Heidenspaß", sondern
möchtest du in den Urlaub fahren? Wird sicher super – aber wir geben damit so viel Geld aus, von dem Geld könnte man dir auch ein halbes
Jahr Pony-Reiten bezahlen ;-)

Das ist wahrlich ein bisschen überspitzt, ich sehe das ein bisschen differenzierter, aber ich habe in jüngster Zeit immer mehr begriffen, worum es eigentlich geht. Ich "berücksichtige" nicht nur ihre Sicht der Dinge in MEINE Entscheidung, sondern WIR ENTSCHEIDEN GEMEINSAM - dabei "berücksichtige" ich was anderes: zum Beispiel, dass sie keine
Lust auf ellenlange Familienkonferenzen hat – das wird sich sicher ändern, je mehr sie daran Interesse hat. Solange entscheiden wir, berücksichtigen sie (aber ernsthafter als zuvor) und fragen gezielt
nach, und bei Protest kann man immer noch anders entscheiden – das ist gerade Situationsabhängig, weil sie eben keinen Bock auf lange Diskussionen hat, sie ist davon überfordert.

Das ist mein Job (einer meiner Jobs) als "Elternteil" – feinfühlig genug zu sein, solche Zeichen zu erkennen, etwa, dass sie in der Tat noch nicht bereit ist, wie ein Erwachsener an solchen "wichtigen" Diskussionen teilzunehmen."

***Doch, wir haben sie ernst genommen. Und wir zwingen nicht, sondern setzen Grenzen. Und ich habe ihr erklärt, dass sie kein TV mehr schauen darf, weil sie sich mit einer Sendung um diese Uhrzeit nicht zufrieden gibt.***

Nein, eben doch nicht ernst genommen. Was ist für dich der Unterschied zwischen Grenzen setzen und zwingen? Klingt für mich nicht nach großem Unterschied. Wozu würdest du eine Grenze setzen, wenn du nicht auch bereit wärest, diese Grenze dann durchzusetzen (=zwingen). Würde sich dein WG-Mitbewohner ernst genommen fühlen, wenn du "ihm Grenzen setzen" würdest, die du dann zur Not, wenn nicht eingehalten, aufgezwungen werden, "damit er was lernt"??

Die Erklärung, sie darf kein TV schauen, *weil sie sich mit einer Sendung nicht zufrieden gibt* ist auch keine ganze Wahrheit. Wie soll man sich ernst genommen fühlen, wenn einem ständig Halbwahrheiten oder gar Lügen aufgetischt werden?

Wie kommst du dir vor, wenn jemand versucht, dich zu manipulieren? Die Wahrheit ist, dass du Angst hast, dass sie die "Macht" an sich reißt, wenn du nachtibst. Und/Oder, dass sie Fernsehsüchtig wird. Oder dass sie schlecht beeinflusst werden könnte. Oder dass sie nie lernt, mit dem Fernsehen umzugehen. Oder, dass dich andere Eltern dafür kritisieren, wie du mit deinen Kindern umgehst. Es gibt so viel, wovor man Angst hat!

Wenn du sie wirklich ernst nehmen würdest, würdest du ihr genau diese Ängste erklären (du würdest nämlich davon ausgehen, dass sie dich wahrscheinlich versteht). Und dann würdest du mit genau der gleichen Attitude dir anhören, was sie dazu zu sagen hat. Sie würde vielleicht sagen: "hm, ich verstehe deine Sorge, aber mach dir um mich keine Sorgen" ;-) Das würde vielleicht dein WG-Mitbewohner sagen. Nicht, dass du das bei deinem Kind akzeptieren würdest auf Anhieb, aber das wäre richtig ernst nehmen. Sehr wahrscheinlich, in einer Anfangsphase, würde sie eben solche Dinge sagen, wie du sie schon gehört hast: lass mich einfach fernsehen, so viel ich will. Das klingt "unvernünftig" und für Erzieher wieder ein "Beweis", dass Nichterziehung nicht funktioniert. Aber kommt Zeit, kommt Vertrauen. Und dann ist eine Basis da, auf der man aufbauen kann. Hätte man von Anfang an nicht sich über das Kind erhoben, hätte man schon immer dieses Vertrauen und ein klares Nein wäre auch Mal einfach akzeptiert, genauso wie ein WG-Mitbewohner auch einfach Mal ein "nein" akzeptiert. Solange aber für sie "Fernsehen" = "Freiheit" bedeutet, ist keine Verhandlungsbasis da, weil einfach erst Mal das allerwichtigste für sie ist: die Freiheit wieder zu erlangen.

Das ist der Grund, warum alle Kinder erwachsen werden wollen, anstatt ihre Kindheit zu genießen – weil sie hoffen, dann endlich frei zu sein, sieht es für sie doch aus, als ob man, wenn man erwachsen ist, alle Freiheiten der Welt hat.

***Wir sind hingegangen. Ich habe nur nicht alles im Detail niedergeschrieben.***

Schön :-)

***Wir haben ihr angeboten, darüber zu reden, nicht nur einmal. Es war nicht möglich. Sie schrie nur, wir sollen sie in Ruhe lassen.***

Das habe ich bis vor 3 Wochen oder so auch oft (bis immer seltener) erlebt. Am Anfang vertraute sie auch einfach nicht darauf, dass bei einem solchen Gespräch irgendwas für sie rausspringen würde.

Später war es der Fehler, dass ich vor lauter Gleichberechtigung und ernst nehmen und so weiter unbedingt alles ausdiskutieren wollte. Sie ist aber noch nicht dazu bereit. Sie ist überfordert. Später werden Familienkonferenzen und große Verhandlungen vielleicht normal sein, heute zieht sie es vor, dass ich irgendwas entscheide unter Berücksichtigung aller Informationen die ich über ihre Vorlieben und Abneigungen habe, sie darüber in Kenntnis setze und sie dann aber noch die Möglichkeit hat, nein zu sagen und ihre Gründe dann dafür zu nennen. Dann nimmt man das als neue Information auf und sucht nach einer anderen Lösung.

Je nach Problem ist sie bereit, darüber zu reden. War sie voller Gefühle half es oft, sie wirklich in Ruhe zu lassen. Manchmal habe ich sie umarmt und war einfach nur da. Oder ich habe 10 Minuten gewartet, bin dann noch mal hingegangen und hab gar nichts gesagt, war einfach nur da. Wenn sie anfing zu erzählen habe ich erst Mal nur zugehört, ohne zu bewerten. Ich habe nur "hm", "aha" "oh" gesagt.

Am Ende, wenn ich einfach keine Lösung wusste, die auch für mich akzeptabel sein würde, habe ich eben das gesagt – dass ich gerade keine Ahnung habe und wir uns was für die Zukunft überlegen müssten, aber eben nicht gleich. Manchmal kommt die Inspiration für eine super Lösung erst dann, wenn man losgelassen hat.

***Ich habe ihr erklärt (auch mein Mann), dass sie uns nicht egal ist und wir sie lieben. Aber wie wäre es für das Kind, wenn ich sagen würde,“Tut mir leid. Ich hab alles falsch gemacht und mache das nie wieder?“***

Es wäre super für ein Kind. Meine Tochter war unendlich dankbar, als ich ihr erklärte, ich hätte vieles falsch gemacht in der Vergangenheit und dass ich nun wollte, dass meine Kinder in Freiheit aufwachsen. Dass es schwierig werden würde, nun miteinander auszukommen, aber dass ich mir Mühe geben würde etc.

Sie ist sooo dankbar, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Sie sagt oft, das sie es toll findet, dass ich mich "für Kinder einsetze" (O-Ton).

Es ist einfach unglaublich, wie sehr sie seit kurzem auf MEINE Bedürfnisse achtet (etwa Mal meine Ruhe zu haben oder sonst was) - und das nur, weil ich auf ihre Bedürfnisse achte.

Ganz ohne meine Bedürfnisse einzufordern! Na ja.. ein bisschen habe ich es schon gemacht, ich habe jedenfalls natürlich zu verstehen gegeben, das sich auch welche habe. Nicht nur sie ist gleichberechtigt ;-)

***Ok, wenn ich das gedacht hätte und es wäre eine andere Situation – vielleicht. Aber nicht in dieser. Ich habe mich schon oft bei ihr entschuldigt und Fehler zugegeben.***

Schön :-)

***Ja, und ich will es MIR in Fleisch und Blut übergehen lassen, dass ich nicht mehr laut werde. Nicht ihr.***

Das hatte ich richtig verstanden.

***Aber ich möchte auch von ihr, dass sie lernt, in einem entsprechenden Ton zu reden. Sie darf toben, sie darf wütend, traurig und zornig sein, sie darf das auch ausleben, aber sie darf ihre Wut nicht an mir auslassen. Sie darf zu mir kommen, ich tröste sie, ich halte sie im Arm – wenn sie es will.***

Ich kann sehr sehr gut verstehen was du sagst. Ich wollte auch, dass sie "lernt" im entsprechenden Ton zu reden. Allerdings denke ich heute, dass sie das einfach von alleine gelernt hat. Bzw. sie konnte es schon immer, und das kann deine Tochter sicher auch! hast du sicher oft erlebt (und fragst dich, warum sie das nicht immer tut, einfach?) – sie sah nur keinen Bedarf, keinen Grund, es anzuwenden.

Da ich heute mit ihr im normalen Ton spreche, tut sie das auch mit mir. Da ich sie respektiere, respektiert sie mich auch. Respekt ist nicht etwas, was du einfordern kannst, meiner Meinung nach. Es sich verdienen ist auch nicht das richtige Wort, denn jedes Baby sollte schon von vorne rein Respekt erhalten.

Wenn man es schon verloren hat ist es jedenfalls etwas, das entsteht, und das sicher nicht, wenn man respektlos gegenüber anderen ist. Sicher, du findest es vielleicht gegenüber deiner zukünftigen erwachsenen Tochter sehr respektvoll, dass du in ihrer Kindheit darauf geachtet hast, dass sie ein guter Mensch wird, damit sie in Zukunft glücklich ist.

Leider wird dabei nicht beachtet, wie das beim Kind ankommt. Das Kind, im Jetzt lebend, sieht in diesem Jetzt überhaupt nicht, dass die Respektlosigkeit heute irgendwelche Vorteile in der Zukunft haben wird, und wird, egal was du machst mit den besten Absichten, deine Handlungen einfach als respektlos empfinden. Egal wie gut "begründet" sie sind.

Wenn deine Tochter HEUTE im Jetzt glücklich mit dir und in ihrem Leben ist, ist das die BESTE Voraussetzung, dass sie auch in Zukunft ein ausgeglichener und glücklicher Mensch ist. Daher ist es wichtig, dass sie HEUTE respektiert wird, bzw. dass sie sich respektiert vorkommt, und das gelingt natürlich nur, wenn man das auch tatsächlich tut.

Ich finde es total legitim, dass sie ihre Wut an dir auslässt. 1. hast du ihr nichts anderes vorgelebt und ich würde ein bisschen mehr Geduld erwarten und nicht gleich "bestrafen"/alleine lassen, dass sie es nicht gleich hinkriegt sobald DU für dich entschiedn hast, dass du von nun an ein besseres Vorbild sein willst. 2. hast du ihr "Tools" gegeben, mit ihrer Wut umzugehen, oder hast du diese lediglich verachtet?

Du sagst, du hast ihr gesagt, du verstehst ihre Wut. Ich glaube nicht, dass du WIRKLICH ihre Wut VERSTEHST, denn dazu – natürlich nur aus meiner nichterzieherischen Sicht – müsstet du *verstehen*, dass sie in Wahrheit darüber wütend ist, dass ihr die Freiheit genommen wurde.

Ich würde also erweitern: Sie darf toben, sie darf wütend, traurig und zornig sein, sie darf das auch ausleben. Am Anfang würde ich es "zulassen" (eher: akzeptieren/verstehen), dass sie das sogar an dir auslässt – aber nur, weil du vertraust, dass sich das geben wird (es wird nicht so aussehen, als ob es sich geben wird!) Sie hat doch nur dich.

Du kannst natürlich sagen, dass du das nicht magst, und dass es dich verletzt. Du kannst ihr sagen, dass du Angst hast, dass sie das immer macht, wenn du nichts dagegen unternimmst. Du kannst sie in ruhiger Minute fragen, ob sie eine Idee hat, was du machen könntest, wenn sie wieder das Bedürfnis hat, ihre Wut an dir auszulassen.

Ich habe unglaubliche Lösungsvorschläge erlebt, als ich so GANZ ehrlich zu meiner Tochter war. Wenn ich nicht mehr sicher war, wenn ich mit meinem Latein am Ende war, wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich diese Situation meistern könnte, habe ich genau das zu ihr gesagt. "Die Situation stört mich. Ich habe das Gefühl, ich müsste was ändern, aber ich weiß nicht was." Ich fragte sie – wie eine Freundin - um Rat. Diese Haltung ist WIRKLICH die "Persönlichkeit achten" – denn auch das würde man mit Erwachsenen tun. Es gibt übrigens eine Bewegung, die sich "taking children sierously" nennt. Kannst mal googeln, ist allerdings alles auf Englisch.

/Ein Baby, wenn es schreit und man will, dass es ruhig und normal wird, schaukelt man und überschüttet man mit Küsschen und Liebe. Wieso nicht auch ein großes Kind? versuch es Mal – sie werden von jetzt auf gleich ruhig.. /

**Was sollte ich tun, wenn ich es versucht hatte, sie es aber nicht zulässt? Wenn sie die Tür vor meiner Nase zuschlägt und „Arschloch“ brüllt?***

So was ist mir auch passiert. Dann wartest du einfach und gehst 10 Minuten später rein. Du setzt dich hin und bist einfach da. Du kannst von deinen eigenen Gefühlen und Ängsten erzählen – wie eine Freundin – ohne SIE zu bewerten oder zu verurteilen oder ihr VOrschriften zu machen, wie sie ihre Gefühle zu handhaben hat. Oder schreibst einen Brief. Egal ob sie gut lesen kann oder nicht. Sie kommen dann zu einen und fragen, was da steht. Das klappt ganz super!

***Mein gott, so herzlos bin ich nicht.***

Sorry, dass ich dich so nieder gemacht habe. Ich glaube nicht, dass du herzlos bist. Du hast ja selbst gesagt, dass du vor Liebe überquillst. Das kannst du nutzen! Ich weiß, dass sich das alles irre anhört.

Versuch es an einem kleinen "Experiment", gib irgendwas frei und gibt dem mindestens 6 Monate Zeit. Ich weiß nicht, ob es klappt, wenn man ansonsten die Einschränkungen dabei belässt.

Vielleicht könntest du einfach die Süßigkeiten frei geben. Oder irgendwas anderes, was dir nicht soo wichtig ist. Vielleicht siehst du dann, dass es doch geht. Am Anfang erlebst du eine extrem Maßlosigkeit (bei uns waren es 16 Giotto-Packungen an einem Tag, Nutella-Orgien...), dann Selbstregulierung. Gerade heute hat meine Tochter aus einer Corn-Flakes Packung die Ernährungspyramide ausgeschnitten und sie in die Küche gehängt und sich von mir noch mal genau erklären lassen. Sie isst seit ein paar Tagen keine Süßigkeiten mehr, weil sie sie "zu süß" findet. Noch nicht Mal Nutella, das war das letzte, was übrig geblieben war. Ich fragte sie, ob das damit zusammenhing, dass sie so viel von allem gegessen hätte. Ob es von mir falsch gewesen sei, alles so frei zu geben, dass ihr davon so übel wurde (ihr war ein paar Mal übel davon geworden, Giotto-Packungen kann sie noch nicht Mal SEHEN), dass sie jetzt gar nichts mehr isst. Sie meinte O-Ton: "Nööö... das glaube ich nicht. Also.. es könnte sein, aber... War ja trotzdem meine Entscheidung. Ich finde es auch gut, weil ich jetzt nur gesunde Sachen esse, und außerdem heißt es ja nicht, dass ich für immer keine Süßigkeiten esse." Dann schnitt sie die Pyramide aus und fand es total gut, dass sie eh schon viel von den guten Sachen isst.

Das heißt nicht, dass jedem nichterzogenen Kind übel von Schokolade werden wird oder es Interesse an Ernährungspyramiden zeigen wird ;-). Sie wird auch sicher wieder irgendwann Süßigkeiten essen. Wichtig ist einfach die Freiheit und das Vertrauen, dass Kinder selbst ihre Schlüsse ziehen können und diese nicht zwangsläufig unvernünftig sein werden. Wir können da sein und sie dabei unterstützen und ihnen ihre Fragen beantworten.

***Auch das habe ich gemacht: „Du bist jetzt ziemlich sauer, oder?“ Ihre Antwort war gebrüllt „Stinksauer – und jetzt lasst mich in Ruhe.“***

Ja, kann ich auch verstehen. Manche Kinder und viele Erwachsene brauchen erst Mal ihre Ruhe. Allerdings, wenn sie so getobt hat, wollte sie sicher auch gehört werden. Sie will Ruhe von der Freiheitseinschränkung und in ihren Bedürfnissen gehört werden :-) Gleichzeitig hat sie aber kein Vertrauen, dass ein Gespräch wirklich was bringt, weil die Gespräche wahrscheinlich letztendlich doch nur Pseudo sind, weil es dann eh so gemacht wird, wie ihr entscheidet (der Fernseher blieb aus).

***Und als sie fragte, ob wir über sie gelacht haben, da sagte ich ihr, dass ich lachen musste, weil Papa laut gepupst hatte und ihm das sehr peinlich war. Da musste sie dann auch lachen.***

Hä? Ich dachte, dein Mann hätte nur verdutzt geguckt. Wieso hast du sie angelogen? :-( Sie hat es jetzt nicht gemerkt, aber deine Grundhaltung ist einfach schon Mal so, dass es OK ist so was zu tun.

***Mit Sachlage (war wohl blöd ausgedrückt) meinte ich, dass wir ein Gespräch führten. Sorry, aber ich wollte keine Romane schreiben, weil ich denke, das liest dann keiner. Also – ich fragte sie: „Du bist jetzt sehr wütend auf uns, nicht wahr? Wütend und traurig und kannst wahrscheinlich nicht verstehen, warum wir uns so verhalten?“***

Guter Ansatz.

***Sie nickte und fragte,warum wir sie heute kein Fernsehen mehr schauen lassen. Dann erklärten wir es ihr und fragten sie, ob sie das verstehe. Sie sagte dann „Okay, können wir es vielleicht morgen noch mal probieren.“ Klar können wir das.***

Könnte ich nicht als Erfolg werten, weil sie nach und nach einfach nur resigniert. Klar könnt ihr morgen noch Mal probieren. Sicher wäre es ihr lieber gewesen es gleich zu probieren und auch gleich alle ihre Recht beachtet zu bekommen. Aber sie weiß ja, was dann kommt. Ihr habt die Macht. Und je mehr sie das begreift, desto mehr resigniert sie und die Erziehung hat scheinbar funktioniert. Mehr und mehr denkt sie "es hat eh keinen Sinn, meine Eltern verstehen mich nicht". Irgendwann begreifen sie vielleicht den Sinn der ganzen Erziehungsmaßnahmen, aber das, aus meiner Sicht, trotz Erziehung und nicht wegen. Sie hätten es auch so verstanden und das sehe ich täglich bei meiner Tochter.

Es ist so offensichtlich, dass "normale" soziale Verhaltensregeln wichtig für ein glückliches Miteinander sind, dass es eigentlich unverständlich ist, dass man das noch irgendwie "beibringen" muss. Einfach vorleben und warten, bis es geschieht reicht vollkommen aus, geht kampflos und ist repektvoll.

***Mit „Sachlich bleiben“ meinte ich, keine langen, auschweifenden lauten Reden führen.***

Das ist gut, wenn es deine Tochter nicht verträgt. Meine mag es auch nicht und bringt eh nichts. Sie schaltet ab. Aber so was war auch schon so lange nicht mehr "nötig", weil wir ganz normal reden.

***Das hat nichts mit der Verbalisierung von Gefühlen zu tun. Ich habe auch nicht vor, meine guten Gefühle unter Verschluss zu halten, sondern nur, mein aufbrausendes Temperament in den Griff zu bekommen.***

Das ist gut, wenn es wirklich nur um DEIN Temperament geht. Sobald du IHREN "in den Griff" kriegen willst, ist das respektlos :-) Du kannst höchstens "Tools" geben, wie sie das hinkriegen könnte, wenn sie das überhaupt will. Zum Beispiel ihr erzählen, wie DU das schaffst. Was DIR hilft. Wie es andere schaffen. Du könntest dich darüber informieren, was man alles machen kann, und was für Kinder geeignet ist.

***Da muß ich dir wiedersprechen.***

Ich dir auch :-)

***So ist das Leben nicht.***

Eben doch. So ist das ganz genau. Jeder Erwachsene hat die Freiheit, zu tun, was er tun will. Das bedeutet auch, dass er die Freiheit hat, sich an bestimmte Regeln zu halten – oder eben nicht. Die FREIHEIT hat er immer – die Regeln können trotzdem existieren. Der Erwachsene ENTSCHEIDET, ob er es tun will, und das tun die meisten einfach, weil sie die Regeln für sinnvoll erachten.

Ich MUSS nicht das Klo putzen, aber ich WILL es, weil ich die Konsequenzen nicht tragen will (stinkendes Klo). Ich muss nicht an den Tisch gehen, aber ich will es, weil ich sonst alleine esse, oder weil ich gerne mit der Familie bin.

***Das Leben existiert zu einem Teil aus Regeln, an die man sich halten muß.***

Die Menschen erschaffen Regeln, um sich das Leben zu erleichtern. Diese "Regeln" sind aber nicht zwingend einzuhalten – nicht Mal diejenigen, die vom Gesetz her durch bestimmte Maßnahmen bestraft werden. Es erscheint so, als ob es "gezwungen" wäre, aber es ist nicht so. Du kannst trotzdem entscheiden, irgendein Gesetz (=Regel) nicht zu beachten, nur musst du die Konsequenz dann halt tragen. Das nimmt man aber mitunter in Kauf. Wenn du zu schnell fährst, nimmst du in Kauf, dass du eventuell erwischt wirst und wirst sicher keinen Einspruch erheben, wenn du dann geblitzt wurdest und zahlen musst. Und gewissen Freiheitskämpfern haben wir es zu verdanken, dass sie damals das Gesetz sogar extra gebrochen haben, um die Arbeiter von langen Arbeitszeiten und schlechter Bezahlung zu "befreien".

Du *musst* gar nichts. Du machst es gerne, wenn es für dich Sinn ergibt. Das erklärt auch, dass du es manchmal für sinnvoller hältst, im Parkverbot zu stehen oder sonst irgendein Gesetz zu brechen oder eine gesellschaftliche Regel zu brechen.

Wenn du freudig die Regeln einhältst, die du für richtig hältst, ist die Chance hoch, dass dein Kind dir folgen wird, solange es in deren Nichteinhaltung nicht den Inbegriff von "Freiheit" sieht. Wenn Nichteinhaltung eine ECHTE Option ist, der mit Akzeptanz und Verständnis begegnet wird, wirst du erstaunt feststellen, wie sehr dein Kind sich doch an euch orientiert und nur bestimmte Dinge nicht für sich für sinnvoll sieht – oder noch nicht.

***Steht das Essen auf dem Tisch, wird gegessen. Wer nicht zum essen erscheint, weil er keine Lust hat oder bockig ist, der isst eben nicht mit.***

"Isst eben nicht mit" ist eine logische Konsequenz. Kommt darauf an, wie du das weiter spinnst. Darf dein Kind dann gar nichts essen? Das ist dann nicht mehr logisch denn es ist durchaus machbar, später alleine zu essen. Muss das Kind das Essen dann kalt essen? Das ist ein bisschen logisch, man könnte dem Kind aber entgegenkommen in seinem Wunsch, später alleine zu essen (schließlich ist das auch eine Erfahrung, die erfahrenswert ist – was lässt dich glauben, dein Kind würde für immer wählen, lieber für immer alleine zu essen, wenn doch gemeinsam essen für die meisten Menschen wichtig zu sein scheint, wie so weit ich weiß alle Kulturen es zu tun scheinen?) und man könnte ihm das Essen erwärmen oder wenigstens zeigen, wie man das selbst tun kann (Mikrowelle oder so). Man könnte es sogar später begleiten, sofern man Lust und Zeit hätte.

Wenn du dein Kind an den Tisch zwingst läufst du eventuell Gefahr, dass es viele andere Dinge lernt, außer, dass gemeinsames Essen eine tolle Sache ist, nämlich z.B., dass ihr Macht habt und sie einsetzt, dass am Tisch essen überhaupt keinen Spaß macht (schließlich macht es nicht Spaß, wenn man es gerade nicht will), dass nicht am Tisch essen = Freiheit bedeutet, dass ihr ihre Wünsche nicht beachtet, sobald sie nicht mit EUREN Vorstellungen eins sind, dass ihre Wünsche eventuell "falsch" sind und sie dadurch auch "nicht richtig" ist und dass mit mir womöglich "etwas nicht stimmt", so etwas auch nur in Erwägung zu ziehen.

***Sorry, wo soll das hinführen, wenn ich den Sonntagsbraten ins Zimmer meiner tochter schleppe oder wir alle nichts essen, bis das Kind Hunger verspürt?***

So überspitzt muss es nicht sein. Es führt zu Freiheit. Wenn du dazu keine Lust hast, ist das deine persönliche Grenze, die du auch gar nicht aufgeben musst. Wenn es halt so ist, dass sie dann alleine essen muss, ihre Sache, ihre Entscheidung. Das hat überhaupt nichts mit "Regeln" zu tun, die man "einhalten muss", sondern einfach damit, dass du deine Zeit anders gestalten willst. Das ist zu akzeptieren, schließlich bist auch DU frei.

DAS sind die wahren, natürlichen und logischen Grenzen, die ständig vorkommen im gemeinsamen Leben, und sich mit diesen zu beschäftigen ist VIEL verständlicher als mit komischen Regeln, etwa, dass ALLE angeblich um 19:00 essen müssen (oder wann auch immer) "weil sonst X". Es gibt so viele vorprogrammierte Konflikte zwischen Menschen, die unter einem Dach leben – vor allem unter solchen, die unter einem Dach leben *müssen* ;-) dass es unnötig ist, zusätzliche "Grenzen zu setzen".

Bei uns, am Anfang, hat sie jeden Tag vor dem Fernseher gegessen. Das habe ich nicht toll gefunden und ich war enttäuscht. Aber ich habe Mal abgewartet. Heute isst sie (fast) immer mit uns. Sie findet es TOLL mit uns zu essen und sie genießt, dass wir dabei Spaß haben. Es ist schon lange nicht mehr vorgekommen, dass sie woanders essen wollte. Sie hat wohl gemerkt, dass mit uns essen und quatschen, sehen, wie sich der Kleine (1 Jahr alt) entwickelt und was er für süße, lustige Sachen macht, sich lohnt und Spaß macht.

Es war IHRE Entscheidung und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Kind nach einer solchen Erfahrung je entscheiden würde, dass es wirklich für immer alleine essen wollen würde. Aber selbst wenn – seine Entscheidung. Dein Kind ist ein anderer Mensch. Nicht dein Klon und nicht deine frei modelierbare Knetmasse.

***Nebenbei – Hin und wieder veranstalten wir ein „Schweineessen“. Da wird dann was gekocht, was mit den Fingern gegessen werden kann und wir setzen uns alle auf eine große Tischdecke auf den Boden. Gelegentlich sind auch Freundinnen von ihr dabei und wir haben alle einen Heidenspaß.***

Das ist eine super Idee!! Das werde ich mir merken und Mal vorschlagen. Ist sicher total cool. Danke für diese Idee!

***Konsequent liebevoll! Du hast Recht – das gefällt mir viel besser.***

*Phew*

***Aber auch hier: Konsequenz muß auch sein, ganz einfach, um ihr eine Verlässlichkeit zu bieten, in der Hinsicht, das es eben Dinge gibt, über die nicht verhandelt und nicht diskutiert wird (Zähneputzen, Schule gehen, an der Ampel warten, usw.).***

Wir diskutieren über all die Sachen. Hm, nee, Ampel stand nie zur Diskussion aber das würde ich auch zulassen. Schließlich dürfen Erwachsene auch über rote Ampeln gehen. Warum? es wäre sogar in der Tat besser, man würde den Kindern sogar beibringen, RICHTIG über Rot zu gehen.

Über Schule diskutieren wir immer noch. Über Zähne eigentlich nicht mehr. MIR ist es wichtig, ihr war es nicht so wichtig. Weil es MIR wichtig war, habe ich ihr MEINE Bedenken erklärt. Ich habe versucht herauszufinden, was es ist, was sie am Zähneputzen stört. Alleine sein war ein Punkt. Stell dir vor, DREI Minuten lang, für ein Kind eine Ewigkeit. Meistens alleine (bei uns jedenfalls war es so), 3 Minuten, an denen man sich überlegen konnte, was man alles mit der Zeit hätte anfangen könnten. Trödeln vorprogrammiert!

Anfangs haben wir zusammen Zähne geputzt. Dann stellte sich der zweite Punkt heraus: sie ist zu faul :-) Dann hab ich geputzt. Seitdem putze ich. Ich habe ihr gesagt – es ist ihre Freiheit, ob sie Zähne putzen will oder nicht. Aber sie trägt auch die Konsequenzen und ich habe sie ihr aufgezählt: Zahnersatz, Lücken, Bohren etc. Das wollte sie nicht.

Aber putzen auch nicht. Daher putze ich, damit bin ICH einverstanden (wenn das MEINE Grenze brechen würde, würde ich es nicht machen). Eine andere Lösung wäre vielleicht eine elektrische Zahnbürste.

Blah, ich weiß, Motorik, und sie müssen es doch selbst lernen.... also wenn Erwachsene, die ihren starken Arm verloren haben, trotzdem noch mit dem anderen Arm lernen zu schreiben, Zähne zu putzen oder sogar bei Verlust beider Arme mit den Füßen das gleiche zu tun – sehe ich echt kein Problem, dass sie das später nachholt. Außerdem glaube ich eh nicht, dass sie das für immer so handhaben will.

Kannst du dir vorstellen, mein 15-jähriges Kind will noch die Zähne geputzt bekommen ;-) Sicher nicht. Ich mache das gerne, weil es mir wichtig ist. Sie lässt sie sich gerne putzen. Über Zahnarzt hat sie gestern gesagt (es steht ein Besuch an), dass sie nicht hinwill, aber eigentlich auch doch. Weil sie vor einem Monat partout nicht wollte, haben wir den Termin verschoben. Sie will dieses Mal hingehen (aber, wie viele Erwachsene, auch irgendwie doch nicht).

Ich finde es auf jeden Fall respektlos, wenn irgendjemand egal wer bestimmt, über was man seine Meinung äußern darf und über was nicht. Freie Meinungsäußerung – wohl nur für Erwachsene :-( Echt gemein! Sorry!

Es ist aber LÄSTIG, ja, zu diskutieren. Es ist anstrengend zu kämpfen, ja :-) Es ist auch nervig, ständig Sachen zu erklären. Aber so ist es halt. Wir haben Kinder geboren und sie sind arbeitsaufwändig :-) Sollen wir sie konditionieren, wie einen Hund, damit sie uns nicht so sehr zu Last fallen??? gemein!

***Wir diskutieren und verhandeln gerne und oft. Freunde von uns sagen, sogar viel zu gerne und viel zu oft. Aber es gibt Dinge, die sind, wie sie sind und da gibt’s nix zu diskutieren.***

Alles ist verhandelbar und für alles gibt es mehr Lösungen als nur zwei. Diese Art von Lebenseinstellung erfordert zugegebenermaßen viel Kreativität.

***Dein Beispiel, wie das Kind sich fühlt aus der Sicht des Kindes, fand ich klasse. Ich habe es genauso empfunden.
Aber bitte, spiele genau solch eine Situation mal durch mit einem Kleinkind, dass an der Supermarktkasse nach dem Schokoladenriegel verlangt, der direkt vor seiner Nase im Regal liegt. Die Mutter wird es nicht gestatten und das Kind bekommt einen Wutanfall. Ich glaube, die Gefühlswelt des Kindes wird ähnlich sein.***

Jaa!! Und es ist TOTAL gemein, dass sie den ganzen Einkaufswagen voll hat und das Kind keinen Schokoriegel kriegt. Es ist auch schon gemein, dass sie dem Kind wahrshceinlich die Süßigkeiten kontrolliert, und es ist auch nicht gleichberechtigt, dass die Eltern über das Budget frei verfügen können und die Kinder überhaupt keine Rechte darauf haben. Wie du siehst, ich sehe es aus einer ganz anderen Sicht und ich finde, das Kind hat total Recht, sich so zu fühlen. Es gibt keinen plausiblen Grund, den Schokoriegel nicht zu gewähren. Es besteht keine Gefahr. Es besteht große Gefahr, sich in solche Machtkämpfe einzulassen. Man riskiert das Vertrauen, man riskiert die Beziehung und man riskiert, dass das Kind einen völlig falshcen Eindruch von Freiheit bekommt.

***Und Nein, du hast mich nicht fertig gemacht – nur zum Nachdenken angeregt.***

:-)

Gruß
Johanna

 
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