Rund um die Erziehung

Rund um die Erziehung

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von solelo am 09.01.2007, 4:12 Uhr

Gefühle (@Makira)

Hallo Makira,

Du hast mich zwar ignoriert und wahrscheinlich interessiert dich meine Meinung null :-) aber das ist egal. Vielleicht können andere was aus diesem Posting ziehen. Ich muss allerdings sagen, er ist sehr sehr hart. Ich kritisiere zu 100% deine Entscheidung und deine Maßnahmen. Aber das ist natürlich deshalb, weil du 100% erziehst und ich 100% nichterziehe. Ganz klar gehen da unsere Meinungen auseinander. Trotzdem kann ich es dieses Mal nicht lassen, meinen niederschmetternden Kommentar abzugeben. Wenigstens, um eine andere Sichtweise zu streuen. Nehme sich jeder, was er mag.

***Heute war ein harter Abend: Sie hatte Fernsehverbot (schon seit drei Tagen). Heute Abend war dies Verbot vorbei und wir sagten ihr, sie dürfe eine halbe Stunde ihre Lieblingsserie schauen. 
Wir dachten, sie freut sich. Nö. Sie setzte eine Sauermiene auf und verlangte!, noch mehr schauen zu dürfen. 
Ich war erstmal baff, sagte aber dann ruhig, "NEin". Da flippte sie aus, schrie mich an "Gemeine Mama" usw. Ich sagte ihr ganz ruhig, leise und freundlich, daß es dann eben heute kein Fernsehen gäbe, wenn das Fernsehen solch einen Streit verursacht. 
NAchfolgend hatten wir ca 1 Std. lang ein tobendes Kind. Nicht untertrieben. Sie brüllte viele Nettigkeiten in unsere Richtung, auch das wir "ihr Leben zerstören mit Fernsehverbot", wir sie nicht liebhaben, daß sie uns egal wäre usw, usw. 
Sie kam sogar zu mir, stellte sich vor mich und schrie mich an, daß ich wohl nix mehr mit ihr zu tun haben will. Ich sagte ihr nur kurz (und leise), daß ich gerne mit ihr rede, wenn sie ruhig und normal mit mir rede. Dann ging ich einfach aus dem Zimmer. Sie stampfte in ihr Zimmer, tobte weiter, warf Klamotten von mir auf die Treppe. Wir haben es ignoriert.
Wir richteten das Abendessen, sagten ihr Bescheid, daß es nun Essenzeit ist und wir Hunger haben und wir jetzt mit dem Essen beginnen. 
Was soll ich sagen? Mein Mann und ich saßen eine halbe Stunde beim Essen und unser Kind tobte kräftig weiter. Irgendwann sagte ich zu meinem Mann "Jetzt lach doch ma". Er schaute mich verdutzt an und darüber musste ich dann lachen. Unsere Tochter brüllte "Jetzt lacht ihr noch über mich" Kurz darauf kam sie runter, setzte sich mit Leidensmiene zu uns und wir bekamen wieder die Kurve. 
Wir erklärten ihr die Sachlage kurz und seitdem ist die Welt wieder in Ordnung - obwohl der Fernseher ausblieb.

Ich denke, wir werden auf diesem Weg weitermachen und ich werde mich immer erst an meine Nase fassen und mir Ruhe und Gelassenheit solange vorbeten, bis es in Fleisch und Blut übergegangen ist.***

-> Ich find's sooo traurig. Ich hoffe, er geht nie in Fleisch und Blut über und dein Instinkt, welches sich in deinem "miesen Gefühl" äußert, siegt. Es gibt so viele Möglichkeiten, und für euch kommt nur eine in Frage. Warum nicht eine liebevollere wählen?

Kein Wunder, dass ihr euch im Kampf befindet. Eure neue Strategie befolgend - wer weiß, ihr werden den Kampf vielleicht gewinnen, und dann vielleicht für immer das Vertrauen von eurer Tochter verlieren.

Es ist egal, ob IHR findet, dass ihr "nicht gemein" seid, dass ihr "richtig" handelt und das es "nur zu ihrem Besten" ist. Einzig ist entscheidend, wie *sie* sich fühlt – und das gibt sie so deutlich zu verstehen – und doch kann ich es nachvollziehen, dass ihr es nicht seht, habe ich es doch damals auch nicht gesehen.

Es ist so traurig, immer wieder zu sehen, wie Erwachsene davon ausgehen, dass Kinder irgendwie "böswillig" sind oder irgendwas "falsch" machen, was man "korrigieren" muss.

Kinder tun ihr BESTES, die ganze Zeit – genauso wie du und ich. Wir versuchen immer, unser Bestes zu tun, und wenn es nicht gelingt, gerade als Kind, sind wir verzweifelt.

Wieso sollte die Natur es so eingerichtet haben, dass Kinder quasi automatisch "gegen" ihre Eltern sind und dass man sich möglichst "nicht" anpassen sollte?? Die extreme Vollkommenheit, die die (unberührte) Natur aufweisen kann sollte ein Hinweis sein, dass das Eltern-Kind-Verhältnis sicherlich ganz genauso vollkommen "gedacht" war, wie jedes Eltern-Kind-Verhältnis in der Tierwelt.

Glaubst du ernsthaft, die Natur hat es so vorgesehen, dass man sich ständig mit dem Kind streiten sollte, dass man ständig mit dem Kind einen Machtkampf führt etc.? Die Natur hat also vorgesehen, dass man die Kinder zu Gehorsam erziehen muss und ihnen Grenze und Verbote aufstellen muss, damit sie zu "richtigen" Menschen werden können?

/Zitat Willibald Papesch/
"Der zentrale Denkfehler sowohl bei Erziehung als auch bei Nichterziehung liegt im Begriff “Gehorsam”. Die Erziehung erzwingt Gehorsam, weil sie dies für unerlässlich hält; Nichterziehung lehnt – zu Recht – Gehorsamserziehung ab.

Gehorsam aber ist der falsche Begriff, der falsche Denkprozesse und Lebenshaltungen auslöst. Der richtige Begriff lautet “folgen”: Kinder wollen und müssen – wie jedes Jungtier dem Muttertier – den Eltern folgen im Sinne von nach-folgen. Sie erwarten deshalb natürlicherweise, dass die Eltern ihnen auf dem “richtigen” Wegen vorangehen, also “Führung” übernehmen. Wie anders sollten sie denn sonst all jene Dinge lernen, die zum Überleben in ihrer jeweiligen Umgebung erforderlich ist: der Eskimo, der Mitteleuropäer, der Tuareg… ?

Kinder werden  mit einer natürlichen Folgebereitschaft (Lernbereitschaft) geboren; die elterliche Bereitschaft zur Führung passt dazu wie der Schlüssel zum Schloss. Die negative Seite dieser ur-menschlichen Folgebereitschaft ist die fast grenzenlose Bereitschaft zum Mitläufertum"
/Zitatende/

So stelle ich mir das schon eher vor. Und das hast du auch selbst beobachtet - das Schreien und Laut werden hat sie von dir. Daher willst du jetzt ruhiger werden. Das ist ein guter Schritt.

Was zeigst du ihr, was lebst du ihr vor, wie führst du sie an, wohin wird sie dir folgen, wenn du sie ignorierst, wenn du hart bleibst, wenn du auf deine eigenen Gefühle nicht achtest, wenn du herumkommandierst, wenn du dich nicht auf Diskussionen einlässt, Verbote austeilst, einfach aus dem Zimmer gehst, kurz, deine Macht ausübst gegenüber einem zwar nicht wehrlosen, wie es aussieht, aber jedenfalls schwächeren MenschenKind, was offenbar nicht die gleichen Rechte wie du hat?

Du zeigst ihr, dass man Leute und ihre Gefühle ruhig ignorieren darf,
dass man hart bleiben muss/soll,
dass man sogar seine eigenen Gefühle ignorieren sollte,
dass man andere Herumkommandieren darf,
dass man beliebig gesprächsbereit sein darf, egal ob andere mit einem ein Problem haben oder nicht,
dass man anderen was verbieten darf,
dass aus dem Zimmer gehen/flüchten gute Lösungen sind
dass man seine Macht gegenüber Schwächeren ausüben darf,
dass man Kinder respektlos behandeln darf (das wird sie sich merken, bis sie Erwachsen ist)
und dass, entgegen den Menschenrechte, nicht ALLE Menschen die gleichen Rechte haben – oder aber, dass Kinder keine Menschen sind.

Es ist wirklich egal, was du für Ziele hast – ich bin mir 100%ig sicher, dass du deine Tochter über alles liebst und nur das Bestmögliche machen willst. Aber es geht ja eigentlich ums KIND. Und fürs Kind ist letztendlich doch nur entscheidend, was dein *Kind* daraus zieht, was es lernt und vor allem, was es fühlt. Für eure Beziehung, jetzt und in Zukunft ist "was es fühlt" entscheidend!

Du bewundertest eine Antwort zu deinem Problem, als jemand mehr Einfühlungsvermögen vorschlug. Genauso, wie deine Tochter extrem im "Schweinchen"-Film noch "drin" ist, wenn sie aus dem Kino kommt, um man da einfühlsamer sein könnte, kannst du einfühlsam sein und überlegen, wie sie sich in eurem beschriebenen Fall gefühlt hätte.

Ich will Mal deinen Bericht aus ihrer Sicht fassen. Es sind nur Vermutungen/Ideen – sehr wahrscheinlich passt nicht alles dazu. Bitte beachte, dass es wirklich egal ist, wie irgendwas von dir gedacht oder gemeint war. Für das Kind im Jetzt zählt einzig und allein, wie es sich anfühlt. Und diese Wunden sind z.T. sehr schwer heilbar.

"Heute war ein harter Abend: Ich hatte Fernsehverbot, schon seit 3 Tagen. ich kann das gar nicht verstehen, TV macht mir Spaß und ich bin neugierig. Schöner fänd ich's, wenn sie einfach Mal *mit* mir schauen könnte, dann könnte ich ihr zeigen, was ich daran mag.

Heute war das Verbot endlich vorbei und ich durfte EIN HALBE STUNDE fernsehen. Das fand ich total lächerlich!! nach DREI Tagen durfte ich NUR eine halbe Stunde sehen, total krank – 3 x eine halbe Stunde macht mindestens 1,5 Stunden, die ich verpasst habe, plus eine halbe von heute sind echt Mal mindestens 2 Stunden.

Außerdem kann ich noch nicht Mal gut ausdrücken, dass ich das schon irgendwie ausrechnen kann, aber ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll.

Ich bin total verzweifelt. Außerdem ist es eh unfair, überhaupt mir was zu verbieten! Die dürfen ALLES, egal wann und wie. Warum darf ich das nicht?

Jetzt soll ich mich auch noch freuen – da haben sie sich geschnitten – ich will mehr schauen! Wieso überrascht es die überhaupt?

Wieso ist die plötzlich so extrem ruhig, wenn ich so was fordere?? Ich flipp aus, die reagiert gar nicht, noch nicht Mal wütend, wie sonst immer!

Voll gemein, die kapiert gar nichts. Ja-ja, jetzt ganz freundlich, da fall ich auch nicht drauf rein. Echt gemein.
Was?? GAR kein Fernsehen plötzlich - wieso das denn jetzt?? Hab ich was verpasst?? Das FERNSEHEN verursacht keinen Streit, DU verursachst doch den Streit!!! Mach den Fernseher an und es gibt keinen Streit!

Wieso darfst du überhaupt über mich bestimmen?? Wieso hab ich nicht genau das gleiche Recht? Wenn ich das versuche, dann werde ich angeschrieen. Dann schrei ich sie halt auch an, wenn sie das bei mir macht. Ich mach's einfach Mal so, wie's meine Eltern machen, anscheinend machen's eh alle so.

Ich flipp aus!!! Wieso hört mich keiner!! Schon fast eine Stunde, und keiner hört mich. Die sind gemein. Sie lieben mich nicht. Was hab ich getan??? Ich war doch nur sauer, weil ich nicht fernsehen konnte. Wieso versteht mich keiner?! Wieso wollen die es noch nicht Mal hören! Wieso hören sie nicht??

Wenn sie lauter werden, muss ich hören, sonst werden die noch lauter. Warum funktioniert das nicht andersrum???? das ist alles sooo gemein. Ich weine, ich bin total traurig.
Anscheinend wollen sie einfach nichts mehr mit mir zu tun haben. Es kommt mir wie eine EWIGKEIT vor. Was mach ich jetzt nur? Ausziehen? Keine Chance! Wohin!

Echt, die wollen mir mein Leben zerstören. "ihr wollt mir mein Leben zerstören mit Fernsehverbot!!!" Na... das kam jetzt bestimmt nicht so raus, wie ich's meinen wollte. Das Fernsehverbot ist ihnen aber wichtiger als ich!

Ich weine und keinen interessiert's! Bestimmt haben sie mich wieder nicht verstanden. Die haben mich nicht lieb. Ich bin ihnen egal! Irgendwas habe ich falsch gemacht. Irgendwas stimmt nicht mit mir.

Jetzt gehe ich hin und sag es ihr. Dass ich das VOLL gemein finde und dass sie wohl gar nichts mit mir zu tun haben will. Vielleicht kann ich doch noch ihr Herz treffen! "Du willst wohl nichts mit mir zu tun haben!!!!" - Aha, sie redet gerne mit mir, wenn ich ruhig und normal mit ihr rede blah-blah. jetzt plötzlich.

Aber ich KANN nicht!!! Wie soll das gehen?! ich BIN nicht ruhig! ich bin total traurig, und wütend und habe noch 1000 andere Gefühle von denen ich noch nicht Mal den Namen weiß! Wie soll ich da ruhig bleiben?!

Jetzt geht die auch noch einfach aus dem Zimmer!!! Diese blöde Kuh! Wieso hörst du mir nie zu??? Wieso verlässt du mich im schlimmsten Augenblick meines Lebens

Man!!!!!!! Vielleicht hören die meine stampfenden Füße wenigstens. Ich hasse Mama. Nein, eigentlich nicht... aber dann hasse ich halt ihre Klamotten! Scheiss Klamotten von jemandem, der mich nicht versteht! Die werf ich jetzt raus. Vielleicht kapiert die dann, dass ich SIE am liebsten rausschmeissen würde, aber das kann ich natürlich nicht, weil ich körperlich dazu nicht in der Lage bin! Auch DAS juckt die nicht! Rührt sich kein bisschen! Es ist ihr echt egal, was ich von ihr denke!

Pah, "Es ist nun Essenszeit" – dann esst doch! ich hab keinen Hunger –ich hab andere Probleme. Meine Eltern lieben mich anscheinend nicht mehr – und ihr könnt ruhig da essen.

Ich habe sonst niemanden! Meine wichtigsten Personen in meinem Leben sitzen da, ganz ruhig, und essen, während ich verzweifelt um Hilfe rufe!

Jetzt essen die. Ganz ruhig. Keiner sagt was! Vielleicht denken die jetzt Mal drüber nach. Keiner hört mich!!!! Wieso hören die mich nicht???? Was ist falsch mit mir?? Kommt kein Ton aus meinem Mund?? Wie verzweifelt muss ich noch sein? Was muss ich anstellen, damit sie mich hören???

Was? Was höre ich? "Jetzt lach doch ma." HÄ???? Was gibt's denn zu lachen?? Ich oder was! Jetzt lacht die sogar selber!!! Die haben mich echt kein Bisschen lieb.
"Jetzt lacht ihr auch noch über mich" – das konnte ich mir nicht verkneifen. Ist doch wahr! was soll das denn??? So was dürfte ICH nicht!

Shit. Jetzt hab ich doch Hunger. Es ist aber demütigend, nach unten zu gehen. Aber vielleicht lieben sie mich ja doch. Vielleicht liebt sie mich, wenn ich ruhig und normal mit ihr rede. Das muss ich wohl versuchen. Meine letzte Chance. Nicht, dass es mir gefallen würde. Aber wo soll ich hin?? Wenn ich groß bin, gehe ich halt hier weg. Vielleicht liebt sie mich ja doch. Hoffentlich liebt sie mich doch. Hoffentlich liebt sie mich doch!!

Ich geh runter und setze mich zu ihnen. Sie lächeln! Sie lieben mich doch! Na ja, nur wenn ich ruhig bin, aber immerhin! Sie erklären mir was. Okok, hauptsache, ihr liebt mich noch. Dann bleibt der Fernseher halt aus. Und ich sag einfach nichts mehr.

Vielleicht hätte ich sie doch nicht rauswerfen sollen. Ich könnte die Klamotten vielleicht wieder hinlegen. Nicht dass sie denkt, ich wollte sie wirklich hinauswerfen!

----
Was hat deine Methode wirklich bewirkt? Was denkt dein Kind jetzt von dir? Wie, wenn überhaupt, ist der erhoffte "Lerneffekt" wirklich zustande gekommen?

Jetzt stell dir auch noch die Verwirrung und Verzweiflung dazu, denn das Kind kann das natürlich nicht alles so klar in Worte fassen, es klar sehen, was da abgeht. Es sind nur Gefühle und Gedanken. Schlechte Gefühle und schlechte Gedanken, die sich alle SELBSTVERSTÄNDLICH in "schlechte" Handlungen auswirken werden.

Du erwartest eine Wunderleistung von einem Kind, du erwartest etwas, was noch nicht Mal Erwachsene hinkriegen würden...

(Zum weiteren Verständnis empfehle ich diesen Artikel hier: http://www.unerzogen.de/weblog/2006/11/09/flugelschlag/ eine wahre Geschichte dazu, wie es sich als Erwachsener anfühlt, wenn man erzogen bzw. wenn einem die Gefühle abgesprochen werden.)

Wieso sollte sie freundlich sein, wenn es ihr gerade schlecht geht??

Wieso sollte sie Bedürfnis haben, dir mit Respekt entgegenzutreten, wenn sie sich respektlos behandelt fühlt?

Wie würdest du dich fühlen, jetzt Mal als Erwachsene, wenn ein anderer Erwachsener mit DIR so umgehen würde? Er würde dir das Lesen deiner Lieblingsbücher auf nur ein Kapitel pro Tag erlauben. Wenn du dich fehl verhältst, darfst du 3 Tage lang keine Kapitel lesen. Am Tag der Aufhebung des Verbots darfst du keinerlei Kommentare machen, dass du das etwa unfair findest oder so, sonst wird das Verbot noch um einen Tag verlängert, mit der fadenscheinigen Begründung, die Bücher seien wohl Streitstoff. Dann würdest du protestieren, weil nun eh schon nichts mehr zu verlieren ist – es sei denn, dein "Herr" ist so gemein, dass er bei jedem Mucks das Verbot immer weiter bis auf Wochen erhöht! Dann wirst du ignoriert. Leider bist du auch noch abhängig von dieser Person, und kannst NULL ausrichten und auch nicht flüchten. Oh, diese Person ist dein Mann, du liebst ihn eignetlich und willst auch von ihm geliebt werden – schließlich hängt auch deine Existenz daran, denn wenn ihm nichts an dir liegt, stehst du ohne nix auf der Straße. Du brüllst und brüllst und keiner rührt sich. Dann hörst du auch noch lachen und bist nicht sicher, ob es über dich war. Selbst wenn es nicht über dich war stört es dich, dass überhaupt gelacht werden kann.... muss ich weiter ausführen??

Ich glaube gaaaaanz im Ansatz zumindest, hast du gefühlt, dass es sich nicht gut anfühlen würde. Das war dein mieses Gefühl.

Wie menschenunwürdig, wie demütigend wäre so ein Verhalten gegenüber einen Erwachsenen??? Und gegenüber einem KIND? Das vielleicht die Hälfte der ganzen Gefühle noch nicht Mal richtig einordnen und verstehen kann und niemanden hat, den es um Hilfe bitten kann? Dann sind es auch noch ZWEI solcher Leute, die dich eigentlich lieben sollten, und die plötzlich gegen dich sind. Mit wie vielen Jahren lernt ein normales deutsches Kind wohl das Wort "demütigend/gedemütigt"? Ich glaube meine Tochter (7) kennt es noch nicht. Es ist aber ein Gefühl, von dem ich mir 100%ig sicher, dass die meisten Kinder es kennen (meine Tochter sicher auch, von damals noch). Nur niemals verbal ausdrücken können. Würdest du es weiter so behandeln, wenn es dir eindeutig verbal sagen könnte "ich fühle mich von dir gedemütigt"?

Ich frage mich gerade, ob ich damals, als ich noch solche Entschlüsse wie du gerade gefasst habe, mich von so einem kritisierenden Posting hätte überzeugen lassen oder ob es mich überhaupt zum Nachdenken angeregt hätte. Ich habe keine Ahnung! Ich kann es aber nicht lassen, weiter zu schreiben und es abzuschicken. Es liegt mir irgendwie viel daran. Meine Tochter findet es toll, dass ich mich "für Kinder einsetze", wie sie das sagt. Ich will dem gerecht werden, und mich wenigstens für dein Kind einsetzen...

Und dann die Ambivalenz. Mal so Mal so. Ständig, die ganze Kindheit muss es zwischen dieser Liebe und solchen Maßnahmen leben und immer wieder fürchten, dass der schönte Teil des Lebens irgendwie jederzeit, scheinbar willkürlich, aufhören muss.

***Zwischenzeitlich fühlte ich mich dabei echt mies (wiekannmaneinKindnursoheulenlassen?!).***

Ja, wie kann man ein Kind nur so heulen lassen??? Ich weiß, wie man es kann. Ich konnte es :-( Ich kann es noch ein bisschen nachvollziehen. Man kann es, weil man denkt, man müsste so handeln, damit das Kind "lernt", dass man sich so nicht zu verhalten hat. Und man kann es, weil man irgendwie schon so im Machtkampf ist, und man schon selbst oft so feindselig eingestellt ist (man ist schlicht und einfach genervt vom Kind), dass man nichts anderes vom Gegenüber erwartet und somit seine Handlungen nicht mehr als natürlich oder irgendwie gefühlsorientiert sondern als planvolles Handeln betrachtet – als ob das Kind absichtlich "auf der Nase tanzt", als ob es absichtlich planen würde "ich wein jetzt so lange, bis ich meinen Willen kriege". Ich glaube das nicht mehr. ich glaube, sie weinen, weil sie leiden PUNKT.

***Aber jetzt im Nachhinein denke ich, war es wichtig, daß wir ruhig geblieben sind.***

Na ja – ruhig bleiben ist wichtig, aber in dieser Situation hättest du auch ganz anderes ruhig bleiben können.

Lösungen:
=======
Wenn du überhaupt bis hier mitgelesen hast, fragst du dich vielleicht, wie hätte ich dass denn bitteschön gemacht?

Ich muss wirklich sagen – heute entstehen solche Dinge überhaupt nicht mehr. Es gab eine Übergangsphase, die ziemlich hart war, weil ich mich so bemüht habe, sie respektvoll zu behandeln und sie nicht mehr zu erziehen, sondern nur noch zu orientieren, ihr Halt zu geben, für sie eine Freundin sein, sie zu lieben und zu unterstützen in ihren Vorlieben... aber SIE, sie hatte das noch gar nicht gecheckt. Sie vermutete weiterhin hinter vielen meiner Aussagen einen "Trick" oder einen "Haken". Sie "hörte" noch die alten abgelutschten Wörter hinter meinen neuen Sätzen, obwohl sie geprägt von Gleichberechtigung und Freiheit waren. Sie glaubte mir nicht. Sie hatte das Vertrauen schon längst verloren. Lediglich, dass ich sie wohl noch einigermaßen lieb hatte, glaubte sie mir.

Und in dieser Übergangsphase hatten wir mancherlei Konflikte, die ähnlich waren, mit anbrüllen, weinen etc. Ich wusste oft nicht, wie ich jetzt nach neuen Prinzipien handeln sollte. Ich wusste nicht, wie ich auf ihr Unvertrauen reagieren sollte. Ich gab mir doch voll die Mühe, ich fand es voll unfair, dass sie mich so behandelt, mich anschrie, wie gehabt, wo ich doch jetzt ruhig war, versuchte, sie ernst zu nehmen und so weiter und so fort...

Aber so nach und nach habe ich immer mehr auf mein Gefühl und auf ihr Gefühl geachtet. Wenn sie weint, dann stimmt was nicht. Das ist ein Signal (sich schlecht fühlen ist meiner Meinung nach auch so ein geniales vollkommenes, ausgeklügeltest System der Natur, das für uns Signal sein soll, dass das gerade der falsche Weg ist).

Ich gehe nicht mehr davon aus, dass wenn sie weint, dies eine "Methode" von ihr ist. Ich glaube, das war es nie – aber selbst wenn, sie würde heute eh keine "Methode" mehr brauchen, um irgendwas bei mir zu erreichen, weil wir Freundinnen sind.

Das klingt wahrscheinlich alles sehr dramatisch und unglaubwürdig. Wie auch immer – ich könnte dir Beispiele geben, was du in an verschiedenen Stationen deines harten Abends hättest machen können:

Heute war ein harter Abend: Sie hatte Fernsehverbot (schon seit drei Tagen).
--> kein Fernsehverbot geben
Heute Abend war dies Verbot vorbei und wir sagten ihr, sie dürfe eine halbe Stunde ihre Lieblingsserie schauen.

Wir dachten, sie freut sich. Nö. Sie setzte eine Sauermiene auf
--> die hätte man verstehen können. Sie wurde daran erinnert, dass sie 3 Tage kein TV hatte und das ärgerte sie. Vielleicht wurden noch Kommentare abgelassen, die ihre Gefühle kontrollieren (Jetzt freu dich doch, was ziehst du so ein Gesicht?") Als hätten Kinder nicht das Recht, ihre Gefühle auszuleben... passiert jedenfalls oft, und Kinder spüren bald, dass sie "eigentlich" sich nicht traurig fühlen "sollten".. Man hätte sagen können. "Anscheinend bist du sauer darüber". Vielleicht hätte sie das schon zu einem normalen, ruhigen Gespräch eingeladen. Sie hätte sich sofort verstanden gefühlt: "ja, das stimmt, ich BIN sauer. Und anscheinend ist das nicht schlimm. Ich darf sauer sein. Ich werde akzeptiert, wie ich bin." (Erwachsene dürfen auch sauer sein, wann sie wollen. Sie finden nur, dass die Dinge, über die Kinder "sauer" sind eigentlich "Lapalien" sind. Aber für die Kinder sind es weltbewegende Dinge! Ihre Welt ist auch entsprechend kleiner!) Dann hättest du weiter, interessiert fragen können und offen sein können für eine Lösung zu euren kollidierenden Wünschen bzw. Erwartungen. Ihr hättet dann beide aufeinander zu gehen können (wobei ich zugeben muss, in der Anfangsphase bin ich mehr auf sie zugegangen als sie auf mich. Es hat 5 Monate gedauert, bis sie nicht nur sporadisch, sondern regelmäßig und ausgeglichen auch auf mich zuging. Bei kollidierenden Wünschen regeln wir es Mal so Mal so, Mal so wie ich es will, Mal so wie sie es will, Mal gemeinsam als Kompromiss...

und verlangte!
--> ihr "verlangt" oft Dinge, kein Wunder...

noch mehr schauen zu dürfen.
--> ihr hättet verhandeln können. Hast du nach den Gründen gefragt, warum sie denkt, dass sie mehr will? Hast du was angeboten? Hast du sie Ernst genommen in ihrem Verlangen? Hast du versucht herauszufinden, warum sie sich "anmaßt" etwas zu verlangen?

Ich war erstmal baff,
--> wie kann es ein anderer Mensch wagen, mir nicht zu gehorchen??? mit solchen Gedanken müsste man aufhören...

sagte aber dann ruhig, "NEin".
--> eine Erklärung wärest du ihr wenigstens schuldig. Erwachsene kriegen auch nicht vom Gericht einfach irgendwelche Auflagen ohne Erklärung. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, eine verständliche! Erklärung zu erhalten. Vielleicht hast du das getan, nur nicht so ausführlich berichtet...

Da flippte sie aus, schrie mich an "Gemeine Mama" usw. Ich sagte ihr ganz ruhig, leise und freundlich, daß es dann eben heute kein Fernsehen gäbe, wenn das Fernsehen solch einen Streit verursacht.
--> meiner Ansicht nach total falsch und willkürlich. Nicht das Fernsehen verursacht den Streit, sondern du bzw. ihr bzw. eure unterschiedlichen Prioritäten oder Wünsche oder Erwartungen kollidieren. Da muss man eine Lösung finden, nicht eine diktieren. Kein Wunder, dass sie sich unverstanden fühlt. Sie wird überhaupt nicht ernst genommen und spürt genau, dass mit der Erklärung was nicht stimmt. Stimmt auch nicht, weil der Fernseher als neutrales Objekt überhaupt nicht schuldig sein KANN. Es ist, was die Menschen daraus machen. Die Erklärung ist völlig willkürlich. Hier hätte ich wenigstens die Wahrheit gesagt: Es gibt kein Fernsehen, weil ich sauer bin, dass du dich nicht mit einer Sendung zufrieden gibst und ich dich zwingen will, dies zu akzeptieren, indem ich dir androhe, dass es sonst gar nichts gibt. Vielleicht wäre dir dann die Sinnlosigkeit von solchen Erziehungsmaßnahmen bewusst geworden... So offen mag man das doch nicht aussprechen.

Nachfolgend hatten wir ca 1 Std. lang ein tobendes Kind. Nicht untertrieben.
--> da wäre ich hingegangen. Sie hat euch gebraucht. Wenigstens einer hätte hingehen können. 1 Erwachsener gegen 1 Kind ist schon unfair (muss ich das erklären? der Vollständigkeit halber: Weil ein Kind nicht so sprachgewandt ist, noch nicht so gut argumentieren kann, die Lage nicht so gut überblicken kann und schnell ausgenutzt oder manipuliert werden kann. Der Erwachsene hat sämtliche Vorteile und in einer Machtposition). ZWEI Erwachsene gegen 1 Kind ist echt mega-gemein. Einer hätte sich für sie einsetzen können, ihr "Anwalt" sein sollen, ihr Helfer sein sollen, ihre Gefühle auszudrücken und ihre Wünsche. Das wäre eine echte, faire Verhandlungsbasis gewesen.

Sie brüllte viele Nettigkeiten in unsere Richtung, auch das wir "ihr Leben zerstören mit Fernsehverbot", wir sie nicht liebhaben, daß sie uns egal wäre usw, usw.
--> spätestens da hätte man zu ihr gehen sollen und ihr erklären, dass das nicht stimmt. Ich wäre wahrscheinlich hin und hätte mich für alles entschuldigt und ihr versichert, dass ich sie liebe und dass ich so was nie wieder machen will...

Sie kam sogar zu mir, stellte sich vor mich und schrie mich an, daß ich wohl nix mehr mit ihr zu tun haben will. Ich sagte ihr nur kurz (und leise), daß ich gerne mit ihr rede, wenn sie ruhig und normal mit mir rede.
--> das ist gemein. Wenn du aufgebracht bist fällt es dir TOTAL schwer – hast du *selbst* gesagt, ruhig und normal zu sein, und jetzt willst du das total üben, bis es in "Fleisch und Blut" übergegangen bist. Erst zeigst du ihr, wie man Leute anschreit, dann verlangst du *von einem Tag auf den anderen*, dass sie gefälligst damit aufhört und lässt sie mit dieser Forderung auch noch total alleine, obwohl du weißt, dass das mega-schwer ist, sich so was abzugewöhnen. Mit dem Alleine lassen bestrafst du sie doppelt für etwas, was sie noch nie gelernt haben kann, schon allein aus Mangel an Vorbild geschweige denn an Unterstützung. Abgesehen davon, wenn DU traurig bist, kannst du dich sicher auch nicht von jetzt auf gleich beruhigen und dann plötzlich "ruhig und normal" reden, am besten auch noch sachlich argumentieren und gut artikuliert...ich bitte dich. Was verlangst du da von deinem Kind??

Dann ging ich einfach aus dem Zimmer.
--> noch mal allein gelassen. Mit dieser Forderung und allen kindlichen Gefühlen. Ich wäre nicht aus dem Zimmer gegangen. Jetzt hast du quasi gefordert, dass sie ruhig und normal ist und hast ihr gar nicht Mal Zeit gelassen, dies zu werden. Ein Baby, wenn es schreit und man will, dass es ruhig und normal wird, schaukelt man und überschüttet man mit Küsschen und Liebe. Wieso nicht auch ein großes Kind? versuch es Mal – sie werden von jetzt auf gleich ruhig.

Sie stampfte in ihr Zimmer, tobte weiter, warf Klamotten von mir auf die Treppe. Wir haben es ignoriert.
--> du hättest hingehen können und ihren Gefühlen einen Namen geben können. "Du bist anscheinend richtig wütend". Wenn du ihre Gefühle beim Namen nennst und ihr somit die Tools gibst, ihre Gefühle kennen zu lernen und zu artikulieren, muss sie sie in (ferner) Zukunft nicht mehr so "ausführen", sondern kann sie verbal ausdrücken, und dann VIEL eher "ruhig und normal" einfach SAGEN, wie es ihr geht.

Wir richteten das Abendessen, sagten ihr Bescheid, daß es nun Essenzeit ist und wir Hunger haben und wir jetzt mit dem Essen beginnen.
--> hier hättest du sagen können, dass ihr gerne mit ihr essen würdet und ihr daher gerne wartet, bis sie kommt. Oder dass ihr sie später begleitet, wenn sie alleine essen will. Oder dass sie später im Wohnzimmer essen kann, mit einem von euch in der Nähe. Dass ihr bereit wäret, eine Lösung zu finden und sie anzuhören wie ein gleichwertiger Mensch. und dass ihr jetzt sofort noch vor dem Essen reden könnte, wenn sie will.

Was soll ich sagen? Mein Mann und ich saßen eine halbe Stunde beim Essen und unser Kind tobte kräftig weiter.
--> Vertrau das nächste Mal auf dein Gefühl und ignorier lieber dein Essen!

Irgendwann sagte ich zu meinem Mann "Jetzt lach doch ma". Er schaute mich verdutzt an und darüber musste ich dann lachen. Unsere Tochter brüllte "Jetzt lacht ihr noch über mich" Kurz darauf kam sie runter, setzte sich mit Leidensmiene zu uns und wir bekamen wieder die Kurve. Wir erklärten ihr die Sachlage kurz und seitdem ist die Welt wieder in Ordnung - obwohl der Fernseher ausblieb.
--> ich weiß nicht, was du mit Sachlage meinst. Habt ihr ihr erklärt, dass ihr was mit ihr zu tun haben wollt? Dass ihr sie liebt? was der Grund für das Fernsehverbot ist? Dass ihre Gefühle in Ordnung sind? Dass sie ein normaler Mensch ist? Dass sie alle Rechte hat? Dass ihr selbstverständlich nicht über sie gelacht habt?

In deiner angewandten Methode sehe ich in keiner Weise jemanden, der sein Kind auch nur ansatzweise versucht zu verstehen, sich in ihn einzufühlen, es irgendwie anzuleiten, mit seinen Gefühlen umzugehen (und wo bleibt die von Erziehern so viel gelobte "Führung" und so??), es zu beruhigen, etc. etc. Ich sehe nur Feindseligkeit, die in das Kind hineininterpretiert wird. Das Kind will offenbar planmäßig und ausgeklügelt seine Eltern nur an der Nase herumführen.

Was das Kind wirklich will, ist die Führung (Orientierung), der es bereit wäre zu folgen, und was du willst ist die Führung zu übernehmen.

Dürfte nicht so schwer sein, sind es doch gar nicht kollidierende Wünsche! Ist aber schwer, wenn man davon ausgeht, dass das Kind die Führung übernehmen will, dann interpretiert man alles falsch (aus meiner Sicht) und dann kollidieren scheinbar doch die Wünsche!

Sie will wissen, "wo's lang geht" – JA. Aber "wo's lang geht" zeigt man nicht durch Verbote, Konsequenz und Grenzen setzten, sondern durch Unterstützung, Halt, Liebe, Grenzöffnung (bei Grenzen kann man ja nirgendwo mehr "lang" gehen. Die Grenzen sind da, wo sie sind, nämlich um jeden Menschen herum. Meine Freiheit hört da auf, wo deine anfängt und so).

Ich würde eigentlich sagen, sie wollen wissen, "*wie*'s lang geht" (statt wo, das wo bestimmen sie selbst, sind aber sehr daran interessiert, wo WIR lang gehen), sie wollen wissen, wie man bestimmte Dinge tut, sie wollen berechtigterweise wissen, warum man Sachen tut oder nicht tut etc. Das alles kannst du KONSEQUENT LIEBEVOLL (statt liebevoll konsequent!!!) als ebenbürtige, gleichberechtigte PARTNERIN (statt Diktatorin) zeigen.

***Ich werde versuchen, nicht mehr laut zu werden und sie anzubrüllen (das hat sie von mir). ***
Das ist toll!

***Sachlich bleiben,***
Wieso?? Bleib lieber bei den Gefühlen. Die zeigen immer ganz genau, wo's lang geht. Sowohl bei dir als auch bei deiner Tochter.

***Taten sprechen lassen (kommt sie nicht zum essen, wird ohne sie gegessen).***
Es gibt sooo viele Möglichkeiten, den Alltag zu meistern. Ihr könntet auch Mal zu ihr kommen. Wird sicher lustig und das nächste Mal kommt sie zu euch. Oder sie kommt halt nicht – aber egal, smile :-) Nächstes Mal kommt sie. Dein Mann hat auch die Freiheit, nicht zu kommen, oder? Darf er dann irgendwas nicht machen, wenn er nicht kommt? 

***Ja, es ist wohl diese Ambivalenz. Dieses Hin und Her gerissen sein zwischen Konsequenz und Herzüberlauf vor lauter lieb hab. Es fällt schwer, liebevoll konsequent zu sein.***
ja, hin und hergerissen ist sicher nicht toll. Aber warum entscheidest du dich für die Konsequenz und nicht für Herzüberlauf?? Ehrlich, lieber konsequent liebevoll, als liebevoll konsequent. Konsequent liebevoll wird sicherlich auch liebevoll bei ihr ankommen. Liebevoll konsequent wird sicherlich nicht so ankommen. Es ist auch kein Wunder, dass es schwer fällt, liebevoll konsequent zu sein!!! Meiner Meinung nach kollidieren da Instinkt und (von der Gesellschaft und Erziehung verseuchter) Verstand. Versuch es echt Mal andersrum....

Es tut mir echt Leid, dass ich dich hier so "fertig" gemacht habe und deinen Bericht "zerrissen" habe. Da du mich eh ignoriert hast ist nichts mehr zu verlieren und ich versuche es einfach Mal so. Genauso könnte ich über 99% der Postings anderer hier her fallen.

Gruß und alles Gute
Johanna

www.unerzogen.de

 
46 Antworten:

Re: Gefühle (@Makira)

Antwort von Makira am 09.01.2007, 8:06 Uhr

Hallo Johanna,

nein, ich habe dich nicht ignoriert - obwohl es dir so vorkommen mußte. Dein Beitrag hat mich sehr an mich erinnert und ich habe erst heute wieder Zeit (wenn auch nicht viel), um auf deine Seite zu schauen.

Habe eben gerade dein Posting gelesen und danke dir für deine Worte und für die vielen Gedanken und dein Mitgefühl.

Heute Abend war dies Verbot vorbei und wir sagten ihr, sie dürfe eine halbe Stunde ihre Lieblingsserie schauen.

Wir dachten, sie freut sich. Nö. Sie setzte eine Sauermiene auf
--> die hätte man verstehen können. Sie wurde daran erinnert, dass sie 3 Tage kein TV hatte und das ärgerte sie. Vielleicht wurden noch Kommentare abgelassen, die ihre Gefühle kontrollieren (Jetzt freu dich doch, was ziehst du so ein Gesicht?") Als hätten Kinder nicht das Recht, ihre Gefühle auszuleben... passiert jedenfalls oft, und Kinder spüren bald, dass sie "eigentlich" sich nicht traurig fühlen "sollten".. Man hätte sagen können. "Anscheinend bist du sauer darüber". Vielleicht hätte sie das schon zu einem normalen, ruhigen Gespräch eingeladen.

Es war nicht ganz so. Meine innerliche Reaktion „Warum freut sie sich nicht?“ habe ich nicht ausgesprochen. Ich habe sie gefragt: “Bist du jetzt sauer?“ Und sie hat mir geantwortet. Sie sagte:“ Ja, Stinksauer, weil die Serie so kurz ist und ich viel länger schauen möchte. Außerdem will ich noch vor dem Fernseher zu Abend essen.“
Meine Antwort war dann, das wir heute die eine Serie schauen, weil es schon halb sieben ist und es dann auch Bettzeit wäre. Ehrlich – wir sind nicht so kompromisslos, wie es sich vielleicht gelesen hat und bieten eigentlich immer eine Möglichkeit zum Zusammenkommen. Die Reaktion von ihr war „Ich hasse euch, lasst mich doch in Ruhe.“

Meine Reaktion war dann: „Komm, Kleine, lass uns mal gemeinsam überlegen, was wir jetzt tun können. Sie schrie mich nur an „Gar nix, lasst mich Fernsehen gucken, so lange ich will!“

Also bitte, das geht einfach nicht. Ein Kind sollte abends nicht stundenlang (1-2) TV schauen dürfen. Sie findet dann kein Ende. Der Grund des Fernsehverbotes war, dass sie mit mir zusammen (wir schauen immer mit ihr zusammen) einen Film sah. Es war Freitag, Papa war nicht da und wir schauten uns schön zusammengekuschelt einen wunderbaren Film an. Nach dem Film machte ich aus (es war schon fast 22 Uhr – und das geht auch in Ordnung, kann man mal machen). Aber sie kriegt nicht genug, schreit mich total an, sie wolle noch mehr schauen, ich wäre gemein usw. usw.
Bitte, was hättest du an dieser Stelle getan? Wahrscheinlich genau das gleiche wie ich: ihr freundlich gesagt, es ist schon spät , morgen ist auch noch ein Tag, komm, der film war sooo schön, wir unterhalten uns im Bett noch ein bisschen darüber (machen wir im übrigen jeden Abend: im Bett lesen und vorlesen, erzählen, den Tag Revue passieren lassen, kuscheln, ein schöner Ausklang eben). Was machst du, wenn dein Kind dich dann immer noch anschreit und beschimpft?
Wir bieten ihr immer Möglichkeiten und Kompromisse an, eben weil wir sie als Persönlichkeit respektieren. Und wir hören immer wieder, dass wir dem Kind viel zu viel Freiraum und Mitbestimmung geben.
Ich bin total verwirrt.

Da flippte sie aus, schrie mich an "Gemeine Mama" usw. Ich sagte ihr ganz ruhig, leise und freundlich, daß es dann eben heute kein Fernsehen gäbe, wenn das Fernsehen solch einen Streit verursacht.
--> meiner Ansicht nach total falsch und willkürlich. Nicht das Fernsehen verursacht den Streit, sondern du bzw. ihr bzw. eure unterschiedlichen Prioritäten oder Wünsche oder Erwartungen kollidieren. Da muss man eine Lösung finden, nicht eine diktieren. Kein Wunder, dass sie sich unverstanden fühlt. Sie wird überhaupt nicht ernst genommen und spürt genau, dass mit der Erklärung was nicht stimmt. Stimmt auch nicht, weil der Fernseher als neutrales Objekt überhaupt nicht schuldig sein KANN. Es ist, was die Menschen daraus machen. Die Erklärung ist völlig willkürlich. Hier hätte ich wenigstens die Wahrheit gesagt: Es gibt kein Fernsehen, weil ich sauer bin, dass du dich nicht mit einer Sendung zufrieden gibst und ich dich zwingen will, dies zu akzeptieren, indem ich dir androhe, dass es sonst gar nichts gibt. Vielleicht wäre dir dann die Sinnlosigkeit von solchen Erziehungsmaßnahmen bewusst geworden... So offen mag man das doch nicht aussprechen.

Doch, wir haben sie ernst genommen. Und wir zwingen nicht, sondern setzen Grenzen. Und ich habe ihr erklärt, dass sie kein TV mehr schauen darf, weil sie sich mit einer Sendung um diese Uhrzeit nicht zufrieden gibt.

Nachfolgend hatten wir ca 1 Std. lang ein tobendes Kind. Nicht untertrieben.
--> da wäre ich hingegangen. Sie hat euch gebraucht.

Wir sind hingegangen. Ich habe nur nicht alles im Detail niedergeschrieben. Wir haben ihr angeboten, darüber zu reden, nicht nur einmal. Es war nicht möglich. Sie schrie nur, wir sollen sie in Ruhe lassen.

Sie brüllte viele Nettigkeiten in unsere Richtung, auch das wir "ihr Leben zerstören mit Fernsehverbot", wir sie nicht liebhaben, daß sie uns egal wäre usw, usw.
--> spätestens da hätte man zu ihr gehen sollen und ihr erklären, dass das nicht stimmt. Ich wäre wahrscheinlich hin und hätte mich für alles entschuldigt und ihr versichert, dass ich sie liebe und dass ich so was nie wieder machen will...

Ich habe ihr erklärt (auch mein Mann), dass sie uns nicht egal ist und wir sie lieben. Aber wie wäre es für das Kind, wenn ich sagen würde,“Tut mir leid. Ich hab alles falsch gemacht und mache das nie wieder?“ Ok, wenn ich das gedacht hätte und es wäre eine andere Situation – vielleicht. Aber nicht in dieser. Ich habe mich schon oft bei ihr entschuldigt und Fehler zugegeben.

Sie kam sogar zu mir, stellte sich vor mich und schrie mich an, daß ich wohl nix mehr mit ihr zu tun haben will. Ich sagte ihr nur kurz (und leise), daß ich gerne mit ihr rede, wenn sie ruhig und normal mit mir rede.
--> das ist gemein. Wenn du aufgebracht bist fällt es dir TOTAL schwer – hast du *selbst* gesagt, ruhig und normal zu sein, und jetzt willst du das total üben, bis es in "Fleisch und Blut" übergegangen bist. Erst zeigst du ihr, wie man Leute anschreit, dann verlangst du *von einem Tag auf den anderen*, dass sie gefälligst damit aufhört und lässt sie mit dieser Forderung auch noch total alleine, obwohl du weißt, dass das mega-schwer ist, sich so was abzugewöhnen.

Ja, und ich will es MIR in Fleisch und Blut übergehen lassen, dass ich nicht mehr laut werde. Nicht ihr. Aber ich möchte auch von ihr, dass sie lernt, in einem entsprechenden Ton zu reden. Sie darf toben, sie darf wütend, traurig und zornig sein, sie darf das auch ausleben, aber sie darf ihre Wut nicht an mir auslassen. Sie darf zu mir kommen, ich tröste sie, ich halte sie im Arm – wenn sie es

Dann ging ich einfach aus dem Zimmer.
--> noch mal allein gelassen. Mit dieser Forderung und allen kindlichen Gefühlen. Ich wäre nicht aus dem Zimmer gegangen. Jetzt hast du quasi gefordert, dass sie ruhig und normal ist und hast ihr gar nicht Mal Zeit gelassen, dies zu werden. Ein Baby, wenn es schreit und man will, dass es ruhig und normal wird, schaukelt man und überschüttet man mit Küsschen und Liebe. Wieso nicht auch ein großes Kind? versuch es Mal – sie werden von jetzt auf gleich ruhig..

Was sollte ich tun, wenn ich es versucht hatte, sie es aber nicht zulässt? Wenn sie die Tür vor meiner Nase zuschlägt und „Arschloch“ brüllt? Mein gott, so herzlos bin ich nicht.

du hättest hingehen können und ihren Gefühlen einen Namen geben können. "Du bist anscheinend richtig wütend".

Auch das habe ich gemacht: „Du bist jetzt ziemlich sauer, oder?“ Ihre Antwort war gebrüllt „Stinksauer – und jetzt lasst mich in Ruhe.“

Wir richteten das Abendessen, sagten ihr Bescheid, daß es nun Essenzeit ist und wir Hunger haben und wir jetzt mit dem Essen beginnen.
--> hier hättest du sagen können, dass ihr gerne mit ihr essen würdet und ihr daher gerne wartet, bis sie kommt. Oder dass ihr sie später begleitet, wenn sie alleine essen will. Oder dass sie später im Wohnzimmer essen kann, mit einem von euch in der Nähe. Dass ihr bereit wäret, eine Lösung zu finden und sie anzuhören wie ein gleichwertiger Mensch. und dass ihr jetzt sofort noch vor dem Essen reden könnte, wenn sie will.

Wir haben gesagt ,dass wir uns jetzt zum essen hinsetzen und uns freuen würden, wenn sie auch käme, damit wir reden können. Insgesamt sind wir 3 oder 4 mal zu ihr hin und haben sie gebeten, ja gebeten, doch bitte mit uns zu essen. Gebrüllte Antwort: „Das könnt ihr vergessen!“ Dann haben wir eben alleine gegessen. Als sie dann später kam, haben wir zusammen gegessen.
Und als sie fragte, ob wir über sie gelacht haben, da sagte ich ihr, dass ich lachen musste, weil Papa laut gepupst hatte und ihm das sehr peinlich war. Da musste sie dann auch lachen.

Mit Sachlage (war wohl blöd ausgedrückt) meinte ich, dass wir ein Gespräch führten. Sorry, aber ich wollte keine Romane schreiben, weil ich denke, das liest dann keiner. Also – ich fragte sie: „Du bist jetzt sehr wütend auf uns, nicht wahr? Wütend und traurig und kannst wahrscheinlich nicht verstehen, warum wir uns so verhalten?“ Sie nickte und fragte,warum wir sie heute kein Fernsehen mehr schauen lassen. Dann erklärten wir es ihr und fragten sie, ob sie das verstehe. Sie sagte dann „Okay, können wir es vielleicht morgen noch mal probieren.“ Klar können wir das.


***Sachlich bleiben,***
Wieso?? Bleib lieber bei den Gefühlen. Die zeigen immer ganz genau, wo's lang geht. Sowohl bei dir als auch bei deiner Tochter.

Mit „Sachlich bleiben“ meinte ich, keine langen, auschweifenden lauten Reden führen. Das hat nichts mit der Verbalisierung von Gefühlen zu tun. Ich habe auch nicht vor, meine guten Gefühle unter Verschluss zu halten, sondern nur, mein aufbrausendes Temperament in den Griff zu bekommen.

***Taten sprechen lassen (kommt sie nicht zum essen, wird ohne sie gegessen).***
Es gibt sooo viele Möglichkeiten, den Alltag zu meistern. Ihr könntet auch Mal zu ihr kommen. Wird sicher lustig und das nächste Mal kommt sie zu euch. Oder sie kommt halt nicht – aber egal, smile :-) Nächstes Mal kommt sie. Dein Mann hat auch die Freiheit, nicht zu kommen, oder? Darf er dann irgendwas nicht machen, wenn er nicht kommt? 


Da muß ich dir wiedersprechen. So ist das Leben nicht. Das Leben existiert zu einem Teil aus Regeln, an die man sich halten muß. Steht das Essen auf dem Tisch, wird gegessen. Wer nicht zum essen erscheint, weil er keine Lust hat oder bockig ist, der isst eben nicht mit. Sorry, wo soll das hinführen, wenn ich den Sonntagsbraten ins Zimmer meiner tochter schleppe oder wir alle nichts essen, bis das Kind Hunger verspürt?
Nebenbei – Hin und wieder veranstalten wir ein „Schweineessen“. Da wird dann was gekocht, was mit den Fingern gegessen werden kann und wir setzen uns alle auf eine große Tischdecke auf den Boden. Gelegentlich sind auch Freundinnen von ihr dabei und wir haben alle einen Heidenspaß.

Konsequent liebevoll! Du hast Recht – das gefällt mir viel besser. Aber auch hier: Konsequenz muß auch sein, ganz einfach, um ihr eine Verlässlichkeit zu bieten, in der Hinsicht, das es eben Dinge gibt, über die nicht verhandelt und nicht diskutiert wird (Zähneputzen, Schule gehen, an der Ampel warten, usw.).

Wir diskutieren und verhandeln gerne und oft. Freunde von uns sagen, sogar viel zu gerne und viel zu oft. Aber es gibt Dinge, die sind, wie sie sind und da gibt’s nix zu diskutieren.

Dein Beispiel, wie das Kind sich fühlt aus der Sicht des Kindes, fand ich klasse. Ich habe es genauso empfunden.
Aber bitte, spiele genau solch eine Situation mal durch mit einem Kleinkind, dass an der Supermarktkasse nach dem Schokoladenriegel verlangt, der direkt vor seiner Nase im Regal liegt. Die Mutter wird es nicht gestatten und das Kind bekommt einen Wutanfall. Ich glaube, die Gefühlswelt des Kindes wird ähnlich sein.


Und Nein, du hast mich nicht fertig gemacht – nur zum Nachdenken angeregt.

Und das werde ich auch weiterhin tun.

LG
Makira

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Gefühle (@Makira)

Antwort von ny152 am 09.01.2007, 9:59 Uhr

hi johanna,

wenn du dich über 99 % der beiträge hier so aufregen könntest, dann frage ich mich, warum du hier noch liest. das grenzt ja schon an selbstquälerei... ich glaube, das würde ich mir gar nicht antun.

mir geht das so im sandmännchen-forum. da habe ich eine weile gelesen und bin auf viele ferber-fans gestoßen. das hat mir leid getan, für die kinder. ich habe ein paar mal dagegen argumentiert und das forum dann verlassen. hat mich zu sehr frustriert zu erfahren, was in deutschen kinderzimmern des nächtens so veranstaltet wird.

wenn bei dir hier sogar 99 % unerträglich ist, dann frage ich mich wirklich, warum du dich hier noch tummelst.

liebe grüße von der "erzieherin light"

ny152

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Erzieherin "light"...

Antwort von Makira am 09.01.2007, 10:09 Uhr

...find ich gut.

Kann ich von dir ein kleines Statement haben? Ich fühle mich auf der einen Seite zum nachdenken angeregt, auf der anderen in der Luft zerissen.

LG
Makira

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Erzieherin

Antwort von suermel am 09.01.2007, 11:27 Uhr

Auch mein Senf dazu gebe!
mich erstaunt es oft wie Erwachsene
mit Kindern umgehen, wie sie mit den Kindern reden, Beschimpfungen und anbrüllen, blos stellen vor vilen Leuten, wenn sie erzählen; MEIN KIND HAT GESTERN.... und dann loslegen...
den Erwachsenen ist es nicht Bewusst was Sie da dem Kind antun, sie gehen mit dem Kind so um. wie sie es nie wagten mit einem Chef oder Nachbar oder weiss wer wem , tun würden. Weil man so was nicht macht, Aber mit dem eigen Kind? hmm das machen viele.
Ferseh verbot finde ich eine logische handlung, weil es ja was damit zu tun hat, wenn getobt wird: Meine Tochter hatzte auch PC verbot, weil sie rumbrüllte da sie nicht so vile Äpfel sammeln konnte. Ich sagte Ihr 20 minuten darf sie spielen, sie hatte dann nur 44 Äpfel und wollte weiter spielen, ich sagte am Freitag darfst du wieder PC spieln, dann übst du dann weiter. sie Brüllte so laut, das cih ruhig und gelassen sagte, wenn das mit dem Ausschalten nicht klappt, schalten wir Ihn am Fteitag gar nicht ein. sie brüllte und schimpfte...
also gab s am Freitag kein PC spiel..

Gestern klappte es wunder bar...
schöne Woche noch silvia

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Erzieherin

Antwort von Makira am 09.01.2007, 11:38 Uhr

Hi Silvia,

ja ich denke auch, daß es als logische Konsequenz durchgeht, wenn es Theater gibt wg. TV, Fernsehen,....

Du schreibst:
mich erstaunt es oft wie Erwachsene
mit Kindern umgehen, wie sie mit den Kindern reden, Beschimpfungen und anbrüllen, blos stellen vor vilen Leuten, wenn sie erzählen; MEIN KIND HAT GESTERN.... und dann loslegen...

Frage hier: Auf was genau beziehst du dich? Stehe wohl gerade etwas auf dem Schlauch.

LG
Makira

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@Makira

Antwort von Mama Heike am 09.01.2007, 11:58 Uhr

Hallo Markira,

vielleicht ist dir das "Bild von der Sonne" eine Unterstützung. Ich hatte das hier schon mal in einem anderen Zusammenhang angeführt und ich finde es wirklich gut geeignet, in Krisenzeiten nicht unter zu gehen.

Ich bin eine Sonne (für mein Kind), die nichts will, außer Licht und Wärme spenden.

Das LICHT sind deine Überzeugungen, was du für richtig erkennst, was du wichtig findest im Zusammenleben mit deinem Kind, eben all die Dinge, die du aufgezählt hast: Essen, Zähneputzen...

Die WÄRME ist das Schauen auf das Kind, wie es ihm geht, wie es sich fühlt, ob es mehr Wärme braucht oder eher weniger.

Wenn dein Kind dein Licht nicht mag, weil es ihm zu hell oder zu dunkel ist, wirst du es merken und natürlich darüber nachdenken, was du ja auch getan hast. Und nun solltest du auch den Mut haben, zu deinen Überzeugungen zu stehen.

Das Verhalten deiner Tochter hat nur indirekt etwas mit deinen Überzeugungen zu tun. Kinder im Wackelzahnalter suchen sich den auslösenden Faktor selber. Bei uns waren es die Bohnen in der Bohnensuppe (Das ist kein Witz!!), die dann auf dem Teppich landeten, als ich mich geweigert habe, die Bohnen aus der Suppe zu fischen.

Denk an das „Haus“: Dein Kind will einziehen, aber es hat auch Angst vor dem Alleinsein. Um einziehen zu können (selbständig zu werden), muss es für sich lernen, dass es seinen Gefühlen nicht hilflos ausgliefert ist.

Dieser Selbstfindungsprozeß tut uns Müttern leid, weil wir unsere Kinder nicht leiden sehen können, aber Mitleid ist hier falsch am Platz und macht alle nur noch mehr kirre.

Wenn deine eigenen Gefühle hin und her schwanken, kannst du kein Halt sein. Dein Kind braucht seine Zeit, sich selbst zu finden, es darf schreien und toben und verrückt spielen, traurig sein, es scheint dem Kind wichtig zu sein… Wir haben abends kurz darüber gesprochen, wenn ich etwas anmaßend fand und gut war. (Obwohl es sehr schwer war, die Fassung zu behalten. Man wächst halt mit den Aufgaben. :-)))

Nach einem Jahr war bei uns der „Spaß“ vorbei und ich kann mich auch nur an wenig nennenswerte Ereignisse erinnern, die natürlich meine „heile Welt“ auch tüchtig auf den Kopf gestellt haben. Aber es war auch die Möglichkeit, darüber nachzudenken, was mir wirklich wichtig ist.

Viel Glück und gute Nerven für euch, besonders für deine Tochter, denn sie hat es schwerer als du.

Liebe Grüße
Heike

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

soweit ich

Antwort von max am 09.01.2007, 12:40 Uhr

Soweit ich solelo verstanden hab ist es eben keine logische Konsequenz weil du ja Fernsehzeit oder PC Zeit reglementierst. Lt. diesem Nichterziehen darf sie ja so lange schauen oder spielen wie sie will. Dort essen wo sie will, wann sie will, schlafen gehen wann sie will, auf der Couch einschlafen,...

Für mich wäre das nichts. Ich kann mir das nicht vorstellen. Wir müssen pünktlich in Schule und Arbeit sein, ausgeschlafen sein in der Früh und ich will sie nicht bis spätnachts rumlaufen haben und auf der Couch schlafen. Im Leben gibt es nunmal Regeln und diese sind zu befolgen, ist in Schule und Beruf mal nicht anders.

lg max

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Gefühle (@Makira)

Antwort von solelo am 09.01.2007, 12:53 Uhr

Liebe ny152,

in der Tat schaue ich hier kaum noch rein, aus genau diesem Grund. Allerdings weiß ich, dass hier noch ein paar Nichterzieher oder fast-Nichterzieher sind, die ab und zu das Gespräch zu Nichterziehung hin lenken. Ich möchte irgendwie nicht, dass Nichterziehung im falschen Licht dasteht, und wenn darüber geredet wird, will ich meinen Beitrag leisten, damit im Netz einige Gegendarstellungen stehen und nicht nur ignorante Kritik.

Es tut mir schon weh, das so zu sehen, wie meiner Meinung nach die Kinder so "malträtiert" werden, im Namen der Liebe – aber das sehe ich auch täglich in meiner Arbeit mit Kindern und kann da auch nicht einfach wegbleiben. Aber wie gesagt, ich schaue ja schon sehr selten hier rein und lese möglichst nichts, außer, der Titel schaut so aus, als ob es in die Richtung geht. Vielleicht "Öffentlichkeitsarbeit"? Ein bisschen Missionier-Drang hab ich schon, allerdings weiß ich, dass ich das nicht tun sollte. Ich versuche, nicht penetrant zu sein und wirklich nur dann zu antworten, wenn ich Interesse sehe.

Makira zeigte Interesse, nachdem Saulute einen Text von Liedloff hierein kopiert hatte. Ich war glaube ich irgendwie enttäuscht, dass sie nachdem sie ihrer Verzweiflung Luft gemacht hatte, doch den anderen Weg genommen hat, die Erzieher haben gesiegt ;-) – kann man nichts machen, und jeder muss das tun, was er für richtig hält. Aber dieses Mal konnte ich nicht meine Klappe halten, weil ich ja auch schon das ganze gelesen hatte :-) Klang auch viel schlimmer in der kurzgefassten Form, als es wohl war. Kam mir sehr hart vor und ich dachte nur, das arme Kind. Normalerweise kommt es ja gar nicht so weit, dass ich so was lese, ich mache es extra nicht..

Ich hoffe es klingt nicht überheblich – ist es doch genau das, was du vorschlägst. Ich bin nur hier, um zu schauen, ob darüber geschrieben wird – Vina, Mama Heike, Mamaselio sind ja auch hier und versuchen, mit ihrer "etwas anderen" Sichtweise Denkanstöße zu geben, einfach ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten zu bieten. Ich bin mir natürlich durchaus bewusst, dass ich nur gaaaanz ganz wenige erreichen werde, aber wenn nur ein Kind von 100 oder 1000 davon profitiert, sei es nur meins, weil mich so was auch selbst stärkt, habe ich was gewonnen.

Gruß
Johanna
www.unerzogen.de

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

makira

Antwort von ny152 am 09.01.2007, 12:55 Uhr

ich finde dein problem mit deiner tochter sehr gravierend, deshalb habe ich nicht darauf geantwortet. mir erschien das so bodenlos. mir scheint, da ist in den letzten jahren schon ziemlich viel schief gelaufen, dass es sich so entwickelt hat. der frust bei deiner tochter ist schon so groß, da hat sich über die jahre schon einiges angestaut. da kann man nicht einfach in ein paar sätzen ein paar tipps geben und alles ist gut. in solchen fällen halte ich dann lieber meine klappe, bin ja kein psychotherapeut.

prinzipiell bin ich solelos (johannas) meinung. mein umgang mit meinen kindern geht aber nicht so weit wie ihrer. ich erziehe schon, allerdings sehr frei und sehr sanft, vor allem ohne strafen, ohne belohnungssysteme. ich lasse mein trotzendes kind nicht allein, ich versuche so wenig reibungspunkte wie möglich entstehen zu lassen und schon im vorfeld zu erkennen, wo es bald krachen könnte (gefahr erkannt - gefahr gebannt! so heißt es doch). bei sachen, die mir wichtig sind, bin ich energisch und konsequent (auch, wenn ich dieses wort nicht mag). dann begebe ich mich auf die höhe meines sohnes und erkläre ihm verständlich, warum dieses und jenes jetzt nicht geht. eventuellen protest halte ich dann gemeinsam mit ihm aus.

mein sohn ist allerdings erst 3. also vom alter deiner tochter noch weit entfernt.

alles gute für euch!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Freundin sein

Antwort von margret am 09.01.2007, 15:46 Uhr

Was mir ganz übel aufstößt an Solelos Beitrag ist, dass sie davon spricht "Wir sind Freundinnen".

Nein, ich möchte nicht Freundin meiner Kinder sein. Die sollen sie sich selbst aussuchen und die sind in der Regel gleichaltrig - also die nächste Generation.

Fernsehen so viel man will, Essen wann und wo man will usw. Das hat meiner Ansicht nach nichts mit "Nichterziehen" zu tun, sondern mit laisser-fair.

Ich will auch meine Mutter nicht als gleichberechtigte Freundin, nein, sie bleiben meine Eltern. Freundschaften gehen kaputt oder auch nicht, aber Kind bleibt man immer!

Fernseh- und PC_Verbote finde ich unsinnig, wenn sie als Strafen ausgesprochen werden, denn das ist eine Machtdemonstration, die völlig überflüssig ist.

Was in dem Kind vorgeht hat Solelo anschaulich dargestellt, das sind Gefühle, die wir auch kennen aus der Kindheit. Dennoch ist m.E. der Schluss falsch, diesen Gefühlen in jeder Hinsicht nachzugeben. Wichtig ist aber, sie ernst zu nehmen und dem Kind auch zu signalisieren, dass man den Ärger/Frust/Kummer versteht.

Gruß Margret

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Freundin sein

Antwort von vina am 09.01.2007, 16:22 Uhr

Hallo Margret,

Zitat
Nein, ich möchte nicht Freundin meiner Kinder sein. Die sollen sie sich selbst aussuchen und die sind in der Regel gleichaltrig - also die nächste Generation.
Zitatende

Nun ja... ich habe Freunde in verschiedenen Generationen, und gerade Freunde ein oder zwei Generationen weiter haben mir "viel gebracht". Und bin ich die Freundin meiner Kinder, bleibe ich dennoch ihre Mutter. Ich kann beides sein. Ich glaube auch nicht, dass Johanna ihre Tochter zwang ihre Freundin zu sein, das wird sich die Tochter wohl selber ausgesucht haben. Schade, dass du dir mit der Einstellung "ich möchte nicht die Freundin meiner Kinder sein" diese Erfahrung verbaust.

Zitat
Fernsehen so viel man will, Essen wann und wo man will usw. Das hat meiner Ansicht nach nichts mit "Nichterziehen" zu tun, sondern mit laisser-fair.
Zitatende

Ich zitiere hier wikipedia zu laissez-fair:
"in der Pädagogik bzw. Erziehung bezeichnet der laissez-faire-Stil das Gegenteil zum autoritären Erziehungsbegriff. In letzter Konsequenz wird dabei Erziehung als eine nicht legitime Maßnahme aufgefasst."
Genau: das würde ich auch und mehr über Nicht-Erziehung sagen. Nun meine Frage: Wer restriktiert deinen Fernsehkonsum? Wer sagt dir wo du was essen darfst und in welchen Mengen? Und: läßt du dir sowas sagen oder empörst du dich nicht viel eher über solche Bevormundung?

Zitat
Dennoch ist m.E. der Schluss falsch, diesen Gefühlen in jeder Hinsicht nachzugeben. Wichtig ist aber, sie ernst zu nehmen und dem Kind auch zu signalisieren, dass man den Ärger/Frust/Kummer versteht.
Zitatende

Ich verstehe diese Aussage nicht. Was meinst du mit "diesen Gefühlen in jeder Hinsicht nachzugeben"? Ist jemand traurig ... was bedeutet diesem Gefühl in jeder Hinsicht nachzugeben oder bei Wut? Verstehe ich nicht. Das Gefühl erkennen, signalisieren, dass man es ernst nimmt, aber nicht "nachgeben" ... erschließt sich mir nicht, was du damit meinst.

LG
vina

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@Vina

Antwort von margret am 09.01.2007, 17:01 Uhr

Was heißt denn "Erfahrung verbauen"? Freundschaft ist gleichberechtigt, das geht aber mit einem Kind nicht, weil ich als Mutter die Pflicht habe, es vor Gefahren zu beschützen, die es nicht erkennen kann und dazu muss an manchen Stellen auch mal Autorität sein. Oder lässt Du Deine Kinder über die Straße laufen, wenn sie es möchten? Auf der Straße spielen, wann sie es möchten?

Gutes Beispiel essen: Ja natürlich kann ich nicht essen, wann ich will oder packt Ihr Euer Vesper während Kundengesprächen aus? Isst bei Euch jeder wann er will? Wenn mein Mann am Sonntag kocht, ist es eine Frage des Respekts und der Anerkennung, dass ich esse, wenn er das Essen fertig hat - wir alle. Das bedeutet doch nicht, dass wir das nicht absprechen und an die Bedürfnisse der Kinder anpassen.

Nein, ich ziehe das gemeinsame Essen mit meinen Kindern am Morgen und am Abend deutlich vor, dann dient es auch nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern ist ein sehr wichtiger Teil unseres Familienlebens. Die zwei Momente, in denen wir nach Möglichkeit alle zusammen kommen.

Für mich klingt das sogenannte "Nicht-Erziehen" nach Beliebigkeit, um den Begriff Laisser-faire zu vermeiden.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@vina

Antwort von mamaselio am 09.01.2007, 17:21 Uhr

"Wer restriktiert deinen Fernsehkonsum? Wer sagt dir wo du was essen darfst und in welchen Mengen?"

Liebe Vina,

meine Antwort auf diese Frage ist mein Verstand. Mein Wissen, dass zuviel TV, zuviel fettiges, zuviel suesses nicht gut fuer mich ist. Ich sage es mir selber, denn ich habe die Faehigkeit mich einzuschraenken, ein Kind kann das noch nicht, es ist masslos. Oder erlebst du das anders? Und ein Kind kann noch nicht um die Konsequenzen wissen (schlechte Zaehne, Uebergewicht, Unkonzentriertheit, Beeinflussung durch Werbung und und und).

Ich habe das Gefuehl, dass auch die, die Nicht-Erziehung praktizieren ihre erheblichen Probleme mit TV und Essen haben...Es waere schoen, wenn sich nicht erzogene Kinder selbst regulieren koennten, aber mein Eindruck ist ein andrer...

Ich denke, ich muss fuer mein Kind solange eine Kontrollfunktion uebernehmen, solange es dazu selbst nicht in der Lage ist. Natuerlich schraenke ich mich auch selbst ein bzw mein Kind darf mich einschraenken.

Elio (3,3 Jahre) sagt z. Bsp. oft Mama basta Schokolade sonst haben wir morgen keine mehr und sonst tut dir dein Bauch weh (das sind natuerlich meine Worte, wenn es um ihn geht...ich lege dann die Schokolade weg, gleiches Recht fuer alle, auch wenn ich in dem Moment noch Schokolade will...).

Wenn du mich nun fragst wie mein Kind lernen soll, wenn ich ihn nicht masslos sein lasse, dann antworte ich dir durch Nachahmung (s.o., ich bin Vorbild in dem ich auf fettiges auch mal verzichte, die Glotze auslasse und suesses in Massen esse).

Ich denke in diesen drei Faellen heiligt der Zweck die Mittel: lieber sanft erziehen als kaputte Zaehne und dicke zappelige Kinder.
Es ist doch furchtbar, wenn du einen zweienhalbjaherigen zum Zahnarzt schleppen musst, weil du ihn nicht zum Zaehnepuzten zwingen wolltest (du weisst was ich meine...).
Denn irgendwann ist der Zwang da...spaetestens, wenn das Kind vor Zahnschmerzen bruellt und der Gang zum Zahnarzt unumgaenglich ist, ob das Kind nu will oder nich.

Ansonsten ist der Begriff "natuerliche Grenzen" fuer mich in der Nicht- Erziehung noch sehr schwammig.
Irgendwie entsteht bei mir der Eindruck, als ob man alles als natuerliche Grenze verkaufen kann und am Ende doch erzieht...
(Bsp ich ziehe ihn von der nassen Rutsche weg, weil ich nicht will dass das Kind sich erkaeltet. Mein Absicht ist lediglich mir lange Naechte und teure Arztkosten zu ersparen und meinem Kind hohes Fieber, ich will nicht das er einsieht, dass es schlecht fuer ihn ist). Fuer mich ist das glasklar Erziehung. Ich entscheide und verbiete. Zu seinem aber vorallem auch zu meinem Besten...Was ist das fuer dich? (beziehe mich auf Dinge, die ich bei amication gelesen habe).

LG
Christiane

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@margret

Antwort von mamaselio am 09.01.2007, 17:33 Uhr

Der Unterschied zu laissez faire und Nicht-Erziehung liegt fuer mich darin, dass die Kinder, die nicht erzogen werden sehr wohl natuerliche Grenzen kennen und respektieren (muessen).

Nur habe ich mit dem Begriff natuerliche Grenzen noch so meine Probleme... was ist alles natuerliche Grenze? Vielleicht schreiben Vina und Johanna noch was dazu.

Mich stoert z.Bsp, dass Elio im Bett isst, weil da dann Kruemmel sind und auf Kruemmeln schlaeft er nicht...also muss ich das Bett entweder absaugen oder neu beziehen. Dazu habe ich keine Lust. Das sage ich Elio sehr deutlich mit genau diesem Hinweis und ich verbiete unter Umstaenden das Essen im Bett, wenn er nicht einsichtig ist (er ist es aber). Fuer mich waere das eine natuerliche Grenze, weiss aber nicht, ob die konsequenten Nichterzieher das auch so sehen.

LG
Christiane

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

essen, fernsehen etc.

Antwort von miebop am 09.01.2007, 18:17 Uhr

nur ganz kurz (es ist verhängnissvoll, ins forum zu schauen) ein erfahrungsbericht von meiner seite, der vielleicht hilft, einige der "klassischen" ängste und befürchtungen abzubauen:


wir erziehen unsere kinder nicht -ich wurde selbst schon so "behandelt" und habe daher neben der theorie auch ein ganz gutes bauchgefühl.


ich bemerke, dass viele eltern angst haben, dass ihnen die kinder ohne "kontrolle" aus den händen geraten. deshalb tun sich fragen auf, wie: was mache ich, wenn mein kind nicht gemeinsam zu abendessen, sondern fernsehen möchte? was, wenn es nur süßes isst? sich die zähne nicht putzt? wo ist erziehung "nötig"?


soweit ich es erlebt habe, stellen kinder 1) regelmäßige notwendigkeiten nicht in frage. das heißt, zähneputzen war bei uns nie ein thema und die erwachsenen bemühen sich außerdem, es als spaß und weniger als lästige pflicht hinzustellen. das ist manchmal sehr anstrengend und anstrengender als zu sagen: "mach -ob du willst oder nicht".

2) habe ich die erfahrung gemacht, dass kinder, die nicht-erzogen werden und auf deren bedürfnisse man von beginn an eingeht, selbst sehr früh und umfassend in der lage sind, rücksicht auf die bedürfnisse anderer menschen zu nehmen. das heißt, Ruben (4) ist mucksmäuschenstill, wenn seine kleine schwester schläft und freut sich drüber wie oskar, weil er weiß, dass er es richtig macht. anderes beispiel: er weiß, dass wir uns freuen, wenn er seine winterstiefel an der garderobe auszieht und nicht vorher durch die ganze wohnung stapft. er muss nicht, aber er will uns eine freude machen. so funktionert das wirklich, ich erinnere mich noch genau an das gefühl, dass ich früher hatte: ich wusste, meine eltern würden sich freuen, wenn ich meine matschstiefel gleich ausziehe und es hat mir einen heidenspaß gemacht, sie ordentlich nebeneinander zu stellen. der effekt ist der gleiche: die stiefel werden ausgezogen. aber aus eigenem antrieb und nicht weil die eltern druck von oben ausüben. das ist im empfinden des kindes ein gravierender unterschied.

3) betrifft süßigkeiten, ungesundes etc. da funktioniert bei uns viel über die nachahmung, bzw. über das mangelnde angebot. süßigkeiten sind selten im haus vorhanden, obst und gemüse dagegen stehen bereits vorbereitet offen herum. gleiches gilt für´s fernsehen: es ist nicht üblich, dass der fernseher angeschaltet ist.

das spart konflikte. letztendlich kann ich nichts von meinen kindern erwarten, was ich selbst nicht umsetze. wenn ich schokolade esse, will Ruben auch welche. und heimlich essen ist ja blöd.

das sind jetzt nur einige beispiele. aber das ist die grundeinstellung, die bei uns in der familie vorherrscht.

wenn man in einem späteren alter (wie bei der tochter von mariakat, wenn ich mich nicht irre) versucht, einen schnitt von autoritärer erziehung zu nicht-erziehung zu schaffen, kann ich mir vorstellen, dass das kind ersteinmal "über die stränge" schlägt, heißt, stundenlang fernsieht, viel süßes isst, etc. gerade weil auf der kindes-seite schon viel frust, erniedrigung und aggression aufgestaut ist. in diesem fall würde ich mir wirklich hilfe von außen holen, aber vor allem auch das siebenjährige kind aktiv in den prozess der umgestaltung der familienatmosphäre miteinbeziehen.
das ist nämlich noch so ein wichtiger punkt:

4) die kinder als gleichberechtigt in allen belangen anzusehen. würde ich es anders machen, hätte ich bei meinen sicher große probleme, denn beide sind stolze, spröde kinder, die auf eine über-ihren-kopf-hinweg -behandlung mit starkem trotz, aggression, schreiattacken, verzweiflung reagieren würden. und dieser 4. punkt schließt in logischer konsequenz auch bestrafungen aus, denn ich stehe nicht "über" den kindern.



soweit mein erfahrungsbericht.

lg miebop




ps: solelo, missioniere du nur weiter, wichtig ist das!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

makira, nicht mariakat! und denkt euch bei "abendessen" ein leerzeichen. oT aber LG Miebop

Antwort von miebop am 09.01.2007, 18:20 Uhr

oT

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@Margret

Antwort von vina am 09.01.2007, 18:24 Uhr

Hallo,

Ich glaube, ich schreibe mal ein Buch zu den wichtigsten 100 Fragen zum Thema Nicht-Erziehung. Es kommt immer wieder dasselbe. Aber egal. Ich antworte gern noch mal drauf.

Zitat
Freundschaft ist gleichberechtigt, das geht aber mit einem Kind nicht, weil ich als Mutter die Pflicht habe, es vor Gefahren zu beschützen, die es nicht erkennen kann und dazu muss an manchen Stellen auch mal Autorität sein. Oder lässt Du Deine Kinder über die Straße laufen, wenn sie es möchten? Auf der Straße spielen, wann sie es möchten?
Zitatende

Ich habe auch als Freundin von xy die Pflicht diese Person zu schützen... zumindest gehört das für mich zu einer Freundschaft. Bei einer Freundschaft wohl eher das Bedürfnis, denjenigen zu beschützen, eigentlich sollte es auch in der Eltern-Kind-Beziehung mehr ein Bedürfnis denn eine Pflicht sein. Genauso wenig wie ich meine Kinder vor`s Auto laufen lasse, lasse ich meinen Mann das tun. Es ist richtig, dass Kindern Erfahrung fehlt. Und ehrlich gesagt, überquert mein 4-jähriger ständig völlig selbständig, vorsichtig und achtsam die Grossstadtstraßen ... er kommt auch nicht auf die Idee dort zu spielen. Das musste ich ihm aber nicht erzieherisch beibringen. Vor Gefahren schützen und Erziehung sind zwei verschiedene Dinge. Das wird immer wieder zusammen gewürfelt.

Zitat
Ja natürlich kann ich nicht essen, wann ich will oder packt Ihr Euer Vesper während Kundengesprächen aus?
Zitatende

Hört sich für mich so an als würdest du bei Kundengespräche nicht essen WOLLEN. Warum auch nicht? Da will ich üblicherweise auch nicht essen.

Zitat
Isst bei Euch jeder wann er will?
Zitatende

JA!

Zitat
Wenn mein Mann am Sonntag kocht, ist es eine Frage des Respekts und der Anerkennung, dass ich esse, wenn er das Essen fertig hat - wir alle.
Zitatende

Wenn mein Mann Sonntags kocht, essen wir auch alle (meist), denn wir sind froh uns nichts selbst machen zu müssen und es schmeckt gut, wenn er kocht.

Zitat
Nein, ich ziehe das gemeinsame Essen mit meinen Kindern am Morgen und am Abend deutlich vor, dann dient es auch nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern ist ein sehr wichtiger Teil unseres Familienlebens. Die zwei Momente, in denen wir nach Möglichkeit alle zusammen kommen.
Zitat

Naja, es hört eben jeder was er hören will. Nur weil bei uns jeder essen kann, was er wann will, sind wir nicht unpragmatisch. Kocht einer... freut sich der Rest. Hat einer eher Hunger, kann es sein, dass andere mitessen... eben aus gesellschaftlichen Faktoren heraus. Wir sind eine Familie, haben uns gern, sind gern zusammen und versuchen nicht uns unnötig das Leben schwer zu machen.
Der andere Punkt in deiner Aussage: DU ziehst diese Zusammenkünfte vor, DU siehst sie als wichtige Faktoren in eurem Familienleben. Und deine Kinder?
Ein familiäres Ereignis ist bei uns z.B. das morgendliche Duschen. Da kommen wir zusammen ;-)

Zitat
Für mich klingt das sogenannte "Nicht-Erziehen" nach Beliebigkeit, um den Begriff Laisser-faire zu vermeiden.
Zitatende

Ich habe mit keiner dieser Begrifflichkeiten Probleme. Am Ende ist es mir egal, wie man es nennt - auch wenn ich Antipädagogik in der persönlichen Wortwahl bevorzuge - wichtig finde ich für mich, dass es funktioniert, dass unser Familienleben entspannt ist.

LG
vina

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@Vina

Antwort von margret am 09.01.2007, 18:42 Uhr

Wie viele Kinder hast Du? Ich frage deshalb, weil mein erstes Kind auch supervorsichtig im Straßenverkehr war und im Alter von 3 bereits den Weg zum Kindergarten alleine meistern konnte, mein zweites Kind war aber so egozentrisch (nicht im negativen Sinne, das ist einfach eine starke Persönlichkeit), dass es mit 4 noch nicht weit genug war, zu erkennen, dass die Autos nicht bremsen, weil gerade der "Kosmos" die Straße überquert, was an dem Willen, es alleine zu tun überhaupt nichts geändert.

Nein, während des Kundengesprächs würde ihc nicht essen wollen - dummes Beispiel. Aber ich würde gerne um 11 Uhr essen, nur da kann ihc keine Mittagspause machen, die muss ich den betrieblichen Erfordernissen anpassen.

Freundschaft geschieht auf Augenhöhe udn Freiwilligkeit. Kinder sind immer "zwangsweise" die Kinder ihrer Eltern, das können sie sich nicth aussuchen. Selbstverständlich schütze ich auch Freunde vor offensichtlichen Gefahren, aber das kann man nicht vergleichen. Und dass es mir nicht nur Pflicht, sondern natürlich instinktives Handeln ist (wie vermutlich 99.9% aller Eltern), meine Kinder vor Gefahren zu schützen, ist in meinem Fall eine Frage der unglücklichen Wortwahl gewesen.

Wie Christiane es schreibt (Beispiel essen im Bett), so kann ich es 100% nachempfinden und so handele ich auch. das ist nicht so weit weg vom sogenannten Nichterziehen.

Gruß Margret

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@Christiane Elios Mama

Antwort von margret am 09.01.2007, 18:54 Uhr

Danke!

Du hast ausgedrückt, was ich sagen wollte und was auch meine Intention ist.

Ich strafe übrigens nicht (ja auch ich habe den Eindruck, dass Nichterzieher mit den Süchten Süßigkeiten und Fernsehen Probleme haben).

Wenn Ihr Fernsehen lasst, so lange die Kinder wollen, kontrolliert Ihr dann, was sie gucken? Dürfen sie nach Belieben umschalten?

Würde ich den Fernsehkonsum eines Freundes kontrollieren?

Wenn ein Freund sich selbst schädigt, kann ich ihn darauf ansprechen, ihn aufklären, muss aber letztlich seine Entscheidung respektieren und akzeptieren.

Wenn mein Kind sich selbst schädigt, weil es z.B. nicht Zähne putzt, Horrornachrichten auf den privaten Sendern sieht (das schädigt auf jeden Fall) werde ich es an meiner Erfahrung und meinem Wissen nicht nur teilhaben lassen, nein, ich werde für das Kind entscheiden, damit es unversehrt bleibt. Das ist natürlich eine Frage des Alters und ein Prozess. Einem 14-jährigen kann man vermutlich nur noch nahelegen, sich die Zähne zu putzen. Der weiß, welche Konsequenzen auftreten und kann wissentlich entscheiden.

Bei einem vierjährigen putz ich eben noch selbst und mach so viel Faxen udn Ablenkungsmanöver, dass es keine Tortur ist, sondern auch Spaß machen kann, aber ich lasse es nicht mit ungeputzten Zähnen ins Bett! Ich nehm sie auch mit zum Zahnarzt, so wie ich sie auch impfen lasse, ob sie wollen oder nicht.

Das heißt ja nicht, dass ich ihnen nicht erkläre, warum ich etwas tue, warum es mir für sie wichtig ist.

Ich überlege mir bei allen diesen Dingen, muss das wirklich sein, ist es wirklich wichtig? oder wie wichtig ist es, welche Kompromisse können wir eingehen, welche Optionen anbieten. Aber gerade bei Optionen sind Kinder doch oft überfordert, weil sie gar ncith die Tragweite ihrere Entscheidung abschätzen können. Das ist doch eine Entwicklung, auf die man angemessen reagieren muss.

Das sind doch ganz gravierende Unterschiede zu Freundschaft.

Grüße Margret

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

*meld*

Antwort von mathildas_mama am 09.01.2007, 19:18 Uhr

Ich bin ja keine richtige "nicht"-Erzieherin, aber: Essen und Fernsehen wird bei uns gar nicht reglementiert.

Essen darf sie, was und wann sie will, und welch Wunder, sie ernährt sich keinesfalls auschließlich davon. Wahrscheinlich ißt sie nicht mal mehr, als andere Kinder zugeteilt bekommen, an manchen Tagen mehr, an manchen fast gar nichts.
Wir haben meist genug davon im Haus, auf jeden Fall immer irgendwelche altersschwachen Weihnachtsmänner oder Osterhasen, die dann doch ihr Leben im Müll beenden.
Sie ißt auch gerne mit nuns gemeinsam, obwohl sie das nicht muß.

Beim Fernsehen sind wir selbst kein gutes Vorbild, sondern sehen recht gerne fern.
Wieso aber immer vermutet wird, daß sich Kinder freiwillig Nachrichten oder Horrorfilme anschauen würden, ist MIR schleierhaft. Ausschließlich KIKA, Junior oder im Notfall super-RTL sind akzeptiert - vom Kind ;).

LG Elke

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: @margret

Antwort von mathildas_mama am 09.01.2007, 19:23 Uhr

nein, eine natürliche Grenze ist das nicht. Es ist DEINE Grenze, denn Du hast keine Lust, zu staubsaugen, weil er nicht auf Krümeln schlafen mag.

Meiner Familie ist das z.B. völlig egal, meinen Mann erziehe ich nicht mehr, den habe ich so geheiratet (schon beim Kennenlernen erklärte er, daß ich mich damit abfinden müsse, daß er im Bett Chips ißt), insofern habe ich auch nur geringe Chance, darauf einzuwirken, was die beiden in meiner Abwesenheit machen.
Ist aber MEIN Problem, daß ich Krümel in meinem Bett hasse !!!! *gg*.

LG Elke

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

ich vergaß ...

Antwort von mathildas_mama am 09.01.2007, 19:28 Uhr

... in meinem Posting zu erwähnen, daß Du natürlich das Recht hast, DEINE Grenzen zu wahren. Es ist nicht Sinn der Sache, sich völlig zurückzunehmen und dem Kind unterzuordnen.

Würde es Deinem Kind aber z.B. nichts ausmachen, in Krümeln zu schlafen, dann würde Essen im Bett ja nicht Deine Grenzen verletzen, könnte Dir also egal sein :-))).

LG Elke

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Gefühle (@Makira)

Antwort von solelo am 09.01.2007, 19:45 Uhr

Hallo Makira,

ich will versuchen, auf deine Antworten einzugehen. Danke, dass du das ein bisschen aufgeklärt hast. Es klang wirklich viel härter, als es war. Trotzdem meine ich, dass sich ein Kind so fühlt - du auch. Wenn ein Kind so fühlt, läuft was falsch.

Das Problem mit meinen Antworten wird sein, dass ich eben auf der 100%igen Nichterziehungsseite stehe und du irgendwo schwebst und eigentlich sogar recht verwirrt bist gerade, aber natürlich schon eher zu Erziehung tendierst.

Ich gehe davon aus, dass sich Kinder, auch und GERADE wenn sie alle Rechte inne habe, die auch Erwachsene haben, sich *freiwillig* und gerne an gesellschaftliche und Familien-Regeln anpassen und sich daher "richtig" verhalten werden. Nicht 100%ig wahrscheinlich, denn jeder legt es ja letztendlich anders aus, aber erzogene Kinder tun es ja auch nicht 100%ig.

Erzieher gehen davon aus, dass sich Kinder, wenn sie alle Rechte inne hätten, in Maßlosigkeit stürzen würden, nichts mehr richtig machen und wie ein verrücktes Huhn durch die Gegend irren.

Diese meine Sicht der Dinge musst du bedenken, wenn du meine Antworten verstehen willst. Es ist eben ein ganz anderer Blickwinkel.

***Also bitte, das geht einfach nicht. Ein Kind sollte abends nicht stundenlang (1-2) TV schauen dürfen. Sie findet dann kein Ende.***

Aus meiner Sicht: Sie findet kein Ende, weil TV etwas ist, was immer beschränkt wird. Sie lernt nicht den Umgang mit TV, sie lernt den Umgan mit einem Verbot. Genauso wie ihr Macht mit dem TV ausübt, hat sie genau das gleiche Tool zur Hand – damit kann sie euch ganz schön auf die Palme bringen.

Natürlich schränke ich das Fernsehen nicht ein. Ich sage ihr meine Meinung, wenn ich das Gefühl habe, sie sitzt nur davor aus Langeweile und könnte durchaus was anderes tun, aber ich respektiere ihre Entscheidung – weil es IHRE Entscheidung ist. Weil sie, meiner Meinung nach, genauso wie ein Erwachsener das Recht hat, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Sie braucht dabei Unterstützung, keine Frage, und die gebe ich ihr.

Am Anfang, ja da sah es wirklich maßlos aus. Da hat sie auch kein Ende gefunden. Sie hatte ja auch nie gelernt, wie man ein Ende findet, weil ihr das ja abgenommen wurde – jemand anderes hat bestimmt, wann und wie das Ende auszusehen hat und warum.

Ausgehend davon, dass ich denke, dass Kinder – Menschen überhaupt, freiheitsliebend sind, wird alles zum Inbegriff der Freiheit, was eingeschränkt wird.

Werden Bananen eingeschränkt, wird man das Gefühl haben, "könnte ich nur Bananen essen, wäre ich frei". Verstehst du, was ich meine? Könnte sie nur Fernsehen, wann und wie sie wollte, wäre sie frei, so fühlt sie. Freiheit ist erst Mal der Obergedanke, wie ungesund oder nicht das ist, ist jemandem, der sich in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt erst Mal egal. Oberste Priorität ist die Freiheit.

Erst, als meine Tochter (7) die Freiheit hatte, war sie offen dafür, sich darüber Gedanken zu machen, wann und wie SIE eigentlich fernsehen will, warum, ob das schädlich ist oder nicht – wie viel Zeit es ihr für andere Sachen wegnimmt etc. Davor – weil Freiheit eben SO wichtig ist für Menschen – war all das EGAL. Überhaupt erst Mal die Freiheit zu bekommen, war VIEL wichtiger.

Nachdem sie 2 Monate lang vorm Fernseher saß und alles andere mehr oder weniger egal war, selbst die gleichaltrige Freundin, die über uns wohnt wurde weggeschickt!! (nicht schön anzusehen und erfordert viel Geduld, die ich nicht immer hatte), schaut sie heute im Internet oder im Videotext, was sie gerne anschauen will. Sie schaltet ab, wenn SIE etwas langweiliges findet. Sie wählt aus, was sie sehen will. Sie merkt, wann sie sich schlecht fühlt bei einem Programm. Dieser Prozess ist nicht ganz abgeschlossen aber man sieht, wie sich ihr Zugang zum Fernsehen verändert. Suchtanzeichen sehe ich keine.

Ich habe oft mit ihr gesessen und ihr geholfen, die Programme zu verstehen. Ich habe sie unterstützt in ihrer Neugier um dieses Medium und dabei, es kennen zu lernen, und sich selbst dabei auch (wie fühlst du dich? was hast du daraus gezogen? Was ist so interessant?).

Ich glaube grundsätzlich schon, dass es "schädlich" ist, wenn jemand wirklich IMMER – für IMMER – 8 Stunden am Tag fernsehen würde, vor allem in jungen Jahren. Ich glaube aber schlicht und einfach nicht, dass das ein Kind tun würde. Es sieht so aus für Erzieher, weil sobald sie Mal nichts sagen, schauen die Kinder Stundenlang am Stück "Wenn ich sie lasse, schaut sie den ganzen Tag". Dann denken die Eltern "aha, siehst du, klappt nicht. Braucht Grenzen". Dabei sehen sie nicht das wirkliche Bedürfnis hinter dem Fernsehen. Es ist nicht das Fernsehen an sich, erst Mal, es hat sich alles verzerrt – es ist einfach nur, das Bedürfnis nach Freiheit, was sich darin ausdrückt, maßlos Fernzusehen, übersetzt: maßlos Freiheit zu genießen – eines jeden Menschen sein gutes Recht! (deutsch gut)

Ich bin überzeugt, dass Kinder, die noch nie eingeschränkt wurden im Fernsehkonsum, Fernsehen einfach als weiteres Medium kennen lernen, aus dem sie lernen können, wann und ob sie wollen. Nichts weiter. Es wird nicht Inbegriff von Freiheit.

Jetzt kommen Einwände, die ganzen Kinder in sog. sozial schwachen Familien, deren Eltern es sogar Recht ist, dass die Kinder so viel fernsehen. Bei denen reguliert es sich doch auch nicht von selbst.

Ja, großes ABER: Werden diese Kinder unterstützt? Wird ihnen was anderes angeboten? Sagen die Eltern, wenn die Kinder vom Fersnehen Mal weg gehen und fragen, können wir was spielen, können wir was unternehmen, "ja", oder sagen sie "nö, keine Lust/keine Zeit/kein Geld" oder gar "lass mich in Ruhe" oder "später vielleicht" (und dann doch nie)? Diese Kinder werden vernachlässigt – das ist was ganz anderes. Sie haben nichts anderes.

Meine Daten sind da ganz andere. Vielleicht kannst du Mama Heike Mal fragen, wie sie das mit dem Fernsehen regelt. Sie hat nämlich auch was gegen Fernsehen (ich nicht so), trotzdem schränkt sie das nicht ein. Sie gibt ohne Verbote eine Richtung vor und unterstützt ihr Kind darin, die Erfahrung TV wirklich wahr zu nehmen, sodass ihre Tochter lernen kann, auf ihren Körper zu hören, wann genug ist. Gleichzeitig ist sie immer da für sie, um etwas anderes zu unternehmen.

Wenn ein breites Spektrum an Angeboten vorliegt, ist TV nur eines davon und auch gar nicht so interessant – Mal zum entspannen gut und fertig.

(Achtung: nicht am Anfang. Wenn du den Fernseher frei gibst, wird es sehr sehr maßlos aussehen am Anfang. Bei uns hat es 2-3 Monate gedauert. Gleich mit dem Computer. Und Süßigkeiten isst sie gar keine mehr (nicht dass es mein Ziel gewesen wäre), Zähne putzt sie freiwillig (früher immer Kampf und Tränen) oder lässt putzen, und sie kennt ihren Körper und weiß, wann sie ins Bett will/muss. Sie fragt dann: Mama, ich will ins Bett, kannst du mich bringen? Unglaublich aber wahr!)

***Der Grund des Fernsehverbotes war, dass sie mit mir zusammen (wir schauen immer mit ihr zusammen) einen Film sah. Es war Freitag, Papa war nicht da und wir schauten uns schön zusammengekuschelt einen wunderbaren Film an. Nach dem Film machte ich aus (es war schon fast 22 Uhr – und das geht auch in Ordnung, kann man mal machen). Aber sie kriegt nicht genug, schreit mich total an, sie wolle noch mehr schauen, ich wäre gemein usw. usw.***

Der Grund des Verbots ist total egal. Schon ein Verbot zu stellen stellt dich auf eine höhere Ebene als sie, und schon allein das ist gemein – da hat sie Recht :-) wie würdest du dich fühlen, wenn du ständig beobachtet würdest, ständig bewertet, ständig korrigiert, ständig eingeschränkt würdest? Hättest du nicht auch lieber, wenn du in einem anderen Land wärest, wo du die Sprache nicht kennst und nur unzureichend, um mit anderen richtig gut dich auszudrücken, und wo du so gar nichts kennst, von einer FREUNDIN angeleitet würdest, statt von jemandem, der dich ständig bewertet, kritisiert, korrigiert und von dir verlangt, dass du dich richtig verhältst? Würdest du so jemanden überhaupt nachahmen wollen?

Sie kriegt nicht genug – du glaubst von Fernsehen, ich interpretiere von Freiheit. Sie will autonom sein, und das sollte sie dürfen. Du würdest überrascht sein, wie sehr autonome Kinder doch Führung "verlangen". Meine Tochter fragt mich sehr oft, wie "man" etwas (quasi in unserer Gesellschaft) macht, wie man etwas sagen sollte, was andere machen, was andere denken, welche Entscheidungen wir treffen würden, was wir machen würden, wie wir handeln würden, etc. etc. Wenn sie bereit ist, eine Entscheidung zu treffen, dann sagt sie das. Wenn nicht, dann fragt sie uns. Es ist gar nicht nötig, eine Richtung aufzudrücken, weil Kinder sowieso eine Richtung verlangen würden.

Das Problem bei Erziehung ist, dass du eine bestimmte Richtungn X verlangst, aber die Gegenrichtung GEHST, um diese Richtung X einzufordern. Du verlangst Respekt, bist aber respektlos wenn du das einforderst. Das ist, wie wenn man Kinder prügeln würde, um ihnen beizubringen, dass sie niemanden prügeln sollen. Die Message kann nicht verstanden werden!

***Bitte, was hättest du an dieser Stelle getan? Wahrscheinlich genau das gleiche wie ich: ihr freundlich gesagt, es ist schon spät , morgen ist auch noch ein Tag, komm, der film war sooo schön, wir unterhalten uns im Bett noch ein bisschen darüber (machen wir im übrigen jeden Abend: im Bett lesen und vorlesen, erzählen, den Tag Revue passieren lassen, kuscheln, ein schöner Ausklang eben).***

Ich hätte noch einen Film geguckt. Am Anfang war es eben maßlos. Heute würde ich einfach sagen, komm, ist echt spät jetzt, wir können morgen gucken. Sie würde mir vertrauen, dass ich keinen Scheiss rede, weil oben genannte Diskrepanz der Richtungen nicht mehr vorhanden ist und sie ganz genau weiß, welche Richtung wir gehen – weil ich sie gehe, vorlebe und die gleiche "verlange", wobei ich noch nicht Mal verlange, sondern ihr die Entscheidung überlasse, diese Richtung auch zu gehen oder eben nicht.

Sie ist so dankbar für diese Richtung, sie findet diese Richtung einfach SO toll, weil sie ihr so gut tut, und sie sich so verstanden fühlt, dass sie das einfach nachahmen WILL. Sie WILL (in dieser Hinsicht) so sein wie ich, weil sie am eigenen Leib spürt, wie gut es anderen tut, wenn man respektvoll ist und die Freiheit anderer achtet.

Nachdem sie also am Anfang meine Freiheit nicht so sehr geachtet hat und auch nicht besonders respektvoll war, und sowas wie "noch mehr Fernsehen" verlangt hat, OBWOHL ich ja schon mit Nichterziehung angefangen hatte und doch schon Freiheit gegeben hatte im hohen Maße (ich kam mir echt verarscht vor!), hat sie nach und nach am eigenen Leib gespürt, wie gut es ist, anderer Leute Freiheit zu achten, gleichberechtigt zu werden und respektvoll zu sein, dass sie das einfach auch machen will. Und das tut sie auch. Das drückt sich aus, indem sie z.B. mich fragt, ob mir irgendwas "was ausmacht" wenn sie das so und so macht. Oder sie sagt "ich will dir keine Mühe machen" oder "du musst nicht, es geht auch so", oder wenn ich sage, ich will X machen und sie dann sagt "ok, dann mache ich während dessen Y".

***Was machst du, wenn dein Kind dich dann immer noch anschreit und beschimpft?***

Das habe ich mich am Anfang auch immer gefragt. Wie gesagt, sie hörte immer noch die alte Johanna und glaubte mir nicht. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich da mit umgehen soll. Ich wollte auch ruhig bleiben, dachte aber immer, sie kann doch nicht einfach damit "ungeschoren davon kommen". Ich dachte, noch ganz erzieherisch, sie wird denken, dass sie so immer mit mir reden kann, wieso sollte sie mit mir freundlicher reden wollen, wenn sie es gar nicht muss??

Ich habe mich von anderen Nichterziehern (es gibt sehr viele in den USA und in meiner Mailingliste sind es auch mittlerweile viele) beraten lassen (Foren, Mailinglisten) und mich überzeugen lassen, dass sich das wirklich geben wird. Dass ich mit gutem Beispiel voran gehen kann und einfach das tun, was mir wichtig ist. Ist mir ein freundlicher Umgang wichtig, so sollte ICH das tun.

Es hat etwa 3, 4 Monate gedauert – ist kein Patentrezept und bei anderen wird es vielleicht kürzer oder länger dauern – aber sie hat doch einfach nach und nach mein Beispiel nachgeahmt. Es war nicht leicht und ich bin hin und wieder "rückfällig" geworden – wie gesagt, ich bin auch temperamentvoll – aber so nach und nach hat sie gemerkt, dass es mir ernst ist.

Ich muss dazu sagen, sie weiß ganz offiziell, dass wir gegen Erziehung sind, für Freiheit in der Kindheit, dass wir einen gleichberechtigten Umgang wollen, dass ihre Freiheit da aufhört, wo die der anderen anfängt und so weiter (das war am Anfang auch noch so ein Thema – wo fängt die der anderne an und so, das musste sie auch erst lernen. Wie hätte sie das vorher auch lernen können, hatten WIR doch die Grenzen gesetzt bevor sie es spüren oder hätte sehen können). Wir unterhalten uns darüber und unser Bemühen hat sie sicher "mitgewertet" als sie sich entschied (diese Entscheidung war sicher schleichend und nicht wirklich bewusst), dass sie uns doch (wieder) vertrauen kann.

Um weitere Angebote neben Fernsehen zu bieten und weil ich das Gefühl hatte, sie wusste nicht so genau, was tun mit ihrer Zeit, haben wir eine Liste mit lauter Dingen gemacht, die man so machen kann. Kostenlose, zahlpflichtige Unternehmungen für zu Hause und außer Haus. Die Liste ist ellenlang, in Kleinschrift und fließtext füllt sie eine Din-A-4 Seite. Ich hatte unter anderem geschrieben: "anderen eine Freude machen" als Unternehmung :-) (so kann man Gutes "in den Weg streuen" ohne es aufzuzwingen, z.B.) Eines Tages war es DAS Ding, was sie machen wollte, das hörte sich gut an. Sie hat mit Papa Salzteig gebacken und sie haben Figuren gemacht, die sie, in der Weihnachtszeit, den Nachbarn verteilen wollte. Das hat sie dann auch gemacht, sie legte Sachen vor die Tür, klingelte und rannte weg! (sie traute sich nicht da zu bleiben) Das hat eine Welle ausgelöst, einen wahren "Trend" ;-) andere Nachbarn klingelten bei uns und hinterließen Kekse und Schokolade, rannten weg. Es ging eine Weile hin und her und alle machten sich anscheinend ein Späßchen draus :-) DAS war eine echte Erfahrung, die sich dann wiefolgt ausgewirkt hat: Erst kam die Erkenntnis (ganz ohne Zwang und Erziehung, nicht Mal vorgeschlagen haben wir das, gar nicht angesprochen, nix): "Wenn man anderen eine Freude macht, wollen sie auch einem eine Freude machen" – so ihre Interpretation. Das ganze hatte IHR auch total Spaß gemacht. Das wollte sie noch Mal machen. Zu Silvester sprachen wir in geselliger Runde mit unseren (erwachsenen und kinder-) Freunden darüber, was unsere "guten Vorsätze" fürs nächste Jahr wären. Meine Tochter sagte: sie will das nächste Jahr noch mehr anderen eine Freude machen, das hatte so viel Spaß gemacht. Eine Woche später erzählte sie mir von ihrem Entschluss, ab nun IMMER freundlich zu sein, denn sie habe entdeckt, wenn man freundlich ist, sind andere auch freundlich zu ihr. Wieso dass denn anderen Menschen noch nicht aufgefallen sei (lol). Wir redeten darüber, dass es doch sehr wohl vielen Menschen aufgefallen sei und so. Sie meinte, es wäre doch toll, man sei dan freundlich zu anderen, und die "erkennen" dann auch, dass wenn man freundlich ist, man Freundlichkeit zurückkriegt, und dann entscheiden sie sich auch, freundlich zu sein und so weiter, und am Ende wäre die ganze Welt freundlich... Wir redeten darüber, wie es auch andersrum funktioniert, wenn Menschen unfreundlich sind...

Was ich damit sagen will, es hat überhaupt nicht Erziehung und Verbot und Grenzen und Anschreien und "klar machen" oder sonst was gebraucht, damit sie das erkennt und selbst eine "gute Entscheidung" trifft.

Ich glaube jeder Mensch wünscht sich einfach nur Glück. Freundlichkeit fühlt sich gut an, ist also erstrebenswert. Es gibt an sich keinen Grund, das nicht machen zu wollen und allen Grund, es machen zu wollen.

Es gibt aber doch einen Grund, nicht freundlich sein zu wollen, nämlich dann, wenn man in seiner Freiheit eingeschränkt wird. Ich bin wirklich SO überzeugt davon, dass Freiheit essentiell ist, dass es uns wirklich bis an die Knochen stört, wenn uns jemand die Freiheit wegnimmt, dann werden wir einfach unfreundlich, egal in welcher Alterstufe wir uns gerade befinden.

Wenn wir unsere Freiheit haben, haben wir gar keinen Grund "böswillig" zu sein, und allen Grund, diejenigen nachzuahmen, die uns diese Freiheit gewähren, obwohl sie die Macht hätten, uns diese wegzunehmen.

Und genau diesen Menschen würde ich total vertrauen, wenn sie, obwohl sie körperlich wie geistig die Fähigkeit hätten, mich zu manipulieren und mich in meiner Freiheit einzuschränken, genau dies NICHT tun, aus Achtung vor meiner Würde, vor meiner Freiheit, aus Respekt zu mir einfach.

Deshalb sind wir Nichterzieher auch durchaus in der Lage, wenn es wichtig ist, Mal ganz deutlich unsere Meinung zu sagen. Deshalb vertraut mir meine Tochter, dass Zähneputzten echt wichtig ist. Oder dass sie sich einen bestimmten Film lieber nicht anschauen sollte, weil ich mir sicher bin, dass er ihr nicht gut tun würde.

Die Beziehung zwischen Eltern und Kind kann durchaus eine freundschaftliche sein, die auf GEGENSEITIGES Vertrauen beruht, anstatt auf meinem angeblichen Wissen, es besser für mein Kind zu wissen.

***Wir bieten ihr immer Möglichkeiten und Kompromisse an, eben weil wir sie als Persönlichkeit respektieren.***

Tut ihr eben nicht, meiner Meinung nach. Was ich oben beschrieben habe, dürfte meine Meinung erläutern. Wenn sie ein WG-Mitbewohner wäre, dann würdet ihr sie wirklich als Persönlichkeit respektieren MÜSSEN, und das würde sich nicht darin ausdrücken, dass ihr "Möglichkeiten und Kompromisse anbieten" würdet, sondern darin, dass von vorneherein alle Regeln von allen akzeptiert werden würden, bevor man sich über ihre Einhaltung unterhält, weil ihr sie von vornerein alle gemeinsam erstellt habt und nur solche zustande gekommen wären, mit denen alle einverstanden seid. Sollte sich das Einverständnis im Laufe der Zeit gändert haben, so würde man neu verhandeln.

Nun ist das Verhältnis zwischen Eltern-Kind natürlich nicht vollends mit dem zwischen WG-Mitbewohnern vergleichbar, aber im Bereich "jemanden als Persönlichkeit schätzen", finde ich das ganz treffend. Unterschied ist natürlich, dass ihr sie liebt, ihr das Beste für sie wollt und ihr schlicht und einfach euch eine Verantwortung aufgebürdet habt, ihr Leben zu meistern. Ihr habt Angst, dass es fehlt schlägt, dass sie ein schlechter Mensch wird und denkt, ihr wisst besser, was für sie gut ist. Ihr seid natürlich bemüht, Informationen über Fernsehkonsum und Folgen von sonstigen "Erziehungsfehlern" einzuholen.

Das Problem dabei ist immer, dass diese Informationen sich IMMER auf Studien oder Beobachtung von erzogenen Kindern beziehen, was natürlich ein ganz anderes Bild ergibt, als wenn man nichterzogene Kinder beobachten würde, von denen es leider nicht viele gibt und die, wahrscheinlich weil sie sich kontrolliert vorkommen würden, vielleicht gar nicht erst an solchen Studien teilnehmen wollen würden.

Die Informationen sammeln wir auch von unseren eigenen Kindern, und wenn wir erst Mal Freiheit geben -nachdem wir enigeschränkt haben wohlgemerkt– werden wir eben erst Mal nur Maßlosigkeit beobachten, was einfach beunruhigend ist.

***Und wir hören immer wieder, dass wir dem Kind viel zu viel Freiraum und Mitbestimmung geben.
Ich bin total verwirrt.***

Es tut mir echt Leid, dass du verwirrt bist. Normalerweise will ich mich gar nicht einmischen und normalerweise lese ich solche Dinge erst gar nicht, weil es eigentlich nichts bringt, sich solch eine Mühe wie ich gerade zu machen. Nichterziehung ist sooo ein weites Feld und eine Lebenseinstellung, die nicht in ein paar einfachen Postings widerzugeben ist.

Es ist keine Methode, die man einfach anwendet, sondern es ist eine Art, mit Kindern umzugehen, die sich aus einem Gefühl – für uns "Erkenntnis", für euch klingt das vielleicht überheblich, als müsste jeder zu dieser kommen – dass man so was Kindern einfach nicht antun DARF.

Ich zitiere einen Teil meiner eigenen Antwort dazu, wie ich zu Nichterziehung gekommen bin, um das zu erläutern:

"ich denke da immer an eine alte Schulfreundin, die
Vegetarierin war (ist), und auch wörtlich keiner *Fliege* was zu leide tun konnte (sie hat Fliegen im Glas gefangen und rausgelassen oder halt ihr Dasein akzeptiert).

Auf Fragen hin konnte sie das nicht anders erklären als mit weit offenen, fragenden Augen und der Antwort "...weil man doch nicht einfach ein Tier töten DARF... das geht doch nicht". Ich fand das
sehr beeindruckend (ich bin Fleischesserin), weil sie einfach keine großartigen andere Erklärungen brauchte, es war einfach ein tief-sitzendes Gefühl, dass es einfach "falsch" sei, sie KONNTE es einfach
nicht.

Abgesehen von ein paar noch verbleibenden schlechten (erzieherischen) Angewohnheiten, handle ich heute viel "instinktiver" einfach nach diesen Grundsätzen von Freiheit, Gleichberechtigung, Mündigkeit. Es kommt wie von selbst. Mehr und mehr beachte ich sie als vollwertiges Mitglied unserer Familie.

Meine Freundin, die meine Nichterziehung stark kritisiert und die Unmöglichkeit der 100%igen Gleichberechtigung bemängelte, hat mir weitere Bereiche aufgezeigt. Z.B., wenn ich Geld ausgegeben
habe, dann sagte ich "ich muss das mit meinem Freund besprechen" – wenn alle gleichberechtigt sind, müsste ich eigentlich sagen "ich muss das mit meinem Freund und mit meinen Kindern besprechen". Oder, wenn wir in den Urlaub fahren, dann müsste ich nicht einfach sagen "möchtest du in den Urlaub fahren? wird ein Heidenspaß", sondern
möchtest du in den Urlaub fahren? Wird sicher super – aber wir geben damit so viel Geld aus, von dem Geld könnte man dir auch ein halbes
Jahr Pony-Reiten bezahlen ;-)

Das ist wahrlich ein bisschen überspitzt, ich sehe das ein bisschen differenzierter, aber ich habe in jüngster Zeit immer mehr begriffen, worum es eigentlich geht. Ich "berücksichtige" nicht nur ihre Sicht der Dinge in MEINE Entscheidung, sondern WIR ENTSCHEIDEN GEMEINSAM - dabei "berücksichtige" ich was anderes: zum Beispiel, dass sie keine
Lust auf ellenlange Familienkonferenzen hat – das wird sich sicher ändern, je mehr sie daran Interesse hat. Solange entscheiden wir, berücksichtigen sie (aber ernsthafter als zuvor) und fragen gezielt
nach, und bei Protest kann man immer noch anders entscheiden – das ist gerade Situationsabhängig, weil sie eben keinen Bock auf lange Diskussionen hat, sie ist davon überfordert.

Das ist mein Job (einer meiner Jobs) als "Elternteil" – feinfühlig genug zu sein, solche Zeichen zu erkennen, etwa, dass sie in der Tat noch nicht bereit ist, wie ein Erwachsener an solchen "wichtigen" Diskussionen teilzunehmen."

***Doch, wir haben sie ernst genommen. Und wir zwingen nicht, sondern setzen Grenzen. Und ich habe ihr erklärt, dass sie kein TV mehr schauen darf, weil sie sich mit einer Sendung um diese Uhrzeit nicht zufrieden gibt.***

Nein, eben doch nicht ernst genommen. Was ist für dich der Unterschied zwischen Grenzen setzen und zwingen? Klingt für mich nicht nach großem Unterschied. Wozu würdest du eine Grenze setzen, wenn du nicht auch bereit wärest, diese Grenze dann durchzusetzen (=zwingen). Würde sich dein WG-Mitbewohner ernst genommen fühlen, wenn du "ihm Grenzen setzen" würdest, die du dann zur Not, wenn nicht eingehalten, aufgezwungen werden, "damit er was lernt"??

Die Erklärung, sie darf kein TV schauen, *weil sie sich mit einer Sendung nicht zufrieden gibt* ist auch keine ganze Wahrheit. Wie soll man sich ernst genommen fühlen, wenn einem ständig Halbwahrheiten oder gar Lügen aufgetischt werden?

Wie kommst du dir vor, wenn jemand versucht, dich zu manipulieren? Die Wahrheit ist, dass du Angst hast, dass sie die "Macht" an sich reißt, wenn du nachtibst. Und/Oder, dass sie Fernsehsüchtig wird. Oder dass sie schlecht beeinflusst werden könnte. Oder dass sie nie lernt, mit dem Fernsehen umzugehen. Oder, dass dich andere Eltern dafür kritisieren, wie du mit deinen Kindern umgehst. Es gibt so viel, wovor man Angst hat!

Wenn du sie wirklich ernst nehmen würdest, würdest du ihr genau diese Ängste erklären (du würdest nämlich davon ausgehen, dass sie dich wahrscheinlich versteht). Und dann würdest du mit genau der gleichen Attitude dir anhören, was sie dazu zu sagen hat. Sie würde vielleicht sagen: "hm, ich verstehe deine Sorge, aber mach dir um mich keine Sorgen" ;-) Das würde vielleicht dein WG-Mitbewohner sagen. Nicht, dass du das bei deinem Kind akzeptieren würdest auf Anhieb, aber das wäre richtig ernst nehmen. Sehr wahrscheinlich, in einer Anfangsphase, würde sie eben solche Dinge sagen, wie du sie schon gehört hast: lass mich einfach fernsehen, so viel ich will. Das klingt "unvernünftig" und für Erzieher wieder ein "Beweis", dass Nichterziehung nicht funktioniert. Aber kommt Zeit, kommt Vertrauen. Und dann ist eine Basis da, auf der man aufbauen kann. Hätte man von Anfang an nicht sich über das Kind erhoben, hätte man schon immer dieses Vertrauen und ein klares Nein wäre auch Mal einfach akzeptiert, genauso wie ein WG-Mitbewohner auch einfach Mal ein "nein" akzeptiert. Solange aber für sie "Fernsehen" = "Freiheit" bedeutet, ist keine Verhandlungsbasis da, weil einfach erst Mal das allerwichtigste für sie ist: die Freiheit wieder zu erlangen.

Das ist der Grund, warum alle Kinder erwachsen werden wollen, anstatt ihre Kindheit zu genießen – weil sie hoffen, dann endlich frei zu sein, sieht es für sie doch aus, als ob man, wenn man erwachsen ist, alle Freiheiten der Welt hat.

***Wir sind hingegangen. Ich habe nur nicht alles im Detail niedergeschrieben.***

Schön :-)

***Wir haben ihr angeboten, darüber zu reden, nicht nur einmal. Es war nicht möglich. Sie schrie nur, wir sollen sie in Ruhe lassen.***

Das habe ich bis vor 3 Wochen oder so auch oft (bis immer seltener) erlebt. Am Anfang vertraute sie auch einfach nicht darauf, dass bei einem solchen Gespräch irgendwas für sie rausspringen würde.

Später war es der Fehler, dass ich vor lauter Gleichberechtigung und ernst nehmen und so weiter unbedingt alles ausdiskutieren wollte. Sie ist aber noch nicht dazu bereit. Sie ist überfordert. Später werden Familienkonferenzen und große Verhandlungen vielleicht normal sein, heute zieht sie es vor, dass ich irgendwas entscheide unter Berücksichtigung aller Informationen die ich über ihre Vorlieben und Abneigungen habe, sie darüber in Kenntnis setze und sie dann aber noch die Möglichkeit hat, nein zu sagen und ihre Gründe dann dafür zu nennen. Dann nimmt man das als neue Information auf und sucht nach einer anderen Lösung.

Je nach Problem ist sie bereit, darüber zu reden. War sie voller Gefühle half es oft, sie wirklich in Ruhe zu lassen. Manchmal habe ich sie umarmt und war einfach nur da. Oder ich habe 10 Minuten gewartet, bin dann noch mal hingegangen und hab gar nichts gesagt, war einfach nur da. Wenn sie anfing zu erzählen habe ich erst Mal nur zugehört, ohne zu bewerten. Ich habe nur "hm", "aha" "oh" gesagt.

Am Ende, wenn ich einfach keine Lösung wusste, die auch für mich akzeptabel sein würde, habe ich eben das gesagt – dass ich gerade keine Ahnung habe und wir uns was für die Zukunft überlegen müssten, aber eben nicht gleich. Manchmal kommt die Inspiration für eine super Lösung erst dann, wenn man losgelassen hat.

***Ich habe ihr erklärt (auch mein Mann), dass sie uns nicht egal ist und wir sie lieben. Aber wie wäre es für das Kind, wenn ich sagen würde,“Tut mir leid. Ich hab alles falsch gemacht und mache das nie wieder?“***

Es wäre super für ein Kind. Meine Tochter war unendlich dankbar, als ich ihr erklärte, ich hätte vieles falsch gemacht in der Vergangenheit und dass ich nun wollte, dass meine Kinder in Freiheit aufwachsen. Dass es schwierig werden würde, nun miteinander auszukommen, aber dass ich mir Mühe geben würde etc.

Sie ist sooo dankbar, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Sie sagt oft, das sie es toll findet, dass ich mich "für Kinder einsetze" (O-Ton).

Es ist einfach unglaublich, wie sehr sie seit kurzem auf MEINE Bedürfnisse achtet (etwa Mal meine Ruhe zu haben oder sonst was) - und das nur, weil ich auf ihre Bedürfnisse achte.

Ganz ohne meine Bedürfnisse einzufordern! Na ja.. ein bisschen habe ich es schon gemacht, ich habe jedenfalls natürlich zu verstehen gegeben, das sich auch welche habe. Nicht nur sie ist gleichberechtigt ;-)

***Ok, wenn ich das gedacht hätte und es wäre eine andere Situation – vielleicht. Aber nicht in dieser. Ich habe mich schon oft bei ihr entschuldigt und Fehler zugegeben.***

Schön :-)

***Ja, und ich will es MIR in Fleisch und Blut übergehen lassen, dass ich nicht mehr laut werde. Nicht ihr.***

Das hatte ich richtig verstanden.

***Aber ich möchte auch von ihr, dass sie lernt, in einem entsprechenden Ton zu reden. Sie darf toben, sie darf wütend, traurig und zornig sein, sie darf das auch ausleben, aber sie darf ihre Wut nicht an mir auslassen. Sie darf zu mir kommen, ich tröste sie, ich halte sie im Arm – wenn sie es will.***

Ich kann sehr sehr gut verstehen was du sagst. Ich wollte auch, dass sie "lernt" im entsprechenden Ton zu reden. Allerdings denke ich heute, dass sie das einfach von alleine gelernt hat. Bzw. sie konnte es schon immer, und das kann deine Tochter sicher auch! hast du sicher oft erlebt (und fragst dich, warum sie das nicht immer tut, einfach?) – sie sah nur keinen Bedarf, keinen Grund, es anzuwenden.

Da ich heute mit ihr im normalen Ton spreche, tut sie das auch mit mir. Da ich sie respektiere, respektiert sie mich auch. Respekt ist nicht etwas, was du einfordern kannst, meiner Meinung nach. Es sich verdienen ist auch nicht das richtige Wort, denn jedes Baby sollte schon von vorne rein Respekt erhalten.

Wenn man es schon verloren hat ist es jedenfalls etwas, das entsteht, und das sicher nicht, wenn man respektlos gegenüber anderen ist. Sicher, du findest es vielleicht gegenüber deiner zukünftigen erwachsenen Tochter sehr respektvoll, dass du in ihrer Kindheit darauf geachtet hast, dass sie ein guter Mensch wird, damit sie in Zukunft glücklich ist.

Leider wird dabei nicht beachtet, wie das beim Kind ankommt. Das Kind, im Jetzt lebend, sieht in diesem Jetzt überhaupt nicht, dass die Respektlosigkeit heute irgendwelche Vorteile in der Zukunft haben wird, und wird, egal was du machst mit den besten Absichten, deine Handlungen einfach als respektlos empfinden. Egal wie gut "begründet" sie sind.

Wenn deine Tochter HEUTE im Jetzt glücklich mit dir und in ihrem Leben ist, ist das die BESTE Voraussetzung, dass sie auch in Zukunft ein ausgeglichener und glücklicher Mensch ist. Daher ist es wichtig, dass sie HEUTE respektiert wird, bzw. dass sie sich respektiert vorkommt, und das gelingt natürlich nur, wenn man das auch tatsächlich tut.

Ich finde es total legitim, dass sie ihre Wut an dir auslässt. 1. hast du ihr nichts anderes vorgelebt und ich würde ein bisschen mehr Geduld erwarten und nicht gleich "bestrafen"/alleine lassen, dass sie es nicht gleich hinkriegt sobald DU für dich entschiedn hast, dass du von nun an ein besseres Vorbild sein willst. 2. hast du ihr "Tools" gegeben, mit ihrer Wut umzugehen, oder hast du diese lediglich verachtet?

Du sagst, du hast ihr gesagt, du verstehst ihre Wut. Ich glaube nicht, dass du WIRKLICH ihre Wut VERSTEHST, denn dazu – natürlich nur aus meiner nichterzieherischen Sicht – müsstet du *verstehen*, dass sie in Wahrheit darüber wütend ist, dass ihr die Freiheit genommen wurde.

Ich würde also erweitern: Sie darf toben, sie darf wütend, traurig und zornig sein, sie darf das auch ausleben. Am Anfang würde ich es "zulassen" (eher: akzeptieren/verstehen), dass sie das sogar an dir auslässt – aber nur, weil du vertraust, dass sich das geben wird (es wird nicht so aussehen, als ob es sich geben wird!) Sie hat doch nur dich.

Du kannst natürlich sagen, dass du das nicht magst, und dass es dich verletzt. Du kannst ihr sagen, dass du Angst hast, dass sie das immer macht, wenn du nichts dagegen unternimmst. Du kannst sie in ruhiger Minute fragen, ob sie eine Idee hat, was du machen könntest, wenn sie wieder das Bedürfnis hat, ihre Wut an dir auszulassen.

Ich habe unglaubliche Lösungsvorschläge erlebt, als ich so GANZ ehrlich zu meiner Tochter war. Wenn ich nicht mehr sicher war, wenn ich mit meinem Latein am Ende war, wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich diese Situation meistern könnte, habe ich genau das zu ihr gesagt. "Die Situation stört mich. Ich habe das Gefühl, ich müsste was ändern, aber ich weiß nicht was." Ich fragte sie – wie eine Freundin - um Rat. Diese Haltung ist WIRKLICH die "Persönlichkeit achten" – denn auch das würde man mit Erwachsenen tun. Es gibt übrigens eine Bewegung, die sich "taking children sierously" nennt. Kannst mal googeln, ist allerdings alles auf Englisch.

/Ein Baby, wenn es schreit und man will, dass es ruhig und normal wird, schaukelt man und überschüttet man mit Küsschen und Liebe. Wieso nicht auch ein großes Kind? versuch es Mal – sie werden von jetzt auf gleich ruhig.. /

**Was sollte ich tun, wenn ich es versucht hatte, sie es aber nicht zulässt? Wenn sie die Tür vor meiner Nase zuschlägt und „Arschloch“ brüllt?***

So was ist mir auch passiert. Dann wartest du einfach und gehst 10 Minuten später rein. Du setzt dich hin und bist einfach da. Du kannst von deinen eigenen Gefühlen und Ängsten erzählen – wie eine Freundin – ohne SIE zu bewerten oder zu verurteilen oder ihr VOrschriften zu machen, wie sie ihre Gefühle zu handhaben hat. Oder schreibst einen Brief. Egal ob sie gut lesen kann oder nicht. Sie kommen dann zu einen und fragen, was da steht. Das klappt ganz super!

***Mein gott, so herzlos bin ich nicht.***

Sorry, dass ich dich so nieder gemacht habe. Ich glaube nicht, dass du herzlos bist. Du hast ja selbst gesagt, dass du vor Liebe überquillst. Das kannst du nutzen! Ich weiß, dass sich das alles irre anhört.

Versuch es an einem kleinen "Experiment", gib irgendwas frei und gibt dem mindestens 6 Monate Zeit. Ich weiß nicht, ob es klappt, wenn man ansonsten die Einschränkungen dabei belässt.

Vielleicht könntest du einfach die Süßigkeiten frei geben. Oder irgendwas anderes, was dir nicht soo wichtig ist. Vielleicht siehst du dann, dass es doch geht. Am Anfang erlebst du eine extrem Maßlosigkeit (bei uns waren es 16 Giotto-Packungen an einem Tag, Nutella-Orgien...), dann Selbstregulierung. Gerade heute hat meine Tochter aus einer Corn-Flakes Packung die Ernährungspyramide ausgeschnitten und sie in die Küche gehängt und sich von mir noch mal genau erklären lassen. Sie isst seit ein paar Tagen keine Süßigkeiten mehr, weil sie sie "zu süß" findet. Noch nicht Mal Nutella, das war das letzte, was übrig geblieben war. Ich fragte sie, ob das damit zusammenhing, dass sie so viel von allem gegessen hätte. Ob es von mir falsch gewesen sei, alles so frei zu geben, dass ihr davon so übel wurde (ihr war ein paar Mal übel davon geworden, Giotto-Packungen kann sie noch nicht Mal SEHEN), dass sie jetzt gar nichts mehr isst. Sie meinte O-Ton: "Nööö... das glaube ich nicht. Also.. es könnte sein, aber... War ja trotzdem meine Entscheidung. Ich finde es auch gut, weil ich jetzt nur gesunde Sachen esse, und außerdem heißt es ja nicht, dass ich für immer keine Süßigkeiten esse." Dann schnitt sie die Pyramide aus und fand es total gut, dass sie eh schon viel von den guten Sachen isst.

Das heißt nicht, dass jedem nichterzogenen Kind übel von Schokolade werden wird oder es Interesse an Ernährungspyramiden zeigen wird ;-). Sie wird auch sicher wieder irgendwann Süßigkeiten essen. Wichtig ist einfach die Freiheit und das Vertrauen, dass Kinder selbst ihre Schlüsse ziehen können und diese nicht zwangsläufig unvernünftig sein werden. Wir können da sein und sie dabei unterstützen und ihnen ihre Fragen beantworten.

***Auch das habe ich gemacht: „Du bist jetzt ziemlich sauer, oder?“ Ihre Antwort war gebrüllt „Stinksauer – und jetzt lasst mich in Ruhe.“***

Ja, kann ich auch verstehen. Manche Kinder und viele Erwachsene brauchen erst Mal ihre Ruhe. Allerdings, wenn sie so getobt hat, wollte sie sicher auch gehört werden. Sie will Ruhe von der Freiheitseinschränkung und in ihren Bedürfnissen gehört werden :-) Gleichzeitig hat sie aber kein Vertrauen, dass ein Gespräch wirklich was bringt, weil die Gespräche wahrscheinlich letztendlich doch nur Pseudo sind, weil es dann eh so gemacht wird, wie ihr entscheidet (der Fernseher blieb aus).

***Und als sie fragte, ob wir über sie gelacht haben, da sagte ich ihr, dass ich lachen musste, weil Papa laut gepupst hatte und ihm das sehr peinlich war. Da musste sie dann auch lachen.***

Hä? Ich dachte, dein Mann hätte nur verdutzt geguckt. Wieso hast du sie angelogen? :-( Sie hat es jetzt nicht gemerkt, aber deine Grundhaltung ist einfach schon Mal so, dass es OK ist so was zu tun.

***Mit Sachlage (war wohl blöd ausgedrückt) meinte ich, dass wir ein Gespräch führten. Sorry, aber ich wollte keine Romane schreiben, weil ich denke, das liest dann keiner. Also – ich fragte sie: „Du bist jetzt sehr wütend auf uns, nicht wahr? Wütend und traurig und kannst wahrscheinlich nicht verstehen, warum wir uns so verhalten?“***

Guter Ansatz.

***Sie nickte und fragte,warum wir sie heute kein Fernsehen mehr schauen lassen. Dann erklärten wir es ihr und fragten sie, ob sie das verstehe. Sie sagte dann „Okay, können wir es vielleicht morgen noch mal probieren.“ Klar können wir das.***

Könnte ich nicht als Erfolg werten, weil sie nach und nach einfach nur resigniert. Klar könnt ihr morgen noch Mal probieren. Sicher wäre es ihr lieber gewesen es gleich zu probieren und auch gleich alle ihre Recht beachtet zu bekommen. Aber sie weiß ja, was dann kommt. Ihr habt die Macht. Und je mehr sie das begreift, desto mehr resigniert sie und die Erziehung hat scheinbar funktioniert. Mehr und mehr denkt sie "es hat eh keinen Sinn, meine Eltern verstehen mich nicht". Irgendwann begreifen sie vielleicht den Sinn der ganzen Erziehungsmaßnahmen, aber das, aus meiner Sicht, trotz Erziehung und nicht wegen. Sie hätten es auch so verstanden und das sehe ich täglich bei meiner Tochter.

Es ist so offensichtlich, dass "normale" soziale Verhaltensregeln wichtig für ein glückliches Miteinander sind, dass es eigentlich unverständlich ist, dass man das noch irgendwie "beibringen" muss. Einfach vorleben und warten, bis es geschieht reicht vollkommen aus, geht kampflos und ist repektvoll.

***Mit „Sachlich bleiben“ meinte ich, keine langen, auschweifenden lauten Reden führen.***

Das ist gut, wenn es deine Tochter nicht verträgt. Meine mag es auch nicht und bringt eh nichts. Sie schaltet ab. Aber so was war auch schon so lange nicht mehr "nötig", weil wir ganz normal reden.

***Das hat nichts mit der Verbalisierung von Gefühlen zu tun. Ich habe auch nicht vor, meine guten Gefühle unter Verschluss zu halten, sondern nur, mein aufbrausendes Temperament in den Griff zu bekommen.***

Das ist gut, wenn es wirklich nur um DEIN Temperament geht. Sobald du IHREN "in den Griff" kriegen willst, ist das respektlos :-) Du kannst höchstens "Tools" geben, wie sie das hinkriegen könnte, wenn sie das überhaupt will. Zum Beispiel ihr erzählen, wie DU das schaffst. Was DIR hilft. Wie es andere schaffen. Du könntest dich darüber informieren, was man alles machen kann, und was für Kinder geeignet ist.

***Da muß ich dir wiedersprechen.***

Ich dir auch :-)

***So ist das Leben nicht.***

Eben doch. So ist das ganz genau. Jeder Erwachsene hat die Freiheit, zu tun, was er tun will. Das bedeutet auch, dass er die Freiheit hat, sich an bestimmte Regeln zu halten – oder eben nicht. Die FREIHEIT hat er immer – die Regeln können trotzdem existieren. Der Erwachsene ENTSCHEIDET, ob er es tun will, und das tun die meisten einfach, weil sie die Regeln für sinnvoll erachten.

Ich MUSS nicht das Klo putzen, aber ich WILL es, weil ich die Konsequenzen nicht tragen will (stinkendes Klo). Ich muss nicht an den Tisch gehen, aber ich will es, weil ich sonst alleine esse, oder weil ich gerne mit der Familie bin.

***Das Leben existiert zu einem Teil aus Regeln, an die man sich halten muß.***

Die Menschen erschaffen Regeln, um sich das Leben zu erleichtern. Diese "Regeln" sind aber nicht zwingend einzuhalten – nicht Mal diejenigen, die vom Gesetz her durch bestimmte Maßnahmen bestraft werden. Es erscheint so, als ob es "gezwungen" wäre, aber es ist nicht so. Du kannst trotzdem entscheiden, irgendein Gesetz (=Regel) nicht zu beachten, nur musst du die Konsequenz dann halt tragen. Das nimmt man aber mitunter in Kauf. Wenn du zu schnell fährst, nimmst du in Kauf, dass du eventuell erwischt wirst und wirst sicher keinen Einspruch erheben, wenn du dann geblitzt wurdest und zahlen musst. Und gewissen Freiheitskämpfern haben wir es zu verdanken, dass sie damals das Gesetz sogar extra gebrochen haben, um die Arbeiter von langen Arbeitszeiten und schlechter Bezahlung zu "befreien".

Du *musst* gar nichts. Du machst es gerne, wenn es für dich Sinn ergibt. Das erklärt auch, dass du es manchmal für sinnvoller hältst, im Parkverbot zu stehen oder sonst irgendein Gesetz zu brechen oder eine gesellschaftliche Regel zu brechen.

Wenn du freudig die Regeln einhältst, die du für richtig hältst, ist die Chance hoch, dass dein Kind dir folgen wird, solange es in deren Nichteinhaltung nicht den Inbegriff von "Freiheit" sieht. Wenn Nichteinhaltung eine ECHTE Option ist, der mit Akzeptanz und Verständnis begegnet wird, wirst du erstaunt feststellen, wie sehr dein Kind sich doch an euch orientiert und nur bestimmte Dinge nicht für sich für sinnvoll sieht – oder noch nicht.

***Steht das Essen auf dem Tisch, wird gegessen. Wer nicht zum essen erscheint, weil er keine Lust hat oder bockig ist, der isst eben nicht mit.***

"Isst eben nicht mit" ist eine logische Konsequenz. Kommt darauf an, wie du das weiter spinnst. Darf dein Kind dann gar nichts essen? Das ist dann nicht mehr logisch denn es ist durchaus machbar, später alleine zu essen. Muss das Kind das Essen dann kalt essen? Das ist ein bisschen logisch, man könnte dem Kind aber entgegenkommen in seinem Wunsch, später alleine zu essen (schließlich ist das auch eine Erfahrung, die erfahrenswert ist – was lässt dich glauben, dein Kind würde für immer wählen, lieber für immer alleine zu essen, wenn doch gemeinsam essen für die meisten Menschen wichtig zu sein scheint, wie so weit ich weiß alle Kulturen es zu tun scheinen?) und man könnte ihm das Essen erwärmen oder wenigstens zeigen, wie man das selbst tun kann (Mikrowelle oder so). Man könnte es sogar später begleiten, sofern man Lust und Zeit hätte.

Wenn du dein Kind an den Tisch zwingst läufst du eventuell Gefahr, dass es viele andere Dinge lernt, außer, dass gemeinsames Essen eine tolle Sache ist, nämlich z.B., dass ihr Macht habt und sie einsetzt, dass am Tisch essen überhaupt keinen Spaß macht (schließlich macht es nicht Spaß, wenn man es gerade nicht will), dass nicht am Tisch essen = Freiheit bedeutet, dass ihr ihre Wünsche nicht beachtet, sobald sie nicht mit EUREN Vorstellungen eins sind, dass ihre Wünsche eventuell "falsch" sind und sie dadurch auch "nicht richtig" ist und dass mit mir womöglich "etwas nicht stimmt", so etwas auch nur in Erwägung zu ziehen.

***Sorry, wo soll das hinführen, wenn ich den Sonntagsbraten ins Zimmer meiner tochter schleppe oder wir alle nichts essen, bis das Kind Hunger verspürt?***

So überspitzt muss es nicht sein. Es führt zu Freiheit. Wenn du dazu keine Lust hast, ist das deine persönliche Grenze, die du auch gar nicht aufgeben musst. Wenn es halt so ist, dass sie dann alleine essen muss, ihre Sache, ihre Entscheidung. Das hat überhaupt nichts mit "Regeln" zu tun, die man "einhalten muss", sondern einfach damit, dass du deine Zeit anders gestalten willst. Das ist zu akzeptieren, schließlich bist auch DU frei.

DAS sind die wahren, natürlichen und logischen Grenzen, die ständig vorkommen im gemeinsamen Leben, und sich mit diesen zu beschäftigen ist VIEL verständlicher als mit komischen Regeln, etwa, dass ALLE angeblich um 19:00 essen müssen (oder wann auch immer) "weil sonst X". Es gibt so viele vorprogrammierte Konflikte zwischen Menschen, die unter einem Dach leben – vor allem unter solchen, die unter einem Dach leben *müssen* ;-) dass es unnötig ist, zusätzliche "Grenzen zu setzen".

Bei uns, am Anfang, hat sie jeden Tag vor dem Fernseher gegessen. Das habe ich nicht toll gefunden und ich war enttäuscht. Aber ich habe Mal abgewartet. Heute isst sie (fast) immer mit uns. Sie findet es TOLL mit uns zu essen und sie genießt, dass wir dabei Spaß haben. Es ist schon lange nicht mehr vorgekommen, dass sie woanders essen wollte. Sie hat wohl gemerkt, dass mit uns essen und quatschen, sehen, wie sich der Kleine (1 Jahr alt) entwickelt und was er für süße, lustige Sachen macht, sich lohnt und Spaß macht.

Es war IHRE Entscheidung und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Kind nach einer solchen Erfahrung je entscheiden würde, dass es wirklich für immer alleine essen wollen würde. Aber selbst wenn – seine Entscheidung. Dein Kind ist ein anderer Mensch. Nicht dein Klon und nicht deine frei modelierbare Knetmasse.

***Nebenbei – Hin und wieder veranstalten wir ein „Schweineessen“. Da wird dann was gekocht, was mit den Fingern gegessen werden kann und wir setzen uns alle auf eine große Tischdecke auf den Boden. Gelegentlich sind auch Freundinnen von ihr dabei und wir haben alle einen Heidenspaß.***

Das ist eine super Idee!! Das werde ich mir merken und Mal vorschlagen. Ist sicher total cool. Danke für diese Idee!

***Konsequent liebevoll! Du hast Recht – das gefällt mir viel besser.***

*Phew*

***Aber auch hier: Konsequenz muß auch sein, ganz einfach, um ihr eine Verlässlichkeit zu bieten, in der Hinsicht, das es eben Dinge gibt, über die nicht verhandelt und nicht diskutiert wird (Zähneputzen, Schule gehen, an der Ampel warten, usw.).***

Wir diskutieren über all die Sachen. Hm, nee, Ampel stand nie zur Diskussion aber das würde ich auch zulassen. Schließlich dürfen Erwachsene auch über rote Ampeln gehen. Warum? es wäre sogar in der Tat besser, man würde den Kindern sogar beibringen, RICHTIG über Rot zu gehen.

Über Schule diskutieren wir immer noch. Über Zähne eigentlich nicht mehr. MIR ist es wichtig, ihr war es nicht so wichtig. Weil es MIR wichtig war, habe ich ihr MEINE Bedenken erklärt. Ich habe versucht herauszufinden, was es ist, was sie am Zähneputzen stört. Alleine sein war ein Punkt. Stell dir vor, DREI Minuten lang, für ein Kind eine Ewigkeit. Meistens alleine (bei uns jedenfalls war es so), 3 Minuten, an denen man sich überlegen konnte, was man alles mit der Zeit hätte anfangen könnten. Trödeln vorprogrammiert!

Anfangs haben wir zusammen Zähne geputzt. Dann stellte sich der zweite Punkt heraus: sie ist zu faul :-) Dann hab ich geputzt. Seitdem putze ich. Ich habe ihr gesagt – es ist ihre Freiheit, ob sie Zähne putzen will oder nicht. Aber sie trägt auch die Konsequenzen und ich habe sie ihr aufgezählt: Zahnersatz, Lücken, Bohren etc. Das wollte sie nicht.

Aber putzen auch nicht. Daher putze ich, damit bin ICH einverstanden (wenn das MEINE Grenze brechen würde, würde ich es nicht machen). Eine andere Lösung wäre vielleicht eine elektrische Zahnbürste.

Blah, ich weiß, Motorik, und sie müssen es doch selbst lernen.... also wenn Erwachsene, die ihren starken Arm verloren haben, trotzdem noch mit dem anderen Arm lernen zu schreiben, Zähne zu putzen oder sogar bei Verlust beider Arme mit den Füßen das gleiche zu tun – sehe ich echt kein Problem, dass sie das später nachholt. Außerdem glaube ich eh nicht, dass sie das für immer so handhaben will.

Kannst du dir vorstellen, mein 15-jähriges Kind will noch die Zähne geputzt bekommen ;-) Sicher nicht. Ich mache das gerne, weil es mir wichtig ist. Sie lässt sie sich gerne putzen. Über Zahnarzt hat sie gestern gesagt (es steht ein Besuch an), dass sie nicht hinwill, aber eigentlich auch doch. Weil sie vor einem Monat partout nicht wollte, haben wir den Termin verschoben. Sie will dieses Mal hingehen (aber, wie viele Erwachsene, auch irgendwie doch nicht).

Ich finde es auf jeden Fall respektlos, wenn irgendjemand egal wer bestimmt, über was man seine Meinung äußern darf und über was nicht. Freie Meinungsäußerung – wohl nur für Erwachsene :-( Echt gemein! Sorry!

Es ist aber LÄSTIG, ja, zu diskutieren. Es ist anstrengend zu kämpfen, ja :-) Es ist auch nervig, ständig Sachen zu erklären. Aber so ist es halt. Wir haben Kinder geboren und sie sind arbeitsaufwändig :-) Sollen wir sie konditionieren, wie einen Hund, damit sie uns nicht so sehr zu Last fallen??? gemein!

***Wir diskutieren und verhandeln gerne und oft. Freunde von uns sagen, sogar viel zu gerne und viel zu oft. Aber es gibt Dinge, die sind, wie sie sind und da gibt’s nix zu diskutieren.***

Alles ist verhandelbar und für alles gibt es mehr Lösungen als nur zwei. Diese Art von Lebenseinstellung erfordert zugegebenermaßen viel Kreativität.

***Dein Beispiel, wie das Kind sich fühlt aus der Sicht des Kindes, fand ich klasse. Ich habe es genauso empfunden.
Aber bitte, spiele genau solch eine Situation mal durch mit einem Kleinkind, dass an der Supermarktkasse nach dem Schokoladenriegel verlangt, der direkt vor seiner Nase im Regal liegt. Die Mutter wird es nicht gestatten und das Kind bekommt einen Wutanfall. Ich glaube, die Gefühlswelt des Kindes wird ähnlich sein.***

Jaa!! Und es ist TOTAL gemein, dass sie den ganzen Einkaufswagen voll hat und das Kind keinen Schokoriegel kriegt. Es ist auch schon gemein, dass sie dem Kind wahrshceinlich die Süßigkeiten kontrolliert, und es ist auch nicht gleichberechtigt, dass die Eltern über das Budget frei verfügen können und die Kinder überhaupt keine Rechte darauf haben. Wie du siehst, ich sehe es aus einer ganz anderen Sicht und ich finde, das Kind hat total Recht, sich so zu fühlen. Es gibt keinen plausiblen Grund, den Schokoriegel nicht zu gewähren. Es besteht keine Gefahr. Es besteht große Gefahr, sich in solche Machtkämpfe einzulassen. Man riskiert das Vertrauen, man riskiert die Beziehung und man riskiert, dass das Kind einen völlig falshcen Eindruch von Freiheit bekommt.

***Und Nein, du hast mich nicht fertig gemacht – nur zum Nachdenken angeregt.***

:-)

Gruß
Johanna

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@mamaselio

Antwort von vina am 09.01.2007, 20:51 Uhr

Hallo Christiane,

ich will versuchen zu antworten. Es wäre vielleicht gut auch Johanna zu Wort kommen zu lassen, denn mein Kind wurde von Anfang an nicht erzogen bzw. werden es meine Zwillinge auch nicht. Bestimmte Probleme hatten wir von daher nie. Ich denke da an Maßlosigkeit von Süssigkeitenkonsum. By the way: was ist Maßlosigkeit? Wo geht das los?

Oh je, ich weiß gerade gar nicht so richtig wo ich anfangen soll. Das kommt jetzt vielleicht alles etwas ungeordnet.
Thema Fernsehen: Warum ist Fernsehen für dich schlecht? Und worauf beruht dein Wissen? Auf Erfahrung... jeder kann nur durch eigene Erfahrung lernen. Meines Erachtens beginnt und fällt alles mit dem Bild auf das Kind. Warum sollte ein Kind, das nie eingeschränkt wurde, bis zum Erbrechen Fernsehen? Das ist das eine. Erfahrungsgemäß kann ich sagen, sie tun es nicht. Wenn sie es dennoch tun würden.... wer sagt, dass es IHRER Person schadet (ich weiß es gibt da etliche Hirnforscher und andere Experten, die das behaupten) und wer sollte das Recht haben sie darin einzuschränken?

Meine Erfahrungen sind die, dass Kinder vernunftbegabte Wesen sind, manchmal erfahrungsarm, aber nicht blöd. Schränke ich z.b. Süssigkeiten ein, dann wird das Verbotene zum Must-have. Bei uns steht immer genug davon rum, weil mein Mann selber gern sowas isst. Mein Sohn greift mal zu, zu Weihnachten vielleicht vermehrt, weil da noch viel von der Verwandtschaft kommt... aber dann ist es gut. Dann stehen die vollen Schüsseln bis Ostern. Mein Mann und ich, wir beide essen kaum Obst, mein Sohn steht unheimlich drauf. (Komisches Kind! *lol*) Da ist er vernünftiger als wir.

Zähneputzen ist ja noch so ein Thema. Sogar Experten bestreiten, dass regelmäßiges Zähneputzen Karies verhindert. Das ist einfach unklar. Ich putze mir dennoch die Zähne ... hauptsächlich aus kosmetischen Gründen. Mein Sohn sieht das. Auch er hat eine Zahnbürste. Keine kindergerechte, bunte, mit Musik und Uhr, sondern eine wie wir sie auch haben. Manchmal putzt er mit mir und meinem Mann, manchmal nicht. Seine Zähne sind tiptop. Es gibt Leute, die putzen absichtlich keine Zähne, sondern essen der Verunreinigungen wegen einen Apfel am Tag ... nachzulesen bei den Ritters (Freie Kindererziehung in der Familie) und haben dabei gesunde Zähne. Die Zahnhygiene - die vermeintliche - bringt so viel Stress in die Familien.

Ich kenne einige Familien, die nicht erziehen... keine von denen hat Probleme mit Essen und Fernsehen. Das haben meist die Erziehenden, weil sie sich nicht vorstellen können, dass Kinder - läßt man sie gewähren - sich normal ernähren und ein normales Fernsehverhalten entwickeln. Ich sehe auch, dass das ein vorübergehendes Problem derer ist, die von Erziehung auf Nicht-Erziehung umsteigen. Logisch, die Kinder denken - erfahrungsgemäß - morgen ist es mit der Freiheit vorbei. Das habe ich auch im Bezug auf Schlafen schon erlebt. "Wenn mein Kind ins Bett gehen könnte, wann es will, würde es noch 2.00 Uhr munter sein. Aber das geht ja nicht, weil es morgens in die Schule muss." Ja genau, das macht es 2 Abende, dann klappt es um 9 Uhr weg - spätestens. Ist natürlich hart nach 4-5 Stunden Schlaf das Kind aus dem Bett zu hauen. War bei uns auch gerade Thema. Durch die Feiertage hat sich bei uns der Rhythmus total verschoben. Wir gingen alle weit nach Mitternacht ins Bett und standen nicht vor 10 auf. Ja, aber im "normalen Leben" kommt 9:45 unser Tamu und mein Sohn muss 10.00 Uhr in seinem Lernzentrum sein. Da musste ich ihn auch 2 Tage aus dem Bett schmeissen, dann hatte sich das Problem geklärt.

Dein Beispiel mit der nassen Rutsche ist auch ein typisches Beispiel, was oft gebracht wird. Ich vergleiche es mal mit unserem "Nackt-Problem". Also es ist nicht mein Problem, eher das unserer Verwandtschaft. Mein Sohn läuft viel und häufig splitternackt herum oder wenig bekleidet, auch bei Temperaturen, bei denen ich das definitiv nicht tun würde... ständig höre ich... du wirst schon sehen, wenn er dann krank ist. Vor kurzem ist mir dann auch der Kragen geplatzt. Der Junge rennt seit er rennen kann, nackt durchs Leben und seine Krankheiten kann ich an einer Hand abzählen - die hatten nichts mit Erkältungen oder dergleichen zu tun -. Im Gegenteil, er ist aussergewöhnlich gesund. Hallo? Hääää? Merkt jemand was? Scheinbar ist das gut für ihn, zumindest schadet es ihm nicht. Unsereins dagegen - bestimmt vom ersten Tag an immer gut eingepackt gewesen - fröstelt bei jedem Windzug und fühlt sich bei über 30 Grad am wohlsten.

Weißt du, am Ende frage ich mich immer: wie habe ich herausgefunden, was mir gut tut und was nicht? Durch Probieren, Erleben, Erfahren... da gehört auch Maßlosigkeit dazu. Wir versuchen viel zu oft für unsere Kinder vorzudenken. Sie tun es dann, aber nicht weil sie überzeugt sind, sondern weil sie Strafen befürchten. Und werden sie dann mit 18 Jahren losgelassen, machen sie viel Zeugs, was sie einige Jahre später vielleicht bedauern.

So, das war wirklich unsortiert. Ich schicke es trotzdem ab.

LG
vina

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Freundin sein

Antwort von Makira am 09.01.2007, 21:29 Uhr

Hi Margret,

du schreibst
Fernseh- und PC_Verbote finde ich unsinnig, wenn sie als Strafen ausgesprochen werden, denn das ist eine Machtdemonstration, die völlig überflüssig ist.

Das finde ich nicht, wenn die Reglementierung in direktem Zusammenhang steht. Es ist doch eine logische Konsequenz, wenn das TV eine Weile ausbleibt, weil es bezüglich der Nutzungsdauer Streit gibt. Einen Streit wegen TV wollen wir nicht, dann bleibt er eben aus.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Freundin sein

Antwort von vina am 09.01.2007, 21:35 Uhr

Hallo,

Zitat
Einen Streit wegen TV wollen wir nicht, dann bleibt er eben aus.
Zitatende

Das finde ich schon ziemlich fadenscheinig. DU willst keinen Streit. Deine Tochter will fernsehen, wenn das nur über Streit geht, scheint ihr das Recht zu sein. Ich sehe da auch keinen Zusammenhang zwischen Reglementierung und deiner Sicht, wie der Fernseher bzw. wofür zu benutzen ist. Ich wette, wenn deine Tochter im Bett ist, schaust du was du willst.

lg
vina

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: ich vergaß ...

Antwort von Makira am 09.01.2007, 21:35 Uhr

sorry, melde mal spontan Bedenken an.

Ok, angenommen mir ist es egal, wenn mein Kind das Bett vollkrümelt, weil es dem Kind nichts ausmacht auf Krümeln zu schlafen. Das potenziert sich mit der Zeit zu einer wahren Krümellandschaft, zieht möglicherweise Ungeziefer an und ist alles in allem recht unhygienisch.
Außerdem sollte dann irgendwann das Bett auch mal frisch bezogen werden.
Und wer macht das dann? Mein Kind? Wohl eher nicht, weil - was wäre das denn für eine aufgezwungene Maßnahme? Oder ist das dann die logische Konsequenz?

Begreif ich nicht.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

immer wieder Fernsehen

Antwort von roma am 09.01.2007, 21:38 Uhr

Huhu!

Ich misch mich auch nochmal ein, finde es immer wieder spannend etwas über Nichterziehung zu hören, obwohl mir nach wie vor einiges am Konzept ganz großes Unbehagen bereitet (nicht so sehr was die konkrete Nichterziehung am konkreten Beispiel in einer konkreten Familie anbelangt, das entspricht so ziemlich meiner "Erziehung" ;-) in der Praxis, vielmehr habe ich Schwierigkeiten mit dem Gesamtkonzept als KONZEPT, aber dazu hatte ich ja schon früher mal etwas geschrieben.)
Trotzdem will mir die Fernseh- und Computersache nicht aus dem kopf und ich weiß nicht warum, aber irgendwie ist da für mich noch der Wurm drin und irgendwie klingen alle Erklärungen von Nichterzieherseite für mich so bemüht. Ich kann den Finger nur noch nicht so ganz auf die Wunde legen.
Ich kann es mir z.B. so ganz schlecht vorstellen, dass ein Kind das alleine reguliert bekommt, weil ich immer wieder sehe wie a) Schüler in älteren Jahrgängen, so ab 12, die für sie noch gesunde Begrenzung der Spielzeit (World of Warcraft) definitiv nicht mehr auf die Reihe bekommen b) Freunde im Freundeskreis oder auch mein eigener Gatte so extrem spielesüchtig waren, dass es fast unsere Ehe gekostet hat, das in den Griff zu bekommen c) ich selbst mich als so gefährdet erachte, dass ich mir selbst ganz restriktive Grenzen gesetzt habe, wann und was ich am Rechner machen darf um nicht der Sucht zu verfallen. Ich kann nicht beurteilen, ob Ähnliches für den Fernsehkonsum gilt, wir haben keinen Fernseher und ich hab wenig Erfahrungen mit diesem Medium. (Es ging bei diesen Gruppen übrigens) nicht ums "Nachholen".

Kann es sein, dass Fernsehn oder Computerspiele süchtig machen und ich das Gefühl habe, mein Kind (oder meinen Ehemann oder mich) davor schützen zu müssen? So wie ich es auch machen würde, wenn meine (gedachte) Tochter mit 16 Jahren verkündet: Hei Mama, ich nehm nachher n bissl Heroin, mach dir keine Sorge, wenn ich mich ausgetobt habe damit, hör ich von ganz alleine auf?

Vielleicht geht es anderen Müttern ähnlich, die dasselbe Unbehagen spüren, schließlich ist das "Fernsehding" ja immer wieder Anlass zu Diskussionen über "Nichterziehung". Wie das Essen (vielleicht auch, weil da eine gewisse Affinität zu Sucht ist?)

Irgendwie bin ich mit der Freiheit beim Fernsehen noch nicht warm, doofer Zustand. Ich würde entweder gerne einsehen, dass ihr Recht habt (dann überzeugt mich) oder einen klaren Grund finden, warum Fernsehen eine Ausnahme bilden soll. Hilft mir wer?

lg - roma

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: @margret

Antwort von roma am 09.01.2007, 21:45 Uhr

Huhu!

Ui, grad vor ner halben Stunde habe ich mich mit meinem Mann gestritten, wie denn "natürliche" Grenze in der Nichterziehung definiert sei. Ich habe behauptet, er solle mir ein beliebiges Kindesverhalten nennen und ich werde eine ganz altmodische und restriktive Grenze setzen, die ich als "natürliche" Grenze hinargumentieren kann. Ich gebe zu, mein Interesse ist eher theoretischer Natur, denn unsere Tochter ist noch kein Jahr alt. Ist nicht letztendlich jede gezogene Grenze irgendwie natürlich, weil ich an einem gewissen Punkt immer bei mir lande (ich muss extra saubermachen, ich muss einen Schaden bezahlen)?

lg - roma

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: immer wieder Fernsehen (Sucht)

Antwort von solelo am 09.01.2007, 22:02 Uhr

Der Denkfehler ist der, dass Sucht einen Grund hat. Warum werden Menschen süchtig? Sie suchen einen Ausgleich für etwas, was fehlt. Etwas ist gewaltig schief gegangen – irgendwann. Hat irgendwas mit Erziehung zu tun ;-)

Wenn Fernsehen süchtig machen würde per se, würde das bedeuten, dass wirklich ALLE Menschen süchtig werden davon oder ein sehr sehr hoher Anteil: JEDER wird Heroin-süchtig, wenn er einen oder zwei Shots kriegt. Nicht JEDER wird TV- oder Spiel- oder Schokolade- oder Kauf- oder Magersüchtig, nur weil er ein mal TV gesehen hat, oder Spiele gespielt hat, oder Schokolade gegessen hat oder was gekauft hat oder eine Diät gemacht hat.

Ich kenne mich nicht so gut aus mit Sucht, aber klar ist, dass Sucht andere Ursachen hat. Das Objekt der Sucht ist NICHT Ursache – es ist eben nur Objekt der Sucht. Sicher hast schon von Leute gehört, die mit einer Sucht aufhören und in eine andere reinstürzen – dürfte genau das widerspiegeln, was ich versuche zu erklären.

Ich kann mir sehr sehr gut vorstellen, dass Sucht oft wenn nicht immer mit dem Gefühl zusammen hängt, "nicht richtig" zu sein, dass irgendwas "mit mir nicht stimmt". Magersucht ist da ganz deutlich, "mit mir stimmt was nicht, ich bin zu fett". Kaufsucht zeigt das auch: "Ich bin nichts wert, wenn ich nicht..." Bei den anderen Süchten ist das nicht so offensichtlich, was genau "nicht stimmt"; und vielleicht wissen es die Betroffenen nicht so genau (was Mager- und Kaufsüchtige sicher auch nicht mit Gewissheit wissen).

Und dieses "sich nicht richtig" und nicht "wohl" fühlen, führe ich zu.... keine Ahnung, mindestens 70% wenn nicht 100% auf Erziehung zurück. Erziehung geht schon von vorne rein davon aus, dass mti dem Kind etwas nicht stimmt. Und wehe, das Kind hat andere Vorstellungen vom Leben – da muss es noch erst recht "zurecht gebogen werden".

Die Gefühlsausbrüche von der 8-jährigen Tochter von Makira, die ich vermutend beschrieben habe, zeigen deutlich, wie sehr man sich "falsch" fühlen muss. Wenn du auf unerzogen.de im Weblog zurück blätterst und meinen Beitrag "Flügelschlag" liest, kannst du dir vielleicht (wieder) vorstellen, wie sich das für einen Erwachsenen anfühlt. Und stell dir das vor, jeden Tag – JEDEN TAG lief es bei uns so ab wie Makira das beschrieben hat. Wir hatten wirklich (fast) jeden Tag mindestens einen solchen Streit.

Es ist kein Wunder, wenn man sich dann "nicht richtig" fühlt. Wenn man sich nichts wert fühlt. Und wenn man sich dann in eine Spielwelt flüchtet, Magersüchtig wird um so auszusehen wie die Models, Kaufsüchtig um was zu sein, Spielesüchtig um wenigstens da gut oder wer zu sein....

Von daher, wenn ein Kind ansonsten viel Input kriegt, viel Aufmerksamkeit, und immer das Gefühl bekommt, so wie es ist, genau richtig entsprechend seiner bisher gemachten Erfahrungen zu sein, immer akzeptiert und geliebt wird, nie daran zweifeln muss – dann ist so ein Kind so stark, dass es so was gar nicht braucht. Es wird dann vielleicht eine Weile spielen – so wie ich eine Weile das Spiel "Die Sims" am Computer bis zum Erbrechen gespielt hab, aber einfach, weil es total cool ist. Das ist aber noch lange keine Sucht.

Am Rande noch die Bemerkung, dass von Fernsehen und PC-Spielen auch sehr viel gelernt werden kann. Nichterzieher stellen meistens (bestimmt alle) das Schulsystem sehr sehr in Frage und empfinden Lernen sowieso ein bisschen anders. Lernen findet überall statt und ist eigentlich gar nicht in "Fächer" gegliedert. Wenn ein Kind aus einem Spiel keine Ahnung was - Geschicklichkeit lernt, Strategie, Kombinantionsfähigkeit, Tippen, Maus kontrollieren (ich bin erstaunt wie gut das meine Tochter kann im Gegensatz zu mir, wenn es darum geht, eine Figur mit der Maus statt mit den Pfeiltasten zu kontrollieren), dann finden wir das auch schon total krass und würdigen das :-)

Gruß
Johanna

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: ich vergaß ...

Antwort von solelo am 09.01.2007, 22:13 Uhr

Einer meiner Grundsätze lautet: Es gibt immer mehr als nur zwei Möglichkeiten. Möglichkeit 1 - Kind isst nicht im Bett. und ich habe keine Arbeit, wenn nötig zwinge ich es dazu, nicht im Bett zu essen. Möglichkeit 2 – Kind isst im Bett, ich bin unglücklich und muss entweder hinterherräumen, fühle mich wahnsinnig in meiner Freiheit eingeschränkt und Kakerlaken belagern unsere Wohnung..

Seht das als "Herausforderung". Es kann sogar Spaß machen, sich aus Jux lauter Ideen einfallen zu lassen, wie man so was meistern könnte. Übrigens wäre die unerzogen-mailingliste genau für solche Fragen geeignet. Ist man Nichterzieher, glaubt man natürlich nicht, dass das ganze an Krümel am Bett scheitert, sondern man würde halt eine Lösung suchen :-)

Also.... erster Ansatz ist IMMER – was für Bedürfnisse stecken dahinter? Will das Kind einfach nur "kuschelig" essen? Vielleicht reicht es aus, seinen normalen Sitztplatz kuschelig zu gestalten. Will es bei seinen Kuscheltieren sein? Vielleicht könnten die oder ein paar oder einer mit an den Tisch gebracht werden. Will das Kind einfach nur seine Autonomie wieder? Da müsste man schon mal eh alles umschmeissen ;-) Will das Kind aus dem Fenster gucken können, während es isst, und das Bett ist der ideale Ort? Vielleicht gibt es dafür eine bessere Lösung. Will es ECHT einfach IM BETT essen? Wie wäre es mit einem Tablett? Dürfte die Krümel auffangen.

Es geht darum, eine Ja-Umgebung zu schaffen.

Nein-Umgebung:
Du willst auf dem Bett essen?? NEIN, auf keinen Fall. Das ist vollgekrümelt, zieht Ungeziefer an, vollkommen ausgeschlossen. Gegessen wird auf dem Tisch, basta.

Ja-Umgebung:
Du willst auf dem Bett essen?? Warum nicht? Klar! Oh, aber warte Mal, es gibt ein Problem, dann kommen die Krümel auf dem Bett. Das finde ich natürlich doof. Ich habe keine Lust, die dann immer weg zu machen. Was könnte man da machen? – vielleicht hat das Kind hier schon Ideen. Das Kind merkt, man bemüht sich, eine Lösung zu finden, um seinen Wunsch, egal wie unsinnig er UNS erscheint - anscheinend ist er für das Kind wichtig –, zu erfüllen. Oh – ein Tablett ist doch DIE Idee. Oh – wir haben gar kein Tablett. Blöd. Würde es dir was ausmachen, wenn du erst morgen mit dem Essen auf dem Bett beginnst, und morgen im Großsupermarkt kaufe ich gleich ein Tablett. Bei intakter Beziehung dürfte das kein Problem sein. Wenn nicht: nööö will aber JETZT essen – könnte man eine andere Lösung suchen. VIelleicht würde das Kind versprechen, dabei zu helfen, das Bett zu beziehen, sollte es wirklich dreckig werden. Oder es würde einen extra großen Teller oder eine Auffangdecke kriegen. oder Ein Lätzchen. Oder man könnte verhandeln, wenn es schon das Bett nicht beziehen will, dass man dann selbst das Bett bezieht, das Kind aber dafür irgendeinen anderen Dienst verrichtet - morgen beim Spülmaschine-Ausräumen helfen?

Keine Ahnung – seid Mal ein bisschen kreativ!

Gruß
Johanna

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Fragen zu Nichterziehung

Antwort von herzchen27 am 09.01.2007, 22:22 Uhr

Für mich hört sich das etwas zwiespältig an. Einerseits finde ich es super und auch praktisch andererseits fehlt es mir an Erfahrun und auch in der Praxis. Ich habe davon noch nichts gehört und werde mich versuchen einzulesen. Mit dem PC ist das so ein Problem. Meist markiere ich mir in einem Buch die wichtigen Stellen um nochmal alles wichtige beisammen zu haben und nachzulesen. Das geht ja da nicht. Ich hätte gerne ein paar Tips bzw. Buchtips von euch. Kann ich das auch bei einem 21 Monate alten Kind anwenden? Wenn ja, wie? Evtl. Webside oder Buch (wäre mir lieber) auch wie das dann mit der Wohnung sein muss bzw. vor allem wie ich alles hier in der Wohnung schaffe wie z. B. Wäsche, Kochen und Putzen wenn ich auf die Bedürfnisse meiner Tochter eingehen möchte. Sie ist im Moment wieder sehr anhänglch und spielt z. B. nie alleine. Ich muss immer dabei sein.

Vielen Dank an alle die ein paar Tips für mich haben.

Silke mit Jennifer 22 Monate

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Meine Antworten @Makira

Antwort von solelo am 09.01.2007, 22:22 Uhr

Ich weiß nicht, ob das da oben irgendwie untergeht, daher hier noch Mal. Wahrscheinlich geht es eher unter, weil es einfach unendlich lang ist ;-) keine Sau wird es lesen – aber der Vollständigkeit halber – hier meine Antworten...

Hallo Makira,

ich will versuchen, auf deine Antworten einzugehen. Danke, dass du das ein bisschen aufgeklärt hast. Es klang wirklich viel härter, als es war. Trotzdem meine ich, dass sich ein Kind so fühlt - du auch. Wenn ein Kind so fühlt, läuft was falsch.

Das Problem mit meinen Antworten wird sein, dass ich eben auf der 100%igen Nichterziehungsseite stehe und du irgendwo schwebst und eigentlich sogar recht verwirrt bist gerade, aber natürlich schon eher zu Erziehung tendierst.

Ich gehe davon aus, dass sich Kinder, auch und GERADE wenn sie alle Rechte inne habe, die auch Erwachsene haben, sich *freiwillig* und gerne an gesellschaftliche und Familien-Regeln anpassen und sich daher "richtig" verhalten werden. Nicht 100%ig wahrscheinlich, denn jeder legt es ja letztendlich anders aus, aber erzogene Kinder tun es ja auch nicht 100%ig.

Erzieher gehen davon aus, dass sich Kinder, wenn sie alle Rechte inne hätten, in Maßlosigkeit stürzen würden, nichts mehr richtig machen und wie ein verrücktes Huhn durch die Gegend irren.

Diese meine Sicht der Dinge musst du bedenken, wenn du meine Antworten verstehen willst. Es ist eben ein ganz anderer Blickwinkel.

***Also bitte, das geht einfach nicht. Ein Kind sollte abends nicht stundenlang (1-2) TV schauen dürfen. Sie findet dann kein Ende.***

Aus meiner Sicht: Sie findet kein Ende, weil TV etwas ist, was immer beschränkt wird. Sie lernt nicht den Umgang mit TV, sie lernt den Umgan mit einem Verbot. Genauso wie ihr Macht mit dem TV ausübt, hat sie genau das gleiche Tool zur Hand – damit kann sie euch ganz schön auf die Palme bringen.

Natürlich schränke ich das Fernsehen nicht ein. Ich sage ihr meine Meinung, wenn ich das Gefühl habe, sie sitzt nur davor aus Langeweile und könnte durchaus was anderes tun, aber ich respektiere ihre Entscheidung – weil es IHRE Entscheidung ist. Weil sie, meiner Meinung nach, genauso wie ein Erwachsener das Recht hat, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Sie braucht dabei Unterstützung, keine Frage, und die gebe ich ihr.

Am Anfang, ja da sah es wirklich maßlos aus. Da hat sie auch kein Ende gefunden. Sie hatte ja auch nie gelernt, wie man ein Ende findet, weil ihr das ja abgenommen wurde – jemand anderes hat bestimmt, wann und wie das Ende auszusehen hat und warum.

Ausgehend davon, dass ich denke, dass Kinder – Menschen überhaupt, freiheitsliebend sind, wird alles zum Inbegriff der Freiheit, was eingeschränkt wird.

Werden Bananen eingeschränkt, wird man das Gefühl haben, "könnte ich nur Bananen essen, wäre ich frei". Verstehst du, was ich meine? Könnte sie nur Fernsehen, wann und wie sie wollte, wäre sie frei, so fühlt sie. Freiheit ist erst Mal der Obergedanke, wie ungesund oder nicht das ist, ist jemandem, der sich in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt erst Mal egal. Oberste Priorität ist die Freiheit.

Erst, als meine Tochter (7) die Freiheit hatte, war sie offen dafür, sich darüber Gedanken zu machen, wann und wie SIE eigentlich fernsehen will, warum, ob das schädlich ist oder nicht – wie viel Zeit es ihr für andere Sachen wegnimmt etc. Davor – weil Freiheit eben SO wichtig ist für Menschen – war all das EGAL. Überhaupt erst Mal die Freiheit zu bekommen, war VIEL wichtiger.

Nachdem sie 2 Monate lang vorm Fernseher saß und alles andere mehr oder weniger egal war, selbst die gleichaltrige Freundin, die über uns wohnt wurde weggeschickt!! (nicht schön anzusehen und erfordert viel Geduld, die ich nicht immer hatte), schaut sie heute im Internet oder im Videotext, was sie gerne anschauen will. Sie schaltet ab, wenn SIE etwas langweiliges findet. Sie wählt aus, was sie sehen will. Sie merkt, wann sie sich schlecht fühlt bei einem Programm. Dieser Prozess ist nicht ganz abgeschlossen aber man sieht, wie sich ihr Zugang zum Fernsehen verändert. Suchtanzeichen sehe ich keine.

Ich habe oft mit ihr gesessen und ihr geholfen, die Programme zu verstehen. Ich habe sie unterstützt in ihrer Neugier um dieses Medium und dabei, es kennen zu lernen, und sich selbst dabei auch (wie fühlst du dich? was hast du daraus gezogen? Was ist so interessant?).

Ich glaube grundsätzlich schon, dass es "schädlich" ist, wenn jemand wirklich IMMER – für IMMER – 8 Stunden am Tag fernsehen würde, vor allem in jungen Jahren. Ich glaube aber schlicht und einfach nicht, dass das ein Kind tun würde. Es sieht so aus für Erzieher, weil sobald sie Mal nichts sagen, schauen die Kinder Stundenlang am Stück "Wenn ich sie lasse, schaut sie den ganzen Tag". Dann denken die Eltern "aha, siehst du, klappt nicht. Braucht Grenzen". Dabei sehen sie nicht das wirkliche Bedürfnis hinter dem Fernsehen. Es ist nicht das Fernsehen an sich, erst Mal, es hat sich alles verzerrt – es ist einfach nur, das Bedürfnis nach Freiheit, was sich darin ausdrückt, maßlos Fernzusehen, übersetzt: maßlos Freiheit zu genießen – eines jeden Menschen sein gutes Recht! (deutsch gut)

Ich bin überzeugt, dass Kinder, die noch nie eingeschränkt wurden im Fernsehkonsum, Fernsehen einfach als weiteres Medium kennen lernen, aus dem sie lernen können, wann und ob sie wollen. Nichts weiter. Es wird nicht Inbegriff von Freiheit.

Jetzt kommen Einwände, die ganzen Kinder in sog. sozial schwachen Familien, deren Eltern es sogar Recht ist, dass die Kinder so viel fernsehen. Bei denen reguliert es sich doch auch nicht von selbst.

Ja, großes ABER: Werden diese Kinder unterstützt? Wird ihnen was anderes angeboten? Sagen die Eltern, wenn die Kinder vom Fersnehen Mal weg gehen und fragen, können wir was spielen, können wir was unternehmen, "ja", oder sagen sie "nö, keine Lust/keine Zeit/kein Geld" oder gar "lass mich in Ruhe" oder "später vielleicht" (und dann doch nie)? Diese Kinder werden vernachlässigt – das ist was ganz anderes. Sie haben nichts anderes.

Meine Daten sind da ganz andere. Vielleicht kannst du Mama Heike Mal fragen, wie sie das mit dem Fernsehen regelt. Sie hat nämlich auch was gegen Fernsehen (ich nicht so), trotzdem schränkt sie das nicht ein. Sie gibt ohne Verbote eine Richtung vor und unterstützt ihr Kind darin, die Erfahrung TV wirklich wahr zu nehmen, sodass ihre Tochter lernen kann, auf ihren Körper zu hören, wann genug ist. Gleichzeitig ist sie immer da für sie, um etwas anderes zu unternehmen.

Wenn ein breites Spektrum an Angeboten vorliegt, ist TV nur eines davon und auch gar nicht so interessant – Mal zum entspannen gut und fertig.

(Achtung: nicht am Anfang. Wenn du den Fernseher frei gibst, wird es sehr sehr maßlos aussehen am Anfang. Bei uns hat es 2-3 Monate gedauert. Gleich mit dem Computer. Und Süßigkeiten isst sie gar keine mehr (nicht dass es mein Ziel gewesen wäre), Zähne putzt sie freiwillig (früher immer Kampf und Tränen) oder lässt putzen, und sie kennt ihren Körper und weiß, wann sie ins Bett will/muss. Sie fragt dann: Mama, ich will ins Bett, kannst du mich bringen? Unglaublich aber wahr!)

***Der Grund des Fernsehverbotes war, dass sie mit mir zusammen (wir schauen immer mit ihr zusammen) einen Film sah. Es war Freitag, Papa war nicht da und wir schauten uns schön zusammengekuschelt einen wunderbaren Film an. Nach dem Film machte ich aus (es war schon fast 22 Uhr – und das geht auch in Ordnung, kann man mal machen). Aber sie kriegt nicht genug, schreit mich total an, sie wolle noch mehr schauen, ich wäre gemein usw. usw.***

Der Grund des Verbots ist total egal. Schon ein Verbot zu stellen stellt dich auf eine höhere Ebene als sie, und schon allein das ist gemein – da hat sie Recht :-) wie würdest du dich fühlen, wenn du ständig beobachtet würdest, ständig bewertet, ständig korrigiert, ständig eingeschränkt würdest? Hättest du nicht auch lieber, wenn du in einem anderen Land wärest, wo du die Sprache nicht kennst und nur unzureichend, um mit anderen richtig gut dich auszudrücken, und wo du so gar nichts kennst, von einer FREUNDIN angeleitet würdest, statt von jemandem, der dich ständig bewertet, kritisiert, korrigiert und von dir verlangt, dass du dich richtig verhältst? Würdest du so jemanden überhaupt nachahmen wollen?

Sie kriegt nicht genug – du glaubst von Fernsehen, ich interpretiere von Freiheit. Sie will autonom sein, und das sollte sie dürfen. Du würdest überrascht sein, wie sehr autonome Kinder doch Führung "verlangen". Meine Tochter fragt mich sehr oft, wie "man" etwas (quasi in unserer Gesellschaft) macht, wie man etwas sagen sollte, was andere machen, was andere denken, welche Entscheidungen wir treffen würden, was wir machen würden, wie wir handeln würden, etc. etc. Wenn sie bereit ist, eine Entscheidung zu treffen, dann sagt sie das. Wenn nicht, dann fragt sie uns. Es ist gar nicht nötig, eine Richtung aufzudrücken, weil Kinder sowieso eine Richtung verlangen würden.

Das Problem bei Erziehung ist, dass du eine bestimmte Richtungn X verlangst, aber die Gegenrichtung GEHST, um diese Richtung X einzufordern. Du verlangst Respekt, bist aber respektlos wenn du das einforderst. Das ist, wie wenn man Kinder prügeln würde, um ihnen beizubringen, dass sie niemanden prügeln sollen. Die Message kann nicht verstanden werden!

***Bitte, was hättest du an dieser Stelle getan? Wahrscheinlich genau das gleiche wie ich: ihr freundlich gesagt, es ist schon spät , morgen ist auch noch ein Tag, komm, der film war sooo schön, wir unterhalten uns im Bett noch ein bisschen darüber (machen wir im übrigen jeden Abend: im Bett lesen und vorlesen, erzählen, den Tag Revue passieren lassen, kuscheln, ein schöner Ausklang eben).***

Ich hätte noch einen Film geguckt. Am Anfang war es eben maßlos. Heute würde ich einfach sagen, komm, ist echt spät jetzt, wir können morgen gucken. Sie würde mir vertrauen, dass ich keinen Scheiss rede, weil oben genannte Diskrepanz der Richtungen nicht mehr vorhanden ist und sie ganz genau weiß, welche Richtung wir gehen – weil ich sie gehe, vorlebe und die gleiche "verlange", wobei ich noch nicht Mal verlange, sondern ihr die Entscheidung überlasse, diese Richtung auch zu gehen oder eben nicht.

Sie ist so dankbar für diese Richtung, sie findet diese Richtung einfach SO toll, weil sie ihr so gut tut, und sie sich so verstanden fühlt, dass sie das einfach nachahmen WILL. Sie WILL (in dieser Hinsicht) so sein wie ich, weil sie am eigenen Leib spürt, wie gut es anderen tut, wenn man respektvoll ist und die Freiheit anderer achtet.

Nachdem sie also am Anfang meine Freiheit nicht so sehr geachtet hat und auch nicht besonders respektvoll war, und sowas wie "noch mehr Fernsehen" verlangt hat, OBWOHL ich ja schon mit Nichterziehung angefangen hatte und doch schon Freiheit gegeben hatte im hohen Maße (ich kam mir echt verarscht vor!), hat sie nach und nach am eigenen Leib gespürt, wie gut es ist, anderer Leute Freiheit zu achten, gleichberechtigt zu werden und respektvoll zu sein, dass sie das einfach auch machen will. Und das tut sie auch. Das drückt sich aus, indem sie z.B. mich fragt, ob mir irgendwas "was ausmacht" wenn sie das so und so macht. Oder sie sagt "ich will dir keine Mühe machen" oder "du musst nicht, es geht auch so", oder wenn ich sage, ich will X machen und sie dann sagt "ok, dann mache ich während dessen Y".

***Was machst du, wenn dein Kind dich dann immer noch anschreit und beschimpft?***

Das habe ich mich am Anfang auch immer gefragt. Wie gesagt, sie hörte immer noch die alte Johanna und glaubte mir nicht. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich da mit umgehen soll. Ich wollte auch ruhig bleiben, dachte aber immer, sie kann doch nicht einfach damit "ungeschoren davon kommen". Ich dachte, noch ganz erzieherisch, sie wird denken, dass sie so immer mit mir reden kann, wieso sollte sie mit mir freundlicher reden wollen, wenn sie es gar nicht muss??

Ich habe mich von anderen Nichterziehern (es gibt sehr viele in den USA und in meiner Mailingliste sind es auch mittlerweile viele) beraten lassen (Foren, Mailinglisten) und mich überzeugen lassen, dass sich das wirklich geben wird. Dass ich mit gutem Beispiel voran gehen kann und einfach das tun, was mir wichtig ist. Ist mir ein freundlicher Umgang wichtig, so sollte ICH das tun.

Es hat etwa 3, 4 Monate gedauert – ist kein Patentrezept und bei anderen wird es vielleicht kürzer oder länger dauern – aber sie hat doch einfach nach und nach mein Beispiel nachgeahmt. Es war nicht leicht und ich bin hin und wieder "rückfällig" geworden – wie gesagt, ich bin auch temperamentvoll – aber so nach und nach hat sie gemerkt, dass es mir ernst ist.

Ich muss dazu sagen, sie weiß ganz offiziell, dass wir gegen Erziehung sind, für Freiheit in der Kindheit, dass wir einen gleichberechtigten Umgang wollen, dass ihre Freiheit da aufhört, wo die der anderen anfängt und so weiter (das war am Anfang auch noch so ein Thema – wo fängt die der anderne an und so, das musste sie auch erst lernen. Wie hätte sie das vorher auch lernen können, hatten WIR doch die Grenzen gesetzt bevor sie es spüren oder hätte sehen können). Wir unterhalten uns darüber und unser Bemühen hat sie sicher "mitgewertet" als sie sich entschied (diese Entscheidung war sicher schleichend und nicht wirklich bewusst), dass sie uns doch (wieder) vertrauen kann.

Um weitere Angebote neben Fernsehen zu bieten und weil ich das Gefühl hatte, sie wusste nicht so genau, was tun mit ihrer Zeit, haben wir eine Liste mit lauter Dingen gemacht, die man so machen kann. Kostenlose, zahlpflichtige Unternehmungen für zu Hause und außer Haus. Die Liste ist ellenlang, in Kleinschrift und fließtext füllt sie eine Din-A-4 Seite. Ich hatte unter anderem geschrieben: "anderen eine Freude machen" als Unternehmung :-) (so kann man Gutes "in den Weg streuen" ohne es aufzuzwingen, z.B.) Eines Tages war es DAS Ding, was sie machen wollte, das hörte sich gut an. Sie hat mit Papa Salzteig gebacken und sie haben Figuren gemacht, die sie, in der Weihnachtszeit, den Nachbarn verteilen wollte. Das hat sie dann auch gemacht, sie legte Sachen vor die Tür, klingelte und rannte weg! (sie traute sich nicht da zu bleiben) Das hat eine Welle ausgelöst, einen wahren "Trend" ;-) andere Nachbarn klingelten bei uns und hinterließen Kekse und Schokolade, rannten weg. Es ging eine Weile hin und her und alle machten sich anscheinend ein Späßchen draus :-) DAS war eine echte Erfahrung, die sich dann wiefolgt ausgewirkt hat: Erst kam die Erkenntnis (ganz ohne Zwang und Erziehung, nicht Mal vorgeschlagen haben wir das, gar nicht angesprochen, nix): "Wenn man anderen eine Freude macht, wollen sie auch einem eine Freude machen" – so ihre Interpretation. Das ganze hatte IHR auch total Spaß gemacht. Das wollte sie noch Mal machen. Zu Silvester sprachen wir in geselliger Runde mit unseren (erwachsenen und kinder-) Freunden darüber, was unsere "guten Vorsätze" fürs nächste Jahr wären. Meine Tochter sagte: sie will das nächste Jahr noch mehr anderen eine Freude machen, das hatte so viel Spaß gemacht. Eine Woche später erzählte sie mir von ihrem Entschluss, ab nun IMMER freundlich zu sein, denn sie habe entdeckt, wenn man freundlich ist, sind andere auch freundlich zu ihr. Wieso dass denn anderen Menschen noch nicht aufgefallen sei (lol). Wir redeten darüber, dass es doch sehr wohl vielen Menschen aufgefallen sei und so. Sie meinte, es wäre doch toll, man sei dan freundlich zu anderen, und die "erkennen" dann auch, dass wenn man freundlich ist, man Freundlichkeit zurückkriegt, und dann entscheiden sie sich auch, freundlich zu sein und so weiter, und am Ende wäre die ganze Welt freundlich... Wir redeten darüber, wie es auch andersrum funktioniert, wenn Menschen unfreundlich sind...

Was ich damit sagen will, es hat überhaupt nicht Erziehung und Verbot und Grenzen und Anschreien und "klar machen" oder sonst was gebraucht, damit sie das erkennt und selbst eine "gute Entscheidung" trifft.

Ich glaube jeder Mensch wünscht sich einfach nur Glück. Freundlichkeit fühlt sich gut an, ist also erstrebenswert. Es gibt an sich keinen Grund, das nicht machen zu wollen und allen Grund, es machen zu wollen.

Es gibt aber doch einen Grund, nicht freundlich sein zu wollen, nämlich dann, wenn man in seiner Freiheit eingeschränkt wird. Ich bin wirklich SO überzeugt davon, dass Freiheit essentiell ist, dass es uns wirklich bis an die Knochen stört, wenn uns jemand die Freiheit wegnimmt, dann werden wir einfach unfreundlich, egal in welcher Alterstufe wir uns gerade befinden.

Wenn wir unsere Freiheit haben, haben wir gar keinen Grund "böswillig" zu sein, und allen Grund, diejenigen nachzuahmen, die uns diese Freiheit gewähren, obwohl sie die Macht hätten, uns diese wegzunehmen.

Und genau diesen Menschen würde ich total vertrauen, wenn sie, obwohl sie körperlich wie geistig die Fähigkeit hätten, mich zu manipulieren und mich in meiner Freiheit einzuschränken, genau dies NICHT tun, aus Achtung vor meiner Würde, vor meiner Freiheit, aus Respekt zu mir einfach.

Deshalb sind wir Nichterzieher auch durchaus in der Lage, wenn es wichtig ist, Mal ganz deutlich unsere Meinung zu sagen. Deshalb vertraut mir meine Tochter, dass Zähneputzten echt wichtig ist. Oder dass sie sich einen bestimmten Film lieber nicht anschauen sollte, weil ich mir sicher bin, dass er ihr nicht gut tun würde.

Die Beziehung zwischen Eltern und Kind kann durchaus eine freundschaftliche sein, die auf GEGENSEITIGES Vertrauen beruht, anstatt auf meinem angeblichen Wissen, es besser für mein Kind zu wissen.

***Wir bieten ihr immer Möglichkeiten und Kompromisse an, eben weil wir sie als Persönlichkeit respektieren.***

Tut ihr eben nicht, meiner Meinung nach. Was ich oben beschrieben habe, dürfte meine Meinung erläutern. Wenn sie ein WG-Mitbewohner wäre, dann würdet ihr sie wirklich als Persönlichkeit respektieren MÜSSEN, und das würde sich nicht darin ausdrücken, dass ihr "Möglichkeiten und Kompromisse anbieten" würdet, sondern darin, dass von vorneherein alle Regeln von allen akzeptiert werden würden, bevor man sich über ihre Einhaltung unterhält, weil ihr sie von vornerein alle gemeinsam erstellt habt und nur solche zustande gekommen wären, mit denen alle einverstanden seid. Sollte sich das Einverständnis im Laufe der Zeit gändert haben, so würde man neu verhandeln.

Nun ist das Verhältnis zwischen Eltern-Kind natürlich nicht vollends mit dem zwischen WG-Mitbewohnern vergleichbar, aber im Bereich "jemanden als Persönlichkeit schätzen", finde ich das ganz treffend. Unterschied ist natürlich, dass ihr sie liebt, ihr das Beste für sie wollt und ihr schlicht und einfach euch eine Verantwortung aufgebürdet habt, ihr Leben zu meistern. Ihr habt Angst, dass es fehlt schlägt, dass sie ein schlechter Mensch wird und denkt, ihr wisst besser, was für sie gut ist. Ihr seid natürlich bemüht, Informationen über Fernsehkonsum und Folgen von sonstigen "Erziehungsfehlern" einzuholen.

Das Problem dabei ist immer, dass diese Informationen sich IMMER auf Studien oder Beobachtung von erzogenen Kindern beziehen, was natürlich ein ganz anderes Bild ergibt, als wenn man nichterzogene Kinder beobachten würde, von denen es leider nicht viele gibt und die, wahrscheinlich weil sie sich kontrolliert vorkommen würden, vielleicht gar nicht erst an solchen Studien teilnehmen wollen würden.

Die Informationen sammeln wir auch von unseren eigenen Kindern, und wenn wir erst Mal Freiheit geben -nachdem wir enigeschränkt haben wohlgemerkt– werden wir eben erst Mal nur Maßlosigkeit beobachten, was einfach beunruhigend ist.

***Und wir hören immer wieder, dass wir dem Kind viel zu viel Freiraum und Mitbestimmung geben.
Ich bin total verwirrt.***

Es tut mir echt Leid, dass du verwirrt bist. Normalerweise will ich mich gar nicht einmischen und normalerweise lese ich solche Dinge erst gar nicht, weil es eigentlich nichts bringt, sich solch eine Mühe wie ich gerade zu machen. Nichterziehung ist sooo ein weites Feld und eine Lebenseinstellung, die nicht in ein paar einfachen Postings widerzugeben ist.

Es ist keine Methode, die man einfach anwendet, sondern es ist eine Art, mit Kindern umzugehen, die sich aus einem Gefühl – für uns "Erkenntnis", für euch klingt das vielleicht überheblich, als müsste jeder zu dieser kommen – dass man so was Kindern einfach nicht antun DARF.

Ich zitiere einen Teil meiner eigenen Antwort dazu, wie ich zu Nichterziehung gekommen bin, um das zu erläutern:

"ich denke da immer an eine alte Schulfreundin, die
Vegetarierin war (ist), und auch wörtlich keiner *Fliege* was zu leide tun konnte (sie hat Fliegen im Glas gefangen und rausgelassen oder halt ihr Dasein akzeptiert).

Auf Fragen hin konnte sie das nicht anders erklären als mit weit offenen, fragenden Augen und der Antwort "...weil man doch nicht einfach ein Tier töten DARF... das geht doch nicht". Ich fand das
sehr beeindruckend (ich bin Fleischesserin), weil sie einfach keine großartigen andere Erklärungen brauchte, es war einfach ein tief-sitzendes Gefühl, dass es einfach "falsch" sei, sie KONNTE es einfach
nicht.

Abgesehen von ein paar noch verbleibenden schlechten (erzieherischen) Angewohnheiten, handle ich heute viel "instinktiver" einfach nach diesen Grundsätzen von Freiheit, Gleichberechtigung, Mündigkeit. Es kommt wie von selbst. Mehr und mehr beachte ich sie als vollwertiges Mitglied unserer Familie.

Meine Freundin, die meine Nichterziehung stark kritisiert und die Unmöglichkeit der 100%igen Gleichberechtigung bemängelte, hat mir weitere Bereiche aufgezeigt. Z.B., wenn ich Geld ausgegeben
habe, dann sagte ich "ich muss das mit meinem Freund besprechen" – wenn alle gleichberechtigt sind, müsste ich eigentlich sagen "ich muss das mit meinem Freund und mit meinen Kindern besprechen". Oder, wenn wir in den Urlaub fahren, dann müsste ich nicht einfach sagen "möchtest du in den Urlaub fahren? wird ein Heidenspaß", sondern
möchtest du in den Urlaub fahren? Wird sicher super – aber wir geben damit so viel Geld aus, von dem Geld könnte man dir auch ein halbes
Jahr Pony-Reiten bezahlen ;-)

Das ist wahrlich ein bisschen überspitzt, ich sehe das ein bisschen differenzierter, aber ich habe in jüngster Zeit immer mehr begriffen, worum es eigentlich geht. Ich "berücksichtige" nicht nur ihre Sicht der Dinge in MEINE Entscheidung, sondern WIR ENTSCHEIDEN GEMEINSAM - dabei "berücksichtige" ich was anderes: zum Beispiel, dass sie keine
Lust auf ellenlange Familienkonferenzen hat – das wird sich sicher ändern, je mehr sie daran Interesse hat. Solange entscheiden wir, berücksichtigen sie (aber ernsthafter als zuvor) und fragen gezielt
nach, und bei Protest kann man immer noch anders entscheiden – das ist gerade Situationsabhängig, weil sie eben keinen Bock auf lange Diskussionen hat, sie ist davon überfordert.

Das ist mein Job (einer meiner Jobs) als "Elternteil" – feinfühlig genug zu sein, solche Zeichen zu erkennen, etwa, dass sie in der Tat noch nicht bereit ist, wie ein Erwachsener an solchen "wichtigen" Diskussionen teilzunehmen."

***Doch, wir haben sie ernst genommen. Und wir zwingen nicht, sondern setzen Grenzen. Und ich habe ihr erklärt, dass sie kein TV mehr schauen darf, weil sie sich mit einer Sendung um diese Uhrzeit nicht zufrieden gibt.***

Nein, eben doch nicht ernst genommen. Was ist für dich der Unterschied zwischen Grenzen setzen und zwingen? Klingt für mich nicht nach großem Unterschied. Wozu würdest du eine Grenze setzen, wenn du nicht auch bereit wärest, diese Grenze dann durchzusetzen (=zwingen). Würde sich dein WG-Mitbewohner ernst genommen fühlen, wenn du "ihm Grenzen setzen" würdest, die du dann zur Not, wenn nicht eingehalten, aufgezwungen werden, "damit er was lernt"??

Die Erklärung, sie darf kein TV schauen, *weil sie sich mit einer Sendung nicht zufrieden gibt* ist auch keine ganze Wahrheit. Wie soll man sich ernst genommen fühlen, wenn einem ständig Halbwahrheiten oder gar Lügen aufgetischt werden?

Wie kommst du dir vor, wenn jemand versucht, dich zu manipulieren? Die Wahrheit ist, dass du Angst hast, dass sie die "Macht" an sich reißt, wenn du nachtibst. Und/Oder, dass sie Fernsehsüchtig wird. Oder dass sie schlecht beeinflusst werden könnte. Oder dass sie nie lernt, mit dem Fernsehen umzugehen. Oder, dass dich andere Eltern dafür kritisieren, wie du mit deinen Kindern umgehst. Es gibt so viel, wovor man Angst hat!

Wenn du sie wirklich ernst nehmen würdest, würdest du ihr genau diese Ängste erklären (du würdest nämlich davon ausgehen, dass sie dich wahrscheinlich versteht). Und dann würdest du mit genau der gleichen Attitude dir anhören, was sie dazu zu sagen hat. Sie würde vielleicht sagen: "hm, ich verstehe deine Sorge, aber mach dir um mich keine Sorgen" ;-) Das würde vielleicht dein WG-Mitbewohner sagen. Nicht, dass du das bei deinem Kind akzeptieren würdest auf Anhieb, aber das wäre richtig ernst nehmen. Sehr wahrscheinlich, in einer Anfangsphase, würde sie eben solche Dinge sagen, wie du sie schon gehört hast: lass mich einfach fernsehen, so viel ich will. Das klingt "unvernünftig" und für Erzieher wieder ein "Beweis", dass Nichterziehung nicht funktioniert. Aber kommt Zeit, kommt Vertrauen. Und dann ist eine Basis da, auf der man aufbauen kann. Hätte man von Anfang an nicht sich über das Kind erhoben, hätte man schon immer dieses Vertrauen und ein klares Nein wäre auch Mal einfach akzeptiert, genauso wie ein WG-Mitbewohner auch einfach Mal ein "nein" akzeptiert. Solange aber für sie "Fernsehen" = "Freiheit" bedeutet, ist keine Verhandlungsbasis da, weil einfach erst Mal das allerwichtigste für sie ist: die Freiheit wieder zu erlangen.

Das ist der Grund, warum alle Kinder erwachsen werden wollen, anstatt ihre Kindheit zu genießen – weil sie hoffen, dann endlich frei zu sein, sieht es für sie doch aus, als ob man, wenn man erwachsen ist, alle Freiheiten der Welt hat.

***Wir sind hingegangen. Ich habe nur nicht alles im Detail niedergeschrieben.***

Schön :-)

***Wir haben ihr angeboten, darüber zu reden, nicht nur einmal. Es war nicht möglich. Sie schrie nur, wir sollen sie in Ruhe lassen.***

Das habe ich bis vor 3 Wochen oder so auch oft (bis immer seltener) erlebt. Am Anfang vertraute sie auch einfach nicht darauf, dass bei einem solchen Gespräch irgendwas für sie rausspringen würde.

Später war es der Fehler, dass ich vor lauter Gleichberechtigung und ernst nehmen und so weiter unbedingt alles ausdiskutieren wollte. Sie ist aber noch nicht dazu bereit. Sie ist überfordert. Später werden Familienkonferenzen und große Verhandlungen vielleicht normal sein, heute zieht sie es vor, dass ich irgendwas entscheide unter Berücksichtigung aller Informationen die ich über ihre Vorlieben und Abneigungen habe, sie darüber in Kenntnis setze und sie dann aber noch die Möglichkeit hat, nein zu sagen und ihre Gründe dann dafür zu nennen. Dann nimmt man das als neue Information auf und sucht nach einer anderen Lösung.

Je nach Problem ist sie bereit, darüber zu reden. War sie voller Gefühle half es oft, sie wirklich in Ruhe zu lassen. Manchmal habe ich sie umarmt und war einfach nur da. Oder ich habe 10 Minuten gewartet, bin dann noch mal hingegangen und hab gar nichts gesagt, war einfach nur da. Wenn sie anfing zu erzählen habe ich erst Mal nur zugehört, ohne zu bewerten. Ich habe nur "hm", "aha" "oh" gesagt.

Am Ende, wenn ich einfach keine Lösung wusste, die auch für mich akzeptabel sein würde, habe ich eben das gesagt – dass ich gerade keine Ahnung habe und wir uns was für die Zukunft überlegen müssten, aber eben nicht gleich. Manchmal kommt die Inspiration für eine super Lösung erst dann, wenn man losgelassen hat.

***Ich habe ihr erklärt (auch mein Mann), dass sie uns nicht egal ist und wir sie lieben. Aber wie wäre es für das Kind, wenn ich sagen würde,“Tut mir leid. Ich hab alles falsch gemacht und mache das nie wieder?“***

Es wäre super für ein Kind. Meine Tochter war unendlich dankbar, als ich ihr erklärte, ich hätte vieles falsch gemacht in der Vergangenheit und dass ich nun wollte, dass meine Kinder in Freiheit aufwachsen. Dass es schwierig werden würde, nun miteinander auszukommen, aber dass ich mir Mühe geben würde etc.

Sie ist sooo dankbar, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Sie sagt oft, das sie es toll findet, dass ich mich "für Kinder einsetze" (O-Ton).

Es ist einfach unglaublich, wie sehr sie seit kurzem auf MEINE Bedürfnisse achtet (etwa Mal meine Ruhe zu haben oder sonst was) - und das nur, weil ich auf ihre Bedürfnisse achte.

Ganz ohne meine Bedürfnisse einzufordern! Na ja.. ein bisschen habe ich es schon gemacht, ich habe jedenfalls natürlich zu verstehen gegeben, das sich auch welche habe. Nicht nur sie ist gleichberechtigt ;-)

***Ok, wenn ich das gedacht hätte und es wäre eine andere Situation – vielleicht. Aber nicht in dieser. Ich habe mich schon oft bei ihr entschuldigt und Fehler zugegeben.***

Schön :-)

***Ja, und ich will es MIR in Fleisch und Blut übergehen lassen, dass ich nicht mehr laut werde. Nicht ihr.***

Das hatte ich richtig verstanden.

***Aber ich möchte auch von ihr, dass sie lernt, in einem entsprechenden Ton zu reden. Sie darf toben, sie darf wütend, traurig und zornig sein, sie darf das auch ausleben, aber sie darf ihre Wut nicht an mir auslassen. Sie darf zu mir kommen, ich tröste sie, ich halte sie im Arm – wenn sie es will.***

Ich kann sehr sehr gut verstehen was du sagst. Ich wollte auch, dass sie "lernt" im entsprechenden Ton zu reden. Allerdings denke ich heute, dass sie das einfach von alleine gelernt hat. Bzw. sie konnte es schon immer, und das kann deine Tochter sicher auch! hast du sicher oft erlebt (und fragst dich, warum sie das nicht immer tut, einfach?) – sie sah nur keinen Bedarf, keinen Grund, es anzuwenden.

Da ich heute mit ihr im normalen Ton spreche, tut sie das auch mit mir. Da ich sie respektiere, respektiert sie mich auch. Respekt ist nicht etwas, was du einfordern kannst, meiner Meinung nach. Es sich verdienen ist auch nicht das richtige Wort, denn jedes Baby sollte schon von vorne rein Respekt erhalten.

Wenn man es schon verloren hat ist es jedenfalls etwas, das entsteht, und das sicher nicht, wenn man respektlos gegenüber anderen ist. Sicher, du findest es vielleicht gegenüber deiner zukünftigen erwachsenen Tochter sehr respektvoll, dass du in ihrer Kindheit darauf geachtet hast, dass sie ein guter Mensch wird, damit sie in Zukunft glücklich ist.

Leider wird dabei nicht beachtet, wie das beim Kind ankommt. Das Kind, im Jetzt lebend, sieht in diesem Jetzt überhaupt nicht, dass die Respektlosigkeit heute irgendwelche Vorteile in der Zukunft haben wird, und wird, egal was du machst mit den besten Absichten, deine Handlungen einfach als respektlos empfinden. Egal wie gut "begründet" sie sind.

Wenn deine Tochter HEUTE im Jetzt glücklich mit dir und in ihrem Leben ist, ist das die BESTE Voraussetzung, dass sie auch in Zukunft ein ausgeglichener und glücklicher Mensch ist. Daher ist es wichtig, dass sie HEUTE respektiert wird, bzw. dass sie sich respektiert vorkommt, und das gelingt natürlich nur, wenn man das auch tatsächlich tut.

Ich finde es total legitim, dass sie ihre Wut an dir auslässt. 1. hast du ihr nichts anderes vorgelebt und ich würde ein bisschen mehr Geduld erwarten und nicht gleich "bestrafen"/alleine lassen, dass sie es nicht gleich hinkriegt sobald DU für dich entschiedn hast, dass du von nun an ein besseres Vorbild sein willst. 2. hast du ihr "Tools" gegeben, mit ihrer Wut umzugehen, oder hast du diese lediglich verachtet?

Du sagst, du hast ihr gesagt, du verstehst ihre Wut. Ich glaube nicht, dass du WIRKLICH ihre Wut VERSTEHST, denn dazu – natürlich nur aus meiner nichterzieherischen Sicht – müsstet du *verstehen*, dass sie in Wahrheit darüber wütend ist, dass ihr die Freiheit genommen wurde.

Ich würde also erweitern: Sie darf toben, sie darf wütend, traurig und zornig sein, sie darf das auch ausleben. Am Anfang würde ich es "zulassen" (eher: akzeptieren/verstehen), dass sie das sogar an dir auslässt – aber nur, weil du vertraust, dass sich das geben wird (es wird nicht so aussehen, als ob es sich geben wird!) Sie hat doch nur dich.

Du kannst natürlich sagen, dass du das nicht magst, und dass es dich verletzt. Du kannst ihr sagen, dass du Angst hast, dass sie das immer macht, wenn du nichts dagegen unternimmst. Du kannst sie in ruhiger Minute fragen, ob sie eine Idee hat, was du machen könntest, wenn sie wieder das Bedürfnis hat, ihre Wut an dir auszulassen.

Ich habe unglaubliche Lösungsvorschläge erlebt, als ich so GANZ ehrlich zu meiner Tochter war. Wenn ich nicht mehr sicher war, wenn ich mit meinem Latein am Ende war, wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich diese Situation meistern könnte, habe ich genau das zu ihr gesagt. "Die Situation stört mich. Ich habe das Gefühl, ich müsste was ändern, aber ich weiß nicht was." Ich fragte sie – wie eine Freundin - um Rat. Diese Haltung ist WIRKLICH die "Persönlichkeit achten" – denn auch das würde man mit Erwachsenen tun. Es gibt übrigens eine Bewegung, die sich "taking children sierously" nennt. Kannst mal googeln, ist allerdings alles auf Englisch.

/Ein Baby, wenn es schreit und man will, dass es ruhig und normal wird, schaukelt man und überschüttet man mit Küsschen und Liebe. Wieso nicht auch ein großes Kind? versuch es Mal – sie werden von jetzt auf gleich ruhig.. /

**Was sollte ich tun, wenn ich es versucht hatte, sie es aber nicht zulässt? Wenn sie die Tür vor meiner Nase zuschlägt und „Arschloch“ brüllt?***

So was ist mir auch passiert. Dann wartest du einfach und gehst 10 Minuten später rein. Du setzt dich hin und bist einfach da. Du kannst von deinen eigenen Gefühlen und Ängsten erzählen – wie eine Freundin – ohne SIE zu bewerten oder zu verurteilen oder ihr VOrschriften zu machen, wie sie ihre Gefühle zu handhaben hat. Oder schreibst einen Brief. Egal ob sie gut lesen kann oder nicht. Sie kommen dann zu einen und fragen, was da steht. Das klappt ganz super!

***Mein gott, so herzlos bin ich nicht.***

Sorry, dass ich dich so nieder gemacht habe. Ich glaube nicht, dass du herzlos bist. Du hast ja selbst gesagt, dass du vor Liebe überquillst. Das kannst du nutzen! Ich weiß, dass sich das alles irre anhört.

Versuch es an einem kleinen "Experiment", gib irgendwas frei und gibt dem mindestens 6 Monate Zeit. Ich weiß nicht, ob es klappt, wenn man ansonsten die Einschränkungen dabei belässt.

Vielleicht könntest du einfach die Süßigkeiten frei geben. Oder irgendwas anderes, was dir nicht soo wichtig ist. Vielleicht siehst du dann, dass es doch geht. Am Anfang erlebst du eine extrem Maßlosigkeit (bei uns waren es 16 Giotto-Packungen an einem Tag, Nutella-Orgien...), dann Selbstregulierung. Gerade heute hat meine Tochter aus einer Corn-Flakes Packung die Ernährungspyramide ausgeschnitten und sie in die Küche gehängt und sich von mir noch mal genau erklären lassen. Sie isst seit ein paar Tagen keine Süßigkeiten mehr, weil sie sie "zu süß" findet. Noch nicht Mal Nutella, das war das letzte, was übrig geblieben war. Ich fragte sie, ob das damit zusammenhing, dass sie so viel von allem gegessen hätte. Ob es von mir falsch gewesen sei, alles so frei zu geben, dass ihr davon so übel wurde (ihr war ein paar Mal übel davon geworden, Giotto-Packungen kann sie noch nicht Mal SEHEN), dass sie jetzt gar nichts mehr isst. Sie meinte O-Ton: "Nööö... das glaube ich nicht. Also.. es könnte sein, aber... War ja trotzdem meine Entscheidung. Ich finde es auch gut, weil ich jetzt nur gesunde Sachen esse, und außerdem heißt es ja nicht, dass ich für immer keine Süßigkeiten esse." Dann schnitt sie die Pyramide aus und fand es total gut, dass sie eh schon viel von den guten Sachen isst.

Das heißt nicht, dass jedem nichterzogenen Kind übel von Schokolade werden wird oder es Interesse an Ernährungspyramiden zeigen wird ;-). Sie wird auch sicher wieder irgendwann Süßigkeiten essen. Wichtig ist einfach die Freiheit und das Vertrauen, dass Kinder selbst ihre Schlüsse ziehen können und diese nicht zwangsläufig unvernünftig sein werden. Wir können da sein und sie dabei unterstützen und ihnen ihre Fragen beantworten.

***Auch das habe ich gemacht: „Du bist jetzt ziemlich sauer, oder?“ Ihre Antwort war gebrüllt „Stinksauer – und jetzt lasst mich in Ruhe.“***

Ja, kann ich auch verstehen. Manche Kinder und viele Erwachsene brauchen erst Mal ihre Ruhe. Allerdings, wenn sie so getobt hat, wollte sie sicher auch gehört werden. Sie will Ruhe von der Freiheitseinschränkung und in ihren Bedürfnissen gehört werden :-) Gleichzeitig hat sie aber kein Vertrauen, dass ein Gespräch wirklich was bringt, weil die Gespräche wahrscheinlich letztendlich doch nur Pseudo sind, weil es dann eh so gemacht wird, wie ihr entscheidet (der Fernseher blieb aus).

***Und als sie fragte, ob wir über sie gelacht haben, da sagte ich ihr, dass ich lachen musste, weil Papa laut gepupst hatte und ihm das sehr peinlich war. Da musste sie dann auch lachen.***

Hä? Ich dachte, dein Mann hätte nur verdutzt geguckt. Wieso hast du sie angelogen? :-( Sie hat es jetzt nicht gemerkt, aber deine Grundhaltung ist einfach schon Mal so, dass es OK ist so was zu tun.

***Mit Sachlage (war wohl blöd ausgedrückt) meinte ich, dass wir ein Gespräch führten. Sorry, aber ich wollte keine Romane schreiben, weil ich denke, das liest dann keiner. Also – ich fragte sie: „Du bist jetzt sehr wütend auf uns, nicht wahr? Wütend und traurig und kannst wahrscheinlich nicht verstehen, warum wir uns so verhalten?“***

Guter Ansatz.

***Sie nickte und fragte,warum wir sie heute kein Fernsehen mehr schauen lassen. Dann erklärten wir es ihr und fragten sie, ob sie das verstehe. Sie sagte dann „Okay, können wir es vielleicht morgen noch mal probieren.“ Klar können wir das.***

Könnte ich nicht als Erfolg werten, weil sie nach und nach einfach nur resigniert. Klar könnt ihr morgen noch Mal probieren. Sicher wäre es ihr lieber gewesen es gleich zu probieren und auch gleich alle ihre Recht beachtet zu bekommen. Aber sie weiß ja, was dann kommt. Ihr habt die Macht. Und je mehr sie das begreift, desto mehr resigniert sie und die Erziehung hat scheinbar funktioniert. Mehr und mehr denkt sie "es hat eh keinen Sinn, meine Eltern verstehen mich nicht". Irgendwann begreifen sie vielleicht den Sinn der ganzen Erziehungsmaßnahmen, aber das, aus meiner Sicht, trotz Erziehung und nicht wegen. Sie hätten es auch so verstanden und das sehe ich täglich bei meiner Tochter.

Es ist so offensichtlich, dass "normale" soziale Verhaltensregeln wichtig für ein glückliches Miteinander sind, dass es eigentlich unverständlich ist, dass man das noch irgendwie "beibringen" muss. Einfach vorleben und warten, bis es geschieht reicht vollkommen aus, geht kampflos und ist repektvoll.

***Mit „Sachlich bleiben“ meinte ich, keine langen, auschweifenden lauten Reden führen.***

Das ist gut, wenn es deine Tochter nicht verträgt. Meine mag es auch nicht und bringt eh nichts. Sie schaltet ab. Aber so was war auch schon so lange nicht mehr "nötig", weil wir ganz normal reden.

***Das hat nichts mit der Verbalisierung von Gefühlen zu tun. Ich habe auch nicht vor, meine guten Gefühle unter Verschluss zu halten, sondern nur, mein aufbrausendes Temperament in den Griff zu bekommen.***

Das ist gut, wenn es wirklich nur um DEIN Temperament geht. Sobald du IHREN "in den Griff" kriegen willst, ist das respektlos :-) Du kannst höchstens "Tools" geben, wie sie das hinkriegen könnte, wenn sie das überhaupt will. Zum Beispiel ihr erzählen, wie DU das schaffst. Was DIR hilft. Wie es andere schaffen. Du könntest dich darüber informieren, was man alles machen kann, und was für Kinder geeignet ist.

***Da muß ich dir wiedersprechen.***

Ich dir auch :-)

***So ist das Leben nicht.***

Eben doch. So ist das ganz genau. Jeder Erwachsene hat die Freiheit, zu tun, was er tun will. Das bedeutet auch, dass er die Freiheit hat, sich an bestimmte Regeln zu halten – oder eben nicht. Die FREIHEIT hat er immer – die Regeln können trotzdem existieren. Der Erwachsene ENTSCHEIDET, ob er es tun will, und das tun die meisten einfach, weil sie die Regeln für sinnvoll erachten.

Ich MUSS nicht das Klo putzen, aber ich WILL es, weil ich die Konsequenzen nicht tragen will (stinkendes Klo). Ich muss nicht an den Tisch gehen, aber ich will es, weil ich sonst alleine esse, oder weil ich gerne mit der Familie bin.

***Das Leben existiert zu einem Teil aus Regeln, an die man sich halten muß.***

Die Menschen erschaffen Regeln, um sich das Leben zu erleichtern. Diese "Regeln" sind aber nicht zwingend einzuhalten – nicht Mal diejenigen, die vom Gesetz her durch bestimmte Maßnahmen bestraft werden. Es erscheint so, als ob es "gezwungen" wäre, aber es ist nicht so. Du kannst trotzdem entscheiden, irgendein Gesetz (=Regel) nicht zu beachten, nur musst du die Konsequenz dann halt tragen. Das nimmt man aber mitunter in Kauf. Wenn du zu schnell fährst, nimmst du in Kauf, dass du eventuell erwischt wirst und wirst sicher keinen Einspruch erheben, wenn du dann geblitzt wurdest und zahlen musst. Und gewissen Freiheitskämpfern haben wir es zu verdanken, dass sie damals das Gesetz sogar extra gebrochen haben, um die Arbeiter von langen Arbeitszeiten und schlechter Bezahlung zu "befreien".

Du *musst* gar nichts. Du machst es gerne, wenn es für dich Sinn ergibt. Das erklärt auch, dass du es manchmal für sinnvoller hältst, im Parkverbot zu stehen oder sonst irgendein Gesetz zu brechen oder eine gesellschaftliche Regel zu brechen.

Wenn du freudig die Regeln einhältst, die du für richtig hältst, ist die Chance hoch, dass dein Kind dir folgen wird, solange es in deren Nichteinhaltung nicht den Inbegriff von "Freiheit" sieht. Wenn Nichteinhaltung eine ECHTE Option ist, der mit Akzeptanz und Verständnis begegnet wird, wirst du erstaunt feststellen, wie sehr dein Kind sich doch an euch orientiert und nur bestimmte Dinge nicht für sich für sinnvoll sieht – oder noch nicht.

***Steht das Essen auf dem Tisch, wird gegessen. Wer nicht zum essen erscheint, weil er keine Lust hat oder bockig ist, der isst eben nicht mit.***

"Isst eben nicht mit" ist eine logische Konsequenz. Kommt darauf an, wie du das weiter spinnst. Darf dein Kind dann gar nichts essen? Das ist dann nicht mehr logisch denn es ist durchaus machbar, später alleine zu essen. Muss das Kind das Essen dann kalt essen? Das ist ein bisschen logisch, man könnte dem Kind aber entgegenkommen in seinem Wunsch, später alleine zu essen (schließlich ist das auch eine Erfahrung, die erfahrenswert ist – was lässt dich glauben, dein Kind würde für immer wählen, lieber für immer alleine zu essen, wenn doch gemeinsam essen für die meisten Menschen wichtig zu sein scheint, wie so weit ich weiß alle Kulturen es zu tun scheinen?) und man könnte ihm das Essen erwärmen oder wenigstens zeigen, wie man das selbst tun kann (Mikrowelle oder so). Man könnte es sogar später begleiten, sofern man Lust und Zeit hätte.

Wenn du dein Kind an den Tisch zwingst läufst du eventuell Gefahr, dass es viele andere Dinge lernt, außer, dass gemeinsames Essen eine tolle Sache ist, nämlich z.B., dass ihr Macht habt und sie einsetzt, dass am Tisch essen überhaupt keinen Spaß macht (schließlich macht es nicht Spaß, wenn man es gerade nicht will), dass nicht am Tisch essen = Freiheit bedeutet, dass ihr ihre Wünsche nicht beachtet, sobald sie nicht mit EUREN Vorstellungen eins sind, dass ihre Wünsche eventuell "falsch" sind und sie dadurch auch "nicht richtig" ist und dass mit mir womöglich "etwas nicht stimmt", so etwas auch nur in Erwägung zu ziehen.

***Sorry, wo soll das hinführen, wenn ich den Sonntagsbraten ins Zimmer meiner tochter schleppe oder wir alle nichts essen, bis das Kind Hunger verspürt?***

So überspitzt muss es nicht sein. Es führt zu Freiheit. Wenn du dazu keine Lust hast, ist das deine persönliche Grenze, die du auch gar nicht aufgeben musst. Wenn es halt so ist, dass sie dann alleine essen muss, ihre Sache, ihre Entscheidung. Das hat überhaupt nichts mit "Regeln" zu tun, die man "einhalten muss", sondern einfach damit, dass du deine Zeit anders gestalten willst. Das ist zu akzeptieren, schließlich bist auch DU frei.

DAS sind die wahren, natürlichen und logischen Grenzen, die ständig vorkommen im gemeinsamen Leben, und sich mit diesen zu beschäftigen ist VIEL verständlicher als mit komischen Regeln, etwa, dass ALLE angeblich um 19:00 essen müssen (oder wann auch immer) "weil sonst X". Es gibt so viele vorprogrammierte Konflikte zwischen Menschen, die unter einem Dach leben – vor allem unter solchen, die unter einem Dach leben *müssen* ;-) dass es unnötig ist, zusätzliche "Grenzen zu setzen".

Bei uns, am Anfang, hat sie jeden Tag vor dem Fernseher gegessen. Das habe ich nicht toll gefunden und ich war enttäuscht. Aber ich habe Mal abgewartet. Heute isst sie (fast) immer mit uns. Sie findet es TOLL mit uns zu essen und sie genießt, dass wir dabei Spaß haben. Es ist schon lange nicht mehr vorgekommen, dass sie woanders essen wollte. Sie hat wohl gemerkt, dass mit uns essen und quatschen, sehen, wie sich der Kleine (1 Jahr alt) entwickelt und was er für süße, lustige Sachen macht, sich lohnt und Spaß macht.

Es war IHRE Entscheidung und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Kind nach einer solchen Erfahrung je entscheiden würde, dass es wirklich für immer alleine essen wollen würde. Aber selbst wenn – seine Entscheidung. Dein Kind ist ein anderer Mensch. Nicht dein Klon und nicht deine frei modelierbare Knetmasse.

***Nebenbei – Hin und wieder veranstalten wir ein „Schweineessen“. Da wird dann was gekocht, was mit den Fingern gegessen werden kann und wir setzen uns alle auf eine große Tischdecke auf den Boden. Gelegentlich sind auch Freundinnen von ihr dabei und wir haben alle einen Heidenspaß.***

Das ist eine super Idee!! Das werde ich mir merken und Mal vorschlagen. Ist sicher total cool. Danke für diese Idee!

***Konsequent liebevoll! Du hast Recht – das gefällt mir viel besser.***

*Phew*

***Aber auch hier: Konsequenz muß auch sein, ganz einfach, um ihr eine Verlässlichkeit zu bieten, in der Hinsicht, das es eben Dinge gibt, über die nicht verhandelt und nicht diskutiert wird (Zähneputzen, Schule gehen, an der Ampel warten, usw.).***

Wir diskutieren über all die Sachen. Hm, nee, Ampel stand nie zur Diskussion aber das würde ich auch zulassen. Schließlich dürfen Erwachsene auch über rote Ampeln gehen. Warum? es wäre sogar in der Tat besser, man würde den Kindern sogar beibringen, RICHTIG über Rot zu gehen.

Über Schule diskutieren wir immer noch. Über Zähne eigentlich nicht mehr. MIR ist es wichtig, ihr war es nicht so wichtig. Weil es MIR wichtig war, habe ich ihr MEINE Bedenken erklärt. Ich habe versucht herauszufinden, was es ist, was sie am Zähneputzen stört. Alleine sein war ein Punkt. Stell dir vor, DREI Minuten lang, für ein Kind eine Ewigkeit. Meistens alleine (bei uns jedenfalls war es so), 3 Minuten, an denen man sich überlegen konnte, was man alles mit der Zeit hätte anfangen könnten. Trödeln vorprogrammiert!

Anfangs haben wir zusammen Zähne geputzt. Dann stellte sich der zweite Punkt heraus: sie ist zu faul :-) Dann hab ich geputzt. Seitdem putze ich. Ich habe ihr gesagt – es ist ihre Freiheit, ob sie Zähne putzen will oder nicht. Aber sie trägt auch die Konsequenzen und ich habe sie ihr aufgezählt: Zahnersatz, Lücken, Bohren etc. Das wollte sie nicht.

Aber putzen auch nicht. Daher putze ich, damit bin ICH einverstanden (wenn das MEINE Grenze brechen würde, würde ich es nicht machen). Eine andere Lösung wäre vielleicht eine elektrische Zahnbürste.

Blah, ich weiß, Motorik, und sie müssen es doch selbst lernen.... also wenn Erwachsene, die ihren starken Arm verloren haben, trotzdem noch mit dem anderen Arm lernen zu schreiben, Zähne zu putzen oder sogar bei Verlust beider Arme mit den Füßen das gleiche zu tun – sehe ich echt kein Problem, dass sie das später nachholt. Außerdem glaube ich eh nicht, dass sie das für immer so handhaben will.

Kannst du dir vorstellen, mein 15-jähriges Kind will noch die Zähne geputzt bekommen ;-) Sicher nicht. Ich mache das gerne, weil es mir wichtig ist. Sie lässt sie sich gerne putzen. Über Zahnarzt hat sie gestern gesagt (es steht ein Besuch an), dass sie nicht hinwill, aber eigentlich auch doch. Weil sie vor einem Monat partout nicht wollte, haben wir den Termin verschoben. Sie will dieses Mal hingehen (aber, wie viele Erwachsene, auch irgendwie doch nicht).

Ich finde es auf jeden Fall respektlos, wenn irgendjemand egal wer bestimmt, über was man seine Meinung äußern darf und über was nicht. Freie Meinungsäußerung – wohl nur für Erwachsene :-( Echt gemein! Sorry!

Es ist aber LÄSTIG, ja, zu diskutieren. Es ist anstrengend zu kämpfen, ja :-) Es ist auch nervig, ständig Sachen zu erklären. Aber so ist es halt. Wir haben Kinder geboren und sie sind arbeitsaufwändig :-) Sollen wir sie konditionieren, wie einen Hund, damit sie uns nicht so sehr zu Last fallen??? gemein!

***Wir diskutieren und verhandeln gerne und oft. Freunde von uns sagen, sogar viel zu gerne und viel zu oft. Aber es gibt Dinge, die sind, wie sie sind und da gibt’s nix zu diskutieren.***

Alles ist verhandelbar und für alles gibt es mehr Lösungen als nur zwei. Diese Art von Lebenseinstellung erfordert zugegebenermaßen viel Kreativität.

***Dein Beispiel, wie das Kind sich fühlt aus der Sicht des Kindes, fand ich klasse. Ich habe es genauso empfunden.
Aber bitte, spiele genau solch eine Situation mal durch mit einem Kleinkind, dass an der Supermarktkasse nach dem Schokoladenriegel verlangt, der direkt vor seiner Nase im Regal liegt. Die Mutter wird es nicht gestatten und das Kind bekommt einen Wutanfall. Ich glaube, die Gefühlswelt des Kindes wird ähnlich sein.***

Jaa!! Und es ist TOTAL gemein, dass sie den ganzen Einkaufswagen voll hat und das Kind keinen Schokoriegel kriegt. Es ist auch schon gemein, dass sie dem Kind wahrshceinlich die Süßigkeiten kontrolliert, und es ist auch nicht gleichberechtigt, dass die Eltern über das Budget frei verfügen können und die Kinder überhaupt keine Rechte darauf haben. Wie du siehst, ich sehe es aus einer ganz anderen Sicht und ich finde, das Kind hat total Recht, sich so zu fühlen. Es gibt keinen plausiblen Grund, den Schokoriegel nicht zu gewähren. Es besteht keine Gefahr. Es besteht große Gefahr, sich in solche Machtkämpfe einzulassen. Man riskiert das Vertrauen, man riskiert die Beziehung und man riskiert, dass das Kind einen völlig falshcen Eindruch von Freiheit bekommt.

***Und Nein, du hast mich nicht fertig gemacht – nur zum Nachdenken angeregt.***

:-)

Gruß
Johanna

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Es geht hierbei VORALLEM...

Antwort von SusanneZ am 09.01.2007, 22:44 Uhr

...vor allem um die Art der Kommunikation. Die Grenzen beginnen dort, wo die Freiheit des anderen anfängt bzw. die Freiheit des einen endet dort wo die des anderen beginnt. Die Grenzen sollten aber nicht willkürlich sein, weil man das gerade mal so meint und will.

Die meisten sagen "Nein, weil das so viele Krümel macht und im Bett essen gehört sich nicht." (Warum eigentlich fragt sich hier der ein oder andere) und damit basta.

Nicht-Erziehung kommuniziert anders. (Dazu kannst du bei solelo nachlesen.) Und eine veränderte Kommunikation kann einiges verändern! Nicht-Erziehung geht davon aus, dass beide auf einer Ebene stehen und der Erwachsene keine Macht über das Kind ausübt. Es geht um das Finden einer gemeinsamen! Lösung und so wird es auch kommuniziert. "ICH möchte nicht, dass ..." Es geht darum die Gefühle des anderen ernst zu nehmen und den anderen nicht in seiner Würde zu verletzen. Dabei geht es aber auch nie um Laissez-faire, sondern schon um das fürs Kind da sein - nur eben nicht alles auferlegen sondern das zu-sich-selbst-finden unterstützen und das Selbst anzunehmen sowie dieses in seiner Weiterentwicklung zu fördern.

So habe ich es zumindest bisher verstanden - auch aus früheren Diskussionen.

LG

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Fragen zu Nichterziehung

Antwort von vina am 09.01.2007, 22:45 Uhr

Hallo Silke,

da bin ich doch Experte ;-)

Buchtipps:
für die Kleinen:
Jean Liedloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück
Julia Dibbern: Geborgene Babys
Carlos Gonzales: In Liebe wachsen

Generell Nichterziehung:
Ekkehard von Braunmühl: Zeit für Kinder
EvB: Antipädagogik (sehr theoretisch)
EvB und Annette Böhm: Gleichberechtigung im Kinderzimmer (praktisch orientiert)
EvB und Annette Böhm: Liebe ohne Hiebe (praktische orientiert)
sämtliche Literatur von Alice Miller:
Das Drama des begabten Kindes
Am Anfang war Erziehung
Du sollst nicht merken
usw.
Jean und Paul Ritter: Freie Kindererziehung in der Familie

Websites:
www.unerzogen.de
www.continuum-concept.de
www.continuum-concept.net
www.rabeneltern.org

Das sollte für den Anfang genügen.
Im Übrigen sollte mit Nichterziehung sofort begonnen werden. Weniger sollte man es als Methode denn mehr als Einstellung betrachten.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen. Und ich warne: einmmal begonnen, gibt es kein Zurück! ;-)

LG
vina

PS: Es gibt natürlich auch diverse Foren und Mailinglisten, die diese Themen in der Umsetzung im Alltag besprechen.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

anwendbar?

Antwort von SusanneZ am 09.01.2007, 22:55 Uhr

Wieso sollte dies bei deiner Tochter nicht anwendbar sein?

Es geht darum, dass du SIE samt ihrer Bedürfnisse respektierst und annimmst. Wenn du zu tun hast, dann sage ihr: "Mäuschen, ich koche jetzt, mein Magen knurrt. Wenn du möchtest kannst du gern mit in die Küche kommen..." Lass sie helfen (wenn sie das möchte) und sie ist stolz wie ein Schneekönig. Klar dauert dann alles ein wenig länger, aber ihr werdet beide Spaß haben.

Zumindest vermute ich mal, dass ein Nicht-Erzieher das so ok fände.

LG

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Natürliche Grenze

Antwort von solelo am 09.01.2007, 23:30 Uhr

Ich finde Ekkehard von Braunmühls Erklärung, was eine natürliche Grenze ist, am Besten. Ich weiß gar nicht, ob das seine Erklärung war, aber dieses Bild hat mir geholfen:

Es ist ein großer Unterschied, ob du einen Kreis um dich selbst malst und so deine Grenze zeigst, oder ob du um jemand anderen eine Grenze malst, egal wie groß dieser Kreis dann wäre (um dein Kind).

Jeder läuft mit so einem Kreis herum, auch Kinder. Keiner braucht von jemanden eine Grenze aufgemalt zu bekommen.

Nun könnte man sagen, dann male ich einfach meinen Kreis gaanz groß ;-)

Wenn dich etwas "stört" ist das noch nicht eine natürliche Grenze, finde ich. Wenn du in deiner FREIHEIT eingeschränkt wirst durch etwas, was jemand anderes tut, dann ist war das eine natürliche Grenze.

Dich stört dass Elio im Bett isst und krümel = keine natürliche Grenze

Du bist dadurch "gezwungen", selbst Zeit aufzuopfern für die Reinigung = natürliche Grenze, wenn es dich echt VOLL stört.

Vielleicht hilft es zu wissen, dass eine natürliche Grenze nicht gleichzeitig heißt, dass dann das Kind gezwungen werden darf, X zu tun, damit deine natürliche Grenze nicht überschritten wird.

Es heißt lediglich, dass DU das nicht machen wirst. Du kannst aber trotzdem für dein Kind da sein und nach einer Lösung suchen. Vielleicht stört es deinen Mann überhaupt nicht, das wegzumachen. Oder dein Kind. Oder ihr findet ein Tablett. Oder X!

Wenn dein Kind das Bedürfnis verspürt, zu schlagen, so musst DU das nicht ertragen, wenn das deine persönliche Grenze ist, aber vielleicht hat dein Mann oder der Nachbar Lust, sich mit dem Kleinen zu "rauffen". Oder ihr findet ein Judo-Kurs oder keine Ahnung.

Vielleicht hilft auch das hier von Willibald Papesch:

"Es zeigt, wie sich ein solches Verhältnis der Verständigung, Abstimmung und Zusammenarbeit im Laufe der Zeit entwickelt und auswirkt.

So etwa mit 14/15 hatte unser Sohn eine Art schwarze Phase: nur schwarze Klamotten von Kopf bis Fuß – und die Gruppe, in der er verkehrte, ebenfalls: alles schwarz.

Wir dachten, was halt Eltern in so einem Fall denken: “O Gott, wenn das mal gut geht”, mischten uns aber zunächst nicht ein.

Eines Tages kommt er heim:

“Mama, gehst du mit? Ich kauf mir Springerstiefel.”

Ein Hammer! Jetzt dachten wir nur noch “o Gott, o Gott, o Gott – und die ganze Kette lief ab: schwarze Klamotten – Springerstiefel – Gewalt – Skinheads – Rechtsextremismus – Ausländerfeindlichkeit …” und das in einem Lehrerhaushalt auf dem Dorf. Hatten wir doch alles falsch gemacht?

Meine Frau sagte nur:

“Wenn du Springerstiefel willst, musst du sie dir selber kaufen. Da gehe ich nicht mit.” >>> das war ihr persönlicher Kreis, ihre natürliche Grenze

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Fragen zu Nichterziehung @Herzchen

Antwort von solelo am 09.01.2007, 23:53 Uhr

Hallo,

Vina hat ja schon deine Fragen zu Büchern beantwortet. Praktische Tipps könntest du auch auf der unerzogen-Mailingliste erfahren und erfragen. Dort gibt es einige, die das schon immer machen oder Kinder in dem Alter haben.

Ich bin nicht oft hier, daher schreibe mir bei konkreten Fragen lieber privat (Kontaktdaten auf meiner Webseite www.unerzogen.de ) oder eben an die Mailingliste (wie man sich da anmeldet steht auch auf unerzogen.de).

Klar geht das auch mit ganz Kleinen, je früher du anfängst desto weniger Probleme. Mein Sohn ist 15 Monate und ich muss jetzt schon alles mögliche beachten, was ich früher nicht getan hätte. Hier was mir so einfällt:

Wohnung:
Schaffe eine JA-Umgebung. Das heißt, alles, was dich zum Nein-sagen bewegen würde, vermeiden. Das heißt bei uns z.B, dass wir Stühle umkippen müssen, weil er sonst auf die Tische klettert. Allerdings lassen wir ihn auch auf den Tisch klettern, wenn wir dabei sein können. Alles, was er nicht nehmen sollte ist weiter oben abgelegt. Alles was unten ist, darf er anfassen. Dazu gehören auch alltägliche Dinge, wie CDs und Bücher.

Spülmaschine:
er will unbedingt mitmachen, und die kann man auch nicht hochstellen. Ja! er darf mitmachen und tut es auch total gerne. Dass man Spülmaschinen auch EINRÄUMT hat er noch nicht gecheckt, also er räumt immer nur aus, auch wenn dreckig, aber egal – Geduld ;-) Er holt was raus, gibt es einem. Ich nehme in Kauf, dass da Mal was kaputt geht – geht aber nie, nur ein Mal passiert. Kein Ding – nie schimpfen bei so was.

Knöpfe drücken und die Programme verstellen darf er – ist ja nicht soo schlimm. Ist nur 1-2 Mal passiert, dass er sie wirklich ausgemacht hat. na und? jetzt interessiert ihn das nicht mehr soo und die Knöpfe sind eh out.

Herd:
an die Platten kommt er nicht dran, zu klein, der Ofen ist total interessant, aber "heiss" kennt er schon – das habe ich immer gesagt, aber auch mal kurz anfassen lassen. Kein Mensch, auch kein kleiner, bleibt bei etwas heissen frewillig dran kleben. Verbrannt hat er sich nicht wirklich. Er merkt schon von weitem, dass es warm ist und hält sich zwar nah, aber ich kann ihm total vertrauen. Greift er rein merkt er, es wird noch heißer und zieht die Hand weg. Alles nicht schlimm, bin ja immer da.

Kochen:
er "kocht" mit. Er kriegt Sachen, die ich auch habe, auch Messer und eine Kartoffel, da macht er dran rum. Oder Kochtöpfe. es wird öfter Mal unordentlich bei uns.

Haushalt:
Wir räumen alle gemeinsam auf, jeder auf freiwilliger Basis, immer um 21:00 mit Eier-Uhr nur 15 Minuten. Der Kleine macht irgendwie mit, oder spielt mit Tochter, die manchmal lieber "babysittet". Wenn sie mitmacht, dann will er auch mitmachen und räumt Klötze irgendwie ein (oder aus :-D)

Ansonsten, wenn es dir sehr wichtig ist, richtig aufzuräumen und zu putzen und so – dann während Mittagsschlaf. Wir sind da nicht soo penibel, daher reicht so das Grobe jeden Tag und ein Mal die Woche (oder seltener :-D) ganz gründlich. Mein Sohn kriegt den Besen oder ide kleine Schippe in die Hand und macht damit Krach... Ich nehme in Kauf, dass er dabei meinen gekehrten Haufen eventuell Mal kaputt macht...

Wickeln:
Wenn er nicht will, dann nicht. Wenn er ganz dreckig ist und mittendrin meckert, dann versuchen wir, nur das nötigste zu machen und erst Mal läuft er mit nackigem Po rum. Nach 10 Minuten kann man es wieder versuchen, dann geht's meistens.

Anziehen:
Will keine Jacke anziehen - geht er ohne, ich nehm sie mit. Keine Schuhe? Egal, dann halt nicht, dann trag ich ihn. Beim Tragen ziehe ich sie an. Oder im Autositz, sofern er nicht protestiert.

Im Auto anschnallen:
Wenn er nicht will, kam so 3 Mal vor, dann warte ich ein bisschen. War da nur ein Mal in Eile, das tat mir Leid, dass ich das aufzwingen musste. da habe ich ihn mit etwas danach getröstet und versucht abzulenken. Ansonsten hilft es, etwas Neues in die Hand zu drücken. Bei den 3 Malen habe ich ihn im Auto spielen lassen. Ist ja auch doof die ganze Zeit im Sitz und nichts anfassen können. Er war total interessiert, hat alle Knöpfe ausprobiert und dann war es auch viel einfacher, ihn wieder anzuschnallen.

bei solchen Situationen kommen die üblichen Zweifel – Oh Gott, wenn ich ihn jetzt lasse, dann wird er NIE angeschnallt werden wollen und IMMER im Auto rumspielen wollen, bevor wir gehen. Habe ich auch gedacht und voll die Panik bekommen, als es prompt wieder passierte. Aber jetzt macht er es schon seit Wochen nicht mehr und lässt sich einfach anschnallen.

Ich persönlich finde ganz wichtig:
NIE, wirklich NIE ihm was aus der Hand reissen, wenn er es gerade hat. Ich frage IMMER: kannst du mir das geben? Wenn nicht, dann nicht. Es ist noch NIE wirklich mega-wichtig gewesen. Ich mache das auch bei Scheren und Messer und würde es nur wirklich bei akuter Gefahr machen.

zu 89% der Male gibt er mir das einfach. Wenn er sehr interessiert ist, dann nicht. Wenn es mir wichtig ist, dass er es mir gibt, gebe ich was anderes, und dann lässt er es immer danach los. Ich finde es ein Unding, dass Kindern Sachen einfach aus der Hand entrissen werden, und dann wundert man sich , dass es Kinder genau so machen. Dann müssten sie "konditioniert" werden, damit sie sich das wieder abgewöhnen. Echt gemein :-)

Spaziergang durch die Wohnung:
Wenn ihm die Decke auf dem Kopf fällt, hilft ein Spaziergang durch die Wohnung auf höherer Ebene. ENDLICHE Mal den Schlater betätigen können oder den Türknauf ist gaaanz was tolles. Oder die Kaffeemaschine anmachen, die bei uns ganz oben steht. Oder Mal aus dem Fenster gucken, oder Bücher von weiter oben rausholen, oder die Pflanze anfassen... gerade sind es Schalter, die er gerne Minutenlang an und wieder ausmacht. Und ja, es sind Glühbirnen wirklich davon geschädigt worden :-D Die paar Cent sind es mir wert, ehrlich....

Wenn du Englisch kannst: www.enjoy-parenting.com dort auf "titellist" klicken und die Beiträge ggf. ausdrucken, wenn du so gerne markierst...

Wie gesagt, wenn du noch konkrete Fragen hast, schreib mir privat – ich weiß nicht, wie lange ich hier noch mitlese... ich klinke mich immer Mal nach und nach ein und wieder aus, wird mir sonst zu viel, mit der Mailingliste und allem... Hab ja noch Kinder nicht zu erziehen :-)

Gruß
Johanna
www.unerzogen.de

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

*gg*

Antwort von mathildas_mama am 10.01.2007, 7:59 Uhr

Klar, wenn man es nicht möchte, findet man tausend Begründungen - und seien sie noch so weit hergeholt.

Die Frage ist ja auch, greift man bereits bei 2, 3 x essen im Bett ein, oder erst, wenn es sich potenziert?

Wie groß ist der zusätzliche Arbeitsaufwand, bei einem vollgekrümelten Bett das Bettzeug zu wechseln gegenüber einem nicht vollgekrümelten Bett?

Wenn natürlich Deine persönliche Grenze ist, schon den Gedanken an ein vollgekrümeltes Bett nicht ertragen zu können, dann ist eben das so.
Dann darf Dein Kind nicht im Bett essen, und gut ist. Das Leben ist nur leichter, sieht man solche Dinge gelassener, und ganz oft pflegt sich das Problem nicht zu potenzieren, wie es immer gleich von den Schwarzmalern heraufbeschwört wird :-))).

LG Elke

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: *gg*

Antwort von solelo am 10.01.2007, 8:07 Uhr

Äh... nein. Wenn es DEINE persönliche Grenze ist, noch nicht Mal den Gedanken an Krümel im Bett zu ertragen, wieso dürfte das Kind dann in SEINEM Bett nicht krümeln???

Sollte er die Konsequenzen tragen ist auf JEDEN FALL schon Mal nicht einzugreifen – dh. er räumt auf und er beschwert sich nicht über pieksende Krümel ;-)

Musst du die Konsequenzen tragen, weil er zu faul ist, sind andere Lösungen zu finden, siehe Beitrag "natürliche Grenze".

Natürliche Grenze heißt nicht automatisch, dass dein Kind das dann nicht darf. Es heißt lediglich, dass nicht DU es ertragen musst. Es heißt, dass eure Vorstellungen erheblich kollidieren und eine kreative Lösung zu finden ist.

Gruß
Johanna

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: *gg*

Antwort von mathildas_mama am 10.01.2007, 8:48 Uhr

Ich glaube, ich habe mich mißverständlich ausgedrückt.

Ich bin ja ebenfalls der Ansicht, daß es das Bett vom Kind ist und dieses das vollkrümeln darf, wie es will.

Aber - wenn eine Mutter Krümel im Bett zwangsläufig mit einer Invasion Kakerlaken assoziiert und sich daher so ekelt, daß ihr die Gemütlichkeit in den eigenen 4 Wänden verleidet ist, dann hat sie m.M.n. schon das Recht, das Kind in seiner Freiheit, das Bett und damit ja doch irgendwie die gemeinsame Wohnung vollzukrümeln, einzuschränken.

Kann ich zwar nicht nachvollziehen, aber so manches, was ich mag oder nicht mag, kann jemand anderes nicht nachvollziehen - insofern sollte das nicht meine Sorge sein. Und Bett vollkrümeln zählt für mich nicht zu den unverzichtbaren Grundbedürfnissen ;).

LG Elke

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Wegen Zähneptuzen und Tv

Antwort von saulute am 10.01.2007, 12:11 Uhr

Ich musste noch nie meine 2,5 Jährige Tochter zwingen, Zähne zu putzen. Zuerst hat sie gesehen, dass ich es morgens mache, dann wollte sie immer meine ZAhbrüste haben, bis dahin habe ich mit dem Putzen abgewartet, dann putzte ich ihre Zähne solange, bis sie mich liess. Und jetzt sperrt sie ihren Mund ganz weit auf und ich kann solange putzen, wie ich will. Und sie hat sehr gute Zähne.

Mit dem Tv ist so, dass sie nur aufgenommene DVD mit alten Zeichentrickfilmen aus meiner Kindheit schaut (die sehr liebevoll gemacht sind, nicht wied diese neuen zappeligen Filme a la Spongebob). Sie kennt sie alle und sagt ir immer den NAmen des DVD's, was sie gerne anschauen möchte. An manchen TAgen können auch schon mal 2 hintereinabder werden, und meistens ist das so, wenn ich nichts interessantes zu tun habe. Sobald ich mich einer Tätigkeit widme, kochen z. B. ist Tv dann für sie nicht mehr interessant. Dann kommt sie zu mir, will auf die Küchentheke gehoben werden und mir beim kochen zuschauen und alles durchprobieren, wie rohe KArtoffeln, igitt igitt, z. B.

Ich mach mir keinen Stress bezüglich dessen.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@solelo zur Nichterziehung von Kleinkindern

Antwort von sun1024 am 10.01.2007, 12:17 Uhr

Das find ich jetzt lustig.

Ich bin definitiv keine "Nichterzieherin", was u.a. daran liegt, dass ich unter Erziehung Hilfe und Förderung zum Aufbau von Persönlichkeit und Eingliederung in Gesellschaft verstehe, nicht Knechten und Unterdrücken ;).

Vieles, was hier als "Erziehung" negativ hingestellt wird, ist für mich einfach pädagogisch unsinnig und daher nicht ein Fehler von Erziehung an sich, sondern ein Fehler im Umgang miteinander.

Vorbild sein, loben, Bedenken äußern, eigene Grenzen vermitteln - das ist für mich Teil von Erziehung.


Vielleicht stehen also Erziehung und Nichterziehung gar nicht in allen Fällen so weit auseinander, wie du es empfindest.


Dazu geh ich mal deine Liste durch...

Wohnung / JA-Umgebung
Auch unsere Wohnung darf von unserer Lütten erkundet werden. Sie darf an die Stereoanlage, sie darf auf den Stuhl klettern oder die Leiter hoch, damit sie an den Lichtschaltern kommt, sie darf die Schubladen auf machen etc.
Es gibt allerdings Ausnahmen... die Gitarre darf sie be"spielen", aber nur, wenn wer dabei ist - geht einfach zu schnell kaputt, wenn wer drauf rum hüpft ;). Die Teeschublade darf sie nicht xmal hintereinander ausräumen. Etc.
Will sagen, wir haben fast alles auf sicherer Höhe, wo sie nicht dran darf, aber nicht ganz alles. Ist aber im Alltag nicht wirklich ein Problem, sie geht nicht dauernd an das "Verbotene".

Spülmaschine:
Oh ja, der Hit! Die räumt sie auch mit Vorliebe aus. Ich steh dan daneben und dirigiere sie entweder zu dem richtigen Regal hin ("legst du den Teller zu den anderen Tellern?") oder nehme die Sachen an und parke sie auf der Küchenarbeitsfläche zwischen und räume sie später weg.
Ich rufe sie immer zum Anstellen der Spülmaschine / Waschmaschine / des Trockners, wenn sie gerade in der Nähe ist - sie liebt es, den Knopf anzustellen, und hat inzwischen auch verstanden, dass man da nur 1x draufdrückt und dann schon was passiert. Dadurch kommt ein Verstellen der Knöpfe kaum noch vor.

Herd:
"Heiß" kennt sie schon von klein auf vom Essen, von Tee, und von Kerzen (vorsichtig zusammen die Hand drüber gehalten und die Hitze gespürt).
Sie hält von sich aus eher respektvollen Abstand vom Ofen und von Kerzen oder tastet sich vorsichtig ran zum Fühlen.

Anziehen:
Hihi, wann immer sie ihre Gummistiefel sieht, will sie die anziehen statt ihrer normalen Schuhe. Na gut, gibt's halt Gummistiefel an. Wenn ich das mal nicht möchte, muss ich die eben vorher ein bisschen außer Sichtweite stellen ;).

aus der Hand reißen:
Ein leidiges Thema... nicht bei uns selbst, sondern den beiden Großen das beizubringen, dass man mit danach fragen, oder abwarten, oder sie ablenken, viel weiter kommt als mit feste dran ziehen...


Du siehst, vieles läuft hier ganz ähnlich... und das, obwohl ich sogar Lehrern an einer Schule für ERZIEHUNGShilfe war *ggg*.


Sowas wie Hausarrest oder Fernsehverbot oder so hat es hier noch nie gegeben. Allerdings setze ich, anders als bei Nichterziehung, durchaus auf gewisse (wenige) Regeln, deren Nicht-Einhaltung Konsequenzen nach sich zieht. Aber eben logische, nachvollziehbare und gemeinsam verabredete (mit den Großen) Konsequenzen.

LG sun

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@saulute

Antwort von vina am 10.01.2007, 12:34 Uhr

Hallo,

schade, dass du Vorurteile gegen Spongebob hast :-)
Ich liebe diesen Schwamm. Es gibt wenig Kindersendung, die so herrlich ohne Moral, erhobenen Zeigefinger sondern nur auf Spass und Jux aus sind. Davon sollte es definitiv mehr geben.

lg
vina

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: @vina

Antwort von saulute am 10.01.2007, 12:42 Uhr

Na ja, vielleicht habe ich auch zu wenige Folgen davon gesehen (ich bin nämlich passionierte Zeichntrickfilmguckerin (was für ein Wort!)) mir sind aber die Bilder definitv zu bewegt und zu hektisch, da explodiert ständig etwas, die figuren so lieblos gemalt, die Dialoge unsinnig. Es ist aber nur mein persönlicher Eindruck. Also im Vergleich zu diesen alten Zeichtrickfilmen oder niedlichen Puppenfilmen aus meiner Heimat, ich habe die ganze sammlung davon gemacht.

Meine schaut manchmal auch englischen kindersender, aber eigentlich bevorzugt sie diese DVD's.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: *gg*

Antwort von solelo am 10.01.2007, 12:58 Uhr

Ja, da hast so halb Recht. Vielleicht wäre da ein anderes Beispiel angebrachter, um wirklich von einem "Recht, die Freiheit einzuschränken" zu sprechen. Bei Krümel im Bett fänd ich das irgendwie zu hart, weil es einfach so viele andere Möglichkeiten gibt. Sehr wahrscheinlich würde so was nach 2-3 Mal sowieso wieder "out" sein. Aber eine Decke oder ein Tablett – einfach eine Ja-Umgebung stimmt das Kind schon eh bereit, selbst seinen Beitrag zu leisten. Ich würde bei so was echt keinen Grund sehen, sich ein Recht herausnehmen zu dürfen, die Freiheit einzuschränken – wie gesagt, das Beispiel ist dafür nicht geeignet.

Sprechen wir von dem Wunsch, dass was weiß ich, das Kind will, dass Mama immer auf zwei Händen herumläuft oder keine Ahnung, sich auf einen Kaktus setzen soll – dann hat die Mutter sehr wohl das Recht, das Kind in seiner "Entscheidungsfreiheit" einzuschränken, weil es dafür einfach keine andere Lösung gibt. :-)

Gruß
Johanna

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.