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Geschrieben von Alhambra am 07.08.2018, 10:17 Uhr

Diskriminierung wegen Herkunft in Deutschland

Ich habe den Artikel bzgl. Shary Reeves gelesen. Wenn sie schon beim Bäcker merkt, wer sie bedient und wer nicht, kann es dann auch daran liegen, dass man schon mit einer übersensiblen Grundhaltung zum Bäcker reingeht und der gegenüber das bemerkt und auch in eine Schutzhaltung geht?

Ich kenne diverse Menschen, die sich mit einer übersensiblen Antenne rumlaufen und sich gerne selber in die 'Opferrolle' schubsen, das gilt nicht nur für Ausländer.

In der Schule meines Mannes (ist also fast 40 Jahre her), gab es einen Schüler, der unglaublich nervig war. Er wusste alles besser, konnte alles besser und war der Beste überhaupt. Eine Art Sheldon, aber ohne dessen Verstand. Freunde hatte er nahezu keine, weil er es schaffte allen vor den Kopf zu stoßen. Er hatte die Angewohnheit, sogar Lehrer ständig zu verbessern und war angepisst, wenn man ihm das Gegenteil bewies. Wenn er in einem Fach eine 2 schrieb stand die Mutter sofort auf der Matte und hat Lehrer und Direktor sofort bekloppt gemacht. Hintergrund: Ihr Sohn war Halb-Inder. Und das war auch immer DAS Argument, wenn es nicht nach deren Vorstellungen lief. Man würde ihn schlecht einstufen, wegen seiner indischen Herkunft. Dabei war er nur ein nerviger Arsch, dank seiner Mutter.

Aus meinem Umfeld:
Ich habe mal bei einer Zeitung gearbeitet, dort lief eine freiberufliche Journalistin rum, die niemand wirklich ernst nahm. Sie war wie ein Wirbelwind, raste durchs Haus mit kopflosem Gestammel, hinterließ ein Schneise der Verwüstung und immer wenn sie weg war, kamen die gleichen Fragen: Was wollte die? Hat jemand verstanden, was sie wollte? Die hat in Abteilungen gewütet, wo ein Journalist nichts zu suchen hat. Selbst in der Buchhaltung kannte man sie von ihren unangenehmen Auftritten.

Man wollte keine Gespräche mit ihr anfangen, weil es nur hand- und fußloser Nonsens war, was die von sich gab. Das einzige, was sie einwandfrei sagen konnte: "Ich werde nicht akzeptiert, weil ich eine Frau bin!" Auch da war es klar, nicht weil sie Frau ist, sondern weil sie eine echte Spinnerin war. Sie arbeitet dort auch nur, weil es familiäre Verbandelungen gab.

Im Kindergarten:

Nun locker 15 Jahre her, dort gab es eine Mutter, die auf den ersten Blick sehr nett war. Wenn man sich mit ihr unterhielt, wurde das Gespräch sehr schnell auf ihr Alter gelenkt. Sie ist erst mit 45 Mutter geworden. War nicht gewöhnlich, aber auch nicht von Interesse. Warum auch? Sie sprach immer sehr bedächtig und der Kopf war immer in so einer Schräghaltung. Ich nannte sie immer 'das Leiden Christi'. Manche sind Frohnaturen andere eben das Leiden Christi. Selten wurde herzhaft gelacht. Immer war das imaginäre Kreuz, das schwer auf ihren Schultern lagerte zu spüren. Eine Kindergarten-Mutter wurde von ihr mal so angesprochen:
"Darf ich sie mal was fragen?"
"Ja klar"
"Was haben Sie gegen mich?"
"Wie, was habe ich gegen Sie?"
"Ja, Sie schauen mich immer so an?"
"Äh... wie schaue ich Sie denn immer an?"
"Ja, ich denke, Sie haben was gegen mich?"
"Nein, überhaupt nicht. Wie kommen Sie denn da drauf?"
"Ach, dann ist ja gut!"

Das war das Original-Gespräch. Danach wurde sie erst schräg angeschaut. Diese Frau war in ihrer Grundeinstellung so negativ, dass sie immer alles gegen sich bezog, auch da, wo nichts war. Und diese Opferrolle nahm sie auf sich, weil sie sich wegen ihres Alters diskriminiert fühlte, was in jedem zweiten Satz zum Ausdruck kam. Ergo wollte kaum einer mit ihr reden, weil es müßig ist, immer alles auf die Goldwaage zu legen und im Prinzip kein echtes Gespräch stattfand. Wie eine andere Mutter mal sagte: mit der kann ich nicht mal übers Wetter reden.

Und ich wette, jeder Mensch kennt mindesten einen, der einfach nervig ist, und sich wegen falscher Gründe nicht anerkannt -eben diskriminiert - fühlt.

Ich habe das Gefühl, dass in der momentanen Zeit absolut jeder mit Migrationshintergrund in die kollektive Opferrolle springt, selbst da, wo nie was stattfand.

Meine Tochter hat im Moment auch das Gefühl. Sie hat einen beachtlichen Anteil ausländischer Schulfreunde und ist momentan etwas genervt, weil diese auch immer mehr ohne jeden Anlass plötzlich empfindlich reagieren und reflexartig mit ihrem Migrationshintergrund trumpfen. Wenn jemand unpünktlich erscheint und man deswegen die Bahn verpasst und bei der Bullenhitze dann 30 Minuten auf die nächste wartet, kann man jemanden schon mal anpflaumen, dass er/sie sich doch mal beeilen könnte. Letztens kam allen Ernstes als Antwort: sie solle nicht so motzen, ob hast du Probleme mit Bangladeshis? Meine Tochter war so perplex, dass ich sie anrief und bat abzuholen, weil sei hefigte Kopfschmerzen hatte. Ich hatte ihr extra eine Ibu mitgebracht, die ich hinhielt. Und im Auto sagte sie dann zu mir, dass sie nichts hätte, aber keine Lust mehr hatte, was mit mit dem Mädel zu unternehmen. Was soll ich der denn noch sagen, ohne, dass die sie angepisst fühlt und immer mit Ausländerhass kommt. So langsam kriege ich auch Hass auf die, aber nicth, weil sie aus Bangladesch kommt sondern immer blöder wird.

Unbestritten, dass es Diskrimierung gibt!! Unbestritten!
Wir als Frauen kennen das ohnhin zur Genüge. Man muss aber nicht endlos darauf rumreiten.

Aber es ist auch sehr bequem, einen Vorwand zu finden, anstatt mal die eigene Haltung zu reflektieren und zu überlegen, ob es an etwas anderem als dem Migrationshintergrund liegt.

Und das nervt ganz gewaltig, was z.Zt. auch in die völlig falsche Richtung driften könnte und Lager aktiviert, die bisher nichts aber auch gar nichts mit dieser ganzen Rassismus-Debatte zu tun hatten. Es gibt einen Spruch: Wehe, wenn der Friedliebende ausrastet.

Übrigens: Ich finde 'Wissen mach ah' total toll. Aber ich mag Shary Reeves nicht besonders. Aber garantiert nicht wegen ihrer Hautfarbe oder Abstammung. Ich mag ihre langweilige dröge Betonung beim Reden nicht. Da ist der Caspars einfach deutlich witziger, irgendwie kindgerechter.

Ich bin ziemlich großer Fan von Nelson Müller, Yared Dibaba und Cherno Yobatey. Nächsten Monat haben wir Karten für Dave Davis. Die sind allesamt unheimlich locker und kommen witzig unterhaltsam rüber. Die Hautfarbe spielt da überhaupt keine Rolle. Aber da finden Menschen auch eine Schublade für mich.

 
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