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Geschrieben von Dezemberbaby2012 am 08.12.2016, 15:44 Uhr

Einigkeit in der Erziehung..

Hallo Bärchie,

ich kann dich sooooo verstehen. Bei uns gibt es auch seit fast vier Jahren unendliche Diskussionen. Das ist so zermürbend und raubt mir so viel Kraft, die ich eigentlich für meinen Kleinen brauche.

Mein Mann ist eigentlich ein liebevoller Vater, aber er hat sehr gestrige Ansichten. Wenn es nach ihm gegangen wäre, würde der Kleine spätestens mit sechs Monaten in seinem eigenen Zimmer schlafen. Und stillen über den sechsten Monat hinaus? Wie, sogar über das erste Jahr hinaus? Das ist ja schon irgendwie pervers. Und frühe Fremdbetreuung muss zur Sozialisierung der Kinder sein, und Familienbett ist unnatürlich. Frühzeitiges Töpfchentraining ist auch unabdingbar, sonst wird das Kind es ja nie lernen und noch mit 18 eine Windel tragen. Und und und und ...... Ich selbst bin schrecklich gewalttätig und lieblos aufgewachsen, in unserer Familie gibt es zudem viele Angsterkrankungen, und noch dazu hatte mein Kleiner eine traumatische Geburt mit Intensivstation. Ich habe mich endlose Nächte schlau gemacht, mit Psychologen gesprochen, Fachliteratur gewälzt und natürlich mein eigenes Gehirn dabei eingeschaltet gelassen und alles was ich gelesen habe, für mich abgewägt und hinterfragt. Er jedoch findet es nicht notwendig irgendwas über Kindererziehung zu lesen, wenn ich ihm von etwas interessantem was ich gelesen habe erzähle, macht er sich lustig über mich oder wird verletzend (du und deine Bücher/"Experten"). Er weiss schon alles. Er braucht dafür keine Bücher oder "sogenannte Fachleute". Mehr noch, oft wirft er mir vor, ich würde dem Kleinen damit schaden und macht mir Schuldgefühle. Das meint er nicht wirklich böse, er fühlt sich im Recht und seiner Ansicht nach versucht er den Kleinen dadurch zu schützen. Das ist ja das Verrückte. Wir haben beide dasselbe Ziel, nur sind unsere Wege dahin so unterschiedlich. Und leider halte ich viele seiner Wege für so fundamental falsch, dass ich das eben einfach nicht zulassen kann. Unverfängliche Dinge lasse ich ihn natürlich entscheiden, aber meistens sind es eben die großen Dinge wie Stillen, Ernährung, Schlafen, Fremdbetreuung, altersgemäßes Fernsehen, Umgang mit Angst/Wut etc. die uns beide wichtig sind und uns aneinandergeraten lassen. Und so kommt es leider oft zum Streit, was der Kleine manchmal auch mitbekommt und natürlich suboptimal für seine Entwicklung ist. Etwas was wir eigentlich beide nicht wollen. Aber ich kann ihn nicht einfach "machen lassen" weil ich eben weiss, was das für Konsequenzen für den Kleinen haben kann. Und so denkt er, ich würde die Erziehung an mich reißen und "wüsste alles besser". Natürlich mache auch ich Fehler und das sage ich ihm auch, aber ich denke die Grundlinie meiner Erziehungsansichten stimmt. Ich würde mir so sehr wünschen, dass er mal auch ein Buch zum Thema liest, und wir danach gemeinsam darüber diskutieren. Aber er sieht wie gesagt keinen Sinn darin, sich zeitgemäß zu informieren, denn "er kennt genug Leute mit Kindern und die machen es auch so und so". Nur ich habe angeblich so seltsame Ansichten.

Ich würde alles dafür tun, damit mein Kleiner möglichst normal und emotional behütet aufwacht. Nur deshalb habe ich diese Energie, immer wieder mit meinem Mann zu diskutieren, weil ich weiss, wie wichtig die ersten Jahre und der Aufbau von Urvertauen und Bindung für den Kleinen sind. Aber es ist wirklich so zermürbend. Manchmal denke ich, wie schön es gewesen wäre, wenn wir beide an einem Strang gezogen hätten. Ich habe diese Probleme vor der Schwangerschaft gar nicht erwartet, denn ER kam mir immer wie der geborene Papa vor, wenn ich ihn mit anderen Kindern gesehen habe und ICH selbst war mir nie sicher, ob ich überhaupt jemals eine Mami sein wollte und konnte. Dazu kommt, dass auch die Schwiegereltern mit ihren Ansichten von Anfang an rein reden wollen und mein Mann dementsprechend da leider kein Puffer ist.

Aber egal, ich weiss dass ich es für meinen Kleinen mache, damit er innerlich stark ist, um später einmal mit Krisen fertig zu werden. Puhh jetzt habe ich ganz schön viel geschrieben, aber du siehst, es gibt noch mehr Leute mit diesen Problemen. Für die nächsten drei Monate wünsche ich dir seeeehr viel Kraft und Gelassenheit!

Ganz liebe Grüße!

 
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