Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Zafon am 28.04.2013, 14:15 Uhr

Ehrlich gesagt...

Ich gesell mich mal dazu
Beim Lesen Euer Post fiel mir ein: lass drei Leute ein Buch lesen und sie interpretieren es auf vier verschiedene Arten

Erst einmal bin ich froh, dass er alle bisherigen Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie zu einem sinnvollen Ganzen zusammengefasst, auch gut aufgeräumt und zusätzlich seine Beobachtungen, Erfahrungen, Schlüsse miteingeflochten hat.
Wenn es nach mir ginge, sollte v.a. sein zuletzt geschriebenes Buch Bestandteil der Literatur für medizinische und pädagogische Berufe sein. So würden einige grundlegende Sachverhalte leichter an die breite Öffentlichkeit kommen und evtl. allmählich eine Menge angestaubter Meinungen relativiert werden. Das dient nicht nur unseren Kindern kurzfristig sondern bringt mE noch eine positive Langzeitveränderung in der Gesellschaft mit sich.

Scheidung/Trennung: so wie ich es verstanden habe sieht er das Dreigestirn als Idealfall für das psychische Wohlergehen des Kindes.
Sofern jedoch eine Trennung unumgänglich ist (zum Wohle der Erwachsenen und letztlich dem Familienfrieden) empfiehlt er ein möglichst freundschaftliches Verhältnis (ohne Streit, Auseinandersetzungen vor dem Kind, kein Schlechtmachen des jeweils anderen vor dem Kind etc.) und für das Kind einen regelmäßigen Kontakt zum ausgezogenem Elternteil.
Wenn man bedenkt, dass evolutionsbedingt ein Kind in eine Gemeinschaft gehört (erst war es der Stamm, dann die Großfamilie und nun ist es der kleine Familienrahmen) ist seine (Wunsch)Vorstellung einfach nur eine logische Konsequenz.
Wenn der Kontakt zum Kindsvater dennoch nicht aufrechterhalten werden kann empfiehlt er engen Kontakt zu einem Alternativablösungsvorbild z.B. Großvater, Onkel.
Entwicklungspsychologen gehen immer vom Idealfall aus – dabei denken sie oft genug sehr eng und mE unrealistisch (v.a. die „Alten“ aus dem 19Jh.) Posth geht für meine Begriffe mit der Zeit: Das Ideal auf der einen Seite – Alternativen auf der anderen.

Ausländerpädagogik? Da stehe ich auf dem Schlauch …. Das habe ich gar nicht registriert …. ???

Mehrsprachlichkeit: Da ist sich die Fachwelt inzwischen einig und ich dachte, dass würde auch Dr. Posth vermitteln...
Zweisprachig erziehen ist für Kinder von großem Vorteil sofern es zwei Muttersprachler sind (da nehme ich mal den perfekt englisch sprechenden Papa mit rein, der während seiner Arbeit auch nur englisch kommuniziert)
und jeder Elternteil mit dem Kind in „seiner“ Sprache redet. Nicht wirklich zielführend sind so Baby-Kleinkindkurse, weil die Kinder ein paar Wörter zwar lernen, sie aber nicht verbinden.

Sagt Dr. Posth, dass Fremdsprachler in Deutschland mit ihren Kindern ausschließlich deutsch sprechen sollen????
Sicher ist das Erlernen einer Sprache ab 4 Jahren schwerer. Beispielsweise wenn die Kinder nur arabisch sprechen, dann mit 4 Jahren in den Kindergarten kommen und innerhalb von 2 Jahre Deutsch lernen sollen, damit sie in die Schule kommen können. Auch ist das verspätete Sprechen einer neuen Sprache ein Hemmnis für das Erlernen der Schriftsprache. Integration wird den Kindern damit schwerer gemacht. Nur in dem Zusammenhang könnte ich mir da eine Einschränkung vorstellen...
Da gibt es auch Möglichkeiten: der Elternteil, der ein bisschen deutsch kann, spricht mit dem Kind vermehrt deutsch (aber nicht ausschließlich) und man geht mit dem Kind regelmäßig in Krabbel-, Turngruppen, Spielplatz etc.

Was das LZS betrifft sehe ich es auch wie Lucky Luck – Stillen sollte nach dem 1.LJ nicht andere Trostvarianten ersetzen, sondern vorrangig Ernährung und Einschlafhilfe sein. Aber wenn es meiner Tochter richtig schlecht geht (Infekt, Zahnen) dann hilft nur die Brust und da bin ich jedes Mal froh, dass ich noch stille.
Körperkontakt beim Einschlafen sollte Kind mE auch entscheiden dürfen – das ist ja auch individuell so unterschiedlich … und irgendwann möchte Kind sowieso auch in dem Bereich Selbstständigkeit erlangen ....

Meint er evtl. das Wegtragen, um z.B. das Kind vor Verletzungen zu schützen?
Das räumliche Trennen bei Konfliktsituation wird von ihm als harte Maßnahme bezeichnet und sollte lt. seiner Aussage nur im äußersten Notfall eingesetzt werden. Dabei weist er auch noch mal darauf hin, dass die Tür/Raum niemals verschlossen sein darf, denn das ist Teil der schwarzen Pädagogik, wie z.B. Stille Treppe und das lehnt er entschieden ab. Die Rückkehr muss immer möglich sein, v.a. aber das Verzeihen und die Trostfindung.
Das Schimpfen meint er mE nicht im ursprünglichen Sinne des Schimpfens sondern der Lautierung um damit die Aufmerksamkeit des Kindes auf die Mutter zu lenken (und damit weg vom Anfall) – das setzt natürlich voraus, dass sonst so gut wie nicht geschimpft wird, denn so verliert sich der Sinn des Schimpfens und es muss laut/intensiv genug sein
(wenn ich zum Beispiel vor Schreck „Nein!“ rufe, reagiert meine Tochter sofort, hält inne und schaut mich an – so kann ich sie bewahren und z.B. schnell auf meinen Arm nehmen bevor etwas passiert – ich weiß aber auch nicht, ob es in einem Jahr immer noch funktioniert

Ich denke auch, dass die Posth-Ausarbeitungen eine Bereicherung für jede Familie sein dürfte und wenn alle Mütter nur seinen Kurztext lesen würden, entstünden nicht so viele Probleme und auch nicht so viele Fragen hier im Forum. Vermutlich steht selbst der Papst nicht hinter allen geschriebenen Worten der Bibel und so zieht man sich auch aus Posth´s Texten das für sich Verwertbare heraus.

Wenn man ein paar grundlegende Dinge über die Welt von Säuglingen und Kindern weiß, entstehen weniger Konflikte; es ist evtl. vergleichbar mit den unterschiedlichen Betrachtungs- und Herangehensweisen von Mann und Frau. Wenn man ein wenig vom Planet Mars erfährt, kann man den Mann auch besser verstehen, Konflikte sind vermeidbar und das Miteinander angenehmer… und da geht es um Partner auf einer Augenhöhe.

Kinder sind über einen langen Zeitraum abhängig. Und trotzdem werden ihnen häufig genug Dinge unterstellt, die aber nur im Kopf eines Erwachsenen entstehen können.
Und dann werden Kinder erzogen, dominiert und man wundert sich, weshalb keine freien, selbstständig denkenden, kreativ und innovative junge Menschen daraus werden – weil ein bisschen Rederei anstrengender ist als dem Kind vorzugeben, was es zu tun und zu lassen hat.
Da ist mir dann doch der Grundgedanke des demokratischen Miteinanders näher auch wenn man nie dem utopischen ewig geduldigen und nur liebevollen Mutterideal entsprechen wird ;) Posth wird nicht müde zu schreiben, dass schon viel passieren muss, bis eine sichere Mutter-Kind-Bindung einen Knacks bekommt.

Ich finde seine Einstellung zum Zähneputzen mittelalterlich. Das Eintrittsalter in die Kita leider nicht zeitgemäß (zum Glück bietet er auch da die Alternative „Sanfte Eingewöhnung“). Ansonsten kann man alles von ihm Geschriebene gut verstehen und sich passend auf das Kind zurechtrücken.
Alles kann – nichts muss!

Sorry, dass ich soviel geschrieben habe - manchmal ist es vielleicht doch gut, wenn man auf 1000 Zeichen beschränkt wird

 
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