Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Tine1 am 30.04.2013, 12:02 Uhr

Ehrlich gesagt...

Hallo,

die Diskussion geht immer noch weiter...

Da ich Winterhoffs Tyrannenbuch auch gelesen habe (und auch unmöglich fand), muss ich nun auch nochmal antworten. Hab mich im Kiga-Forum schonmal drüber ausgelassen...

Winterhoff beschreibt anhand von Beispielen verhaltensauffälliger Kinder aus seiner psychiatrischen Praxis die Lebensrealität von Kindern im Allgemeinen, was eine völlig unzulässige Verallgemeinerung ist. Daraus folgen falsche Schlussfolgerungen.
Seine Arbeitsweise (von einzelnen, verhaltensauffälligen Kindern auf das Verhalten von Kindern im Allgemeinen zu schließen) ist nicht wissenschaftlich. Durch seine berufliche Qualifikation, die er übermäßig häufig erwähnt, gaukelt es dem Leser allerdings eine Wissenschaftlichkeit vor.
Der Titel sagt schon viel: "Warum unsere Kinder Tyrannen werden". Da geht es nichtmal um die Frage, OB (unsere) Kinder Tyrannen werden, nein, es wird erstmal vorausgesetzt, dass dem so ist. Was wiederum kein Wunder ist, wenn er "Kinder" gleichsetzt mit den verhaltensauffälligen Kindern seiner Praxis. Wobei ich es auch in diesem Kontext unmöglich fände, von "Tyrannen" zu sprechen.

Seine Ansätze gehen vom Menschen als einem von Geburt an zunächst unsozialen und triebgesteuerten Wesen aus, das es gilt, durch Erziehung gefügig und gesellschaftsfähig zu machen. Mit einem humanistischen Menschenbild, das sich doch inzwischen weitgehend etabliert haben sollte, haben seine Theorien (wenn man es überhaupt so nennen kann, denn es handelt sich eher um Anekdoten und seine persönliche Weltanschauung) nichts zu tun. Wesentliche "neuere" Erkenntnisse (aus den 70-er Jahren!!!) der Bindungsforschung und Säuglingsforschung ignoriert er schlichtweg.

Er hat keine Studien aufgeführt (geht natürlich auch nicht, weil er nur über seine subjektiven Erfahrungen berichtet), hat auch keine Quellen angegeben. So besteht man nicht einmal im Grundstudium eine Hausarbeit.

Und nicht zuletzt ist er bzw. sein Buch zutiefst reaktionär. Heute ist nicht alles gut, und vieles sogar ziemlich mies. Die gesellschaftlichen Verhältnisse der Kriegs- und Vorkriegszeit bis zu den 50-er Jahre mitsamt ihrer autoritären und überwiegend gewaltvollen Erziehung herbeizuschreiben, ist aber kein gelungener Lösungsansatz. Vertrauen, Freiheit, Empathie und Wertschätzung sind Begriffe, die man im Buch vergeblich sucht. Hier geht es um Unterordnung, Disziplin, Herrschaft der Erwachsenen über die Kinder, Gehorsam, Drill.

Hat uns das nicht alles schonmal in die Barbarei geführt?

An den Punkt, den du nennst, kann ich mich auch noch ganz gut erinnern. Was mich daran aber in seiner Darstellungsweise stört, ist, dass er dennoch so einen Unterschied auch bei diesem Thema zwischen Kindern und Erwachsenen macht. Ich denke auch dass es wichtig ist, die eigenen Grenzen zu wahren. Jedoch nicht nur um der eigenen Grenzen willen sondern auch um dem Kind eine Möglichkeit zu zeigen, wie seine Grenzen gewahrt werden. Lässt du alles über dich ergehen, womit du nicht einverstanden bist um des Kindes willen, lernt es ja weder, die Grenzen von anderen zu akzeptieren noch dass es ein Anrecht darauf hat, dass seine eigenen Grenzen akzeptiert werden. Beispiele die er nennt, sind immer absolut. Mich stört es auch, ständig unterbrochen zu werden. Andererseits stört es mich nicht, während ich mich unterhalte, beklettert zu werden. Hier gibt es eben nichts absolutes, sonst sind ja keine persönlichen Grenzen sondern eben doch nur allgemeine Verhaltensregeln "aus Prinzip". Außerdem unterbreche ich meine Tochter auch nicht (versuche es zumindest) und gehe davon aus, dass sie auf diesem Wege lernt, auch andere Menschen ausreden zu lassen. Winterhoff erwartet von Kindern meiner Auffassung nach auch in dieser Hinsicht von Kindern Unterwürfigkeit. Sie sollen Grenzen akzeptieren, aber als Erwachsener muss man das nicht. Das stört mich. Muss jetzt schnell weg. Sorry für Fehler und Satzbau etc.

 
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