Rund ums Kleinkind - Forum

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Geschrieben von Sofia4 am 02.09.2016, 12:38 Uhr

Wie ist euer Tagesablauf mit Kleinkind?

Hallo an alle,
ich war bisher nur stumme Mitleserin, aeussere mich jetzt aber auch einmal.
Zu allererst, ich finde es toll, dass es dieses Forum ueberhaupt gibt. Wenn ein realer Ausstausch wie bei mir (ich lebe derzeit in Italien und da gibt es kaum Gelegenheit fuer mich, sich mit anderen Muettern auszutauschen) nicht gross moeglich ist, gewinnt das Netz umso mehr an Bedeutung. Gerade deshalb wuerde ich mir einen weniger emotionalen Schlagabtausch wuenschen und dafuer konkreteren Erfahrungaustausch.

Ich hatte nie DAS grosse Mutter-Gen und bin auch erst spaet Mutter geworden. Ich habe auch naiv gedacht, nach einem Jahr will ich auf jeden Fall wieder arbeiten.

Nun zeigt mir aber die Erfahrung mit meiner inzwischen 14 Monate alten Maus, dass das definitiv zu frueh fuer uns ist. Ich denke die Diskussion um die fruehe Fremdbetreuung sollte man etwas differenzierter betrachten. Zum einen steht natuerlich das Baby/Kleinstkind im Vordergrund, in meinem Fall habe ich eine kleine Klammermaus, die sehr viel Rueckbestaetigung und Aufmerksamkeit von mir braucht, zum anderen sollte man natuerlich auch gucken, wie es der Mutter geht. Ich finde es schade, dass hier im Forum gleich die "gute Mutter" in Frage gestellt wird, wenn eine sich aeussert, dass ihr das Muttersein nicht als Erfuellung ausreicht. Ich selbst bin auch eher ein aktives Wesen, brauche viele Anreize, auch aus der Arbeitswelt. Insofern faellt mir auch inzwischen oefter mal "die Decke auf den Kopf". Trotzdem geniesse ich jedoch die Zeit mit meiner Maus! Ich bin gluecklich zu sehen, wie sie eines nach dem anderen lernt und trotzdem kann ich zugeben, dass mir auch einiges aus meinem frueheren Leben fehlt. Nun habe ich mich aber inzwischen gegen die fruehe Fremdbetreuung entschieden (nehme meine Beduerfnisse also etwas zurueck fuer die naechste Zeit, ist ja nicht fuer immer), weil ich sehe, dass meine Kleine noch laengst nicht so weit ist und weil ich mich in das Thema eingelesen habe.

Vielleicht interessiert sich ja einer von euch genauer fuer das Thema. Dann empfehle ich euch vom "Urvertrauen zum Selbstvertrauen " (Ruediger Posth) oder weniger trocken zu lesen: "Kinder verstehen" von Renz-Polster um nur 2 Buecher aus "meiner Bibliothek" zu dem Thema zu nennen. Interessant ist auch die Internetseite sicherebindung.at

Der Kern dieser Empfehlungen ist, dass sich viele Experten einig sind, dass die fruehe Fremdbetreuung nicht optimal fuer die Kindesentwicklung ist. Im ersten Lebensjahr entsteht die (hoffentlich) sichere Bindung zur Mutter, im zweiten Lebensjahr beginnt ganz langsam die Abloesung im Idealfall ueber das Vorbild Vater. Dieser Prozess dauert aber mehrere Jahre an. Das Kind ist in dieser Zeit sich selbst noch nicht sicher und eine verfruehte Trennung bedeutet nachweisbaren Stress, was sich wiederum auf die Entwicklung im Gehirn auswirken kann. Auch die im ersten Jahr enstandene gute Bindung an die Mutter kann durch die fruehe Fremdbetreuung leiden. Manchen Kindern merkt man dies sofort an, andere lernen sich anzupassen erscheinen unauffaellig (erhoehte Stresshormone dennoch objektiv messbar). Wie gesagt, wer mag, lese doch mal etwas zu dem Thema, ich denke, wenn ich weiter aushole, wirds zu viel an dieser Stelle. In jedem Fall gehen hier die wissenschaftlichen Studien von Experten mit dem politischen Zeitgeist sehr auseinander. Wir sollten uns fragen, was ist das Ziel dieses politisch und sozial gefoerderten und geforderten Druck nach frueher Fremdbetreuung. Es liegt auf der Hand, die Frauen sollen alle schnellstmoeglich wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfuegung stehen. Die Wirtschaft steht ueber der Entwicklungspsychologie der Kinder. Kinder brauchen keine Fruhefoerderprogramme, Kinder brauchen Liebe und Aufmerksamkeit und die normalen Anreize, die wir als Eltern/ Betreuer aus dem normalen taeglichen Leben bieten.
Um es nochmal zu wiederholen, auch fuer mich steht dies im Widerspruch zu meinen eigenen Wuenschen und Beduerfnissen. Umso wichtiger fuer mich, dass wir hier eine ehrliche Debatte fuehren, denn natuerlich hat auch die Mutter eigene Beduerfnisse. Jeder muss selbst einen Kompromiss finden. Die Vaeter muessen sich meiner Meinung nach staerker einbringen. Dann wuerde eine Betreuung im familiaeren Rahmen besser und kindgerechter klappen. Wenn Krippe/ Tagesmutter, dann wie? Weniger Stunden, dafuer flexibler zusaetzliche Homeoffice-Stunden? Ich selbst bin in der Situation, dass ich seit meine Kleine 6 Monate alt ist waehrend ihrer Schlafenszeit kleine selbstaendige Auftraege von zu Hause bearbeite. Das wird nun schwieriger, da sie immer weniger tagsueber schlaeft. Mich wuerden Konzepte dieser Art hier interessieren undf weniger Grundsatzdiskussionen ueber "gute Muetter - schlechte Muetter". Ich hoffe die kleine Ironie wird mir nicht uebel genommen und ich bin gespannt, ob einer von euch Antworten fuer mich hat.
LG
Ela

 
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