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Geschrieben von jbfl22 am 15.03.2021, 12:10 Uhr

Überforderung

Du hast ja schon einige Antworten bekommen, ich möchte dir nur mal schnell von meinen Erfahrungen erzählen und dass es mir sehr ähnlich ging. (Entschuldige den langen Text!)
Meine Tochter kam einen Monat zu früh und wurde per Notkaiserschnitt wegen vorzeitiger Plazentalösung geholt. Sie lag eine Woche auf der Intensivstation und Neo, wurde von Anfang an mit Flasche gefüttert und ich sollte im Krankenhaus noch abpumpen, weil sie wegen starker Gelbsucht schlecht trank und die Trinkmenge überwacht werden musste. Wir haben es nie richtig zum Stillen geschafft geschweige denn zum Vollstillen. Ich habe nie eine ausreichende Milchmenge gehabt, habe zeitweise aber alles mögliche ausprobiert (alle 1-2 Std. abgepumpt, powerpumpen, Ernährung umgestellt, Bockshornklee genommen, Baby angelegt und danach gepumpt usw., nichts half). Die zugefütterte Pre-Menge stieg immer mehr und ich kam kaum noch zum Pumpen, weil meine Kleine auch sehr viel geweint hat und viel getragen werden musste. Schreien lassen war für mich nie eine Option. Irgendwann konnte ich sie zum Schlafen nicht mal mehr ablegen, also kam ich tagsüber fast gar nicht zum Pumpen. Manchmal habe ich ihr die Flasche im Liegen gegeben, um nebenbei wenigstens kurz mal abpumpen zu können. Irgendwann schlief meine Tochter nachts auf einmal ca. 6 Std durch, aber anstatt das zu genießen, stellte ich mir den Wecker, um alle 2 Std. abzupumpen. 3,5 Monate lang habe ich das durchgezogen, dann konnte ich nicht mehr. Mein Mann redete schon immer auf mich ein, weil er auch gesehen hat, dass das für keinen von uns noch gut war. Aber auch jetzt nagt das Thema noch an mir, weil ich es mir anders vorgestellt habe und immer stillen wollte, aber im Nachhinein betrachtet hätte ich wohl schon früher aufhören sollen und ich konnte endlich anfangen, die Zeit mit meiner Tochter zu genießen. Ich konnte sie schlafend auf dem Arm behalten, ohne hibbelig zu sein, weil ich ja abpumpen musste.
Mich hat dieses ständige Reinreden in der Umgebung auch stark unter Druck gesetzt, andauernd wurde man gefragt, ob man denn stille und immer wieder erzählt, wie wichtig das ja sei. Am wichtigsten ist am Ende, dass das Kind ernährt wird und eine glückliche und fürsorgliche Mutter hat. Und das geht genauso gut mit Pre Milch aus der Flasche. Auch mit der Flasche kann man eine enge Bindung zum Baby aufbauen, ich finde es ganz schlimm, dass immer wieder behauptet wird, Stillmütter hätten eine engere Bindung zu dem Baby. Die Bindung wird auch von der Verfassung der Mutter beeinflusst und wenn diese immer nur gestresst ist, weil sie im ständigen Abpumpmarathon nicht mehr hinterherkommt oder das Stillen zum Kampf wird, ist niemandem geholfen. Das heißt aber nicht gleichzeitig, dass die Mutter keine enge Bindung zum Baby aufbauen kann. Mein Mann sagt inzwischen, dass er es toll findet, der Kleinen die Flasche zu geben, weil so auch er viele schöne Kuschelmomente mit ihr hat. Und meine Tochter lässt sich auch so sehr gut beruhigen, auch wenn ich ihr nicht die Brust anbieten kann.
Welchen Einfluss Muttermilch oder Pre Milch nun auf das Baby hat, wird ja immer wieder stark diskutiert. Es gibt aber keine Studie, die diese Frage klar beantworten kann, weil es immer wieder Faktoren gibt, die nicht beachtet oder überbewertet wurden. Nach meiner Erfahrung ist Pre Nahrung vollkommen in Ordnung. Meine Tochter entwickelt sich wunderbar und eine Freundin sagt immer wieder, dass sie selbst hauptsächlich Pre Milch bekommen hat, kerngesund ist, keine Allergien hat. Ihr Mann wurde sechs Monate lang voll gestillt und ist sehr allergiegeplagt. Woran das nun liegt, wird nie jemand sagen können. Veranlagung, Ernährung, Unwelteinflüsse.. wer weiß das schon. Ist auch nur ein Beispiel, genauso wird es zig Beispiele geben, die das Gegenteil beschreiben.
Einzige Idee, die ich noch hätte: wie wäre es, wenn du eine Zeit lang versuchst, weniger abzupumpen? Nicht mehr alle zwei Stunden, sondern in größeren Abständen. Oder immer dann, wenn es gerade passt, ohne dich unter Druck zu setzen. Du müsstest ja eh langsam abstillen, solange du keine Pille dafür nimmst. Dann kannst du vielleicht noch eine Weile Muttermilch geben und ein bisschen mit Pre ergänzen. Aber am wichtigsten ist es nach meiner Erfahrung wirklich, dass du es so machst, wie es für euch beide am besten ist. Wenn der beste Weg ist, in Zukunft Pre zu geben, dann mach das so. Deinem Baby wird es weiterhin gut gehen und dir viel besser, weil du die gemeinsame Zeit mit deinem Baby endlich ohne Druck genießen kannst.
Ich wünsche euch alles Gute!

 
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