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Geschrieben von Hase67 am 28.04.2013, 13:53 Uhr

Weiß nicht wo hin mit meinen Gedanken....

Cystus,

ich habe jetzt alle Beiträge gelesen und ein bisschen sacken lassen - ich denke, du hast dein schlimmes Erlebnis von damals zwar gedanklich (kognitiv) aufgearbeitet, aber emotional ist eine große Verwundbarkeit geblieben, die als Folge eines Traumas nicht ungewöhnlich ist. Das heißt nicht, dass die Therapie, die du durchlaufen hast, schlecht funktioniert hätte, aber es gibt da offenbar noch eine Ebene, wo du noch mal ranmusst.

In gewisser Weise ist es normal, dass man als Eltern verwundbarer für die Schicksale von Kindern wird - viele Eltern "schaffen" es z. B. nicht mehr, sich Filme anzusehen oder Bücher zu lesen, in denen Kinder gequält werden, was sie möglicherweise vor der Elternschaft zwar auch furchtbar fanden, sie aber emotional nicht so mitnahm, weil sie selbst noch keine enge Beziehung zu einem Kind hatten. Es ist aber eine ungewöhnlich starke Reaktion, ein sehr schreckliches Kinderschicksal, das einen nicht selbst betrifft, so nahe an sich heranzulassen, dass man in Situationen, die sonst zwar auch emotional aufwühlend, aber eben nicht negativ besetzt sind (so wie beim Sex) plötzlich diese Bilder im Kopf hat. Das zeigt, dass da emotionale Fehlverknüpfungen sind, die dir selbst schaden und dein Leben und deine Unbeschwertheit überschatten.

Du selbst verteidigst deine Reaktion, indem du sagst, es würde nichts gegen die Gewalt gegen Kinder passieren, wenn jeder einfach wegsehen oder verdrängen würde. Du hast da aber einen Denkfehler drin. Gegen Gewalt gegen Kinder wirklich tätig werden kann nur jemand, der sich der Auseinandersetzung mit dieser Gewalt und dem Kampf dagegen stellen kann, ohne psychisch daran zugrundezugehen. Das setzt voraus, dass gewisse Selbstschutzmechanismen funktionieren, und diese Selbstschutzmechanismen sind bei dir herabgesetzt, vermutlich durch das traumatische Erlebnis in deiner Kindheit, vielleicht schlummern da aber auch noch andere Dinge.

Du schreibst, den körperlichen Schmerz von damals könne dir niemand nehmen. Es ist richtig, dass die Erinnerung an den Schmerz bleiben wird, aber es gibt Therapieansätze, die dir dabei helfen, auch den körperlichen Schmerz nicht immer wieder körperlich und emotional in dir wachzurufen. Ich würde sagen, das ist der nächste Schritt, der bei dir ansteht.

Nicht zuletzt denke ich, dass es einen Grund haben muss, warum du dich ausgerechnet "cystus" = "Blase" nennst. Möglicherweise gehe ich jetzt einen Schritt zu weit, aber vor dem Hintergrund dessen, was du hier schilderst, prägt dich dein Kindheitserlebnis unbewusst und emotional vielleict doch noch viel stärker, als du dir eingestehen magst. Das ist nichts Schlimmes und Verwerfliches, aber es ist etwas, worüber du nachdenken solltest.

LG

Nicole

 
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