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Geschrieben von Hase67 am 28.02.2013, 7:29 Uhr

Bin durcheinander

Hi,

es haben ja schon einige hier geschrieben, aber ich sag's auch noch einmal: Es ist ganz wichtig, dass du selbst therapeutische Unterstützung bekommst, damit du lernst, konsequent das durchzusetzen, wovon du überzeugt bist.

Dieses Muster, dass du etwas eigentlich überhaupt nicht willst, dich aber dann doch immer wieder breitschlagen lässt und dich dann anschließend selbst zerfleischst, macht dich selbst kaputt und verwirrt dein Kind, das so nur lernt "mit der Mama kann man's machen". Das ist auch im Hinblick auf seine spätere Persönlichkeitsentwicklung nicht gut, gerade in der Pubertät, weil er da einen "Sparringspartner" braucht, der auch mal heftigen Gegenwind aushält, ohne in die Knie zu gehen.

Die Frage ist, ob du dieses Verhalten im Laufe deiner destruktiven Partnerschaft mit dem Ex gelernt hast (narzisstische Persönlichkeiten können einen psychologisch fix und fertig machen, das weiß ich aus eigener Erfahrung) oder ob du ohnehin der "Ich mache es allen recht"-Typ bist, der schon früher gelernt hat, die eigenen Bedürfnisse und Überzeugungen so weit hintanzustellen und zu rationalisieren, dass er im ersten Moment nicht mal wahrnimmt, dass da jemand über die persönliche Grenze latscht.

Dass du hinterher, wenn du wieder schwach geworden bist, dich selbst geißelst, entlastet dich zwar vor dir selbst moralisch, aber es ist keine zukunftsfähige Strategie, weil es dir längerfristig deine Selbstachtung zerstört. Und genau das ist der Punkt, wo dein Ex ansetzt: Ihm geht es um Macht und Dominanz, um sich selbst überlegen zu fühlen - wahrscheinlich, weil auch er nur so sich selbst spüren kann. In gewisser Weise seid ihr also beide "gefühlsblind", nur dass du dabei die Rolle der Empathisch-liebevollen und er die Rolle des Kaltblütig-egoistisch-lieblosen übernommen hat.

Sei froh, dass du intelligent und bewusst genug bist, die Verdrehtheit deiner Situation zu spüren und sie reflektieren zu können - so hast du zumindest schon mal den Ansatzpunkt, dich in therapeutischer Begleitung wieder aus der Spirale herauszudrehen.

Was die konkret-praktische Situation angeht: Dass dein Sohn gestern mit Grippe mit seinem Vater im Büro war, ist per se sicher nicht so schädlich für ihn gewesen, als wenn der Vater mit ihm einen Wanderausflug, Schwimmbad oder etwas ähnlich Kräftezehrendes unternommen hätte. Schlimmer ist eigentlich, was mit dem Kind psychologisch passiert: Dass sein Vater ein Mensch ist, der keinerlei Rücksicht auf seine Grenzen und Bedürfnisse nimmt und sein "offiziell verbrieftes" Recht auf Biegen oder Brechen durchsetzt, und dass ihm die "Kollateralschäden" scheißegal sind - DAS ist das, wovor du dein Kind schützen musst, indem du ihn (auch an Hand deines eigenen Verhaltens) klarmachst, dass der Papa ein Mensch ist, dem man klar seine Grenzen aufzeigen muss, der zurückgewiesen werden muss, wenn er unberechtigte Forderungen stellt. Ich sage das jetzt nicht, um dir wieder ein schlechtes Gewissen zu machen, denn das bringt dich nicht weiter. Du musst aber aufhören, im Umgang mit deinem Ex wie ein Kaninchen vor der Schlange zu reagieren, damit du wieder stärker wirst und dein Kind stark machst.

Was das Jugendamt in eurem Fall entscheidet, ist (erst mal) zweitrangig, denn diese Entscheidung hast du nicht in der Hand. Du kannst sie nicht durch "Wohlverhalten" deinerseits zu deinen Gunsten beeinflussen. Aber du kannst dich so verhalten, dass es deiner eigenen, tiefsten Überzeugung entspricht und dadurch Stärke gewinnen - damit hilfst du dir und deinem Kind am allermeisten, weil es dadurch eine Lektion im Leben lernt, die es im Umgang mit seinem Vater brauchen wird.

LG

Nicole

 
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