1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von krummenau am 07.10.2015, 18:14 Uhr

an Pia-Lotta (und die Freundin)

"Meine Freundin ist Grundschullehrerin und rät grundsätzlich davon ab, Kinder, die nach August/September geboren sind, als Kannkinder einzuschulen."

Bei solchen Sätzen "rät grundsätzlich ab..." gehen bei mir immer die Alarmglocken an. Kann eine Lehrerin, die solche (All)gemeinheiten von sich gibt, die ihr anvertrauten Kinder wirklich als Individuen sehen und ihnen individuell gerecht werden? Hat sie nicht viel zu große Vorurteile?
Wenn ein Kind als Kannkind eingeschult wird und an eine Klassenlehrerin mit der rigiden Einstellung Deiner Freundin gerät, dann hat es wenig Chancen, denn eine solche Lehrerin muß ja dann auch zeigen, daß sie mit ihrer grundsätzlichen Ablehnung Recht hat und so ein Kind eben per Defintion nicht schulreif ist. Sonst macht sie sich ja selbst unglaubwürdig.
In Deutschland liegt das Einschulungsdatum der Kinder meistens so um den 6. Geburtstag herum, weil sich gezeigt hat, daß die meisten Kinder wohl mit so um die 6 Jahre schulreif sind. Hierbei handelt es sich aber um einen statistischen Mittelwert, es gibt ebenso Kinder, die mit 7 immer noch nicht schulreif sind und Kinder, die es mit 5 Jahren (plus x Monaten) schon sind. Kinder entwickeln sich nun mal sehr unterschiedlich. Außerdem ist nicht jedes Kind in allen Bereichen gleich weit entwickelt, also überall perfekt schulreif. Auch da muß man gucken, welche Faktoren für die Schulreife jetzt bedeutsam sind und welche nicht,
Manche Kinder brauchen eben noch ein Jahr, um sich sozial und emotional zu stabilisieren, ander sind im Kiga völlig unleidlich, weil sie dort inzwischen fehl am Platze sind und zeigen sich von einer viel besseren Seite, wenn man sie bloß endlich in die Schule läßt.
Zum Glück bietet der Gesetzgeber die Möglichkeit, Kinder vorzeitig einzuschulen. Und es gibt Kinder, für die ist dieser Weg goldrichtig. Natürlich sollte das gut abgewogen werden, ich denke aber, Eltern, die ihre Rolle ernst nehmen, werden ihr Kind nicht leichtfertig einfach mal ein Jahr früher einschulen, nur weil das so chic ist.
In die Zukunft schauen kann keiner, ob es die richtige Entscheidung war, zeigt sich erst hinterher. Genau, wie es zu frühe Einschulungen gibt, gibt es aber auch zu späte, das wird leider meist verkannt, denn "so lange spielen lassen, wie irgend möglich" kann doch einfach nicht falsch sein...
Ob das Kind der AP nun vorzeitig eingeschult werden sollte, läßt sich aus den wenigen Angaben, die wir haben und aus der Ferne weder mit ja noch nein beantworten, denn das kommt ganz auf die näheren Umstände an, die wir nicht bis ins Detail kennen.
Aber wenn Grundschullehrerinnen generell von einer vorzeitigen Einschulung abraten, finde ich das höchst unprofessionell und hätte mein Kind nicht gerne in der Klasse einer solchen Lehrerin.
Mit unserer Grundschule haben wir zum Glück sehr gute Erfahrungen gemacht, die hatten kein Problem mit einer vorzeitigen Einschulung und haben dann auch noch das Überspringen einer Klasse sehr gut mitgetragen.
Auf dem Gymnasium sind wir in der 5. und 6. Klasse allerdings an einen Klassenlehrer geraten, der die Meinung vertrat, vorzeitige Einschulungen sollten verboten werden, Sprünge frühestens ab Klasse 7 erlaubt werden, wenn überhaupt nötig. Er hatte in seinen über 30 Jahren "schon" zwei junge Springer in der Klasse gehabt, der eine mußte dann ein Jahr wiederholen und der andere die Schule verlassen. Also eine 100%ige Versagerquote, so seine persönliche Statistik. So war für ihn ganz klar, daß mein Sohn, der nun mal auch ein junger Springer war, es auch nicht packen würde. Zwei Jahre hatten wir wirklich Kampf mit diesem Lehrer, weil er eben genaus diese Einstellung hatte und natürlich zeigen wollte, daß er Recht hatte.
Nun ist Sohn erfolgreich in die 7. versetzt worden und wir sind diesen KL los. Zum Glück.
Ich habe den Vergleich zum großen Bruder, normal eingeschult, nicht gesprungen, jetzt Klasse 8. Dessen Schullaufbahn verläuft viel ruhiger und geradliger, das ist sehr entspannend. Aber sein Weg ist nicht der Weg des kleinen Bruders und trotz aller Probleme, die bei dem in der Schule bislang aufgetaucht (und alle wieder verschwunden) sind, bin ich froh, daß wir ihn früher einschulen und springen lassen durften, denn sonst hätten wir ganz andere Probleme bekommen, die sich schon abzuzeichnen begannen.
Also, mein Plädoyer: Lehrer, Kinderärzte, Amtsärzte, Erzieherinnen, Schulpsychologen und alle, die da mitmischen, sollten bitte offen sein dafür, daß eine vorzeitige Einschulung für bestimmte Kinder genau der richtige Weg sein kann. Diesen Kindern und ihren Eltern wäre mit mehr Flexibilität im Denken, mehr Offenheit für den nicht normgerechten Weg und weniger Vorurteilen sehr geholfen.
Vielleicht kannst Du meine Überlegungen ja an Deine Grundschullehrerinnen-Freundin weiterleiten, daß Sie mal eine Elternsicht dazu hört und ins Nachdenken kommt, ob man wirklich "generell davon abraten darf".
Mein Sohn ist übrigens von MItte Januar, RLP, Stichtag damals 31.8. Also bei Einschulung 4 1/2 Monate "zu jung".
Kommenden Januar wird er 11, in seiner Klasse ist ein Mädchen, die jetzt schon 14 ist.

LG von Silke

 
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