Patchwork - Familien

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Geschrieben von Citra am 16.04.2013, 10:31 Uhr

Hilfe!!! Weiß keinen Rat mehr..... :-(

Ich (lebe nicht Patchwork, kenne es aber als Kind) lese hier sehr oft von den "bösen Erstmüttern". Das sagt bevorzugt die zweite Frau. Und obwohl ich in einer glücklicherweise guten und stabilen Partnerschaft lebe, trifft es mich immer, als wäre ich selbst so eine "erste" Frau (das kann ja schneller gehen, als man denkt).

Ich verstehe gut, dass bei einer Zweit(Dritt-/Viert-)frau immer die unterschwellige Angst da ist, dass der Mann womöglich zu der Ex zurückkehrt, auch wenn einem das - rational betrachtet - eigentlich unmöglich erscheint. Das scheint bei vielen den Reflex auszulösen, dass sie die Frau schlecht machen müssen. Sie schwelgt im Luxus? Ist immer schickimicki gekleidet? Kann das auch unterschwelliger Neid auf ein attraktiveres Äußeres sein? Wäre es denn besser, wenn die Mutter in Lumpen herumlaufen würde und der Junge nur in Markenkleidung? Oder würde dann nicht darüber gelästert werden, wie sehr sich die Frau gehen lässt?

Ich würde mir überlegen: wie möchte ich behandelt und gesehen werden, wenn mein Mann sich einmal trennt und mit einer neuen Frau zusammen ist? Viele Männer lassen sich öfter als einmal scheiden! Wie möchte ich von der nächsten Frau meines Mannes gesehen und behandelt werden?

Eines ist klar: wenn die leibliche Mutter schlecht gesehen wird (und das muss man gar nicht offen sagen, Kinder merken soo viel), dann wirkt sich das sehr negativ auf das Gefühlsleben des Kindes aus. Und das ist wesentlich schlimmer als zu wenige Schuhe, dreckige Ohren oder sonstwas. Ein Kind kann auch mit zu großer Kleidung, mit dreckigen Ohren und langen Haaren sehr glücklich sein. Mit zwei verfeindeten Familien, in denen es groß wird (werden muss), wird es niemals glücklich sein können.

Ich denke, ihr solltet Eure Sichtweise komplett ändern. Von: Was macht die Mutter alles anders oder falsch?
zu: wie können wir dem Jungen in der Zeit, in der er bei uns ist, die bestmögliche Pflege zukommen lassen?
Wie können wir für eine stabile, gute Kindheit trotz Trennung sorgen?
Wo liegen UNSERE Stärken in der Behandlung des Kindes?
Auch: wie können wir der Mutter helfen und ihre Erziehung ergänzen?
Auch: Wo hat SIE ihre Stärken? Wo können wir vielleicht noch etwas von ihr lernen?

Ich bin mir sicher, seine Mutter hat Stärken im Umgang mit ihrem Sohn, die ihr nicht habt. Ihr wisst auch nicht, was er von den Wochenenden bei Euch erzählt, wo Eure "Schwächen" liegen?

Und wie ist es mit dem objektiven Wahrheitsgehalt?
Auch Kinder aus vollkommen intakten, normalen Familien würden erzählen: "meine Mama kocht immer nur trockene Nudeln" (viele Kinder weigern sich standhaft, Soße zu essen, selbst wenn sie auf dem Tisch steht!), "Es gibt IMMER nur Kelloggs" (das kann auch heißen: an den letzten zwei Tagen).
Ich habe als Kind bei meiner Schuleingangsuntersuchung gesagt, dass ich NUR Schokolade esse und NIE meine Zähne putze (sehr peinlich für meine Mutter, und natürlich stimmte es nicht, so überzeugt ich diese Meinung auch vertrat ;-))
Was die geerbte Kleidung angeht: meine Kinder tragen auch viel geerbte Kleidung. Ich könnte auch alles neu kaufen. Aber es ist ökologischer und kostengünstiger, gebrauchte Kleidung zu tragen. Selbst als Millionärin würde ich daher gern gebrauchte Kleidung annehmen und meine Kinder tragen lassen. Gerade wenn die Tante die Kleidung ihres Sohnes umsonst weitergibt, ist es doch gut, beide Seiten haben etwas davon. Meine Kinder sind zwar (meine Meinung nach) gut angezogen, aber ich entdecke auch mal Löcher, manchmal passt der Lieblingspulli nicht mehr so gut und wird trotzdem angezogen und manchmal ist ein eigentlich noch zu großes, aber von der Schwester geerbtes Kleidungsstück so attraktiv, dass es gleich angezogen werden "muss".

Zurück zum Thema: So wie ich es lese, sind Eure Schwerpunkte und Stärken im Umgang:

Euch ist ein gepflegtes Äußeres bei Kindern wichtig.
Ihr kümmert Euch gut um Körperpflege, Kleidung und Essen.
Das ist doch super! Wenn die Mutter das nicht so wichtig findet (oder als Alleinerziehende einfach nicht viel Zeit hat, sich darum Gedanken zu machen!), dann könnt Euch doch toll ergänzen! Ihr übernehmt einfach die Friseurbesuche, das Nägelschneiden, die Ohrenwäsche, den Schuhkauf. Bei Euch lernt der Junge gesunde, ausgewogene, warme Mahlzeiten kennen und im besten Fall sogar die Zubereitung derselben.

Euch ist der schulische Werdegang wichtig. Auch wenn ich vermute, dass die schulischen Probleme stark mit der Trennungsproblematik zusammenhängen, ist es doch gut, wenn ihr ein Augenmerk darauf legt.
Ihr habt zwei weitere Kinder und werdet vermutlich an den Wochenenden einiges mit den Kindern unternehmen - auch das ist doch toll. Auch hier kann der Junge profitieren. Vielleicht macht er in der Woche nicht so viel mit seiner Mutter, aber er bekommt diese Erfahrungen auch, wenn er sie bei Euch macht. Unterm Strich hat er sie also.

Das Wichtigste ist aber, dass er nur wirklich dann profitieren kann, wenn ihr auch voll hinter seiner Mutter steht, auch wenn sie vieles anders macht.

Du beschreibst, dass sie hinter deinen Vorstellungen einer "guten Mutter" zurückbleibt. Du lebst aber auch in einer Partnerschaft und hast vermutlich mehr Zeit und mehr Geld zur Verfügung als sie. Wärest du auch noch eine so tolle Mutter, wenn du Alleinerziehende wärest, neben den Kindern viel arbeiten müsstet, alle Belange des Alltags selbst regeln müsstet und auch keinen Partner hättest, mit dem du Probleme besprechen könntest. Sicher?

Ich denke, ihr könntet dem Jungen eine wirklich tolle Kindheit trotz Trennung bieten, wenn ihr mehr Mitgefühl für die Mutter und das Kind hättet.
Also dem Jungen gegenüber zeigen, dass ihr seine Mutter schätzt (ganz unabhängig davon, was die Mutter tut)! Lobt vor ihm die guten Sachen, die seine Mutter macht (und IRGENDETWAS wird es da geben). Zeigt Sympathie für sie und auch Solidarität mit ihr. Zeigt das auch gegenüber der Mutter und bietet ihr Hilfe und Unterstützung in allen Belangen an, ohne dass die Mutter Angst haben muss, dass ihr den Jungen zu Euch nehmen wollt und ohne dass ihr von jetzt auf gleich überschwängliche Dankbarkeit von ihr fordert.

Wenn es Euch also wirklich um den JUNGEN geht, dann finde ich das einen wesentlich besseren und effektiveren Weg, als über das Jugendamt noch mehr Druck und Ärger hineinzubringen und den Jungen dadurch noch mehr zu bedrängen.

 
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