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Geschrieben von Citra am 16.04.2013, 16:57 Uhr

Hilfe!!! Weiß keinen Rat mehr..... :-(

Liebe Jolly,

auch wenn die Trennung schon jahrelang zurückliegt, so kann sie ja immer noch belastend für den Jungen sein. "Der Trennungsmoment" ist zwar vorbei, aber mit den wechselnden Unterbringungen (mal bei Euch, mal bei der Mutter) ist die Trennung ja ständig "präsent".
Wenn die Mutter dem Vater absichtlich nicht das Kind gibt, obwohl dieser dazu bereit ist, gibt es ja vermutlich noch verletzte Gefühle (durch die Trennung) oder Ängste (davor, das Kind ganz an den Vater zu verlieren).
Auch das "aus dem Weg gehen" bei Schulterminen spricht dafür.

Natürlich MUSS die Schulunlust/die Schulproblematik nicht mit der Trennung zusammenhängen, es gibt genug Kinder, denen die Schule auch so keinen Spaß macht. Das kann an dem Kind und seinen Fähigkeiten liegen, das kann an dem Lehrer und seinem Unterricht liegen usw. Eine Trennung kann aber auch ein Grund sein.

Was ich mit meinem Post ausdrücken wollte ist: alle Probleme kann man nur dann gut lösen, wenn man versucht, sich soweit wie möglich in die Mutter hineinzuversetzen und sie zu respektieren. Ich kenne die Vorgeschichte ja nicht. Ist dein Mann gleich von ihr zu Dir gewechselt? Wenn ihr zwei gemeinsame Kinder habt, spricht es ja dafür, dass ihr relativ bald nach der Trennung schon zusammen wart oder du sogar der (offizielle) Trennungsgrund warst. Beides würde doch in jeder Frau tiefe Verletzungsgefühle und großes Mißtrauen hervorrufen - verständlich und absolut nachvollziehbar, wem ginge es nicht so!
Ich kenne weder Euch noch sie, aber ich versuche es mir mal vorzustellen:
Dein Mann und sie trennen sich. Entweder einvernehmlich oder gegen ihren Willen. Er ist in relativ kurzer Zeit oder sofort mit dir zusammen.
Während ihr Leben als Scherbenhaufen vor ihr liegt, sieht sie ihren Ex-Mann in der glücklichen Familie. Mama, Papa, zwei Kinder, wie aus dem Bilderbuch. Was ihr bleibt, ist der Sohn. Wenn der Sohn ein Papakind ist, dann kommt er vielleicht nach dem Wochenende heim und erzählt, wie toll dort alles ist. Dann bekommt sie Angst, ihn auch zu verlieren, an die vermeintlich "perfektere" Familie. Vielleicht macht sie sich auch Vorwürfe, weil ihr Sohn nun nicht mehr in einer "perfekten" Familie aufwächst. Vielleicht macht sie aber auch deinem Mann Vorwürfe, dass er "ihre" Familie für eine andere hat sitzenlassen.

Vielleicht erzählt der Junge aber auch daheim, dass ihn die neue Familie bedrückt, dass er wegen seines Verhaltens ausgeschimpft wurde, an seinem Aussehen gemäkelt wurde, er wie ein Hund "ausstaffiert" wurde, dass er vielleicht eine andere Stellung hat als die "echten" Kinder der Familie (das muss gar nicht so sein, aber das ist ja oft so) - auch dann wäre die Reaktion der Mutter verständlich.

Er hat dann z.B. einen neuen Haarschnitt - der vielleicht einfach ganz anders ist, als sie als Mutter es mag. So ein Haarschnitt kann ein Kind ja auch plötzlich ganz "fremd" wirken lassen.
Ein Haarschnitt, der ihr vielleicht auch den Vorwurf transportiert, dass sie den Jungen ja nicht zum Friseur bringt. Wenn meine Mutter (die ich sehr mag) meine Kinder zum Friseur schleppen würde und einen Haarschnitt schneiden lässt, der mir nicht gefällt, dann wäre ich schon sauer. Wenn es dann noch die Neue meines Ex wäre - ich würde (innerlich) ausrasten vor Wut.
Also was ich meine: versuch bei all diesen Dingen genau zu überlegen, WARUM die Mutter so reagiert, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als wäre sei einfach nur schwierig. Und sie hat ja nicht unrecht mit ihren Ängsten: in einer Antwort schreibst du, dass man dem Sohn ja nicht die Mutter wegnehmen wolle, aber dennoch ein "langsamer" Weg über das Jugendamt gesucht wird, der als Ziel den Umzug des Sohnes zu Euch hat.

Das andere ist der Junge. Überlege genau, was für dich in seiner Situation gut wäre. Versuche dabei nicht nur, deine Bewertungsmaßstäbe anzulegen (denn Kleidung, Haarschnitt, Schule sind erstmal nur "Äußerlichkeiten"), sondern auch vom Kind aus zu denken.
Wie ich schon schrieb: wie könnt IHR an den Wochenenden dafür sorgen, dass er später sagen kann: auch wenn nicht alles in meiner Kindheit perfekt war, ich hatte bei meinem Vater und seiner Frau immer ein verlässliches, stabiles, unterstützendes Heim. Am besten wäre es, wenn er sagen könnte:
Meine Eltern haben sich zwar getrennt, aber sie waren beide für mich da, jeder auf seine Art. Beide haben mich nach ihren eigenen Möglichkeiten bestmöglich unterstützt und sich dabei nicht gegenseitig "ausgespielt", so dass ich nicht das Gefühl hatte, zwischen den Stühlen zu stehen.
Solange ihr aber unterschwellig dem Jungen und der Mutter vermittelt, dass der Junge besser zu Euch ziehen sollte, wird da keine Vertrauensbasis entstehen könnte.

Zurück zu der Schule:
Der Junge ist noch sehr jung. Ich denke, in diesem Alter ist es wirklich nicht der richtige Weg, ihm "den Ernst des Lebens" in der Schule bewusst zu machen.
Kinder in diesem Alter WOLLEN lernen, die platzen vor Wissensdurst. Und damit sie es können, brauchen sie eine sichere, entspannte Umgebung, ein möglichst stabiles Umfeld, eine unterstützende Lernatmosphäre.

Ich würde mir genau ansehen, womit er Probleme hat. Sind körperliche Gründe (schlechtes Sehen oder Hören, Legasthenie, Dyskalkulie) ausgeschlossen?
Sind soziale Gründe (Stellung in der Klasse) ausgeschlossen? Ist er über- oder unterfordert?
Wie ist die Lehrperson? Die kann man ja auch als erste ansprechen, wenn es um Probleme geht, und konkret fragen, wie man dem Jungen helfen kann.

Was dann gemacht wird, sollte man spielerisch angehen. Also nicht: "Wir pauken jetzt 2 Stunden Mathe und holen alle Hausaufgaben nach", sondern eher ohne den mahnenden Zeigefinger spannende Bücher schenken, Spiele ausdenken, die Schulstoff und Bewegung verknüpfen, Museen besuchen, die sein Interesse für Themen wecken, etwas bauen/herstellen.
Überlegen, wo er wirkliche Begabungen und Interessen hat, und ihn da unterstützen.
(Das letzte, was er bei seinen Vaterwochenenden brauchen kann, wäre ja ein "Schultriezen" von Freitag bis Sonntag).

Da ihr ihn unter der Woche nicht habt, könnt ihr nunmal nicht die alltägliche Hausaufgabenkontrolle machen, aber ihr könnt ja seine Wißbegier auf die Welt fördern. Vielleicht könnt ihr Euch für die alltäglichen Hausaufgaben auch noch einmal mit der Hortbetreuung kurzschließen.

Ich hoffe, meine Beiträge hören sich nicht zu kritisch an:
ich finde es sehr gut, dass du dir solche Gedanken machst und auch konkrete Lösungen suchst!

 
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