Warum muss ich mich immer um die Termine bei der Kinderärztin kümmern, wie wollen wir das gemeinsame Wochenende verbringen, wieso siehst du den Dreck nicht und wieso nimmst du so viele Überstunden im Büro hin? Der Familienalltag kann oft ganz schön herausfordernd sein, da hat es die Liebe manchmal schwer! In allen Beziehungen kommen Herausforderungen, Auseinandersetzungen und Streitereien vor – das ist ganz normal. Täglich wird verhandelt, wie der gemeinsame Alltag, geteilte Verpflichtungen und Lebensentwürfe gestaltet werden. Und dabei müssen die eigenen Bedürfnisse, Wünsche sowie Träume und die unserer Partner*innen zusammengebracht werden.
Gerade in Bezug auf Familienplanung können viele große Fragen im Raum stehen. Wollen wir gemeinsam eine Familie gründen? Wie ist die Zeit der Schwangerschaft? Verändert sich die Beziehung nach der Geburt und wie gestaltet sich der neue Alltag? Wie können wir einander unterstützen und aufeinander achten?
Gemeinsam für die Beziehung und Familie sorgen
Es gibt viele gute Modelle, sich die anfallenden Aufgaben aufzuteilen. Zu diesen Aufgaben gehören sowohl Sorgearbeit wie Erziehung, Haushalt und Fürsorge als auch Lohnarbeit zur finanziellen Absicherung. Ein offenes Gespräch über Verantwortungen und Belastungen zu führen, kann herausfordernd sein.
Obwohl es immer mehr Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern gibt, ist es in einem gemeinsamen Haushalt, insbesondere mit Baby, oftmals schwer, alle Aufgaben gerecht aufzuteilen. Dazu kommt auch, dass sich traditionelle Vorstellungen noch immer hartnäckig halten und Frauen in vielen Fällen ein Großteil der Arbeit im Haushalts- und Erziehungsbereich zugedacht wird und sie wenig Zeit für Entspannungspausen haben. Manchmal bestehen auch Abhängigkeiten, weil eine Person besser verdient als die andere oder den Wohnraum besitzt, in dem beide gemeinsam leben.
Beziehungen haben verschiedene Phasen
Manche Beziehungen ändern sich mit Schwangerschaft und Geburt. Es kann sein, dass es immer wieder zu Streitigkeiten sowie Konflikten kommt und eine Art Kreislauf aus guten und schlechten Zeiten entsteht. Dann ist es wichtig, darauf zu achten, ob diese Konflikte gemeinsam und offen besprochen werden können. Wird die Verantwortung für die Konfliktsituationen gleichermaßen übernommen und kann Entschuldigung ausgesprochen werden? Denn Liebe bedeutet, Fehler einzugestehen, Rücksicht zu nehmen und die Wünsche und Bedürfnisse der Partner*innen zu achten.
Wenn ich mich in der Beziehung nicht gesehen fühle?
Der gemeinsame Lebensentwurf sollte gleichberechtigt alle Vorstellungen der Partner*innen berücksichtigen. Zum Beispiel sollten Entscheidung über Finanzen oder Freizeitgestaltungen aufeinander abgestimmt und gemeinsam getroffen werden. Jede Person braucht auch mal Zeit für sich. Grenzen und Privatsphäre sollten respektiert werden. So ist das Einschränken von sozialen Kontakten oder das nicht abgesprochene Verfolgen des Standorts nicht okay. Das können Anzeichen für Beziehungsdynamiken sein, die sich im Laufe der Zeit immer weiter steigern können. Kontrollierendes Verhalten wirkt sich auf die Beziehung aus und führt häufig zu Belastung und Unwohlsein.
Wenn sich Dynamiken zuspitzen
Kontrollierende, toxische oder sogar gewalttätige Beziehungsdynamiken entstehen nicht von heute auf morgen. In den meisten Fällen ist es ein schleichender Prozess, der fast unmerklich beginnt. Oftmals ist es schwer, diese Dynamiken festzustellen und zu benennen. Denn in fast allen Beziehungen mit solchen Dynamiken gibt es auch ruhige oder sogar gute Phasen. Wenn sich jedoch eine Person in der Beziehung unwohl fühlt und Grenzen immer wieder überschritten werden, ist es gut, sich Unterstützung zu suchen, um die Situation einordnen zu können.
Du bist nicht allein
In den meisten Fällen richten sich solche Dynamiken gegen Frauen, nicht binäre oder trans* Personen. Auch Männer können betroffen sein. In Deutschland erlebt jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens eine Beziehung mit einer Dynamik, die Strukturen von häuslicher Gewalt aufweist. Diese Gewalt kann auch nach der Trennung entstehen oder sich fortsetzen. Beispielsweise sind unerwünschte Kontaktaufnahmen oder Kinder, die als Druckmittel eingesetzt werden, Arten der Kontrollausübung.
In Deutschland gibt es ein Hilfesystem für Personen, die sich in einer kontrollierenden Beziehung befinden. Dort kann professionelle Beratung in Anspruch genommen werden. Beratungsstellen unterstützen dabei, die Situation einzuordnen und eigene Bedürfnisse zu erkennen, auch wenn keine körperliche Gewalt ausgeübt wurde. Die Angebote sind anonym und kostenlos. Jede Person hat das Recht auf Selbstbestimmung und eine gewaltfreie Beziehung.
Bist du in einer schwierigen Situation und ein Blick von außen sowie der Rat einer Expertin würden dir weiterhelfen? Dann schau am besten mal in unserem Expertenforum "Konflikte in der Partnerschaft" vorbei. Manchmal können Austausch zu der eigenen Situation, ein Blick von außen oder auch Tipps für Beratung bei dir vor Ort schon viel Erleichterung bringen, unterstützend sein und deinen weiteren Weg klarer erscheinen lassen.