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Geschrieben von Antonia17 am 25.03.2004, 16:29 Uhr

Nochmal was...

Ich zitiere mal:

"Die Probleme [der Deutschen] sind hausgemacht. Die Deutschen arbeiten zu wenig (Amerikaner arbeiten 25 Prozent mehr Stunden pro Jahr als Deutsche), kommen zu spät aus der Uni (durchschnittlich 27 Jahren in Deutschland, 22 Jahren in den Vereinigten Staaten oder Frankreich), nehmen zu viel Urlaubstage und gehen viel zu früh in den Ruhestand. Wenn jemand denkt, dass der Abschluss an der Uni mit 27 stattfindet, und der Ruhestand mit 60 Jahren, so heißt dies, dass man nur 33 Jahre arbeiten muss. Bei uns sind es noch 10 Arbeitsjahre mehr."

Aus folgendem Artikel (erschienen im Spiegel http://www.spiegel.de/leserbriefe/0,1518,229799,00.html):

Sozialstaat Deutschland, aus der Distanz betrachtet

Ein kritischer Brief aus den USA - wie andere uns sehen

Es ist mir unmöglich, die politischen Gespräche in Deutschland aus amerikanischer Sicht zu verstehen. Der deutsche Staat und das deutsche Volk sind nicht nur in einen Engpass geraten sondern in eine Sackgasse gewandert. Anstatt auf die Vielfalt einzelner Punkte, die von CDU, SPD oder FDP ewig debattiert werden einzugehen, will ich eine etwas andere Perspektive aus ausländischer Sicht aufzeigen.

Zum Prinzip "Chacun pour soi, dieu pour tous." ("Jeder für sich, und Gott für uns alle'"): Ist es viel einfacher, das Geld aus der öffentlichen Truhe zu nehmen, als aus meinem eigenen Geldbeutel? Der Staat sorgt für alles, was ich nicht erledigen kann. Vom Zahnersatz bis zum Kindergeld soll der Staat meine Verantwortung übernehmen. In diesem Volksparadies soll das Geld, das in meine Richtung fließt, von irgendjemand anderem kommen, und dies möglichst von jemandem, der wohlhabender ist als ich. Wenn ich nicht bekomme, was ich glaube, das es mir versprochen wurde, bin ich unzufrieden. Hoch mit den Steuern, die mich nicht direkt treffen, wie Tabaksteuer (ich rauche nicht, oder nicht viel), Benzin- (Öko-?)steuer (ich werde weniger fahren als mein Nachbar) oder die Einkommenssteuer für die Wohlverdienenden (das heißt, nur für diejenigen, die mehr als ich verdienen).Dieses Spiel ist endlos; es gibt immer neue Wünsche. Diese Wünsche werden als Rechte angesehen, und als solche müssen sie in einem sozialbewussten Staat erfüllt werden.

Von den Sozialisten in der Politik, hauptsächlich den Leuten der SPD und der Grünen, soll diese Denkart noch weiter vorangetrieben werden. Die Fehler in ihrer Philosophie können nur festgestellt werden, wenn der Staat keine anderen Mittel mehr hat, die unerfüllten Wünsche zu erfüllen. Jeder wahre Vorschlag für Kostensenkung, aus Sicht der Sozialisten verstößt gegen die Solidarität der Gesellschaft. Die einzigen Antworten, die die führenden Parteien geben können, sind, noch mehr in die Tasche zu greifen, unter dem Thema: Diese bekannte Musik hat seit 60 Jahren immer Geld gebracht, warum soll es jetzt aufhören?

Die Zeit, solche Spielereien zu beenden, ist längst gekommen. In der europäischen Gemeinschaft hält Deutschland das Schlusslicht mit weniger als ein Prozent Wirtschaftswachstum. Ein kleines Beispiel der drastischen Entwicklung der deutschen Wirtschaft: Vor zehn Jahren hat Deutschland 27Prozent des Bruttoinlandsproduktes der Vereinigten Staaten; jetzt ist es auf 20 Prozent gefallen. Deutschland ist nicht mehr der Weltmeister des Exports, und die Steigerungen der Lohnnebenkosten haben Deutschland den unerwünschten ersten globalen Platz für die gesamten Stundenlohnkosten gebracht. Es ist nur der öffentliche Dienst, in dem Deutschland Spitzenreiter ist: Selbst die Zahl der Bundestagabgeordneten ist höher als bei uns in Amerika. Anstatt eine Anzahl von stolzen 600 Personen, müssen wir nur mit 435 Abgeordneten für das ganze Land auskommen. Die Probleme sind hausgemacht. Die Deutschen arbeiten zu wenig (Amerikaner arbeiten 25 Prozent mehr Stunden pro Jahr als Deutsche), kommen zu spät aus der Uni (durchschnittlich 27 Jahren in Deutschland, 22 Jahren in den Vereinigten Staaten oder Frankreich), nehmen zu viel Urlaubstage und gehen viel zu früh in den Ruhestand. Wenn jemand denkt, dass der Abschluss an der Uni mit 27 stattfindet, und der Ruhestand mit 60 Jahren, so heißt dies, dass man nur 33 Jahre arbeiten muss. Bei uns sind es noch 10 Arbeitsjahre mehr. Man kann durchaus Kosten senken und gleichzeitig die Gesellschaft zur Selbstverantwortlichkeit bringen. Wir haben zum Beispiel bei uns festgestellt, dass viele Familien, die über drei Generationen Sozialhilfe bekommen haben, davon sozusagen "abhängig" geworden sind. Die Familien, die oft von Müttern und Großmüttern ohne Ehemann geführt worden waren, haben Kinder auf die Welt gebracht, die nur diese Art von Abhängigkeit gekannt haben. Wir haben entschieden, anstatt endlose Sozialhilfe zu zahlen, dass die Erwachsenen in den Familien arbeiten sollen, und zwar innerhalb einer bestimmten Zeit. Die Rate von Arbeitslosigkeit und Sozialhilfeabhängigkeit in die letzten 6 Jahren ist dadurch stark gesenkt worden, oft sogar um 50 Prozent.

In Deutschland wurde anders entschieden. Die Leute, die über längere Zeit keinen Job bekommen haben, erhalten weiter Geld vom Staat. Je länger sie keine Arbeit finden, desto mehr muss der Staat in seine Tasche greifen. Diese Unterstützung hat einen gegenteiligen Effekt auf die Moral der Arbeitslosen. Wir haben in den Vereinigten Staaten festgestellt, als wir die Arbeitslosengeldausgabe von 26 auf 39 Wochen verlängert haben (allerdings nur ein Drittel der Nettoeinkommen der Versicherten bei uns, statt satte 70 Prozent in Deutschland), dass die Arbeitslosenquote um ein Prozent auf fast 6 Prozent geklettert ist. Fazit: Je mehr und je länger man Geld für Arbeitslosigkeit bekommt, desto weniger Interesse hat man, seine Karriere weiter zu führen.

Ich lese in deutschen Zeitungen, dass die Zeit jetzt gekommen ist, neu zu denken. Ich fürchte, dass die regierenden Politiker nur in kleinen Schritten denken. Härtere Zeiten bedeuten für die Parteien, dass die Steuerzahler noch tiefer in ihre Taschen greifen müssen. Ich hoffe, dass die Bevölkerung in Deutschland jetzt diese Gelegenheit wahr nimmt, wirklich neu nachzudenken. Härtere Zeiten kommen bestimmt und zwar für alle die Leute, die gedacht haben, dass sie ihre Forderungen an die Staatskasse immer wieder erfolgreich durchsetzen können. Diejenigen, die in der Lage sind, mehr Stunden im Jahr zu arbeiten, früher aus der Uni zu kommen und länger Zeit zu Arbeiten, werden feststellen, wie sie mit mehr Selbstverantwortlichkeit besser zurecht kommen. Und dadurch wird es dem Sozialstaat Deutschland auch besser ergehen.

John Lonergan
San Francisco

 
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