Baby und Job

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Geschrieben von grisabella am 18.03.2005, 14:54 Uhr

Beweggründe berufstätiger Mütter

Mich erstaunt immer wieder ein Widerspruch, den ich sehr häufig in der Argumentation von Frauen erlebe, die wegen ihrer Kinder bewusst lange Jahre aus dem Erwerbsleben ausgestiegen sind:
Einerseits wird Frauen, die als Mütter erwerbstätig sind oder sogar gar keine Kinder haben, die Kompetenz abgesprochen, über das Glücksgefühl zu urteilen, dass sich aus dem (fast) permanenten Zusammensein von Mutter und Kind ergibt. Ich meine den Begriff "Glücksgefühl" nicht zynisch.
Andererseits schildern diese Mütter öfter ihren beruflichen Werdegang. Nach meinem Eindruck sind wenige darunter, die vor der Kinderphase eine hohe Qualifikation und Position hatten - und wenn, bedeutet eine längere Auszeit schnell das berufliche Aus. Damit meine ich nicht, dass die "Vollzeitmütter" keinerlei berufliche Qualifikation hatten, aber das Jahre lange Lernen und Hocharbeiten kennen sie offenbar nicht aus eigener Erfahrung. Trotzdem meinen sie, über Frauen, die diesen Weg beschritten haben, urteilen zu können.

In den hoch qualifizierten Jobs ist Aussteigen nicht drin, und eine adäquate Halbtagsstelle auch nicht. Man kann lamentieren über böse Männer und böse Arbeitgeber, doch der Knackpunkt ist die schnelle Zunahme von Wissen. Das betrifft wohl alle Berufe, aber die höher qualifizierten in besonderem Maße. Wer aussteigt, hat seine Ausbildung praktisch in den Sand gesetzt.

Solche Berufe machen aber auch oft viel Spaß. Wer mag, kann diesen Spaß als Egoismus werten. Genauso könnte man das Bedürfnis, gebraucht zu werden, als Egoismus werten. Für mich ist das Wort "Egoismus" übrigens keineswegs nur negativ besetzt. Ich sehe Egoismus nicht als "über Leichen gehen" oder "immer die Ellenbogen einsetzen". Egoismus heißt für mich, dass jemand aus einem inneren Bedürfnis etwas tut, was er gut kann - vorrangig auf die eigenen Bedürfnisse gerichtet, aber das kann sich ja auch positiv auf andere auswirken, sowohl bei Vollzeitmüttern als auch bei Karrieremenschen als auch bei Menschen, die Verschiedenes miteinander verbinden. Es gibt nun einmal einige Menschen, die nicht nur auf einem Gebiet gut sind.

Abgesehen davon beginnt sich hierzulande (und auch in anderen Ländern der westlichen Welt) ein Mangel an Fachkräften auszubreiten, trotz der hohen Arbeitslosigkeit. Ich hielte es für fatal, das Potenzial von ca. 50 % der Menschen für einige Jahre brach liegen zu lassen. Fatal für die einzelne Frau, aber auch fatal für die Volkswirtschaft. "Brach liegen" kann hier auch schnell "für immer brach liegen" bedeuten, weil das Wissen eben so rasant fortschreitet, s.o.

Und noch etwas: Ich tendiere auch dazu, die qualitative Zeit, die eine Mutter oder ein Vater mit den Kindern verbringt, höher zu werten als die quantitative. Will heißen: Ich denke, eine berufstätige Mutter, die Beruf und Kind genießt und sich bewusst mit dem Kind beschäftigt, ist für das Kind besser als eine, die den ganzen Tag mit dem Kind zusammen ist, aber sich insgeheim langweilt oder genervt ist.

Hier wurde meistens über die relativ kleinen Kinder diskutiert. Je kleiner ein Kind, desto mehr Fürsorge braucht es, das ist klar. Trotzdem sollte man meiner Ansicht nach auch mal fragen, was den heranwachsenden Kindern gut tut. Ich denke vor allem an Mädchen und vor allem an die zwischen ca. 12 und 25. Was macht ein Mädchen, dass im Laufe der Jahre zur Einstellung gelangt, dass es lieber Karriere macht und wegen Kindern - wenn welche da sind - den Beruf nicht aufgeben würde? Wie sieht die Unterstützung durch eine "Vollzeit-Mutter" aus, auch wenn die Mutter nach einigen Jahren Kinderpause wieder in einen schlechter bezahlten und geringer qualifizierten Halbtagsjob eingestiegen ist? Wird diese Mutter ihre Tochter bei ihrem Berufs- und Lebenswunsch so unterstützen, wie es eine Mutter tut, die zeitlebens berufstätig war und eine entsprechende Position erarbeitet hat? Kann die Vollzeitmutter nachempfinden, was es heißt, jahrelang zu lernen und eben nicht mit 25 zu heiraten und eine Familie zu gründen? Kommen da neben dem vor Publikum geäußerten Stolz auf die Tochter nicht auch unter vier Augen Bemerkungen wie: "Ich will auch endlich Oma werden!" oder "Warum verschiebst du denn deine Geburtstagsfeier? Man wird nur einmal 25, du hast eben Mitte Februar / Mitte Juli Geburtstag, und die Prüfungen am Semesterende werden schon nicht so schlimm sein?" oder "Deine Cousine bekommt aber bald das zweite Kind!" Muss nicht zwingend so sein, kann aber. Ich glaube, für Mädchen wären mehr Vorbilder unter den berufstätigen Frauen sehr gut - und weniger Frauen, die ihnen suggerieren, sie könnten nur das eine oder nur das andere haben.

LG

Grisabella

 
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