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Geschrieben von Strudelteigteilchen am 22.08.2014, 10:04 Uhr

Angehörige vor Ort bin bloß ich...

Auch wenn eine Unterbringung im Heim möglicherweise der "leichte" Weg wäre - man muß mMn anerkennen, daß sowas nicht immer "das Beste" für den zu Pflegenden ist.

Gerade, wenn Geld nicht so das große Problem ist, ist es vielleicht im Sinne eines Kompromisses besser, einen Mittelweg anzustreben, der es den Eltern ermöglicht, in der Wohnung zu bleiben.

Da regelmäßig eine Putzfrau kommt, vermute ich mal zwei Dinge: Erstens finden Deine Eltern es ja scheinbar nicht ganz grundsätzlich undenkbar, jemand "Fremdes" in die Wohnung zu lassen, der Zustand ist ihnen also nicht prinzipiell peinlich. Und zweitens können sie - zumindest auf der Ebene - Hilfe ein Stück weit annehmen.

Was ist das denn für eine Putzfrau? Kann man mit der reden? Ist das eine von der energischen, zupackenden Sorte, die auch mal Klartext reden kann (und als Außenstehende, ohne emotionale Verstrickung, dann auch eher gehört wird)? Könnte sie öfter kommen? Oder einmal im Monat ein paar Stunden extra, um "klar Schiff" zu machen? Kann man andere Dinge auslagern - peu á peu und sehr behutsam - und das den Eltern als "zusätzliche Putzkraft" *zwinker* verkaufen?

Meine Oma hatte eine Putzfrau, die mir ihr zusammen alt geworden ist. Das hatte Vor- und Nachteile. Der Vorteil war, daß sie irgendwann von der Putzfrau zur "Gesellschafterin" wurde, und meiner Oma damit gut tat. Der Nachteil war, daß sie die Staubmäuse selber nicht mehr sah. Zum Glück (für uns) war das Thema durch, bevor es von "nicht mehr so sauber" zu "völlig verdreckt" kippte.

Das mit dem zunehmenden Verdrecken ist ja auch deswegen schwer, weil man von außen die Brüche eher wahrnimmt. Das ist wie bei Kindern, die groß werden: Man nimmt als Mutter gar nicht wahr, wie aus dem Baby ein Schulkind werden konnte - aber die Tante, die das Kind nur ein Mal im Jahr sieht, streicht dem Kind über den Kopf und ruft: "Kind, was bist Du groß geworden!" Genauso ist es in der Wohnung ja nicht plötzlich dreckig, das ist ein Prozess, den man als Bewohner unter Umständen gar nicht richtig sieht. Denn es ist ja nicht dramatisch dreckiger als gestern, nur ein winziges bißchen.

Apropos meine Oma: Die lebte möglicherweise länger alleine in ihrem Haus, als objektiv "richtig". Letztendlich war das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wohl lebensverkürzend. Das war so nicht beabsichtigt, es war keine bewußte Entscheidung von uns, wir haben es aus diversen Gründen damals nicht gemerkt. Im Nachhinein haben wir uns manchmal Vorwürfe gemacht und uns gefragt, ob wir sie in ein Wohnheim hätten "zwingen" müssen. Vielleicht ist es reine Exkulpation, wenn wir uns heute - mehr als 10 Jahre nach ihrem Tod - einreden, daß es für sie schöner war, am Ende wenige Jahre in ihrem Haus statt viele Jahre in einem Heim zu haben. Aber so ganz grundsätzlich ist das doch eine berechtigte Frage: Was macht eine Lebenssituation "schlimm", und wer hat das Recht, diese Kategorisierung vorzunehmen? Sind objektive Maßstäbe das Nonplusultra? Oder darf man dem, der diese Situation im Endeffekt lebt, seine subjektiven Maßstäbe lassen? Gibt es eine Grenze? Und wo liegt sie?

 
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