Latein!

Ich würde Latein wählen. Einzige Ausnahme: das Kind hat jetzt schon einen Bezug zum Französischen, liebt diese Sprache, will sie unbedingt lernen und es ist auch abzusehen, dass es sie gebrauchen kann. Sprachen sind Gefühlssache wie Musik - wenn man eine Band nicht mag, ist es grässlich, sie stundenlang hören zu müssen, ansonsten einfach toll.

Latein erzieht zum sorgfältigen Arbeiten, ähnlich wie Mathematik. Darüber hinaus erweitert es das Weltbild - man schaut Jahrhunderte zurück, taucht ein in eine andere Gesellschaft, ein anderes Menschenbild, Rechtssystem usw.. durch die unsere Kultur mitgeprägt wurde!
Es ist einfach unermesslich viel spannender als dieses auf Nützlichkeit angelegte Pauken von Alltagsphrasen. Und wenn ich schon höre, WIE das den Kindern schmackhaft gemacht werden soll: "Jetzt könntest Du Dir schon ein Baguette in Frankreich kaufen! Das ist doch toll!"

Ich bin seinerzeit 2000 Jahre zurück und mit Markus und seinem Vater auf das Marsfeld gegangen, zur Wahl der Konsuln! Mein Kind kennt (nach wenigen Monaten) den Aufbau einer römischen Villa, die Kleidung der Zeit, die Struktur der Gesellschaft zumindest in Ansätzen, es liest (naja übersetzt) Geschichten über Herkules und über Quintus und Flavia (die gerade von Piraten entführt wurde). Es stöhnt zwar über die Grammatik, es ist einiges zu lernen, aber der Stoff ist spannend, besonders wenn dann irgendwann Geschichtstexte, berühmte Redner und Philosophen im Original gelesen werden können. Und auch wenn man nicht so weit kommt - schon ein 2000 Jahre alter Brief eines Römers an seinen Freund oder Bruder ist faszinierend!

Ich erinnere mich kaum an die Themen aus dem Französischen - am Anfang haben wir jedenfalls Schulzeug eingekauft ("Un crayon, s`il vous plaît!") und irgendwann durften wir Fam.Dupont bei ihrer öden Urlaubsplanung für die Fahrt ans Meer unterstützen... Und gerade die Grammatik ist im Französischen auch nicht ohne.