Partnerschaft - Forum

Partnerschaft - Forum

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von Leena am 26.07.2009, 10:18 Uhr

Psychische Folgen und Spätfolgen

Dieses Argument mit dem „irgendwann kommt der Tag und sie merken plötzlich was sie da schlimmes getan haben, dann möchte ich nicht mit denen tauschen“ ist aber auch nicht gerade stichhaltig, bist Du Dir dessen eigentlich bewusst?

Es gibt sehr schöne Studien (auch Langzeitstudien!) darüber, dass Frauen, die ungewollt schwanger wurden und sich dann für einen Abbruch entschieden haben, nach dem Abbruch keine gesteigerten psychischen Probleme haben – während Frauen, die sich zum Austragen entschieden haben, deutlich öfter Probleme bekommen.

Die meisten Frauen, die sich für den Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft entschieden haben, haben diese Entscheidung (zumindest in den nächsten 8 – 10 Jahren, auf diesen Zeitraum waren die meisten Studien angelegt) NICHT bereut und waren definitiv NICHT der Meinung, da „etwas Schlimmes getan zu haben“. Und ihnen selbst ging es wesentlich (!) besser als den Frauen, die sich für die Kinder entschieden hatten, die „Abtreiberinnen“ hatten grundsätzlich mehr Selbstbewusstsein, mehr Selbstwertgefühl und waren beruflich erfolgreicher.

Man sollte auch daran denken, dass nicht nur Schwangerschaftsabbrüche psychische Folgen für die Frauen haben können – es gibt sehr schöne Untersuchungen, wonach die Frauen, denen ein Schwangerschaftsabbruch verweigert wurde, darunter langfristig oft wesentlich mehr leiden. Sie haben öfter Probleme, das Kind anzunehmen, ihre Mutterrolle zu entwickeln, sie leiden häufiger an psychischen und psychosomatischen Erkrankungen und ihre Kinder entwickeln statisch öfter als andere Kinder ebenfalls psychische Auffälligkeiten, zeigen außerdem statistisch schlechtere Leistungen in der Schule etc. Werden die Kinder zur Adoption frei gegeben, so ist das auch nicht immer ein echter Fortschritt – auch viele Adoptivkinder leiden darunter, von ihren leiblichen Eltern nicht erwünscht gewesen zu sein, fühlen sich abgelehnt, als „Kinder zweiter Klasse“ - da hängt oft auch verdammt viel dran.

Und dann gibt es ja auch noch die schöne Diskussion um das „Post-Abortion-Syndrom“ (PAS) – hierbei geht es darum, dass psychisch-emotionale Symptome (auch Depression und/oder Selbstmord bzw. Selbstmordversuche) als Folge einer Abtreibung gesehen werden. „Erfunden“ wurde PAS offenbar von amerikanischen Psychotherapeuten, die allerdings für eine recht radikale „Pro-Life-Organisation“ arbeiteten. Von Abtreibungsgegner wird PAS als Faktum angesehen – von der nebensächlichen Tatsache, dass wissenschaftliche Belege für die Existenz von PAS fehlen, lassen sie sich nicht schrecken. Es gibt einige Studien, die von psychischen Problemen nach einer Abtreibung berichteten, aber auch entsprechende Studien konnten keinen kausalen Zusammenhang mit der Abtreibung in ausreichendem Maße belegen. Von Wissenschaftlern, die nicht "Pro-Life-Organisationen" angehören, wird die Existenz von PAS daher nicht als gegeben angenommen.

Ja, es gibt Frauen, die nach einer Abtreibung Probleme bekommen haben – weil sie die Abtreibung nicht wirklich wollten. Dann liegen die Probleme aber nicht ursächlich in der Abtreibung selbst, sondern sind im Grunde im der Vorgeschichte begründet.

Und – ja, es gibt Frauen, die ganz massive Probleme bekommen haben, weil ihnen die Abtreibung verweigert wurde. Und hier leiden i.d.R. dann nicht nur die betroffenen Frauen, sondern auch ihre geborenen Kindern. Und, ganz ehrlich, für mich zählt hier das Leid der geborenen Kinder sehr viel mehr als das Leid der Kinder, die eben nie geboren wurden.

Ich denke, jede Frau muss für sich klären, ob sie de Abbruch wirklich will – und wenn sie sich uneingeschränkt dafür entscheidet, ist es für sie der richtige Weg – und dann finde ich militante Abtreibungsgegner schrecklich, engstirnig, kleingeistig und bigott. Ganz ehrlich.

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge in Partnerschaft - Forum
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.