Forum Aktuell

Aktuelles und Neuigkeiten

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von Glücksfee am 17.06.2018, 19:28 Uhr

Klassenreise aus anderer Sicht

Ich habe die Klasse meines Kindes auf Klassenreise begleitet, da eine weitere Begleitperson erwünscht war. Es war ein Erlebnis :-) (auch ich brauchte anschließend Nachhol- Schlaf! ;-)

Die Kinder sind zwischen 11 und 13, die Fahrt ging in die mittelbare Umgebung, Jugendsportlerheim in der Natur, direkt am Fluss und See. Lage optimal.

Anreise erfolgte durch Eltern organisiert (war so ausdrücklich erwünscht und hat gut mit Fahrgemeinschaften funktioniert)

Bei der Abgabe der Kinder ging es dann los: Der Max muss abends 1 Pille davon nehmen, aber bitte nur eine halbe Stunde vor oder 3 nach dem Essen. Aufgeschrieben hätte die Mutter das jetzt nicht, lässt sich ja einfach merken. Gut.
Sollte Vivienne rote Punkte um den Mund bekommen bitte eine Pille aus dem Blister in der kleinen Seitentasche des Kosmetiktäschens.
Bei Jerome bitte kontrollieren, dass er das Asthmaspray immer dabei hat.
Moritz isst auf keinen Fall Möhren, da muss er immer erbrechen.
Juliane kann auf keinen Fall an der Wanderung teilnehmen, das "schafft sie einfach nicht" (8km, ebene Strecke).
Daneben noch ca. 20 Anweisungen von Eincremen irgendwelcher Cremes über Essensmäkeleien usw.
Die vorab ausgehändigte Liste, die ausgefüllt an diesem Tag (Vorgabe vom Veranstalter!) mitzubringen war und auf der gesundheitliche Einschränkungen etc. zu vermerken waren hatten natürlich von diesen Kindern und auch von den anderen nicht alle mitgebracht. Oder nicht ausgefüllt - "ist doch ganz einfach zu merken".
Wir waren flexibel und haben das fix eingetragen - und los gings.

Die Eltern verließen den Abgabeort und die Lehrerin und ich standen mitsamt 26 vollbepackten Kindern in der Einfahrt des Jugendheims. Also los, Gepäck reintragen, Zimmer beziehen - leider wurden 7 ! Kinder, auch Jungen, ihrem massivem Gepäck (3 Tage! ) überhaupt nicht Herr, sodass es für uns erstmal Koffer schleppen hieß.
Kein Ding, mit vereinten Kräften wuchteten wir auch die schwersten Koffer in die 3 Etage, natürlich ohne Fahrtstuhl. Wir waren ja schließlich in einem Sportlerheim. ;-)

Die Zimmerverteilung gestaltete sich herausfordernd, da die vorgegebene Bettenverteilung der Zimmer leider nicht zu den Klassengrüppchen passte. Jule brach gleich in Tränen aus und forderte ihre Mutter anrufen zu wollen. Das Problem war nicht einfach so zu klären.
Mit engelszungenartiger Geduld, Mitgefühl der Mädchen und Betteln unsererseits beim Herbergsvater, da Jule kein Einsehen hatte, vor allem aber einem Klappbett in einem Zimmer konnte auch dieses Problem aus der Welt geräumt werden, sodass es nun ans Auspacken ging.

Es waren immerhin schon 2 Stunden vergangen - beim Kaffee zur Einweisung der Lehrer und Begleiter kam uns das aber wie ein halber Tag vor.

Im Anschluss stand der erste Programmpunkt auf der Tagesordnung: die Kinder kochen am Lagerfeuer am Fluss ihr und unser Mittagessen. Dies war so vorgesehen. Die Kinder bereiteten alle ihre Mahlzeiten selbst zu, die Zutaten wurden bereitgestellt
Also Kochgruppen bilden und los. Der Eintopf köchelte vor sich hin und wir warteten alle schon hunrig, als Konstantin, ganz mit Leidenschaft dabei beim Nachwürzen die gesamte Salzpackung in den Topf "rutschte". - Also alles auf Anfang, neue Zutaten einkaufen (musste einer von uns los fahren, das war nicht vorgesehen), Eintopf zum Mittagessen kochen die Zweite.

Zwischendurch eine Zecke entfernt, desinfiziert, Eltern informiert und ein Mal Sonnenbrand vom Vortag verarztet, ein Paar Schuhe gesucht.
Gefühlte 23 Mal beim Betten beziehen geholfen oder es lieber gleich selbst gemacht ;-) (das hatten die meisten Kinder noch nie gemacht).

Dann gab es Essen: 3 Mal: "ich esse das nicht", 1 Mal "ich esse keine Paprika" (gut, dann such das raus und lass es drauf), 1 Mal "ich trinke aber kein Wasser und keine Apfelschorle".

Nach dem Aufwaschen ging es an den See. Klare Regeln usw.
Paul schwamm und schwamm immer weiter - und die Lehrerin dann hinterher.
Ein Wespenstich verarztet, etliche Kinder eingecremt, ein Bikinioberteil gesucht.
Mit Argusaugen geschaut, dass nur alle immer da sind und keiner ertrinkt.
Ein ganz entspannter Strandbesuch ;-)

Abends wieder kochen, diesmal die richtige Salzdosis erwischt. 2 essen wieder nicht, dem Nicht- Wasser- und Schorletrinker haben wir Tee mitgebracht.
Dafür gibts im Anschluss vom Kiosk Marschmellows, sodass wahrscheinlich doch alle satt wurden.
Medikamente verteilt, Schnittwunde vom Gemüseschälen verarztet.
Vorm Schlafengehen noch großes Liebeskummer- Trara mit Tränen bei allen Mädels und der Häflte der Jungs, sodass wir uns dann doch bewogen fühlen, mit Gesprächen "einzugreifen". Anschließend wieder Harmonie - so harmonisch, dass 2 Mädels zum Nachtruherundgang mit in den Jungensbetten liegen. Arrrghhh!
Alle ins richtige Bett gescheucht, 2 Spinnen und eine Schnecke aus dem Mädelszimmer entfernt, zwei weitere schnatternde Mädels aus dem Toilettenbereich ins Zimmer gebeten. Nachtruhe!
Weitere 6767 Rundgänge, 1 Spinne, ein Mal Heimweh, ein Mal Liebeskummer, 3 x Mückenstiche, 6784 andere Problemchen oder Unruhe.
Um 2 Uhr (Kinder 12 Jahre alt) halbwegs ! Ruhe - wir freuen uns, denn langsam schlafen auch die Tapfersten ein.

4.45 Uhr: alle! Kinder hellwach. Die haben sich den Wecker gestellt! Und scheinen top in Form zu sein. Großartig. Der frühe Vogel.... ;-)

Das Rührei verbrennt - gut, geht auch ohne. 3 essen nicht was es gibt usw...... usf.
Siehe oben ;-)

Heute steht eine Schlauchbootfahrt an. 4 wollen nicht mit, 2 haben die auf der Liste geforderten und zum Elternabend besprochenen Wasserschuhe nicht dabei ("sind zu Hause".
Es geht dennoch los. 2 jammern in meinem Boot schon nach 30 m, dass sie nicht mehr können (Tagesziel 11km), was ein Spaß, denk ich mir.
Es wird dennoch lustig, denn es ist richtig heiß und eine Wasserschlacht bringt alle in Laune. :-) Alle sind glatschnatt, dann alle im Fluss, vom Anbieter so vorgesehen. - Wir beobachten und beaufsichtigen mit Argusaugen und waren froh, als alle wieder an Land waren.

Die restliche Zeit ging das fröhlich so weiter. Rund um die Uhr.
Beim Geocachen verlässt einer einfach so die Gruppe und kehrt via sehr steilen Abhang und Durch- den- Fluss- Waten (kein Witz, mir wurde ganz übel) zurück. (Es gab aufgestellte klare Regeln).... usw.
Juliane schafft die Wanderung mit viel Motivation, Pausen und einer Tüte Gummibärchen..., Maximilian will am zweiten Abend abgeholt werden und am Morgen wieder kommen.

Was ein Urlaubsfeeling für die Lehrerin! ;-)

Bei Abholung der 26 Kinder nahmen 5 Eltern ihre Kinder ohne Begrüßung und Verabschiedung der Lehrerin mit, weitere 5 brachten immerhin ein Dankeschön über die Lippen.

Na wenn man da als Lehrer nicht gern Klassenreisen macht....


Der Lehrerin und mir hat das schon Spaß gemacht, den Kindern diese Möglichkeit zu geben und mit ihnen gemeinsam etwas zu erleben.
Es ist und bleibt aber eine unheimlich anstrengende und sehr verantwortungsvolle Sache, bei der trotz akribisches Planung nicht alles vorhersehbar ist.

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.