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Geschrieben von +emfut+ am 30.08.2009, 16:15 Uhr

Kann man als unglückliche Ehefrau eigentlich eine gute Mutter sein?

Ach, Flocke.....

Meine Mutter war und ist in ihrer Ehe sehr glücklich. Trotzdem hat sie mir keine Liebe vermitteln können. Wobei ich vermute, daß sie sich durchaus unbewußt, aber begründet, einen "Gefühlslegastheniker" wie meinen Vater ausgesucht hat - die beiden haben sich gesucht und gefunden. Der Unterschied zwischen den beiden: Meine Mutter HAT keine Gefühle, mein Vater bekommt sie nur nicht raus ;-). Ich bin mir sicher, daß mein Vater meine Mutter mehr liebt als sie ihn - wobei ich es nicht weiß, vielleicht tue ich meiner Mutter großes Unrecht *schulterzuck*.

Was ich zu Deinem Posting zu sagen hätte, würde den Rahmen sprengen. Aber zwei Dinge trotzdem:

Ad 1: Die "Schuldfrage"

Es ist einer der Lieblingssprüche, der hier immer wieder fällt: It takes two to tango. Ja, ich finde schon, daß jemand an einer Situation eine "Mitschuld" hat, der sie erträgt ohne sie zu ändern. Vor allem dann, wenn andere darunter leiden. Für sich selber kann man ja einfach die Entscheidung treffen, daß die Alternative - wie auch immer sie aussähe - schlimmer wäre als der Istzustand. Aber für jemand anders, besonders für "von einem abhängige Personen", finde ich diese Entscheidung zumindest zweifelhaft.

Wobei man immer auch bedenken muß, bei aller "Verurteilung" und Mißbilligung: Gerade damals dachten Frauen oft, daß sie auch den Kindern einen Gefallen tun, wenn sie bleiben. Es gab nicht so viele Unterstützungen für Ein-Eltern-Familien, es gab noch die Schuldfrage bei Scheidungen, es gab Stigmata für Scheidungskinder.... Das machte die Entscheidung damals nicht leichter.

Trotzdem ist es letztendlich eine Entscheidung gewesen, die man (frau) halt getroffen hat - und die man nachträglich bedauern kann, oder man sagt eben "damals dachte ich, daß es eine gute Entscheidung war", oder man sagt "auch rückblickend finde ich, daß die Alternative schlechter gewesen wäre". Nichtsdestotrotz sollte man - finde ich - anerkennen, daß es eine aktive Entscheidung war, die man traf, und für die man niemand anders verantwortlich machen kann. An dem Punkt scheint es bei Deiner Mutter zu haken. Sie übernimmt nicht gerne Verantwortung, oder?

Ad 2: Der Zusammenhang zwischen der unglücklichen Ehe und der "verunglückten" Erziehung

Vielleicht ist nicht singulär die unglückliche Ehe "schuld" daran, daß Deine Mutter Dir nicht das gegeben hat, was Du brauchtest. Aber es kann EIN Grund sein. Und, was ich noch viel wahrscheinlicher finde: Möglicherweise hat beides im Grunde die gleiche Ursache.

Hast Du schon mal weiter nach "hinten" geschaut? Wie ist Deine Mutter aufgewachsen? War ihre Mutter liebevoll? Hat SIE Mutterliebe lernen dürfen? Was hat sie von zu Hause mitbekommen? Selbstbewußtsein? Sich-selber-wichtig-nehmen? Aktiv sein? Oder eher leidend ertragen? Sich unterordnen?

Mir hat es sehr geholfen, darauf zu schauen, wie meine Mutter aufgewachsen ist. Es ändert zwar nichts, aber es hilft beim verstehen - und es hilft mir beim "anders-machen".

Ich sehe, daß meine Mutter ein Produkt ihrer Erziehung, ihres Elternhauses, und auch ihrer Zeit ist. (Exkurs: Was ich in dem Zusammenhang unglaublich spannend finde, sind die aktuellen Untersuchungen zu den Traumata der Kriegskinder. Meine Eltern sind Jahrgang 40 und 41. Sie waren Kleinkinder, als der Krieg vorbei war. Trotzdem bin ich mir sicher, daß es Kriegsfolgen bei meinen Eltern gibt - vielleicht sogar "Schlimmere" als bei denen, die bei Kriegsende schon älter waren und sich damit aktiv auseinandersetzen konnten.) Inzwischen bin ich nicht mehr wütend auf meine Mutter, das habe ich GsD hinter mir. Und auch das Mitleid läßt langsam nach. Ich denke (und hoffe), daß der nächste Schritt die Distanzierung ist. Meine Mutter wäre wahrscheinlich selber viel glücklicher gewesen, wenn sie die Kraft gehabt hätte, diese Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie konnte es nicht, sie kann es immer noch nicht, und sie wird es wohl nie können. Ich kann es, ich habe in 5 Jahren Psychoanalyse sehr viel hinter mir lassen können und ich bin stolz darauf, daß ich das geschafft habe. Ich bedauere meine Mutter, daß sie es nicht konnte. Aber irgendwann ist es gut mit dem Bedauern ;-).

Und dann zu guter Letzt: Kein Mensch bleibt in einer Situation freiwillig, wenn es keinen "Gewinn" gibt. Ich bin mir sicher, daß es in der Ehe für Deine Mutter einen "Leidensgewinn" gab. Der mag materiell oder psychisch gewesen sein. Aber es ist absolut sicher, daß er da war, irgendwo. Suche diesen Grund mal. Ich denke, es wird Dir helfen, ihn zu kennen. Im Moment siehst Du nur, was Deine Mutter in Kauf genommen hat - da hängt die Waage schief. Schau mal auf das, was sie - in ihren eigenen Augen, nach ihren eigenen Maßstäben - gewonnen hat. Das wird die Waage wieder ins Gleichgewicht bringen. Und dann erst kannst Du Dir wirklich eine Meinung dazu bilden, ob Du ihre Entscheidung, in einer unglücklichen Ehe zu bleiben, so sehr mißbilligst, oder verstehst, oder wie auch immer.....

Gruß,
Elisabeth.

 
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