Die Geburt

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Geschrieben von Lina301 am 20.09.2018, 22:39 Uhr

Bonding/Bindungsstörung

Ich möchte dir kurz vor der Geburt keine Angst machen, aber weil es mir wichtig ist, muss ich etwas zum Thema Bindungsstörung erklären.

Bindungsstörungen nach der Geburt haben selten etwas mit fehlender Bindung vor der Geburt zum ungeborenen Kind zu tun. Die meisten Mütter, die so etwas erlebt habe, hatten sich aus tiefsten Herzen auf das Kind gefreut und konnte sich auch "beim besten Willen nicht vorstellen, Bindungsprobleme zu bekommen".
Es ist dabei nicht so, dass man sein Kind nicht liebt, sondern dass man das Kind, das einem irgendwann nach der Geburt (vielleicht mit Verzögerung, gewaschen und angezogen und nicht mehr "neugeboren") gezeigt wird, nicht als das eigene geliebte Kind wiedererkennt. Ein Gefühl als ob dein geliebtes Kind aus deinem Bauch entführt wurde, aber statt dass man nach ihm sucht bekommst du ein vollkommen fremdes Kind in den Arm gedrückt, dass du babysitten sollst. Dein Verstand weiß zwar, wie unwahrscheinlich Babytausch heutzutage ist, aber dein Herz kann mit dem Kind einfach nichts anfragen und sucht stattdessen völlig verzweifelt nach DEINEM Baby.
Als ob du nach Hause kommst und plötzlich sitzt ein völlig fremder Mann am Küchentisch, der behauptet dein Mann zu sein, und alle erwarten, dass du verliebt bist, aber es ist halt nicht dein Mann.

Im Laufe der Zeit macht es dann vielleicht doch irgendwann Klick und die Hormone setzen ein oder das Kind wächst einem durch die gemeinsam verbrachte Zeit nach und nach ans Herz wie bei einem Stiefkind oder Pflegekind. Aber es ist ein gigantischer Unterschied zu der überwältigenden Liebe auf dem erste Blick mit Glücksgefühlgewitter, wie man sie im besten Fall nach einer Geburt erleben kann.
Dabei ist das natürlich nicht nur von der Geburt abhängig. Viele Frauen haben trotz langer Trennung eine Bindung vom ersten Augenblick an, andere tun sich mit den Muttergefühlen trotz objektiv problemloser Geburt sehr schwer. Da gibt es diverse Faktoren. Aber man kann definitiv ein heiß ersehntes absolutes Wunschkind im Arm halten und keinerlei Muttergefühle haben und dabei können durchaus die Abläufe bei der Geburt und dabei oft vermeindlich kleine Details, wie z.B. wann das Kind angezogen wird, oder auch z.B. die Brille, die man aufbehalten darf um das Kind zu sehen und sich direkt nach der Geburt einzuprägen (daher gut, dass du das durchgesetzt hast) eine Rolle spielen. Wie gesagt, es muss keinen Effekt haben, aber es kann.
Und ganz ehrlich das Argument "Bonding durch den Papa ist auch schön" finde ich zwar bei einer unvermeidbaren Trennung tröstlich aber im Zusammenhang mit völlig unnötigen Trennungen wegen "das machen wir immer so, weil das haben wir immer schon so gemacht" geradezu absurd. Es gilt doch nicht "entweder oder". Man sperrt doch auch nicht die Braut direkt nach der Trauung ins Hinterzimmer, damit der Bräutigam feiern kann. Natürlich kann auch der Papa mit dem Kind kuscheln, vielleicht auch vor der Mama, aber während die Mama dabei ist! Früher hat man die Männer bei der Geburt rausgeschickt und hinter die Glasscheibe verbannt, jetzt lässt man die Frauen -genauso sinnlos- alleine im OP oder schiebt sie gar (schlimmstenfalls stundenlang, falls gerade mal keiner Zeit hat sie abzuholen) in den Aufwachraum. Der schönste Start für eine (neue) Familie ist, wenn alle drei zusammen sind, egal wer wann das Kind auf dem Arm hat, aber halt alle zusammen! So wunderschön es ist, seinen Geliebten zum ersten Mal mit dem gemeinsamen Baby auf dem Arm direkt neben sich zu sehen, so schlimm ist es, die eigentlich schönsten ersten Momente seines Kindes damit zu verbingen, irgendwo alleine einen Uhrzeiger anzustarren. Erst recht wenn man weiß, dass das ganz einfach nicht hätte sein müssen.

 
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