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Geschrieben von fiammetta am 08.04.2006, 22:12 Uhr

Zum Nachdenken...

Hi,

schwierige Frage, denn manche empfinden es bereits als regelrechte Sklaverei überhaupt morgens aufstehen zu müssen. Will sagen, jeder hat andere Schmerzgrenzen, die auch davon abhängig sind, welche Konsequenzen (z.B. miserables Sozialsystem) einen sonst erwarten oder wie weit der eigene Stolz geht. 700.-€ bei freier Kost und Logis erscheinen möglicherweise manchen als viel - solange sie den tatsächlichen Stundenlohn nicht ausrechnen. Ich kann nur bestätigen, daß alte Menschen oft zeitlebens haben sparen müssen oder auch nur wollen und sich nun mit Großzügigkeit schwer tun (umgekehrt diese aber gerne in Anspruch nehmen - wie jeder eben). Frust über tatsächlich vorhandene Krankheiten, die einen in der Mobilität einschränken und von anderen abhängig machen, macht einen auf Dauer auch nicht einfacher im Umgang. Dazu häufig Demenzerkrankungen: ein Horrortrip, den nur derjenige beurteilen kann, der so etwas schon miterlebt hat! Niemand kann sich auch nur im Entferntesten vorstellen, wie es ist, mit einem Menschen zusammenzuleben, der nachts dauergeistert, munter seine Exkremente an den Wänden verteilt, alles und jeden wegen irgendetwas verdächtigt, halluziniert, etc. Ich verspreche Euch: Euch reicht EINE Stunde - die Frauen ertragen das mehrere Monate lang und sind nicht mit den Leuten verwandt. Nachsicht übt man aber eher und leichter mit Menschen, die man als liebenswert, großzügig, hilfsbereit, etc. kennengelernt hat. Diese Frauen müssen also einem gewaltigen Druck ausgesetzt sein, denn für in Wirklichkeit lausige 700.-€ gibt sich bei uns keiner das volle Programm. Länger als drei oder vier Monate hält das außerdem niemand aus, weder physisch noch psychisch.
Gleichzeitig ist es aber auch so, daß zahlreiche Familien nicht wissen, wie sie ein Pflegeheim finanzieren sollten. Das Pflegegeld reicht nämlich bei weitem nicht. Im Falle meines Schwiegervaters hätten wir - je nach Heim - zwischen 1400.- und 2500.-€ monatlich draufzahlen dürfen. Davon leben oft ganze zwei Familien, d.h. es ist schier unbezahlbar. Die Unterstützung durch einen Pflegedienst ist abhängig von der Pflegestufe, die oft erst nach langem Kampf gewährt wird (viele trauen sich aber nicht zu kämpfen - spart `ne Menge Geld und ist Teil des Systems) und auch dann muß man noch draufzahlen. Damit werden einem zwar Arbeiten wie Waschen und Windeln abgenommen - der Pflegebedürftige braucht aber weitaus mehr. Wer macht letztendlich meistens den Job? Die Töchter oder - wesentlich häufiger, da erstere ihre Eltern häufig nicht uneingeschränkt lieben - die Schwiegertöchter, die dann hinterher selbst Wracks sind, aber vorher erst einmal vom Gatterich abhängig sind (und dann die Eltern regelrecht erben - s. z.B. Oma-Forum...). Würdet Ihr das tun wollen? Wohl kaum. Folglich sehe ich eher den volkswirtschaftlichen Nutzen, denn lieber zahlt der "Staat" ein paar Nebenkosten illegaler Pflegekräfte als die zusätzlichen dauerhaften Krankenkosten der zumeist über Jahre hinweg Aufgearbeiteten, die in der Zwischenzeit selbst nicht arbeiten konnten und damit weder Steuern noch Sozialbeiträge entrichtet haben.


LG

Fiammetta

 
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