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Geschrieben von fiammetta am 26.11.2006, 17:53 Uhr

Meine Erfahrung

Hi,

ähnlich wie beim Pflegethema haben meistens genau diejenigen eine Meinung im Stile von "Nein, ich würde NIE abtreiben", die nicht auch nur ansatzweise in der Entscheidungssituation waren.

Ich sehe es wie Benedikte und vallie.
Ich hatte einen frühen Abgang, danach eine Fehlgeburt in der 22.Woche mit allen Konsequenzen, d.h. ich mußte ohne Schmerzmittel entbinden und wurde behandelt wie der letzte Dreck. Resultat: Geburtstrauma. Außerdem wurde ich danach fünf Jahre lang nicht mehr schwanger. Hat Spaß gemacht...:-(
Anschließend eine Risikoschwangerschaft, die aber perfekt verlaufen ist. Jetzt bin ich mit unserer Tochter schwanger und habe aufgrund meines hohen Alters (37) eine Nackentransparenzmessung vornehmen lassen. Resultat: super Ultraschallbild, schauderhafte Blutwerte, Ergebnis: das Kind ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:41 behindert. Realistisch umgerechnet ist das immer noch nicht hoch - aber was macht man im Falle eines Falles? Wir haben drei Pflegefälle in Folge alleine zu versorgen, ein kleines Kind, mein Mann hat Schulden, nicht andere unterstützen uns, sondern wir helfen immer anderen - unsere Belastbarkeit kennt auch Grenzen und unser Sohn hat ebenso ein Recht auf Perspektiven im Leben. Ich habe mir Tage lang die Augen vor den Kopf geheult, zumal erst zwei Wochen später die Fruchtwasseruntersuchung möglich war und das Ergebnis auch wieder Wochen dauerte. Ergo: Streß ohne Ende (großartig für`s Baby), hohe Kosten für die ganzen Untersuchungen und die Angst bei jedem Telefonklingeln. Ich hätte auch darauf verzichten können. Laut FISH-Test ist das Baby - soweit absehbar - gesund. Ich weiß nicht, ob ich eine eingeleitete Fehlgeburt psychisch ein zweites Mal überstanden hätte, zumal sich garantiert wieder ein Arzt gefunden hätte, der nicht in meinem Sinne gehandelt hätte. Andererseits hätten wir uns wahrscheinlich dagegen entschieden. Was wir wirklich getan hätten, weiß ich bis heute nicht.

Was ich mit der Geschichte sagen will, ist, daß es immer ja soo leicht ist, Menschen zu verurteilen, die nicht so gut sind wie man sich selbst gerne sieht. Mich graust es vor solchen Menschen, den in der Realität verhalten sie sich meistens konträr zu ihrem Gehabe. Ich muß allerdings auch sagen, daß ich all jene zutiefst bewundere, die das Leben mit einem Kind, um dessen Behinderung sie von vornherein wußten, auf sich nehmen. Ich kann aber niemanden dafür verurteilen, wenn er sich das nicht zutraut und rechtzeitig die Konsequenzen daraus zieht, denn gerne läßt niemand eine Abtreibung vornehmen, im Gegenteil.

LG

Fiammetta

 
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