Forum Aktuell

Aktuelles und Neuigkeiten

Fotogalerie

Redaktion

 

von Leena  am 29.11.2011, 8:44 Uhr

Kriegsgeneration

Kommt wahrscheinlich komplett auf die individuellen Lebensumstände an...

Meine Mutter ist ungefähr so alt wie Deine, STT, und an den Krieg hat sie im Grunde nur sehr rudimentäre Erinnerungen, allerdings erinnert sie sich an die Flucht aus dem heutigen Polen, an - mehr oder minder - Massenvergewaltigungen auf dem Treck, und daran, dass es viel zu viele Leute und viel zu wenig Essen gab, und die Kinder bekamen oft als letzte. Später, als Flüchtlinge im Westen, ging es ihnen auch lange Zeit nicht besonders rosig - und meine Mutter ist quasi der personifizierte "Müllschlucker", Essensreste kann sie nicht wegschmeißen, auch wenn sie sich dabei den Magen verrenkt, und wenn man die oberste Schimmelschicht abkratzt, kann man alles noch essen, und "so schlecht" ist es doch noch nicht. Gut, Kaffee ist für sie jetzt keine Währung (das kenne ich tatsächlich nur von meinen Großmüttern oder eben von Verwandten aus dem Osten, wo bei vielen "richtiger Kaffee" lange sehr begehrt und erwünscht war und vieles möglich gemacht hat). Aber die drei ranzigen Butterpäckchen, die gibt's bei meiner Mutter definitiv.

(Und im Grunde trage ich diese Erfahrungen in der nächsten Generation quasi fort, weil ich "gelernt" habe, dass für meine Mutter alles essbar ist, was für mich längst eklig ist, bin ich der reinste Mindesthaltbarkeitsdatum-Fetischist, und sobald ich nur denke, irgendetwas könnte vielleicht nicht mehr gut sein, schmeiße ich radikal alles weg. Mein Mann lästert oft. *seufz*)

So gesehen glaube ich schon, dass es - je nach Umständen des Einzelfalls - auch heute durchaus noch "Mäst-Omas" gibt, bei denen es an der Kriegsgeneration liegt, oder eben an den Erfahrungen der ersten Nachkriegszeit. Auch mein Vater, kurz vor Kriegsausbruch geboren, erinnert sich noch gut, dass es oft den ganzen Tag nichts zu essen gab und abends dann gekochte Kartoffeln ohne alles, oder Kohlrüben... Auch wenn ich zugebe, meine Eltern sind nicht mehr die Jüngsten, und die viele der hier beschreibenen Omas haben den Krieg und die Nachkriegszeit nicht mehr miterlebt - und es werden immer weniger, das stimmt auch.

Die 68er Generation samt Health Food ist übrigens an meiner Mutter komplett vorbei gegangen, damals war sie schon längst brave Beamte, und außerdem alleinerziehende, ledige Mutter (*schocking* - zumindest in den 60er Jahren), und war wieder mit dem eigenen Überlebenskampf beschäftigt...

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.