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Geschrieben von Hashty am 04.10.2016, 13:58 Uhr

Zum Thema Demonstrieren und Kämpfen fürs eigene Volk ein sehr guter Kommenta

Wer ist denn nun "der Gute" mit dem man mitkämpfen muss und wer "der Böse"?
In fb entdeckt:


SOLLEN SIE DOCH DA BLEIBEN UND KÄMPFEN …»

Ich kann den Scheiss nicht mehr hören. In jedem Kommentarfeed zum Thema Flüchtlinge kommt mindestens ein aufrechter Schweizer Vollidiot, der lakonisch und in völliger Ignoranz der Kriegsrealität einwirft: «Diese jungen Männer sind Feiglinge! Sollen sie doch da ihre Familien und ihr Land verteidigen!»
Diese martialischen Freizeit-Rambos und Tastaturhelden kennen den Tod nur aus «Tatort», haben noch nie einem sterbenden Menschen in die Augen geschaut, halten sich aber für die letzte Bastion der Männlichkeit. Helden der Waffenmagazine auf dem Klo. Es gab sie immer. Früher hiess es mit Blick aufs Sturmgewehr im Wohnzimmer: «Wenn der Russe kommt! Ha, dem werde ichs schon zeigen.» Ihr Kriegsverständnis stammt aus den Hollywoodfilmen der 80er, in denen irgendein Ex-Soldat stellvertretend für die USA den Vietnamkrieg im Nachhinein ganz alleine gewinnt.
Also, kurz und vereinfachend, zum Verständnis der Art von Krieg, wie er in Syrien stattfindet:
Nehmen wir an, lieber Hansruedi Rambo, dein Dorf wird von sechs verschiedenen Kriegsfraktionen umkämpft. Du kennst keine dieser Fraktionen, die Soldaten kommen aus Gegenden, in denen du noch nie warst, haben Ziele, die du nicht verstehst. Alle Gruppen interessieren sich einen Scheissdreck für dein Dorf. Sie wollen nur alle den Hügel, von dem ihre Mörser die Stellungen der Feinde besser massakrieren können.
Ok, soweit, so klar. Nun ist es aber so, dass jedes Mal, wenn eine Fraktion etwas vorrückt, alle anderen Fraktionen dein Dorf mit Bomben und Kugeln einstampfen, damit keiner einen Vorteil hat. Du, und natürlich deine Familie, sind Kollateralschäden. Dein Haus ist jeden Tag Deckung für eine andere bewaffnete Gruppe.
Welcher Fraktion würdest du dich anschliessen?
Was diese Männer machen, ist, dass sie ihre Familien in möglichst sichere Gefilde bringen, vielleicht nur ins Nachbardorf, vielleicht aber auch ins nächste Flüchtlingslager. Da es meist Bauern, Handwerker und kleine Leute sind, können sie sich nicht vorstellen, dass der Krieg sich über hunderte Kilometer in alle Richtungen erstreckt. Und dass alle paar Kilometer ein anderer kleiner Kommandant mit anderen Prioritäten seine Ziele verfolgt, in denen Flüchtlinge und Dorfbewohner wenig Platz einnehmen.
Die jungen Männer sammeln dann alles Geld der Familie und machen sich auf den Weg nach Norden, um dort einen sicheren Platz für ihre Angehörigen zu suchen. Die, die es bis zu uns schaffen, sind meist die besser Gebildeten. Was in diesem Setting heisst, dass sie mehr als 5 Jahre die Schule besucht haben und eine Karte lesen können. Vielleicht hatten sie sogar ein eigenes kleines Geschäft, da hinten, in den Bombentrümmern.
Nun, die Frage: Warum gehen die jungen Männer und nicht die jungen Frauen mit den Kindern?
Ganz einfach: Der Weg durch aktives Kriegsgebiet ist nicht gerade das, was man seinen Kindern und seiner Frau zumuten will. Der Mann hat die Verantwortung, kann sich am besten wehren und hat die grössten Chancen, den Weg zu überleben.
Hier angekommen, traumatisiert, einsam, wütend, verloren, sollen sie sich grad vom ersten Tag an wie Europäer verhalten, um ein Anrecht auf Hilfe zu bekommen. Natürlich gibts bei einzelnen dieser jungen Männern Schwierigkeiten bei der anfänglichen Anpassung. Natürlich wollen sie nach ein paar Wochen ihre Familien nachholen. Das ist ja der Grund, warum sie sich überhaupt auf den Weg gemacht haben. Oder würdet ihr, grosse Helden der dummen Kommentare, eure Familien im Kriegsgebiet lassen wollen?
Also, liebe Sofahelden, haltet einfach mal die Fresse. Während ihr euch bei «Bauer sucht Frau» an den Eiern kratzt und darüber jammert, dass ihr euch keinen Zweitwagen leisten könnt, haben diese jungen Männer mehr Tod, Verzweiflung und Angst gesehen, als ihr bei all euren Fernsehkrimis, Kriegsfilmen und Russia Today gemeinsam.
Falls ihr mir nicht glaubt, spendiere ich euch gerne die Reise nach Homs, Aleppo oder einer der anderen Destinationen, in denen ein Menschenleben gerade mal eine Kugel wert ist.

 
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