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Geschrieben von DK-Ursel am 12.09.2017, 9:50 Uhr

ich glabnue, in Amerika ist es auch einfach eine ERRUNGENSCHAFT, Amerikaner zu sein

He allesammen!

das ist mal eine sehr schöne Diskussion - hoffentlich bleibt es so.
In Mehrsprachenforum tauschen wir uns oft darüber aus - weil Kultur da eben auch wichtig ist:
Inwieweit trägt man die eigene immer (noch) mit sich und wie sehr integriert man sich in die neue?
Zu einer einstimmigen Antwort, was die Kultur eines Landes ist, kommen wir auch selten..

Ich denke, natürlich ist die deutsche Sprache das ,was uns sehr eint - und das hat Luther, der auch große Wirkung auf das Ausland hatte (auch DK feiert dieses Jahr das Lutherjahr) möglich gemacht.
Aber darüber hinaus haben wir Deutschen durchaus eine gemeinsame Kultur, denn ich begreife Geschichte und Philosophie, Literatur und Musik auch als (Ausdruck einer) spezifische(n) Kultur.

Mir hat man oft erklärt, es sei doch wie eine Auswanderung in ein anderes Bundesland, wenn man von Dtld nach DK "umziehe".
Das sagt nur jemand, der es noch nicht probiert hat - wahrscheinlich auch noch nie so wie ich in 3 versch. Bundesländern gelebt hat (mir fehlt nur der Osten) und der deshalb doch besser vergleichen kann.
Natürlich bekommt man auch vom Umzug aus NRW oder Berlin nach Süddtld. eine Art Kutlurschock, dennoch gibt es gemeinsame Regeln, Gesetze, Geschichte und Geschichten - und wiederum die Sprache.
Krieg, Mauer, Mauerfall - all diese Ereignisse aus dem letzten Jahrhundert haben die Deutschen (auch) geprägt, auch sie beeinflussen die Menthalität -- und die wiederum Literatur, Musik, Politik, Philosophie.

Genauso aber ist das natürlich auch in DK:
Nicht nur, daß sie ihre eigenen Schlüsselerlebnisse als Nation haben, so haben sie eben andere nicht - immer wieder bin ich komisch berührt, wenn ich die gewisse Ahnungslosigkeit in Bezug auf viele Dinge, die uns Deutschen sind, erlebe.
Dafür aber bestärken sie andere Dinge.
Gemeinschaftsgefühl und (oft blindes) Vertrauen in Institutionen (vor allem beiden Älteren) stammen ebenso aus dem Krieg wie bei uns der Drang zur Kritik, zum Nachfragen, zum Individualismus.
Hier lange Zeit ein äußerst verpöntes Wort - noch zu meinen Zeiten hier!!
Aber während wir eben gelernt haben, daß es falsch ist, als Masse wie die Lemminge einem "Führer" blind nachzufolgen und zu vertrauen, haben die Dänen gelernt, daß sie es sich als kleine Nation nicht leisten können, sich in Individuen aufzusplittern, die alle ihr eigenes Süppchen kochen.
Und weil man dann sehr homogen ist und bleibt, - dänische Kultur pflegt - ist man äußerst zugeknöpft allen Ausländern gegenüber!

Viele Dinge, die wir sowohl als Deutsche als auch die Dänen als gegeben hinnehmen, sind kulturell-historisch bedingt.
Wir müssen die Ursachen nur erforschen, so zeigen sich die kulturellen Unterschiede sehr schnell.

Sprache ist ein gaaaaanz wichtiger Teil der Kultur eines jeden Landes (weshalb es eben auch Sinn für Diktatoren macht, sie für Minderheiten zu verbieten!), aber sie ist nicht das einzige Bindeglied.
Sonst wären Menschen, die perfekt Deutsch als Fremdsprache lernen, automatisch "gute Deutsche", meint: sie hätten gleichzeitig alle deutsche Kultur verinnerlicht.
Ich kann dies bei allen Bemühungen noch lange nicht für die dänische sagen --- ich trage ja auch noch viel der deutschen in mir bis an mein Lebensende.

Herr Gauland stammt aus einer Generation, die den wirklich Kopf noch sehr einziehen mußte, wenn wir sagten,wir seien Deutsche.
Fahnen wie bei der Fußball-WM in Dtld. haben mich sehr gefreut, was Dänen so gar nicht nachvollziehen konnten.
Ich kann mich auch sehr gut an Zeiten erinnern, wo Kriegsflüchtlinge, Bombenopfer u.ä. nicht darüber sprechen durften, ohne gleich die Keule: "Ja, aber wir haben den Krieg ja auch angefangen..." übergezogen zu bekommen.
Insofern hat er Recht.
Es gibt eine Art "Schuldkultur" - die sich heute deutlich gewandelt hat und die Gott sei Dank zu einer geführt hat, die bei vielen Menschen (auch damals übrigens schon) ein Gefühl "nie wieder sowas!" ausgelöst hat.
Wir haben in der jüngsten Geschichte gleich 2 Diktaturen erlebt - das ist ein kollektives Gedächtnis, das haben sogar wir,die nicht unter ihnen gelebt haben.
Und darum ist auch das Verantwortungsgefühl, für den Frieden und den Erhalt der Demokratie zu sorgen, bei sehr vielen Deutschen groß.
Ich sehe nicht mehr, daß wir Deutschen unter der Last der Schuld uns klein machen oder ducken - das war einmal, insofern ist Herr Gauland einmal mehr und wieder einmal einer der ewig Gestrigen - aber das gehört ja zum Parteibild der AfD.
Daß er nicht gemerkt hat, wie sich der Umgang mit dieser unbestreitbaren Schuld gewandelt hat, beweist mir einmal mehr - wenn es nötig wäre - wie wenig wandelbar diese Partei ist, wie wenig sie aus der Geschichte gelernt hat und wie wenig sie in unsere Zeit paßt!!!

So, das war jetzt sehr lang, aber das ist eben auch ein komplexes Thema - spannend, danke für den Anstoß!

Gruß Ursel, DK

 
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