ADHS - ADS

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Geschrieben von Dezemberbaby2012 am 12.02.2020, 10:50 Uhr

Update zu „Extrem-Ausraster in der Öffentlichkeit

Hallo Ohno,

du hast Recht ich bin wirklich sehr „verkopft“. Ich bin Akademikerin, ich kann nicht anders . Nein, im Ernst, eigentlich bin ich sehr emotional. Und ich entscheide sehr viel intuitiv, also aus dem Bauch heraus.

Aber bei meinem ADHS-Kind kam ich da irgendwann an meine Grenzen und um ihm helfen zu können, habe ich mich schon sehr früh in die betreffende Fachliteratur gestürzt. Und darüber bin ich auch sehr froh. Denn ohne diesen fachlichen Hintergrund hätten wir nicht so früh gegensteuern können, wäre er aus dem Kindergarten abgeschoben worden, hätten wir wahrscheinlich immer noch keine Diagnose, hätten keine Therapie oder wären Versuchskaninchen für irgendeinen Wald- und Wiesen-Psychotherapeuten, mein Sohn würde immer noch die Hälfte der Zeit ganz hinten in der Klasse sitzen und die andere Hälfte am „Eselstisch“ sitzen, abgewandt von der Tafel und mit Blick auf einen chaotisch zugemüllten Klassen-Ablagetisch. Wahrscheinlich wäre er sogar bereits wenige Wochen nach der Einschulung als unbeschulbar der Schule verwiesen worden wie seine Klassenkameradin, die ebenfalls ADHS hat, deren Mutter aber nicht so „verkopft“ ist und die Interessen ihres Kindes daher nicht angemessen gegenüber den Lehrern verteidigen konnte.

Und hier zu Hause hätten wir glaube ich schon Mord und Totschlag, wenn wir nicht eine feste Struktur in der Erziehung vorgeben und diese konsequent einhalten würden, denn mein Sohn ist extrem willensstark. Unsere Erziehung ist definitiv nicht autoritär, sondern sehr auf die kindlichen Bedürfnisse sowie Mit- und Selbstbestimmung ausgerichtet, aber einige wichtige Grundregeln sind (zumindest seit wir das ADHS-Problem in seiner ganzen Dimension erfasst haben) unumstösslich. Anders geht es bei unserem Kleinen nicht. Und um diese Grundregeln und Erziehungsleitlinien sicher festlegen zu können und dann auch 100%ig dahinter stehen zu können, war es für mich wirklich wichtig, in die Thematik auch fachlich tief einzusteigen. Klar, am Ende lasse ich meinen Bauch nochmal „drüberschauen“, aber die beiden waren sich bisher am Ende meistens einig.

Kompromisse sind natürlich okay für mich und ich bin grundsätzlich immer dafür, aber nicht in Situationen, wo schon eine Entscheidung gefallen. Diese Konsequenz nach einmal getroffenen Entscheidungen ist wichtig für meinen Sohn, und meiner Meinung nach für die meisten ADHS-Kinder. Und manchmal muss eben eine definitive Entscheidung getroffen werden, wir können nicht alles aushandeln, so viele Stunden hat der Tag nicht.

Mit dem „Bloßstellen in der Öffentlichkeit“ meinte ich, dass er sich in der Öffentlichkeit „zum Affen macht“ und sich damit selbst bloßstellt. Also nicht meine Reaktion oder die der anderen, sondern das was er in so einem Extremfall macht (Schreien, Weinen, Toben, auf den Boden schmeißen, Sachen demolieren, sich selber verletzen) ist für ihn selbst „peinlich“ um es mal zurückhaltend auszudrücken. Und er bekommt das natürlich sehr wohl mit. Er ist 7, natürlich merkt er, dass er „anders“ ist. Das hat er schon sehr früh gemerkt (mit 4?) und selbst thematisiert. Er leidet sehr darunter. Und wenn so ein Anfall abebbt, kriegt er natürlich die Reaktionen der anderen mit. Oder wenn ihn die Kinder in der Schule darauf ansprechen, nichts mit ihm zu tun haben wollen, weil er immer so „komisch“ ist. Oder sagen „Meine Mami hat verboten, dass ich mit dir spiele“. Er ist doch nicht dumm. Im Gegenteil, er ist eigentlich sehr schlau und sensibel (wie die meisten ADHS-Kinder, glaube ich). Nur in der Ausflipp-Situation selbst ist ihm das egal bzw. er kann (noch?) nicht ausreichend gegensteuern.

Aber in einem hast du auf jeden Fall Recht. Ich will möglichst alles richtig machen. Denn es geht um das Glück meines Kindes. Deshalb hinterfrage ich ziemlich viel, manchmal auch mein eigenes Handeln oder das von anderen. Da kann man natürlich auch übertreiben, das stimmt schon. Ich versuche, in der Balance zu bleiben, danke für die Erinnerung daran

Liebe Grüße

Dezemberbaby

 
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