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Geschrieben von Strudelteigteilchen am 31.08.2015, 11:30 Uhr

Was macht ihr, wenn NICHTS läuft??

Er weiß ja sicher, WAS er lernen soll. Aber weiß er auch, WIE er es lernen soll? Kennt er Strategien, sich an Dinge zu erinnern? Hat ihm irgendwer mal erklärt, wie er sich selber organisieren kann? Oder wird einfach nur erwartet, daß er es kann?

Es ist einfach so, daß manche sich mit solchen Sachen leicht tun und andere schwer - vielleicht vergleichbar damit, daß manche Kinder schnell lesen lernen und andere länger brauchen. Nun kann man natürlich darauf warten, daß der Organisations-Legastheniker irgendwann mal vom Heiligen Geist der Ordnung durchströmt wird - leider passiert das so gut wie nie.

Es ist natürlich schwer, erst jetzt (wo es hirnumbaubedingt schlimmer wird) mit einem gezielten Training anzufangen. Aber besser jetzt als nie.

Ich würde mich ganz un-böse und rein lösungsorientiert mit dem Kind hinsetzen und gemeinsam überlegen, wie ER sich besser organisieren kann. Ich gehe fest davon aus, daß er es auch nicht lustig findet, wenn er in der Schule hungert oder nach der Schule vor der Tür sitzt. Was kann ER also tun, um an Dinge zu denken. Dabei würde ich mit ein oder zwei täglichen Kleinigkeiten anfangen. Er vergißt häufig den Schlüssel? Wo kann er den Schlüssel deponieren, daß er am nächsten Tag wirklich dran denkt? (Bei uns hängen alle Schlüssel an der Innenseite der Wohnungstür - da kommt jeder dran vorbei.) Dann wird ein paar Wochen lang gezielt an der Schlüsselsache gearbeitet: Jedes Mal, wenn er zur Tür reinkommt, wird der Schlüssel am vereinbarten Ort deponiert - und morgens wird ritualisiert geschaut, daß er mitgenommen wird. Wichtig ist das Ritual, der immer gleichbleibende Ablauf. Um den sicherzustellen, gibt es entweder Erinnerungen von Mama (dann aber nicht zwölf mal, sondern ein mal, dann wird das ohne Widerspruch sofort erledigt - deswegen ist es wichtig, daß er selber mitarbeitet bei der "Planung"), oder man greift zu anderen Tricks (Post-it an der Tür oder rote Schleife am Jackenhaken, um daran zu erinnern, daß der Schlüssel an seinen Platz gelegt werden soll; Erinnerungsfunktion des Handys; ich arbeite oft mit Bändern am Handgelenk, KindGroß benutzt manchmal Zeichen, die sie mit Kuli auf den Handrücken malt - frag ruhig mal Deinen Sohn, was er sich da vorstellen kann). Nach einer Weile kann man diese Hilfen "ausschleichen" (z.B. wartet Mama mit der Erinnerung, ob es von selber klappt; oder der Sohn stellt für sich fest, daß er den Schlüssel schon weghängt, bevor das Handy piept....). Rechnet mit Rückschlägen und probiert es weiter, manchmal muß man ein paar unterschiedliche Dinge ausprobieren, bis man den passenden Ablauf gefunden hat. Aber je besser man sich selber kennt, desto leichter ist es beim nächsten "Projekt".

Auch sonst hilft es, die Abläufe zu ritualisieren und "Aufgabengruppen" zu bilden. Zum Beispiel: "Dinge, die man dabei haben muß, wenn man das Haus verläßt!" Ich habe für mich die drei Sachen "Schlüssel, Handy, Portemonnaie" verknüpft - und weil der Schlüssel seinen Haken an der Tür hat, denke ich beim Blick auf die Tür auch an die beiden anderen Dinge. Änderungen werden innerhalb solcher "Gruppen" auch leichter, weil das grundlegende Ritual inzwischen fest verankert ist - es wäre ein Leichtes, ein zusätzliches Element an die Verknüpfung Haken-Schlüssel-Handy-Portemonnaie anzuhängen.

Neurologen sagen, daß man ein Ritual etwa 50 Mal wiederholt werden muß, bevor es automatisiert wurde - öfter, wenn die Abstände dazwischen groß sind.

Ich fand das OptiMind-Verfahren wirklich hilfreich (da gibt es eine Menge Bücher zu). Das wurde entwickelt für ADS´ler, bei denen diese "Organisations-Legasthenie" zum Krankheitsbild gehört. Hier haben alle drei Mitglieder des Haushalts AD(H)S und wir würden untergehen, wenn wir das nicht irgendwie geregelt bekämen. Ich fand es hilfreich, konkrete Anregungen aus den o.g. Büchern zu bekommen. Ich glaube, daß vor allem meine Kinder von den gezielten Übungen profitieren, denn sie haben früh gelernt, gezielt nach Strategien zu suchen und sie dann anzuwenden - ich habe 40 Jahre lang mit "trial and error" gearbeitet, das war anstrengend und frustrierend. Unsere Wohnung war zwischendrin mal mit Post-ist zugekleistert (auch nicht gut - wenn es zu viele sind, wirken sie nicht mehr), wir haben Listen mit Whiteboard-Marker an den Badezimmerspiegel geschrieben und Wecker in der Wohnung verteilt. Manches war sinnlos, einiges hat geholfen, hin und wieder war ein echter Knaller dabei *lach*. Hilfreich war mMn, daß es nicht schlimm war, wenn etwas nicht gewirkt hat - dann hat es halt nicht gepaßt und man mußte eine neue Lösung suchen. Die Kinder sind da teilweise richtig kreativ geworden. Erlaubt ist alles, solange es hilft (und keine Unsummen kostet).

(Vorbeugend: Ich sage NICHT, daß Dein Kind AD(H)S hat. Ich sage lediglich, daß dieses Problem mit der Selbstorganisation bei Menschen mit AD(H)S sehr häufig vorkommt und daß es sinnvoll sein kann, sich die Ideen im Umgang damit abzuschauen.)

 
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