Für alleinerziehende Eltern

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Geschrieben von Traumfänger am 10.05.2006, 11:58 Uhr

Guten Morgen - jemand n Käffchen????

Soziale Hängematte - hin oder her. Ich schliesse mich Sue an, das kann man doch hier nicht über einen Kamm scheren!!! Was soll denn das!! Sicher gibt es Leute, die sich auf Sozialkosten ausruhen, aber die Masse ist das doch ganz sicher nicht. Ich habe - obwohl ich verheiratet war - ab dem 7. Lebensmonat meines Kindes abends in einer Anwaltskanzlei gearbeitet. Das ging offiziell von 16.30 Uhr bis 22.30 Uhr, meist aber auch mal bis 4 Uhr nachts an einem Stück durch. Als mein Mann sich davon gemacht hat, habe ich das 2 Monate lang unterbrochen und das dann weiter gemacht bis im Dezember 2004. Dann konnte ich das nicht mehr machen, weil mein Sohn solche Trennungsängste hatte, dass er sich ständig in die Hose machte. Das hing mit der Trennung vom Vater zusammen und die Angst, mich auch noch zu verlieren. Ich hatte die Zusage, dass mein Arbeitgeber, eine Medienagentur, mich wieder einstellt ab Dezember. Also habe ich bei der Kanzlei gekündigt. 1 Woche später hatte ich von der Agentur auch die Kündigung im Kasten - ich sei AE und könne den Job als Medienberater nicht allein ausüben. Super - herzlichen Dank!

Außerdem finde ich es erstaunlich, dass sich hier so tolle Leute mit toll bezahlten Jobs tummeln. Ich spreche 5 Sprachen, habe als Management Assistentin, Übersetzerin und Geschäftsleitungsassistentin und Media Consultant etc. gearbeitet, habe super Zeugnisse und habe 1 Jahr lang und länger gesucht, um Arbeit zu finden. Bisher: keine Festanstellung. Nur Vollzeit - und Vollzeit heißt in diesen Positionen. Start: 8 Uhr und Ende 21 Uhr. Mit einem Kind nicht machbar!!!

Ich habe insgesamt 400 Bewerbungen geschrieben und davon hatte ich 5 Einladungen zum Vorstellungsgespräch. Das Arbeitsamt hat in jener Zeit ganze 3 Bewerbungsvorschläge an mich gesendet, die hinter Hanau lagen und ohne Auto für mich gar nicht erreichbar gewesen wären. Fahrtzeit 1,5 Stunden hin und 1,5 Stunden zurück. Echt klasse Unterstützung. Das Arbeitsamt sollte auch mal hingehen und die Leute anständig betreuen. Ich habe hier nur miese Erfahrungen gemacht. Z.B. wurde ich in eine Maßnahme gesteckt, als mein Sohn bis 14 Uhr nur einen KiGa Platz hatte, sie wussten aber genau, dass die Job Rückführungsmaßnahme bis 18 Uhr dauert. Als ich 3 x hintereinander um 13 Uhr gehen musste, hat man mir erstmal das Geld gekürzt, obwohl das Arbeitsamt wusste, ich habe nur bis 14 Uhr einen KiGa Platz für den Kleinen. Da bin ich auf die Barrikaden gegangen, das könnt Ihr mir glauben. Dann hatte ich von Mai bis September letzten Jahres gar keinen Betreuungsplatz und eine TAMU hier in der Gegend zu finden, das Glück hatte ich auch nicht.

Es reisst sich nicht jeder hier drum, eine AE Mutter einzustellen. Ja, und soll ich im Vorstellungsgespräch lügen, ich hätte eine Oma im Falle, wenn Junior krank wird? Ich habe dann auch niemanden. Was habe ich also gemacht? Mich selbst aus dem Sumpf gezogen. Ich arbeite freiberuflich, risikoreich, auf eigene Kappe. Bekomme nur noch Miete 345 Euro und Krankenversicherung vom ALG2 Satz bezahlt. Und es bleibt mir monatlich maximal 1.100 Euro. D.h. wenn ich keine Kurse mehr habe, stecke ich in der Tinte. Seit Dezember 05 beziehe ich offiziell Hartz IV, im Dezember habe ich angefangen, für 7,50 Euro zuzuarbeiten - pro Stunde - Mindestlohn!!! Mittwochs in der Schule, wo ich unterrichte, habe ich insgesamt für 4 Doppelstunden 30 Euro verdient und 15 davon gingen zurück an die Tagesmutter. Aber das habe ich in Kauf genommen, das war mein Einstieg. Darüber haben sich alle möglichen Kontakte entwickelt. Hätte ich mich auf die Hilfe vom Arbeitsamt verlassen, hätte ich gelitten. Auch jetzt: ich habe seit Dezember 05 mindestens 1 x pro Woche bei der Kommunalen Arbeitsvermittlung angerufen und 1 x pro Woche eine Email geschickt, dass ich Übergangsgeld gern hätte, damit ich komplett auf eigenen Füßen stehe. Ich musste aufgrund von Zeitmangel bei der Bearbeitung bereits 6 Monate !!! warten und habe bis heute noch kein persönliches Gespräch gehabt, weil diese Stelle überlastet ist.

Und gerade am Montag ist es mir wieder bewusst geworden, wie allein und hilflos man manchmal dasteht, gerade wenn das Kind krank ist und man sonst niemanden hat. Ich hatte von 14 bis 15.30 Uhr Unterricht zu halten (Verdienst 15 Euro), danach bin ich in die KiTa gerannt (mit Bus und Bahn), hab den Kleinen geholt, bin mit ihm zur Tagesmutter, wo er bis 21.15 Uhr bleiben sollte, weil ich dann 4 Doppelstunden bei der Volkshochschule unterrichten sollte.

Um 17.15 Uhr habe ich den Kerl abgegeben, er schon geweint, es ginge ihm nicht gut, er brauche die Mama. Seine Schreie habe ich noch 3 Straßen weiter gehört. Ich Nervenflattern und schlechtes Gewissen, dass ich mein Kind jetzt bei der TaMu lassen muss, obwohl es ihm nicht gut geht. Ich dann in die VHS, meine Kopien für die Kurse gemacht, um 18 Uhr sollte ich starten, um 17.50 Uhr kam dann der Anruf der Tagesmutter, mein Kind würde sich einnässen, hätte vor lauter Aufregung in die Küche gebrochen. Ich klitschnaß geschwitzt die Kopien genommen, den kleinen Kerl abgeholt, frisch gemacht, um 18.10 Uhr habe ich vor meinem Kurs gestanden, mit einem zitternden Kind im Arm. Zum Glück hatte jeder der Kursteilnehmer Verständnis und ich habe sogar noch weitere Kurse bekommen fürs kommende Semester.

Die TaMu habe ich gefeuert, weil sie bei meinem Eintreffen meinte, wenn das ihr Kind wäre, hätte sie ihm den Hintern vollgehauen, um ihm seine Grenzen zu zeigen. Wo kommen wir denn da hin? Dem Kerl geht es schlecht, er hat Trennungsängste, näßt sich ein und ist seelisch fix und fertig und ich soll ihm den Popo verhauen? Die spinnt wohl.

Aber: Jetzt weiß ich nicht, wohin mit dem Knirps am nächsten Montag. Die Oma hat Herzprobleme, kann frühestens am 29.5. den Kleinen nehmen und jetzt darf ich beten, jemanden zu finden, der am Montag auf den Junior aufpasst.

Es ist nicht so einfach wie es aussieht. Und eine Bekannte von mir kippt dauernd um, sie ist im Vorstand einer Bank und auch AE, sie sieht fast nie ihr Kind und leidet sehr unter dem allem. Jetzt war sie auch reif für eine Kur. Eine andere AE Mutter hat noch ein behindertes Kind, sie bekommt kaum Geld für die Therapien, daher arbeitet sie schwarz als Tagesmutter, damit sie überhaupt über die Runden kommt.

Was ich damit nur sagen will: klar gibt es Leute, die "keinen Bock" haben, aber es gibt auch viele AE Mütter, die verdammt viel leisten und die dennoch oft gegen Windmühlen kämpfen müssen!!!

 
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