Sehr traurige Oma

Liebe Almasa,

ich kann dich auch super verstehen und es geht mir leider gerade genauso. Wir sind vor dreieinhalb Monaten Großeltern geworden und haben unseren Enkel bisher nur einmal sehr kurz auf dem Arm gehabt. Insgesamt tun sich unser Sohn und unsere Schwiegertochter extrem schwer, ihr Kind abzugeben. Sie scheinen sehr der Theorie der "Bindungs- und bedürfnisorientierten Erziehung" anzuhängen und sind der Auffassung, dass das Baby sich nur bei ihnen wohlfühlt und auch nur sie wissen, was das Baby braucht. Meinem Mann und mir tut das super weh. Ich hätte nie gedacht, dass es so traurig sein kann, Großmutter zu werden. Dabei hatte ich mich so darauf gefreut.
Ich glaube auch, dass die beiden gar nicht wissen, wie unglücklich sie uns damit machen, denn eigentlich haben wir ein sehr gutes Verhältnis zueinander.
Aber ich traue mich auch nicht, es konkret anzusprechen, weil ich Sorge habe, dass sie dann erst recht Abstand zu uns nehmen, weil sie sich nicht akzeptiert fühlen.

Da ich viel mit Menschen darüber rede, wie weh uns die Situation tut, höre ich immer öfter, dass es anscheinend anderen ähnlich geht. Mir scheint, dass heute bei jungen Menschen immer öfter der Gedanke verbreitet ist, dass das Kind mind. in den ersten Monaten dauernde Nähe zu den Eltern braucht und nicht andern auf den Arm gegeben werden soll.

Ich merke, wie sehr die Situation unser Verhältnis zu unserem Sohn und seiner Freundin beeinträchtigt, die eigentlich sehr von Vertrauen geprägt war. Wir können uns gar nicht mehr auf ein nächstes Treffen freuen, weil wir große Sorge haben, wieder enttäuscht zu werden und wir uns dann immer verstellen müssen, um nicht aufdringlich zu wirken.

Wie hat sich denn bei Dir die Situation entwickelt, jetzt, da schon sechs Monate seit deinem Post vergangen sind? Ist es besser geworden? Hast Du heute andere Tipps, wie man damit umgehen sollte?

Ich wünsche Dir, dass Du bald eine richtig gute Beziehung zu Deinem Enkel aufbauen kannst.

LG Belies