So gelingt eine gute Beziehung zu den
Schwiegereltern

Oma mit Baby auf dem Arm

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Menschliche Nähe gibt es nicht zum Nulltarif: Wer in einer festen Beziehung lebt, muss sich auch mit der Familie des Partners / der Partnerin auseinander setzen. Das ist nicht immer einfach.

Denn jedes Paar baut sich eine gemeinsame Welt auf - und doch wurzelt jeder von beiden in der eigenen Herkunftsfamilie. Das sorgt manches Mal für Zündstoff. Der sich aber in vielen Fällen entschärfen lässt.

Folgen Sie Ihrem Gefühl - ein Stück weit

Dass Sie Ihren Mann / Ihre Frau lieben heißt keineswegs, dass Sie Feuer und Flamme für seine / ihre Eltern sein müssen. Schön, wenn das so ist. Aber wenn nicht, dann brauchen Sie sich nicht zu einem Gefühl zu zwingen, das einfach nicht da ist. Was Sie allerdings beachten sollten (und selbst erwarten dürfen), sind die Grundregeln der Höflichkeit.

Die helfen Ihnen, auf familiärem Glatteis nicht auszurutschen. Sie sind ja mit der fremden Familie längst nicht so vertraut, wie mit Ihren eigenen Eltern und Geschwistern: Eine unbedachte flapsige Bemerkung, ein hingeworfener Seitenhieb kann daher das Klima für lange Zeit vergiften. Umgekehrt hilft eine distanziertere, aber freundliche Umgangsweise Menschen manchmal, trotz aller Unterschiede zueinander zu finden.

"Die mögen mich aber einfach nicht"

Möglich, Ihre Schwiegereltern haben Sie ja nicht ausgewählt. Normalerweise sollte es gelingen, trotzdem mit Anstand über die Runden zu kommen (siehe oben). Legen Sie nicht jedes Wort Ihrer Schwiegereltern auf die Goldwaage. Sie müssen übrigens auch nicht immer dabei sein, wenn Ihr Mann/Ihre Frau bei seinen/ihren Eltern ist.

Schwierig wird die Sache, wenn offen oder versteckt an Ihnen herumgenörgelt wird und Sie das nicht länger mit Humor wegstecken können. Der optimale Weg wäre dann, den Stier bei den Hörnern zu packen: "Ich habe das Gefühl, du findest das nicht richtig, wie ich unseren Haushalt führen?" So lässt sich vielleicht ein Gespräch beginnen, in dem die verschiedenen Ansichten zur Sprache kommen. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und ein paar Grundregeln zu befolgen:

1. Keine wilden Beschuldigungen des Anderen.

2. Packen Sie das, was Sie zu sagen haben, in die Ich-Form ("Mir kommt es so vor, als wolltest du mich kritisieren"). So können Sie über Ihre Gefühle sprechen, ohne dass Ihr Gegenüber sich gleich angegriffen fühlen muss.

3. Hören Sie dem Anderen zu und lassen Sie ihn/sie ausreden. Denken Sie daran, dass auch Ihr Kind eines Tages einen Freund/eine Freundin haben wird. Haben Sie Wünsche, wie dieser Mensch sein sollte? Können Sie sich vorstellen, wie sich das anfühlen wird, jemand Fremden in die Familie aufzunehmen, Ihr Kind mit ihm/ihr zu teilen?

Deine Eltern nerven total!

Okay, manchmal ist in Sachen Schwiegereltern das Maß vielleicht wirklich voll. Bevor Sie aber Ihrer Wut freien Lauf lassen, sollten Sie bedenken:

Vorsicht mit Totalangriffen: Wir reagieren gereizt, wenn unsere Eltern kritisiert werden. Denn wir fühlen uns dadurch selbst in Frage gestellt: Menschen identifizieren sich mit ihren Eltern und lieben sie - auch, wenn sie nicht in allen Dingen mit diesen übereinstimmen. Aggressive Kritik des Partners/der Partnerin an den Schwiegereltern ("Deine Eltern sind das Letzte! Die waren wieder zu spät dran.") tut daher weh und ruft eine kratzbürstige Reaktion hervor.

Andererseits muss es möglich sein, berechtigte Kritik zu äußern. Tipp: Versuchen Sie auf den Punkt zu kommen und sachlich zu bleiben ("Es ist sehr anstrengend für mich, wenn deine Eltern die Kinder zu spät abholen. Was können wir tun, damit das in Zukunft besser klappt?")

Umgekehrt gilt: Nicht gleich einschnappen, wenn Ihr Mann/Ihre Frau Ihre Eltern kritisiert. Außenstehende sehen manches klarer als enge Angehörige. Das hat seine guten Seiten. Denn in jeder Familie gibt es eingefahrene Gewohnheiten, feste Rollen, die einzelne Familienmitglieder belasten können. Manchmal ist es ganz gut, wenn da ein wenig frischer Wind hineinkommt und zu starre Rituale über Bord geworfen werden.

Zwischen allen Fronten?

Ihr Mann/Ihre Frau und Ihre Eltern kommen einfach nicht klar? Eine schwierige Situation. Alle sind unglücklich und genervt. Ihr Partner/Ihre Partnerin wird ebenso Ihre Loyalität einfordern, wie Ihre Eltern. Und Sie werden es vermutlich nicht allen recht machen können. Vor allem nicht, wenn Sie hoffen, dass sich die Sache von alleine erledigt.

Sie müssen aktiv eine Lösung suchen. Klären Sie erst einmal, was den ganzen Ärger verursacht. Wer beschwert sich denn worüber? Wie sehen Sie Ihre eigene Rolle? Was quält Sie, was ist Ihnen wichtig? Welche Möglichkeiten gibt es, an der Situation etwas zu ändern? Wenn Sie für sich ein wenig Klarheit gewonnen haben, versuchen Sie, mit allen anderen ins Gespräch zu kommen.

Nur so lassen sich klare Regelungen finden. Es ist durchaus möglich, sich gütlich zu einigen und eine Balance zwischen den eigenen Eltern und Ihrer neuen Familie zu finden. Auch wenn der Lösungsweg mitunter steinig ist und mancher Traum zerplatzt. Wenn Sie allein nicht weiter kommen, überlegen Sie ruhig, professionelle Hilfe (siehe unten) in Anspruch zu nehmen!

Wer nimmt, muss auch geben: Kompromisse helfen

Sie leben kostengünstig im Haus der Schwiegereltern? Ihre Schwiegermutter macht Ihre Wäsche oder hilft Ihnen regelmäßig bei der Kinderbetreuung? Das ist in vielen Familien so. Zum Glück, denn diese Hilfen sind im Alltag meistens höchst willkommen, wenn nicht sogar unentbehrlich. Wer sie annimmt, zahlt aber häufig auch einen Preis: Die Schwiegereltern sind nah dran an Ihrem Familienleben. Das kann Reibereien verursachen, wenn die Vorstellungen davon, wie Dinge gemacht werden sollten, sich unterscheiden. So kommen Sie besser klar:

Springen Sie ein Stück weit über Ihren Schatten und zeigen Sie Kompromissbereitschaft. Lohnt es wirklich, darüber zu streiten, welches Waschmittel Ihre Schwiegermutter verwenden soll? Geht die Welt davon unter, dass Ihr Kind von der Oma eine Spielzeugfigur bekommen hat, die Sie absolut grässlich finden? Übrigens: Sagen Sie für die geleistete Hilfe auch mal Danke!

Treffen Sie überall dort klare Absprachen, wo Ihnen etwas wirklich wichtig ist. Wenn Sie z.B. nicht wollen, dass Ihre Schwiegereltern jederzeit bei Ihnen in der Wohnung ein und aus gehen, dann sagen Sie das auch.

Verzichten Sie, wenn Ihnen der Preis zu hoch ist. Haben Sie das Gefühl, dass Sie durch bestimmte Hilfs-Angebote Ihrer Schwiegereltern gefühlsmäßig unter Druck geraten, sollten Sie genau überlegen, ob Sie sie annehmen. Wenn Sie sich Ihren Schwiegereltern nicht zu sehr verpflichten wollen, müssen Sie und Ihr Partner/Ihre Partnerin möglicherweise auch mal Unterstützung ablehnen.

Schwiegereltern sind auch Großeltern

Und als Oma und Opa spielen sie für Ihr Kind / Ihre Kinder eine wichtige Rolle. Auch wenn Sie selbst sich mit Ihren Schwiegereltern vielleicht nicht so gut verstehen: Ihr Kind sieht diese Menschen möglicherweise in einem ganz anderen Licht. Es erlebt sie unter Umständen als liebevolle, fröhliche Großeltern, als Verwandte, bei denen es sich immer willkommen fühlt. Die Beziehung zwischen Enkeln und Großeltern ist nun einmal ganz anders als die zwischen Eltern und (Schwieger-)Kindern. Versuchen Sie, Ihrem Kind zuliebe über Ihren Schatten zu springen. Lassen Sie ihm das Glück der schönen Stunden bei seinen Großeltern.

Reden Sie doch mal mit Familien-Profis

Falls die Probleme zu groß werden und Sie alleine keine Lösung finden, sollten Sie sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen. Das ist besser, als die eigene Beziehung, ggf. auch Ihre Kinder, jahrelang unnötigem Stress auszusetzen. Kostenlose bzw. kostengünstige Hilfe gibt es z.B. bei Ehe- und Familienberatungsstellen (Adressen im Telefonbuch, evtl. auch auf den Internetseiten Ihrer Stadt / Gemeinde). Deren Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht. Es hilft erfahrungsgemäß auch, erst einmal alleine zu einem Gespräch zu gehen, wenn Ihr Partner/Ihre Partnerin nicht mitkommen will.

Tipp: Familienbildungszentren oder Volkshochschulen bieten häufig hilfreiche Seminare / Vorträge zu Familienthemen an.

Zuletzt überarbeitet: Januar 2019

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