Der Spagat ist keine leichte Übung! Speziell der Spagat zwischen Familie, Job und Haushalt kann bei berufstätigen Eltern, ob Müttern oder Vätern, zu einer Herausforderung werden.
Die Kleinen wollen zum Flötenunterricht, der Große braucht Hilfe bei den Hausaufgaben, Wäsche muss in die Waschmaschine und dann auf den Wäscheständer, der Chef hätte gern eine Präsentation und ein paar Tabellen extra, der Partner / die Partnerin würde sich über ein offenes Ohr freuen und alle zusammen haben Hunger – der ganz normale Alltag eben. Aber wie lässt sich das Familienleben und der Arbeitsalltag mit all den regelmäßigen Terminen und den unvorhergesehenen Zwischenfällen am besten ohne viel Stress managen? Manchen hilft Yoga, anderen Schokolade, die nächsten bemühen Excel-Tabellen, um Zuständigkeiten und die Last zu verteilen und einige versuchen es mit Sport oder zumindest mal zu Fuß zum Kindergarten zu gehen.
Verantwortung abgeben: Es muss nicht perfekt laufen!
Zuständigkeiten zu klären, ist ein guter Beginn: Bist du wirklich für alle Dinge allein verantwortlich? In vielen Familien können Zuständigkeiten auf Partner und ältere Kinder übertragen werden. Miteinander ist das Zauberwort. Dann darf der Haushalt auch von anderen Familienmitgliedern erledigt werden und ältere Kinder können schon für kleine Aufgaben Verantwortung übernehmen. Selbst wenn es anfangs nicht perfekt laufen sollte, manches ist eine Sache der Entwicklung – und Mutter oder Vater lernen, dass nicht alles perfekt sein muss und welch entspannende Wirkung etwas Gelassenheit haben kann. Grundsätzlich ist zudem ein gutes Netzwerk, auf das man speziell im Notfall zurückgreifen kann, viel Wert und gibt starken Halt. Eltern können mit guten sozialen Kontakten nur gewinnen! In beiden Richtungen: Denn wer beispielsweise Nachbarn, Kollegen, Bekannten auch mal Hilfe anbieten kann, fühlt sich besser und die Kinder lernen am positiven Beispiel und vielleicht können sich daraus sogar Freundschaften entwickeln.
Sich selbst nicht vergessen: Die eigenen Batterien aufladen
Aber theoretisch ist klar, auch Mütter oder Väter brauchen bei all den Anforderungen Zeit für sich selbst, um die Batterien aufzuladen. Praktisch ist das in vielen Familien nicht immer möglich. Meist versuchen sich Eltern als Jongleure, die alle Bälle im Blick haben und konzentriert durch den Tag und die einzelnen Aufgaben steuern. Selbstverständlich kostet das Kraft, Nerven und Energie. Bewusste Auszeiten und Konzentration auf die jeweils aktuell wichtige Aufgabe, ohne bereits an Schritt zwei, drei und sechs zu denken, sollen die Schlüssel sein, damit das Familienchaos einen nicht mitreißt. Widme dich also einer Sache, und immer in dem Tempo, das zu dir passt. Hetzen bringt nichts, sondern führt eher dazu, dass wir etwas vergessen oder verschütten. Weiter ist erwiesen, dass kleine Rituale helfen können, um schnell neue Kraft zu schöpfen, vielleicht eine Tasse Kaffee in einer kurzen Zwischenzeit zwischen zwei Terminen oder ein Hörbuch im Auto auf dem Weg zur Arbeit – Hauptsache, mal kurz abtauchen. Kleine Pausen zum Innehalten für frische Energie.
Alleinerziehende – besonders belastet
Nicht unerhebliche Punkte, die Einfluss auf die Work-Life-Balance haben, sind natürlich insgesamt Familiensituation und Einkommen. In Familien, bei denen es möglich ist, reduziert ein Elternteil vielleicht die Arbeitszeit, um sich verstärkt um Familie und Haushalt zu kümmern. Alleinerziehende Eltern haben diese Möglichkeit oft nicht, sie leiden häufig mehr unter den vielen Anforderungen und fühlen sich schneller belastet und ausgelaugt. Sie können es sich einfach nicht erlauben, weniger zu arbeiten, denn die finanzielle Situation wäre schwieriger als sie eventuell ohnehin schon ist. Die Einkommensfrage sei in puncto Work-Life-Balance mitentscheidend, sagt Kerstin Jürgens, Professorin an der Universität Kassel. So müssen viele Beschäftigte, die im Niedriglohnsektor arbeiten, tatsächlich jeder fünfte Beschäftigte laut Statistischem Bundesamt, ein bestimmtes Stundenpensum leisten, um ihre Existenz zu sichern. Über Work-Life-Balance nachzudenken, ist also auch ein kleines Privileg, das nicht jeder hat.
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