Geschwisterstreit - wie du als Elternteil reagieren kannst

Meine beiden Großen (4 und 9) streiten sich den ganzen Tag. Zum Frühstück geht's los: der eine guckt blöd, tritt, der andere hat Müsli in der Schale usw." beschreibt eine Mama bei uns - und spricht vielen Eltern aus der Seele.

"Es zerrt an den Nerven", gibt sie offen zu. Da können ihr viele Eltern einfach nur zustimmen. "Geschwisterkonkurrenz und Geschwistereifersucht sind leider unvermeidlich und nicht abstellbar", erklärt ganz richtig eine andere Mama.

Eltern als Schiedsrichter?

Er hat angefangen - nein, er hat angefangen! Bekommen sich Geschwister in die Haare, wird schnell nach Mama oder Papa gerufen, die über die Streithähne richten sollen. Sie sollen entscheiden, wer Recht hat, wer Unrecht. Aber sollten Eltern wirklich den Schiedsrichter in diesen Rangeleien geben?

Sicherlich spielt bei diesem Thema das Alter der Kinder eine ganz maßgebliche Rolle. Bei sehr kleinen Kindern, vor allem wenn Eifersucht eine Rolle spielt oder beispielsweise ein Kind entthront wurde durch ein neugeborenes Baby, müssen Eltern dazwischengehen, ganz besonders wenn Rivalitäten körperlich ausgefochten werden. "Es ist sinnvoll, dass du hier regulierend, aber ruhig und gelassen eingreifst", empfiehlt Kinderpsychotherapeutin Ingrid Henkes einer Mama zweier Mädchen, 2,7 Jahre und 14 Monate alt. "Diese Konflikte kannst du bei Kindern in dem Alter nicht die Kinder alleine lösen lassen", erklärt die Fachfrau.

Kinder brauchen einen Coach!

"Geschwister brauchen einen Coach, keinen Schiedsrichter!" Das ist die Meinung von Susie Allison, Pädagogin und Familienbloggerin. Kinder müssen Selbstbeherrschung sowie Fähigkeiten zur Problemlösung erst lernen, sagt die dreifache Mama und betont, damit Kinder diese Dinge lernen können, müssen Eltern sie ihnen aufzeigen. Also: Statt erst einzuschreiten, wenn sich die Kinder wieder streiten, sollten Eltern lieber vorher mit ihnen die Fähigkeiten und Lösungsansätze, die sie brauchen, um Konflikte selbständig zu bewältigen, trainieren.

Sprich mit deinen Kindern in einem friedlichen Moment, zum Beispiel auf einer Autofahrt, am Familientisch oder beim Vorlesen: «Stellen wir uns vor, ein Freund hat dir deinen Zug weggenommen. Was machst du?», schlägt Allison vor. Dann erzählst du, wie Erwachsene in so einer Situation reagieren würden und welchen Effekt das haben könnte.

Kinder müssen lernen, wie sie Konflikte meistern können

Nicht nur unter Schwestern und Brüdern gibt es Meinungsverschiedenheiten. Auch auf dem Spielplatz, in der Kita-Gruppe oder beim Kindergeburtstag kann es immer wieder zu Streitigkeiten kommen. "Wir Erwachsenen haben gelernt, wie wir Konflikte meistern können. Kinder noch nicht - bis wir es ihnen beibringen", weist Allison auf die Wichtigkeit dieses Themas hin.

Gleichzeitig ruft sie Eltern auch zu Verständnis auf. "Geschwisterbeziehungen sind die längsten Beziehungen, die unsere Kinder mit jemandem haben, den oder die sie nicht ausgewählt haben", so Allison. Die Geschwisterbeziehung sei schön und kompliziert und so viel mehr als Streit um einen roten Lego-Stein. "Mit ihren Geschwistern lernen Kinder am meisten über Freundschaft und Konflikte, und es ist erstaunlich, was ein wenig Coaching bewirken kann", ist sich Allison sicher.

Tipp: Dein Erstes ist eifersüchtig auf das neue Baby? Wie du dein Kind und dich selbst auf die Geburt des Zweiten vorbereiten kannst, sagen wir dir hier.

Fragen und Antworten rund um die Erziehung vom Baby- bis ins Kindergartenalter kannst du hier finden.

Quellen:
Schweizer Illustrierte: Wie wir Geschwisterkindern helfen, mit Streit umzugehen