an Anna - Antworten und Nachfragen

Hallo Anna,

ich frage genauso irritiert zurück: die meisten Jungs bei uns in der Schule tragen ständig Jeans, viele sogar mit (gewollten) Löchern an den Knien. Warum? Das finde ich im Straßenbild auch merkwürdig, ist aber doch reine Geschmackssache. Es gibt nun mal verschiedene Hosen, Jacken, Pullover, in verschiedenen Farben, Schnitten, Stoffen - warum sollte nicht jeder das tragen, was er persönlich mag, in einem Land, in dem es (zum Glück) keine Schuluniformen gibt? Was ist an Jogginghosen so schlimm, daß es einen Grund gibt, sie zu verbieten zu wollen?
Was meinen jüngeren Sohn, knapp 8 Jahre, betrifft:
er hat gewisse Empfindlichkeiten, vielleicht sogar Überempfindlichkeiten.
Er ist sehr geruchsempfindlich, in gewissen Situationen lärmempfindlich (was zunehmend besser wird), mag nicht gerne berührt werden und ist auch in der Wahl der Kleidung eigen, was sicher auch damit zusammenhängt, wie er die Stoffe auf der Haut empfindet. "Harte" Stoffe kann er nicht ausstehen, das konnte er noch nie, und Jeans sind für ihn offenbar auf der Haut sehr unangenehm. Er trägt sehr gerne Nickistoff, Frotteestoff, Fleesestoff, Teddyfellstoff (also so weiche Jacken).
Wäre er als Mädel auf die Welt gekommen, hätte er es modetechnisch gesehen leichter.
Er mag auch keine Knöpfe und Reißverschlüsse an Hosen, die die allermeisten Jeans in seiner Größe (so 122 oder 128) haben. Aber auch Jeans mit Gummizug im Bund toleriert er nicht.
Als Hosen bleiben daher nur Jogginghosen, Nickihosen oder Frotteehosen übrig, und da Nicki wie Frotteestoff von seinen Klassenkameraden als Schlafanzug gewertet wird, die das gerne lautstark kundtun, geht er eben in Jogginghosen. Die verleiten die anderen noch am wenigsten zum Hänseln. Die innen angerauhten zieht er im Winter an, die dünneren im Sommer, da natürlich auch je nach Wetter kurze Baumwollhosen oder so leichte lange Sporthosen (Funktionsstoff?, weiß nicht, wie der heißt).
An Jacken mag er am liebsten Fleecejacken oder Teddyfelljacken, die aber nicht regendicht sind. Regenjacken sind ihm vom Stoff her oft schon wieder zu steif, es ist immer schwierig, da etwas zu finden, das er akzeptiert. Es gab auch mal eine Zeit, da hat er sommers wie winters nur Gummistiefel angezogen, inzwischen sind es - passend zu den Jogginghosen - nur Klettverschlußturnschuhe. Für den Winter hat er sich immerhin ein Paar gefütterte Gummistiefel rausgesucht.
Klar fällt er durch die spezielle Wahl seiner Kleidung auf und muß sich schon öfters mal was von den Mitschülern anhören - aber die bekommen dann einen passenden Spruch von ihm zurück. Ich lasse ihm seinen "Spleen", er soll sich in seinen Klamotten wohlfühlen. Mode ist eh Geschmackssache und ich bin der Meinung, daß er mit seinem individuellen Kleidungsstil keinem was zu leide tut. Allerdings würde ich mir auf dem Schulhof und in der Gesellschaft schon etwas mehr Toleranz wünschen, nicht nur in Sachen Kleidung.
Deshalb würde es mich sehr interessieren warum in der Hauptschule bei Dir in der Gegend tatsächlich überlegt wird, Jogginghosen zu verbieten.
Wo ist da das Problem? Was würde sich bessern, wenn dort alle in Jeans rumlaufen (müssen)? Haben die dort nicht wichtigere Probleme zu lösen, als sich mit potentiellen Jogginghosenverboten zu befassen?
Was ist an Jogginghosen schlimm?
LG von Silke