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Geschrieben von 3wildehühner am 23.03.2017, 11:30 Uhr

depression...

Ich arbeite ja in der ambulanten Eingliederungshilfe für psychisch Erkrankte und habe schon viele depressive Klienten gehabt. Das sind immer die "schweren" Fälle, die, die wirklich ihr Leben kaum noch auf die Reihe bekommen können. Denn nur dann wird unsere Hilfe auch vom LVR bezahlt. Und die Kriterien für die Hilfepläne werden jedes Jahr strenger.
Ich finde das eine traurige Entwicklung, denn gerade die frühzeitigen Hilfen können dazu beitragen, dass die Menschen besser mit ihrer Erkrankung leben oder sie sogar besiegen können. Sind sie einmal chronifiziert, wird eine normale Teilhabe an der Gesellschaft immer schwieriger.

Eigentlich sollte jeder Depressive Anspruch auf unsere Hilfe haben. Im Gegensatz zu Therapeuten, Psychiatern und Neurologen erleben wir die Menschen in ihrem Alltag und das ist viel aufschlussreicher, als nur ein Gespräch pro Quartal beim Facharzt oder ein paar Sitzungen beim Psychotherapeuten.

Ich hatte z.B. mal eine depressive Klientin mit chronischen Rückenschmerzen. Nach einiger Zeit des Kennenlernens war klar, dass die Dame aufgrund ihrer Schmerzen die Depressionen bekommen hatte, denn sie fesselten die eigentlich sehr unternehmenslustige Frau an ihre Wohnung. Die Schmerzen wurde allerdings vom Orthopäden als psychosomatisch abgestempelt-das senkte die Stimmung der Dame natürlich noch mehr, sie glaubte selber, sie spinne. Mir kam das spanisch vor und ich bin mit ihr zu einem anderem Orthopäden. Dort wurde sie gründlichst untersucht und ein MRT gemacht. Heraus kam, dass ihre Schmerzen sehr wohl eine körperliche Ursache hatte. die Schmerzen konnten nicht ganz beseitigt werden, weil die Klientin die mögliche OP ablehnte, weil der Rücken versteift worden wäre. Aber nach der Diagnose ging es der Dame dennoch schlagartig besser. Jetzt wusste sie, dass sie wirklich etwas hatte und hat tatsächlich das BEWO verlassen. Sie hat tatsächlich nie mehr Antidepressiva gebraucht und ihr geht es gut; sie hat gelernt, mit ihren körperlichen Einschränkungen umzugehen.
Andere Klienten können sich z.B. gegenüber Ärzten nicht gut ausdrücken oder verstehen die Fragen nicht. Dadurch erhalten sie teilweise nicht geeignete Medikamente oder bekommen Therapien nicht, auf die sie ein Anrecht hätten. Werden sie von uns begleitet, können wir ihnen Unterstützung geben, nachhaken, wenn etwas nicht klar ist und Hilfen einfordern.

Anstatt nur mit Medikamenten zu arbeiten (die natürlich dazugehören!), ist der multimodale Ansatz viel geeigneter.

 
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