Stillen

Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

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Geschrieben von sileick am 20.03.2015, 14:37 Uhr

Schulkinder stillen

Ich vermute, es ist müßig, aber vielleicht hilfreich für andere, die Deinen Beitrag lesen:

Die Meinung und das innere Gefühl dazu, wie lange, wie oft, wie viel etc. gestillt werden soll/kann/darf etc. muss jede/r für sich selbst bilden. Aber bitte aufgrund von Fakten, nicht Dogmen. Es ist Deiner Meinung nach allerhand "Quatsch". Mit dieser Formulierung wäre ich vorsichtig.

Das menschlich NORMAL LANGE Stillen über 2,5 bis 6 Jahre hat durchaus einen positiven Einfluss auf die Bindung und Beziehung zur Mutter. Es ist nicht immer so, dass nach der gelungenen Bindung (falls die Anbindung denn erfolgreich war) im ersten Lebensjahr immer alles perfekt läuft, und dann hilft das Stillen in allen Zeiten von Rückbindung durch Überforderung, von Krankheiten etc., dem Kind genauso wie den Eltern, die es dadurch oft ruhiger haben als wenn sie nicht stillten. Im Umkehrschluss heißt das nicht, dass alle nicht stillenden Kinder in solchen Zeiten Schäden davontragen, aber sie können mit höherer Wahrscheinlichkeit inklusive ihrer Eltern in längere Krisen hineinrutschen. Irgendwo habe ich dazu eine Studie gelesen (da waren die Kinder nicht älter als 2, weil eben zu wenig über 2 gestillt wird). Gerade in einer Zeit, in der immer noch große Verunsicherung herrscht, wie mit kleinen Kindern umgegangen werden soll (Schlaftrainigs, nicht tragen, schreien lassen, nicht gleich hochnehmen etc.) kann das Stillen langfristig helfen, derart entstandene Verletzungen beiderseits zu heilen.

Dass wir nicht mehr in der Wildnis leben, ist allen klar. Umso genauer müssen wir mit unserem an die Bedingungen in der Steinzeit angepassten Körper und der Seele darauf achten, die Kluft zwischen den gesellschaftlichen Fehlentwicklungen und unseren steilzeitlichen Voraussetzungen nicht zu groß zu machen. Je größer diese Kluft, desto größer die Wahrscheinlichkeit von Störungen (Krankheiten, Schieflagen, psychischen Problemen etc.). Das heißt nicht, dass man leben muss wie in der Steinzeit, aber eine Sensibilität dafür ist hilfreich. Die geht uns in unserer Gesellschaft vielerseits ab.

Falsch ist: "Kinder werden auch ohne Stillen ohne Nachteile super groß." Das stimmt nicht. Dieses Thema ist ausgeforscht. Es ist unumstritten, dass Kinder, die nicht gestillt werden, Nachteile gegenüber gestillten haben. Es ist auch erwiesen, dass Kinder mit kurzen Stillzeiten gegenüber denen mit längeren Nachteile haben. Richtig wäre: "Kinder werden (bei uns) auch ohne Stillen super groß."

Saugbedürfnis: Auch hier ist erwiesen, dass das Saugbedürfnis beim Menschen bis zu 6/7 Jahre anhält. "Bis zu" heißt, dass es auch schon viel früher nachlassen kann und die individuellen Unterschiede groß sind. Viele Kinder "rennen auch mit 3 Jahren noch mit dem Schnuller herum", was vielleicht nicht so wäre, wenn sie weiter gestillt worden wären. Bei uns z.B. war Schnuller nie ein Thema, außer ganz am Anfang, als ich meinte, ein Schnuller könnte uns Ruhe bringen und mein Kind mir solche Anwandlungen sofort abgewöhnt hat. Auch andere Stillkinder in unserer Umgebung, die über das von vielen als magische Grenze empfundene erste Jahr hinaus gestillt wurden, haben nie einen Schnuller benötigt.

Die Formulierung "[das ist] für die Mütter" hast Du oft benutzt. Wie schon einmal frage ich mich, wo in Deiner Geschichte die Wunden sind, die Dich dazu bringen, das so vehement immer wieder äußern zu müssen. Meine Meinung dazu (und das ist "nur" eine Meinung): Auf jeden Fall ist das Stillen, egal wie lange, für die Mütter! Schön! Kuschelig! Praktisch! Entspannend! Klärend und beruhigend ist Stresszeiten mit dem Kind! Beruhigend, wenn das Kind nicht genug zu essen scheint! Schlaffördernd, wenn Schübe oder Krankheiten uns sonst den Schlaf rauben und uns komplett an die Grenzen bringen! Wenn wir diesen Vorteil nicht mehr sehen und es für uns nicht mehr schön ist, stillen wir mit großer Wahrscheinlichkeit nicht so lange. Aber es ist all diese Dinge auch fürs Kind und noch viel mehr: Stärkend in Krankheiten! Beruhigend in Zeiten von Angst und Überforderung (durch unsere "zivilisierte Gesellschaft" und ihre Anforderungen)! Rückbindend, wenn nötig, in extremen Krisenzeiten (Trennung etc.)! Unterstützend für das sich bis zum ca. 6. Lebensjahr noch entwickelnde Immunsystem! Förderlich für die Entwicklung des Gehirns! Sich vollkommen angenommen fühlen, auf innigste Weise! Etc.

Ich bin absolut sicher, dass ich mein Kind niemals dazu nötigen könnte, um das eigene Beispiel in Bezug auf den Zwang zu nennen, zu stillen, wenn es das nicht wollte. Dieses Argument ist so uralt und längst widerlegt, dass ich es ermüdend finde, das immer wieder von Dir zu lesen. Ganz sicher gibt es pathologische Beziehungen zwischen Müttern und ihren Kindern, in denen die Kinder in einer Klemme von Erwartungen und Druck durch die Mutter kleingehalten werden, und die gibt es merkwürdigerweise ja in der vorangegangen Generation nicht gar so selten, die so gut wie gar nicht gestillt hat. Meine Vermutung geht eher in die Richtung, dass diese Klammerungen geschehen, weil der Mutter eben diese intensive Näheerfahrung zum Kind am Anfang fehlt und bei der Mutter DANN ein besonderes unerfülltes Nähebedürfnis herrscht.

Ich kenne keine Mutter, die ihrem Kind das Stillen aufdrängt, wenn dieses Kind dem ersten Jahr, in dem es vor allem um Ernährung (und damit verbundenen Ängsten, das Kind bekäme nicht genug Milch) entwachsen ist. Stillen bekommt dann eine andere Qualität.

Im Übrigen stimme ich Dir nicht zu: Eine Meinung muss, wenn sie nicht schaden soll, auch als solche geäußert werden. Wenn man pauschal verschiedene Faktoren ohne sachlichen Hintergrund als "Quatsch" bezeichnet, verunsichert man Menschen, die nicht gut genug aufgeklärt sind, und das schadet.

Du hast offensichtlich viele starke Meinungen. Gibts in Deiner Geschichte Fälle, in denen das Selbsterleben bestimmter Situationen Deine starke Meinung mal verändert hat. Das gebe ich immer zu bedenken: Du kennst niemals (auch in Bezug aufs Impfen nicht) die Gründe der Menschen, Entscheidungen und Überzeugungen zu leben. Insofern sei wachsam, was Verurteilungen dieses Verhaltens anbetrifft, von dem Du die Hintergründe nicht kennst. Was ist zum Beispiel mit der Frau, die ihr Kind so lange wie irgend möglich gestillt hat und tatsächlich auch mit Tricks versuchte, die Stillzeit zu verlängern. Warum? Weil ihr Kind nicht auf Impfungen reagiert, also nicht impfbar ist und sie so versuchte, ihm die Unterstützung durchs Stillen so lange wie möglich mitzugeben. Ist das dann verwerflich?

Gottlob waren um dieses Kind herum nicht alle geimpft, denn es hat Röteln bekommen. Wenn sie später schwanger wird, braucht sie sich zumindest darum keine Sorgen zu machen...

Mein persönliches Plädoyer: Keine Frau sollte sich verunsichern lassen, was das Stillen anbetrifft. Wir müssen mit unseren Kindern unseren ganz persönlichen Weg finden, und der dauert so lange, wie es eben für uns richtig ist - oder so kurz. Und so soll es sein!

VG Sileick

 
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