Kinderwunsch nach Fehlgeburt

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Geschrieben von Dorothy_in_Oz am 01.09.2021, 22:44 Uhr

Natürlicher Abgang - wie läuft das ab?

Liebe Vivi,
es tut mir sehr Leid, was du gerade durchmachen musst.
Erst einmal finde ich es sehr schön, dass deine Gyn dir noch Zeit gegeben und dich nicht sofort zu einer Ausschabung gedrängt hat - das ist nämlich leider oft der Fall...

Ich selbst habe keine Erfahrung mit Windeiern, hatte aber 2017 und 2018 jeweils eine MA (einmal 13. und einmal 12. Woche, beide Male war das Baby zeitgerecht entwickelt, aber leider ohne Herzschlag) und habe beide Male eine Ausschabung machen lassen. Danach war ich nach ca. 3 Tagen körperlich wieder total fit. 2019 kam dann meine Tochter nach einer komplikationslosen Schwangerschaft gesund auf die Welt, die Ausschabungen hatten da auch keinen Einfluss, bin alle 3 Male im dritten Übungszyklus schwanger geworden. Ende März 2021 war ich dann wieder in der 12. SSW schwanger als erneut eine MA mit zeitgerecht entwickeltem Baby festgestellt wurde. Dieses Mal habe ich mich gegen eine Ausschabung entschieden, nicht zuletzt weil ich wegen Corona ohne meinen Mann ins Krankenhaus gemusst hätte. Außerdem hatte ich mich nach den beiden ersten FG intensiv damit auseinandergesetzt, was mit dem Körper der Frau und den Babys bei einer Ausschabung passiert und das fühlte sich für mich einfach nicht mehr richtig an. Ich glaube, dass ich nach der Geburt meiner Tochter auch wusste, dass ich Wehen aushalten würde und mich einfach in Ruhe von meinem Baby verabschieden und es anfassen möchte. Meine Gyn hat mich in meinem Wunsch bestärkt und unterstützt und ich durfte so lange warten bis es von alleine losgeht. Nach 2 Wochen habe ich mich dann entschieden, mit Cytotec einzuleiten, weil ich einfach nicht länger warten konnte (ich hatte nämlich im Alltag ständig Angst, dass es einfach losgeht ohne dass wir Vorbereitungen getroffen haben, meine Tochter musste ja auch betreut sein während der eigentlichen Fehlgeburt).
Habe dann nachmittags die ersten Tabletten genommen, ziemlich direkt danach haben Schmieblutungen und periodenartige Schmerzen eingesetzt. Morgens war beides weg, also wie mit der Gyn besprochen nochmal Tabletten genommen. Dann ging es rasant schnell: nach 30 Minuten hatte ich Wehen im 5-Minuten-Takt, die ich weitere 30 Minuten später richtig veratmen musste (trotz Ibuprofen). Dann ist die Fruchtblase geplatzt und sofort hatte ich keine Schmerzen mehr. Meine Gyn meinte bei der Nachkontrolle, dass das der Moment war, wo man bei einer "normalen" Geburt Presswehen bekommen hätte, aber mein Baby war einfach noch zu klein um die auszulösen. Ich bin dann in die Badewanne und dort lief erstmal das Fruchtwasser ab. Dann habe ich meiner Intuition folgend einfach mal "gepresst" bzw. geschoben und sofort ist mein Baby herausgeplumpst. Es war ca 7cm groß und ein perfektes kleines Menschlein. Erst danach habe ich heftig geblutet, geschätzt ca. 500ml Blut in wenigen Minuten. Musste mich dann hinlegen, weil mir der Kreislauf weggeschmiert ist. Mit viel Cola trinken, einem nassen Lappen auf der Stirn und Beine hochlegen ging es mir nach 30 Minuten wieder besser und ab dann hatte ich auch nur noch so starke Blutungen wie sonst am stärksten Tag der Periode. Das Ganze für ca. 3-4 Tage und danach nur noch Schmierblutungen, die dann aber bis zum Einsetzen der nächsten Periode durchgehend waren. Obwohl das alles körperlich sehr viel anstrengender war als die beiden Ausschabungen, würde ich das jederzeit wieder so machen! Es fühlte sich richtig an und wir haben Fotos von unserem Baby gemacht und es beerdigen lassen. Das hat den ganzen Trauerprozess sehr viel "angenehmer" und greifbarer gemacht. Auch wenn dein Embryo so klein ist, dass man ihn selbst im Ultraschall nicht (mehr) sehen kann, hättest du übrigens das Recht, ihn bestatten zu lassen, wenn dir das wichtig ist. Sprich bei Bedarf einfach mal deine Gyn und/oder einen Bestatter an. In vielen Orten gibt es Sternenkinderfelder auf den Friedhöfen, die dafür gedacht sind.

Was diese lange Geschichte sagen soll: alles (Ausschabung, Einleiten oder Warten) hat seine Berechtigung und kann richtig sein. Wichtig ist, womit du dich am besten fühlst bzw. was ihr als Paar für das richtige haltet (nur in einigen wenigen Fällen ist tatsächlich eine OP medizinisch zwingend erforderlich).

Wenn du noch weitere Fragen hast oder auch einfach mal jemanden zum Reden brauchst, melde dich gerne, wenn du möchtest auch per PN.

Stille Grüße,
Dorothy

 
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