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Geschrieben von Skyla am 06.01.2011, 13:19 Uhr

Oh mein Gott! Viele Tränen! Es zerreißt mir das Herz!

Hallo,

habe nun nicht alle Beiträge (Antworten) gelesen, aber habe hier schon mehrmals zum Thema etwas geschrieben. Möglichst kurz also einfach nochmal meine Sicht dazu:

Wie sich hier immer wieder lesen lässt, hat die Mehrheit der Kinder (auch noch im Alter von 3 Jahren) große Schwierigkeiten mit der Eingewöhnung im Kiga - die meisten Kinder weinen, manche sehr stark oder lange, manche jammern/wimmern nur, andere toben (schreien...), wieder andere sitzen einfach nur still herum oder halten sich in der Nähe der Eingangstür auf. Dies sind auch meine eigenen Erfahrungen (Beobachtungen in verschiedenen Kindergärten - durch Umzüge und zwei eigene Kinder).

Ich halte es daher mit Dr. Posth (siehe hier im RuB-Forum: Kinderarzt/Entwicklungspsychologe, selbst vierfacher Vater), der einmal schrieb, dass viele Kinder erst mit 4 Jahren wirklich "reif" und bereit für den Kindergarten bzw. für regelmäßige Fremdbetreuung sind. (Omas und andere vertraute Personen, die die Kinder mögen und wo sie mal gelegentlich betreut werden, fallen nicht unter Fremdbetreuung - wohl aber Krippe, Kiga/Kita oder Tagesmutter).

Selbst wenn ein Kind auf den Kindergarten neugierig ist und gerne in Gesellschaft anderer Kinder usw., heißt das eben nicht, dass es schon bereit ist, im Kiga auch alleine zu bleiben (ohne Bezugspersonen, für mehrere Stunden).

Letztlich kann man sich nach Folgendem richten:
Ein Kind ist dann bereit/reif für den Kindergarten, wenn:

- es selbst daran interessiert ist und gerne/FREIWILLIG dorthin gehen möchte
- es dabei also auch ohne Bezugsperson in den Kiga gehen bzw. dort so (alleine) auch bleiben möchte
- es sich auf den Kiga freut (am Abend z.B. davon spricht, morgen wieder gerne in den Kiga zu wollen - und dies nicht, weil die Eltern sagen, der Kiga sei doch so schön ..., sondern weil das Kind das von sich aus - ohne Beeinflussung - so empfindet)
- es bei der Trennung/Verabschiedung nicht mehr weint, tobt, schreit.

Dies alles ist durchaus möglich! Und es ist NICHT so, dass man das Problem (der Trennung) nur hinausschiebt, wenn man länger wartet, sondern es liegt schlicht am Entwicklungsstand des Kindes.

Die meisten Kinder sind mit 4 Jahren so weit, dass die Kiga-Eingewöhnung bzw. der Kiga-Besuch VON ANFANG AN genauso möglich ist! (Es gibt immer auch Ausnahmen, keine Frage - manche Kinder sind erst mit 4 1/2 soweit, andere schon mit 3 1/2. Wenn ein Geschwisterkind im Kiga/in der Gruppe ist, erleichtert das vielen Kindern die Eingewöhnung. Es gibt auch Kinder, die zunächst gerne ohne Probleme gehen, dann aber nach einigen Wochen "einknicken" - wenn alles Neue etwas gewohnter ist und sie richtig begreifen, dass sie nun täglich alleine mehrere Stunden im Kiga sein/bleiben sollen...)

Dass die meisten Kinder mit 4 ("erst") soweit sind, liegt daran, dass sie bis dahin vieles gelernt/sich soweit entwickelt haben, dass ihnen Fremdbetreuung möglich ist und sie dann also nicht (mehr) überfordert (wie mit 3 Jahren und jünger). Mit 4 können die meisten Kinder sich sprachlich ausdrücken - ihre Bedürfnisse, Gefühle, Fragen mitteilen etc. Sie können sich auch schon etwas in andere hineinversetzen und mit anderen Kinder spielen (das können sie mit 2 noch nicht, da spielen sie eher nebeneinander ...). Sie haben mit 4 begriffen, dass sie und die Eltern/die Mutter keine Einheit im Sinne "EINER" Person sind, sondern zwei verschiedene Menschen (das ist im Alter von 3 Jahren noch nicht der Fall!!). Sie verstehen viel eher (wenn auch noch nicht vollständig), dass sie nach einer gewissen Zeit wirklich wieder abgeholt werden und sich darauf auch verlassen können - das versteht ein dreijähriges Kind überhaupt noch nicht (kann es nicht).
Mit 4 werden die Kinder auch von sich aus neugieriger, wissbegieriger, gehen mehr "nach außen", zeigen mehr Interesse an anderen Menschen, Dingen - wollen vor allem selbständiger Dinge tun, erleben, erforschen, wollen einen gewissen Freiraum dafür und für sich. Mit 3 sind die meisten Kinder an ihre Hauptbezugspersonen noch sehr viel anhänglicher.

Ich habe das mit meinen beiden Kindern (Sohn und Tochter) selbst so erlebt. Mein Sohn musste damals mit 3 einfach ins kalte Wasser (wegen meiner Berufstägigkeit/Ausbildung) und es war schrecklich ... =( Das tut mir heute noch sehr leid. Mit 4 und 5 liebte er dann aber den Kiga (durch Umzug haben wir gewechselt).

Auch meine Tochter versuchte ich mit 3 einzugewöhnen. Sie blieb gerne im Kiga: solange ich dabeiblieb (wenn auch nur im Hintergrund, aber immer sichtbar für sie anwesend). Durch Umzug gab es einen Wechsel. Doch auch mit 3 1/2 war sie noch nicht soweit. Dieser (andere) Kiga gewöhnte so ein: Kind bleibt alleine eine Stunde da, wird dann abgeholt. Meine Tochter weinte fürchterlich und beruhigte sich auch lange nicht (wie ich draußen - nicht in Sichtweite - hören konnte). Ich nahm sie hier wieder heraus und ließ sie zu Hause. (War mir glücklicherweise so möglich!!!)

Dann erneuter (leider notwendiger Umzug). Sie war nun 4 und vom ersten Tag an (!) ging sie gerne in den neuen Kiga - ohne eine Träne und seit dem immer so (auch, wenn Ferien waren oder sie krank war).
Sicher hat sie am Anfang etwas unsicher geschaut, aber sie weinte nicht und verabschiedete sich von mir. ... Ganz ohne Drama. :) Sie blieb anfangs erst eine Stunde, dann nach wenigen Tagen schon zwei und die Woche darauf bereits drei Stunden täglich.

Fazit:

Das Problem ist, dass wir uns nicht nach den Bedürfnissen unserer Kinder richten, sondern dass die Gesellschaft bzw. die Wirtschaft erfordert und erzwingt, Kinder mit 3 bzw. noch früher in Fremdbetreuung zu geben, damit Mütter wieder berufstätig sind/sein können.

Ich denke aber, dass das der falsche Weg ist, da die Mütter unter der Problematik (Trennungsschmerz der Kinder ...) meistens selbst sehr leiden. Und es ist nicht die Projektion der Mütter auf die Kinder, sondern wir Mütter freuen uns doch alle, wenn unsere Kinder gerne in den Kiga gehen und sich dort wohlfühlen, dort Spaß haben, Neues erleben, lernen...! Wenn es den Kindern aber schwerfällt, tut es uns einfach auch weh. Das ist ganz natürlich und hat nichts mit Glucke oder Nichtloslassenwollen oder - können zu tun.

Wir sollten mehr auf unsere (eigenen) Gefühle hören DÜRFEN. Aber es erfordert die Zeit leider, dass wir das nicht können, weil Frauen so früh wie möglich wieder zurück in den Beruf sollen.

Das wird nur den Kindern leider nicht gerecht, denn sie kommen ganz offensichtlich damit ja nicht klar. Die Mütter übrigens auch nicht, denn ein Kleinkind, das schon mit einem oder zwei Jahren in der Krippe ist, wird dennoch oft krank, nachts wach ... so dass die Mutter nachts oft nicht genug Schlaf bekommt, morgens aber pünktlich und topfit beim Job sein soll ... Es ist eine immense Belastung und keine Entlastung (so frühe Fremdbetreuung).

Dabei sollte man sich doch vergegenwärtigen, dass ein kleines Kind eben bestimmte Bedürfnisse hat. Dass es ein Recht auf Erfüllung dieser hat - damit es gesund aufwachsen und sich entwickeln kann. Und dass es doch nur eine begrenzte Zeit ist, in der man eigene Bedürfnisse zurückstecken muss (eben ab etwa vier Jahre werden Kinder immer selbständiger - und dann von Jahr zu Jahr mehr und man kann auch von Jahr zu Jahr mehr von ihnen "erwarten"...).

Leider wird unsere aktuelle Gesellschaft dem aber in keiner Weise gerecht, sondern im Gegenteil, fordert diese "Gewalt" (!) ein: nicht umsonst ist immer und immer wieder von noch mehr angeblich erforderlichen Krippenplätzen in den Medien die Rede - am besten schon gleich nach dem Mutterschutz... (gibt es bereits: Krippe für wenige Monate alte Babies, vor allem in Ostdeutschland).

Für mehr Ganztagesschulen wird hingegen wenig getan, obwohl genau dann für Kinder immens wichtig ist, eine gute Freizeitgestaltung zu haben und Kontakt mit Gleichaltrigen...! Und dann wollen die Kinder auch gerne mit anderen Kindern zusammensein und brauchen das - und dies käme dann (vollzeit) berufstätigen Eltern entgegen.

So, das ist meine Ansicht. Also: weniger Krippenplätze, Kiga erst ab 3 1/2 oder 4 Jahre - und dabei ist auch immer wichtig, wie lange ein Kind in Fremdbetreuung ist (es ist ein Unterschied für das Kind, ob es täglich 3 bis 4 oder 6 bis 8 Stunden sind!). MEHR Ganztagesschulen mit qualitativ guter Betreuung ...

Viele Grüße
Skyla

 
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