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Geschrieben von Schniesenase am 07.01.2021, 0:17 Uhr

Baby 7 Monate nimmt nicht weiter zu

Hallo TiKin,

ich verstehe Deine Sorge. Ich hatte auch so ein zartes Kind, und die Kommentare können einem schon zusetzen.

Das ist das erste Treppchen auf dem Weg zur Mama, die sich nicht von irgendwelchen Kommentaren verunsichern lässt, sondern ihren informierten und mit viel Bauchgefühl angefüllten Weg geht, egal, wer was sagt. Dazu gehört natürlich, dass man sich seine "Experten", z.B. Kinderärztin gut aussucht. Auch ein Treppchen. Ich würde sagen, diese Treppchen müssen wir alle gehen, und es kommt auch immer mal wieder eins dazu. :-)

Zu den Fakten:

1. Das Kind nimmt nicht mehr zu, wenn es jetzt mehr Beikost isst. In dem Alter macht Beikost keinen Gewichtszuwachs, es sei denn, das Kind ist schon so weit, dass es nennenswerte Mengen isst UND reell verdaut und verstoffwechselt. Das muss der Darm aber erst lernen. Also Muttermilch durch Beikost ersetzen zu wollen oder Beikost füttern zu wollen und dabei an Muttermilch zu sparen, das ist kontraproduktiv. Muttermilch hat ungleich mehr Kalorien und ist das einzige Nahrungsmittel auf der Welt für Menschenbabys, das so gut verwertet werden kann.

2. Es gibt Babys, die auch mit einem Jahr keine nennenswerten Mengen an Beikost vertilgen und sich fast noch voll von Muttermilch ernähren. Sie können es, sie brauchen es. Viel stillen, keine Intervalle forcieren, sondern einfach dem Kind folgen und schauen, was es braucht. Wenn Dein Baby die Brust nimmt, will es auch stillen und kann das Milchfutter gebrauchen. Es schadet also nicht, anzubieten. Bei Ablehnung ist das Baby nicht interessiert und weiß schon, warum.

3. Rein sachlich: Dein Baby hat doch zugenommen. Vom 15.12. bis zum 6.1. sind es 250g. Das sind gute 80 g pro Woche im Schnitt. Ich zitiere Biggi aus dem Stillexpertenforum: "... bei einem vier bis sechs Monate alten Stillkind beträgt sie noch 85 bis 142 Gramm wöchentlich", Zunahme, meint sie. Logischerweise nehmen ohnehin zarte Babys nicht im oberen Bereich zu, während größer und schwerer angelegte sicher im Verhältnis mehr zunehmen. Das sieht man auch daran, wie die Perzentilen lange immer weiter auseinanderwandern. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass es große Messschwankungen gibt; andere Waage, vielleicht vorher volle Windel gewechselt, beim Arzt vorher gestillt usw., dann könnte der Wert auch ganz anders aussehen. Dann wäre es vielleicht auf einmal 95g pro Monat, also voll im Rahmen.

4. Die beste Methode festzustellen, ob ein Baby gut gedeiht, ist, indem man es anschaut: Ist das Baby fit, aktiv, lebhaft, interessiert? Hat es rosige Haut? Hat es regelmäßig nasse Windeln (nagel mich nicht fest, es sollten in dem Alter 4-5 nasse Windeln am Tag sein, meine ich - kannst Du auch bei Biggi und Kristina googlen)? Wenn das alles stimmt und das Baby, egal auf welcher Perzentile, ungefähr nach seiner persönlichen Entwicklung adequat zunimmt und wächst und den Kopfumfang erweitert, ist alles fein. Ich weiß ja nicht, mit welchem Gewicht Dein Kind geboren wurde und was sein niedrigstes Gewicht nach Geburt war, aber was Deine Werte anbetrifft, ist das alles noch im grünen Bereich. Es GIBT einfach kleine und zarte Kinder!

Mein Kind ist genau so gewesen. Geboren mit 2700g, immer weiter nahe der 3% Perzentile geblieben, zeitweise auch drunter (da musste ich das erste Treppchen erklimmen, das da lautete: "Hör nicht auf die Schlauschnacker, die Dir sagen, dass Du aber nicht andauernd stillen darfst!"), später dann deutlich drüber und dann wieder da, wo sie gestartet war. Ich habe mir viel zu viele Sorgen gemacht! Sie hat auch nur gestillt, nichts anderes ging. Beikost war mit vollendeten 6 Monaten (vorher habe ich nicht damit begonnen) ein tolles, interessantes Novum (BLW), mit knapp einem Jahr war sie dann wieder fast am vollstillen.

Ich kann Dir dieses Buch sehr ans Herz legen. Es hat mir damals unheimlich geholfen: "Gonzales: Mein Kind will nichts essen". Darin wirst Du lesen (der Mann ist Kinderarzt und Stillberater), dass sehr viele Frauen verzweifelt finden, dass ihr Kind "nichts" essen will, obwohl es doch "sollte". Da muss einem dann wohl auffallen, dass das "sollte" nicht stimmt, nicht das Kind falsch is(s)t. ;-)

Also: Stille gemütlich weiter! Lass Dir und dem Baby Zeit! Schau, dass Du nach Bedarf stillst, und biete einfach Fingerfood oder Brei an, so, wie das Baby es halt mag; ein Löffelchen, ein halbweichgekochtes Stück Möhre oder Pastinake oder Apfel oder... - oder auch zwei oder drei. Keine Erwartungen! Anbieten und Dich freuen, wie Dein Kind sich sonst entwickelt. Die Zeit ist zu kurz, um verzweifelt zu sein, wenn das Kind einfach noch lieber Muttermilch schlüft, die beste Nahrung, die ein Baby kriegen kann. :-)

Mein Kind ist heute 9. Sie isst normal und vieles, probiert alles, mal mehr, mal weniger, je nach Wachstum. Sie hat sehr lange gestillt und das auch sehr geliebt. Es ist alles gut. Sie ist im BMI leicht unterdurchschnittlich, Gewischt und Größe sind weiterhin unter der 10% Perzentile. Sie ist klein und nicht mehr ganz so zart wie vorher, aber immer noch feingliedrig und hat kein Stück zu viel Gewicht.

Noch ein letzter Hinweis - ich bin immer so eine Vielschreiberin: In unserer Gesellschaft haben wir nicht das Problem, zu dünn zu sein, sondern zu dick. Ein sechsmonatiges Baby, das bisher durch Stillen adequat zugenommen hat, wird nicht auf einmal zu dünn, wenn man nichts verändert. Es wird mobiler, stagniert vielleicht darum kurzfristig mal ein bisschen, aber das ist kein Grund zur Panik. Ruhe bewahren, schön weiter stillen und die Leute reden lassen. Sie wissen es nicht besser. Wenn man bedenkt, dass die Mehrzahl der Frauen, als ihre Babys im Alter Deines war, schon längst abgestillt haben und früher noch viel früher hatten, dann kannst Du von ihnen keine adequate Beratung erwarten. Sie haben ja gar nicht Deinen Erfahrungshorizont. ;-)

Alles Gute für Euch!

VG Sileick

 
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