Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Mama Heike am 06.01.2007, 21:57 Uhr

Stelle mich gerade in Frage...

Hallo Marika,

die Kinder sind in diesem Alter einfahc unberechenbar, aber leider findet man dazu recht wenig Informationen. Ich habe mal hier zu dem Thema folgendes geschrieben (habe leider keine Zeit, jetzt genauer auf deine Probleme einzugehen, aber vielleicht hilft es dir beim Weiterdenken, es stellt die Situation zumindest in einem anderen Licht dar:

"Hallo Astrosternle,

du schreibst: „Was machst Du, wenn Dein Kind bockig ist? Es Dich anschreit, Dich mit Schimpfwörtern beleidigt oder Dich gar körperlich angreifen würde? Es muß ja nicht bewußt geschehen, aber was tust Du dann in einer solchen Situation?“

Ich versuche mal eine Antwort zu finden.
Dein Sohn befindet sich im Übergang vom Spiel- zum Schulkind. Vermutlich hat er auch schon einen Wackelzahn, was diesen Prozess sichtbar macht.
Dein Kind wird sich körperlich und auch seelisch sehr verändern. Wenn dann die bleibenden Frontzähne da sind (die oft noch wie Fremdkörper aussehen) haben viele Eltern das Gefühl, ein ganz anderes Kind schaut sie.

Die seelischen Veränderungen kannst du dir in etwa so vorstellen: Wenn ein Kleinkind auf der Wiese tollt und es spielt, es ist ein Schmetterling oder ein Frosch, dann ist es auch dieses Tier "mit Haut und Haaren". Das Kind ist noch völlig eins mit seiner Umwelt.

Bei deinem Sohn ist das schon anders: Er hat zwischen sich und der Umwelt bereits eine Mauer gezogen (zwar noch dünn, aber sie ist schon da), er hat sich ein „Haus“ gebaut. (Kinder in diesem Alter malen auch am liebsten ein Haus, deshalb finde ich das „Bild“ passend).
Sein Haus ist noch nicht ganz fertig, aber dein Sohn hat schon eine Ahnung davon, dass es seins ist und er will sich „häuslich“ darin einrichten.

Jedes Kind bezieht sein Haus anders:
Manche werden traurig und wollen es noch nicht, aber das Haus (das eigene ICH) steht da und es gibt kein zurück in die „sorgenfreie“ Zeit. Sie weinen viel und sind beim kleinsten Anlass untröstlich, weil sie keiner mehr „liebt“. Sie entwickeln auch Bauchschmerzen.

Manchen Kindern geht das Einrichten nicht schnell genug, sie schlagen auch energisch die Eingangtür hinter sich zu und schauen nur aus dem Fenster, wenn sie Lust dazu haben. Und sie wollen sich gar nicht mit der Tatsache abgeben, dass sie eigentlich ihr Füße noch „unter dem Tisch“ der Eltern haben. Alle Ermahnungen der Eltern werden ignoriert, sie schalten demonstrativ auf Durchzug, was die elterlichen Anweisungen betrifft, und man muss sich schon wundern, was da an „Nettigkeiten“ über ihre Lippen kommt.
(Meine Große war so ein Exemplar und ja, es fällt schwer, da ruhig zu bleiben.)

Man kann also nie vorweg sagen, wie ein Kind in dieser Zeit sein wird, mal wollen sie ihr "Haus", dann wieder nicht. Aber eins ist sehr sicher: Sie sind ziemlich unbeständig in ihren Gefühlsschwankungen, wirken oft haltlos, blass, ein wenig verloren und manche treiben mit ihrem Verhalten und den Unarten ihre Umgebung in den „Wahnsinn“.

Ihr (die Eltern und das Kind) kommt am besten durch die „Zeit“, wenn du nachempfinden kannst, wie sich dein Kind mit seinem „Haus“ fühlt. Vielleicht hilft es, wenn du in deiner Erinnerung kramst. Wie ging es dir, als du von zu Hause länger weg warst oder als du in deine erste Wohnung gezogen bist? Hast du die Freiheit genossen oder brauchtest du eher Trost?

Was allen Kinder gut tut, ist ein berechenbarer Alltag. Regelmäßige Gewohnheiten geben Sicherheit in einer „haltlosen“ Zeit. Bei vielen Unarten helfen auch kleine Geschichten, wo sich die Kinder in ihrem Verhalten wiederfinden (auf Ermahnungen hören sie eh nicht).
Man sollte auch deutlich für diese Krisenzeit seine „Ansprüche“ ans Kind runterschrauben, es bleibt einem eh nichts anderes übrig.

Vielen Kindern tut es unendlich gut, wenn man ihnen beim Anziehen und beim Waschen hilft, sie genießen den Körperkontakt, denn dadurch spüren sie sich selbst. Auch alle Bewegungen, wo man sich selbst spürt, geben „Sicherheit“: Hüpfen, raufen, klettern, springen, fest aufstampfen. Und sie brauchen auch neuen „Freiraum“ und wichtige Aufgaben, damit sie merken, wir nehmen sie ernst.

Für mich war diese Zeit anstrengender als die Trotzzeit. Den Trotz konnte man mit viel Einfühlung und Aufmerksamkeit einschätzen und einen Wutausbruch fast immer vorhersehen und damit abwenden.
Aber bei unberechenbaren Gefühlausbrüchen schaut man schon wie ein „Schwein ins Uhrwerk“.

Lass bitte nicht zu, dass er von dir zu spüren bekommt, sein „Haus“ wäre nicht richtig. Wir haben uns abends beim Zubettbringen viel Zeit zum Reden genommen. Ich habe auch klar gestellt, welcher Ton überhaupt nicht angebracht war, es dabei aber belassen. Viel wichtiger waren Erzählungen aus meiner eigenen Kindheit und Anekdoten, als die derzeitige „Nervensäge“ noch klein und amüsant war. Wenn man sich als Eltern bemüht, nicht „sprachlos“ gegenüber dem Kind zu werden, kommt man wohl am leichtesten durch diese Zeit. Gute Nerven wünsche ich dir und noch eine schöne Schwangerschaft."

Hier noch meine weiterführende Antwort auf die Frage, was ich damals ganz konkret gemacht habe.

http://www.rund-ums-baby.de/erziehung_elternforum/mebboard.php3?step=0&range=20&action=showMessage&message_id=5155&forum=209

Liebe Grüße
Heike

 
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