Rund um die Erziehung

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Geschrieben von sunnydani am 23.10.2021, 11:46 Uhr

Kind 4 Jahre - extremer Willen

Mein Großer ist und war auch schon immer sehr willensstark und die Beschreibung deiner Tochter könnte auch auf ihn zutreffen.
Und ich muss sagen, ich bin schon sehr konsequent. Also Dinge, die mir wirklich wichtig sind, die ziehe ich gnadenlos durch. Ich überlege mir aber vorher auch gut, welche Dinge mir wichtig sind und welche nicht, denn ständige Machtkämpfe bei allem und überall, das brauch ich nicht.
Es gibt also ein paar Dinge, die er genau weiß, wie wichtig sie mir sind und da kann er machen, was er will, die hat er einzuhalten.

Was du von deiner Schwester beschreibst, ist ja aber wieder mal noch ganz was Anderes, denn die war da deutlich älter. Und ganz im Ernst, ich würde in diesem Alter sicher nicht alles machen, was mein Teenagerkind will, nur damit es ja nicht irgendwas "Böses" macht.
Bei der Ansage hätte ich gesagt: "Gut, dann verhungerst du eben." oder "Schön, dann schreibst du eben eine 6. Es ist deine Note und dein weiteres Leben hängt davon ab, ich war schon in der Schule, ich hab schon meinen Job, für mich ist es egal." Und Thema wäre erledigt gewesen. Aber ich kusche doch nicht vor eine Teenagerin, wenn sie den Geschirrspüler nicht ausräumen will oder das Essen, das ich koche nicht isst.
Da hätte ich noch eher gesagt, sie darf am nächsten Tag selber für die ganze Familie kochen, dann wird das gegessen, was sie kocht oder sie kann beim Kochen helfen und man überlegt sich einen Kompromiss, aber für diesen Tag wäre es erledigt gewesen. Ich bin doch kein Gasthaus, das für jede Person ein anderes Menü kocht.

Daran würde ich aber in deinem Fall noch nicht denken. Dein Kind ist noch weit jünger.
Bei meinem Großer ist die Struktur am wichtigsten. Wenn er genau weiß, was wann wie passiert und was erwartet wird, tut er sich leichter. Aber das Problem ist ja oft eben der Wille bzw. das mit Absicht gerade eben nicht das tun, was man gerne hätte, einfach aus Prinzip. Aber ich beachte das teilweise dann nicht und sage ihm einfach immer wieder, er weiß was zu tun ist, wenn er das von mit will und macht er es nicht, dann bekommt er es halt nicht.

Wenn euch dieses Danke also so wichtig ist, dann werdet ihr entweder weiter darum kämpfen müssen oder ihr versucht mal einen anderen Weg (manchmal hilft es nämlich auch etwas anders zu machen als das bereits Bekannte, ich musste mir auch oft viele verschiedene Zugänge für meinen Großen einfallen lassen, wenn mal wieder was nicht so geklappt hat, wie ich gerne gehabt hätte).
Vielleicht hört ihr mal generell damit auf und sagt es aber selber immer und immer wieder, lebt es also vor und sagt es auch für eure Tochter. Dann wird es normal und außerhalb der Familie benutzt sie es ja sogar.
Mein Sohn hatte das auch eine Zeitlang, dass er einfach keine Höflichkeitsformen benutzt hat. Ich habe immer wieder gesagt, es heißt aber "Danke", man sagt "Bitte", wenn man etwas möchte. Und ich habe dann für ihn immer "Danke, Mama" gesagt, wenn er was bekommen hat und es wieder partout nicht sagen wollte.
Jetzt ist er 7 Jahre alt und ich bekomme von Eltern seiner Schulfreunde oft die Rückmeldung, dass er so höflich ist. Zuhause spart er aber nach wie vor mit Bitte und Danke und es kommt ihm nicht immer über die Lippen. Aber er hat es sich für auswärts scheinbar eingespeichert und benutzt es da regelmäßig und da bin ich schon mal froh darüber.
Hin und wieder kommt dann auch eine ganz ehrliche Wertschätzung von ihm, wie z.Bsp. beim letzten Geburtstag, als er gesagt hat, nachdem ich die Geburtstagsjause auf den Tisch gestellt hab:"Boah, danke, Mama, da hast du dir aber schön viel Mühe für mich gemacht."
Und das zeigt mir, dass ich es doch nicht ganz verkehrt gemacht habe, denn er kann es scheinbar schon anerkennen und schätzen, was ich tue, aber er tut sich scheinbar aus irgendeinem Grund schwer diese Floskeln, die man eben benutzt, täglich und immer zu sagen.

Am wichtigsten denke ich, ist es, dass man selber authentisch ist und dem Kind eben schon seine Grenzen aufzeigt bzw. es darauf hinweist und ihm den Umgang mit anderen im Alltag einfach vorlebt. Wenn du ehrlich und authentisch bist, denn lebst du deinem Kind schon viel vor und wenn du nicht bei allem nachgibst oder dich völlig fürs Kind und seine Bedürfnisse aufgibst, dann wird es dir nicht auf der Nase herumtanzen, sondern merken, was geht und was nicht geht. Dann wird es lernen, dass jeder Bedürfnisse hat und man die eigenen Bedürfnisse für andere auch nicht komplett übergehen soll, aber man auch mal nachgeben kann und für jemand anderen etwas machen kann.

Man muss vieles einfach nach Gefühl machen. Aber ich fahre am besten mit liebevoller Konsequenz und einem starken, selbstbewussten, authentischen, aber auch ehrlichen Auftreten vor den Kindern. Sie dürfen auch mal sehen, dass auch Mama traurig, wütend, enttäuscht, fröhlich, lustig, etc. ist. Sie dürfen sehen, dass Mama selber die gleichen Gefühle hat wie das Kind und dass jedes Gefühl in Ordnung ist, man aber den richtigen Umgang mit jedem Gefühl lernen muss. Und sie dürfen auch sehen, dass es dich traurig macht, wenn du alles für dein Kind tust und es nicht wertgeschätzt wird und ein Danke eben zu viel ist.

Vielleicht redest du auch mal mit deinem Kind und sagst ihm: "Hör mal, für mich ist es wichtig, wenn du Danke sagst, wenn ich etwas für dich mache. Wie findest du das denn, wenn du mir etwas holst und ich nicht Danke zu dir sage?"
So in der Richtung. Solche Gespräche haben bei meinem Großen schon oft etwas bewirkt, weil er dann nämlich angefangen hat darüber nachzudenken, wie sich sein Verhalten auf andere Personen auswirkt und was das mit anderen Personen macht oder mit ihm selber macht, wenn jemand so zu ihm ist. Das ist was anderes als ständig gesagt zu bekommen: "Du musst Danke sagen, das gehört sich einfach." Denn da versteht das Kind den Sinn dahinter oft nicht.

Ich wünsche euch alles Gute!

 
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