Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Frida831 am 23.10.2021, 11:07 Uhr

Kind 4 Jahre - extremer Willen

Hallo,

wir haben eine Tochter die extrem willensstark und gefühlsstark sowie empathisch, aber auch sehr schüchtern ist. Ihre Wutausbrüche waren schon immer sehr heftig und nach langer Zeit nur mit einem Kompromiss zu lösen.

Manchmal kommt es vor, dass sie sich vornimmt niemals in ihren Leben etwas zu tun. Das ist ok, so lange sie damit Grenzen von uns nicht überschreitet, sie hält dann alle logische. Konsequenzen aus. Nun ist es aber so, dass wir, also Mama, Papa und der Bruder ihr vorleben dass man in gewissen Situationen Bitte und Danke sagt. Unsere Tochter hat sich aber vorgenommen niemals in ihrem Leben Danke zu sagen. Wir haben es jetzt ein Jahr lang mit erklären warum es so wichtig ist, mit kleineren Konsequenzen daraus (Schokolade gibt's nur für ein Danke) probiert. Wir dachten wenn sie spürt wie wichtig es uns ist auf sanfte Art, dann wird sie es sagen. Es ist nun so, dass unsere Grenze erreicht ist und wir da einfach kein Auge mehr zudrücken möchten/können. Wir haben jetzt also ein paar Tage lang, für alles, was über die Bedürfnisse von Essen, Trinken, Kuscheln, hinaus geht, was sie selber eigentlich schon schafft, ein danke eingefordert. Aber sie hält lieber alles aus, zieht sich alleine an, schmiert ihre Brote selbst, bekommt keine Süßigkeiten, Hauptsache sie sagt kein Danke.

Machen wir was falsch? Wir sind verzweifelt. Wir wissen dass meine Schwester in vielen Dingen ähnlich war als Kind. Meine Eltern haben diese kämpfe im frühen Alter nicht ausgekämpft und sie ist meinen Eltern als Teenager auf der Nase rumgetanzt. "wenn ihr mir nichts zu essen kocht, verhungere ich eben, ich esse kein Brot" - meine Eltern kochten dann. "wenn ich den Geschirrspüler ausräumen muss, schreibe ich morgen im Test eine 6." Meine Eltern räumten den aus.

Ich bin überfordert. Weiter hart sein und für das danke kämpfen, oder nachgeben? Was meint ihr? Ich habe Angst, das falsche zu tun.

 
13 Antworten:

Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von sunnydani am 23.10.2021, 11:46 Uhr

Mein Großer ist und war auch schon immer sehr willensstark und die Beschreibung deiner Tochter könnte auch auf ihn zutreffen.
Und ich muss sagen, ich bin schon sehr konsequent. Also Dinge, die mir wirklich wichtig sind, die ziehe ich gnadenlos durch. Ich überlege mir aber vorher auch gut, welche Dinge mir wichtig sind und welche nicht, denn ständige Machtkämpfe bei allem und überall, das brauch ich nicht.
Es gibt also ein paar Dinge, die er genau weiß, wie wichtig sie mir sind und da kann er machen, was er will, die hat er einzuhalten.

Was du von deiner Schwester beschreibst, ist ja aber wieder mal noch ganz was Anderes, denn die war da deutlich älter. Und ganz im Ernst, ich würde in diesem Alter sicher nicht alles machen, was mein Teenagerkind will, nur damit es ja nicht irgendwas "Böses" macht.
Bei der Ansage hätte ich gesagt: "Gut, dann verhungerst du eben." oder "Schön, dann schreibst du eben eine 6. Es ist deine Note und dein weiteres Leben hängt davon ab, ich war schon in der Schule, ich hab schon meinen Job, für mich ist es egal." Und Thema wäre erledigt gewesen. Aber ich kusche doch nicht vor eine Teenagerin, wenn sie den Geschirrspüler nicht ausräumen will oder das Essen, das ich koche nicht isst.
Da hätte ich noch eher gesagt, sie darf am nächsten Tag selber für die ganze Familie kochen, dann wird das gegessen, was sie kocht oder sie kann beim Kochen helfen und man überlegt sich einen Kompromiss, aber für diesen Tag wäre es erledigt gewesen. Ich bin doch kein Gasthaus, das für jede Person ein anderes Menü kocht.

Daran würde ich aber in deinem Fall noch nicht denken. Dein Kind ist noch weit jünger.
Bei meinem Großer ist die Struktur am wichtigsten. Wenn er genau weiß, was wann wie passiert und was erwartet wird, tut er sich leichter. Aber das Problem ist ja oft eben der Wille bzw. das mit Absicht gerade eben nicht das tun, was man gerne hätte, einfach aus Prinzip. Aber ich beachte das teilweise dann nicht und sage ihm einfach immer wieder, er weiß was zu tun ist, wenn er das von mit will und macht er es nicht, dann bekommt er es halt nicht.

Wenn euch dieses Danke also so wichtig ist, dann werdet ihr entweder weiter darum kämpfen müssen oder ihr versucht mal einen anderen Weg (manchmal hilft es nämlich auch etwas anders zu machen als das bereits Bekannte, ich musste mir auch oft viele verschiedene Zugänge für meinen Großen einfallen lassen, wenn mal wieder was nicht so geklappt hat, wie ich gerne gehabt hätte).
Vielleicht hört ihr mal generell damit auf und sagt es aber selber immer und immer wieder, lebt es also vor und sagt es auch für eure Tochter. Dann wird es normal und außerhalb der Familie benutzt sie es ja sogar.
Mein Sohn hatte das auch eine Zeitlang, dass er einfach keine Höflichkeitsformen benutzt hat. Ich habe immer wieder gesagt, es heißt aber "Danke", man sagt "Bitte", wenn man etwas möchte. Und ich habe dann für ihn immer "Danke, Mama" gesagt, wenn er was bekommen hat und es wieder partout nicht sagen wollte.
Jetzt ist er 7 Jahre alt und ich bekomme von Eltern seiner Schulfreunde oft die Rückmeldung, dass er so höflich ist. Zuhause spart er aber nach wie vor mit Bitte und Danke und es kommt ihm nicht immer über die Lippen. Aber er hat es sich für auswärts scheinbar eingespeichert und benutzt es da regelmäßig und da bin ich schon mal froh darüber.
Hin und wieder kommt dann auch eine ganz ehrliche Wertschätzung von ihm, wie z.Bsp. beim letzten Geburtstag, als er gesagt hat, nachdem ich die Geburtstagsjause auf den Tisch gestellt hab:"Boah, danke, Mama, da hast du dir aber schön viel Mühe für mich gemacht."
Und das zeigt mir, dass ich es doch nicht ganz verkehrt gemacht habe, denn er kann es scheinbar schon anerkennen und schätzen, was ich tue, aber er tut sich scheinbar aus irgendeinem Grund schwer diese Floskeln, die man eben benutzt, täglich und immer zu sagen.

Am wichtigsten denke ich, ist es, dass man selber authentisch ist und dem Kind eben schon seine Grenzen aufzeigt bzw. es darauf hinweist und ihm den Umgang mit anderen im Alltag einfach vorlebt. Wenn du ehrlich und authentisch bist, denn lebst du deinem Kind schon viel vor und wenn du nicht bei allem nachgibst oder dich völlig fürs Kind und seine Bedürfnisse aufgibst, dann wird es dir nicht auf der Nase herumtanzen, sondern merken, was geht und was nicht geht. Dann wird es lernen, dass jeder Bedürfnisse hat und man die eigenen Bedürfnisse für andere auch nicht komplett übergehen soll, aber man auch mal nachgeben kann und für jemand anderen etwas machen kann.

Man muss vieles einfach nach Gefühl machen. Aber ich fahre am besten mit liebevoller Konsequenz und einem starken, selbstbewussten, authentischen, aber auch ehrlichen Auftreten vor den Kindern. Sie dürfen auch mal sehen, dass auch Mama traurig, wütend, enttäuscht, fröhlich, lustig, etc. ist. Sie dürfen sehen, dass Mama selber die gleichen Gefühle hat wie das Kind und dass jedes Gefühl in Ordnung ist, man aber den richtigen Umgang mit jedem Gefühl lernen muss. Und sie dürfen auch sehen, dass es dich traurig macht, wenn du alles für dein Kind tust und es nicht wertgeschätzt wird und ein Danke eben zu viel ist.

Vielleicht redest du auch mal mit deinem Kind und sagst ihm: "Hör mal, für mich ist es wichtig, wenn du Danke sagst, wenn ich etwas für dich mache. Wie findest du das denn, wenn du mir etwas holst und ich nicht Danke zu dir sage?"
So in der Richtung. Solche Gespräche haben bei meinem Großen schon oft etwas bewirkt, weil er dann nämlich angefangen hat darüber nachzudenken, wie sich sein Verhalten auf andere Personen auswirkt und was das mit anderen Personen macht oder mit ihm selber macht, wenn jemand so zu ihm ist. Das ist was anderes als ständig gesagt zu bekommen: "Du musst Danke sagen, das gehört sich einfach." Denn da versteht das Kind den Sinn dahinter oft nicht.

Ich wünsche euch alles Gute!

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Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von Mörchen17 am 23.10.2021, 12:08 Uhr

Ich weiß nicht - ich kann Dein "Grundproblem" nachvollziehen, aber ich finde es nicht untypisch für Vierjährige, dass sie sich bei solchen Sachen querstellen. Mein Sohn ist auch vier Jahre alt und sagt nur sehr selten Danke, selbst nach Aufforderung, wenn er etwas geschenkt bekommt, kommt es ihm oft nicht über die Lippen; ich glaube, wenn wir daraus jetzt ein großes Ding machen würden, würde er auch mauern. Wir leben ihm ein höfliches Verhalten vor und sprechen auch gelegentlich (bei passendem Anlass) mit ihm darüber, warum es wichtig ist, Sachen wie Bitte und Danke zu sagen, und wir gehen ehrlich gesagt davon aus, dass das noch kommt. Bei unseren Neffen z.B. war es in dem Alter auch noch verbesserungswürdig und jetzt sind sie älter und können sich anständig bedanken und höflich fragen, das ist kein Ding mehr, da musste nichts "erpresst" werden.

Bei einem Kind im Teenageralter würde ich genauso verfahren wie Sunnydani. Das ist aber auch etwas ganz anderes.

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Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von Baerchie90 am 23.10.2021, 12:16 Uhr

Ich kann nur von meinen zwei Dickschädeln (inzwischen 36 & 8 Jahre alt ) berichten, die über Jahre immer und immer wieder die selben Machtkämpfe deswegen austrugen.
Meinem Mann war das "Bitte und Danke" auch immer seeeehr wichtig, während ich der Meinung war und bin, dass Kind es durch "Vorleben" schon irgendwann übernehmen würde.
Mein Mann hat es also immer wieder und wieder eingefordert und dann eben auch Dinge verweigert, während ich es eben selbst ganz selbstverständlich nutzte und mich für unsere Kinder bedankte/entschuldigte oder eben auch in ihrem Namen um etwas bat, wenn sie es nicht selbst taten.

Nach meinem Empfinden hat Sohnemann bei mir früher/öfter "bitte/danke/Entschuldigung" verwendet, während es bei meinem Mann gefühlt immer einen gewissen "Widerstand" hervor rief. Auch heute geraten die zwei deswegen noch manchmal aneinander.
Aber vielleicht ist das auch Typsache, die zwei sind da echte "Dickschädel" und beide sehr "konsequent" in ihren Standpunkten.
Während ich eher "inkonsequent" bin und Kompromisse eingehe, wobei ich das Gefühl habe, dass Sohnemann bei mir auch deutlich kompromissbereiter ist.

Mit Töchterchen (6) gab es da komischerweise nie Probleme oder irgendwelche Machtkämpfe.

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Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von AKAM am 23.10.2021, 15:09 Uhr

Hallo,

eure Tochter ist willensstark und konsequent, das sind ja erst mal keine schlechten Eigenschaften. Und scheinbar steht sie ja auch zu ihrer Entscheidung, nicht danke sagen zu wollen, indem sie die Konsequenzen dann aushält und scheinbar kein Theater macht, wenn sie etwas nicht bekommt/darf, weil sie nicht danke sagt?

(So ganz nebenbei: Wenn sie lieber alles selber macht, damit sie nicht danke sagen muss, hat das immerhin den schönen Nebeneffekt, dass sie sehr schnell sehr selbstständig wird )

Dass dieser "Konflikt" schon seit einem Jahr läuft, zeigt, wie sehr sich das Thema schon zum Machtkampf hochgeschaukelt hat. Keiner kann/will jetzt nachgeben, ohne das Gefühl zu haben, sein Gesicht zu verlieren.

Eure Tochter weiß genau, wie wichtig es euch ist. Sie weiß auch, wann man danke und bitte sagt. Sie hat aber nun mal eine Entscheidung getroffen und fühlt sich von euren Erklärungen/Überredungsversuchen/Forderungen in die Enge gedrängt, weil sie spürt, dass ihr sie mit allen Mitteln dazu bringen wollt, sich eurem Willen unterzuordnen. Sie fühlt sich mit ihrer Entscheidung nicht ernst genommen. Das führt dazu, dass sie gar nicht mehr zurückrudern kann.

Dazu kommt, dass sie den längeren Atem in dieser Sache hat. Ihr stoßt an eure Grenzen, sie macht konsequent, was sie sich vorgenommen hat, auch wenn das für sie (negative) Folgen hat. Ihr habt ihr somit auch nicht allzu viel entgegenzusetzen.

Vielleicht hättet ihr da von Anfang an etwas lockerer sein sollen, um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen. Grundsätzlich ist es so, dass Kinder sehr viel von dem, was sie vorgelebt bekommen, für ihr späteres Leben mitnehmen. Auch wenn es so scheint (und das nicht nur mit 4, sondern auch mit 8, 12, 16 ...), als würden sie nichts davon anwenden können.

LG
Anja

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Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von Frida831 am 23.10.2021, 18:34 Uhr

Vielen lieben Dank für eure ausführlichen Antworten, besonders Akam und Sunnydani. Zum einen erleichtert es mich, nicht alleine zu sein, und dass meine Angst, wenn wir da jetzt nicht konsequent weiter machen, wir einen tyrannisierenden Teenager heranzüchtern, nicht begründet ist. Wir merken ja dass es zu einer viel zu großen Sache geworden ist. Wir machen jetzt erstmal Pause und werden es ihr aber weiterhin vorleben und ihr sagen wann es zu sagen ist. Wichtig wird uns das Wort bleiben. Genau dass es zur großen Sache wurde, können wir leider nicht mehr rückgängig machen, aber für die Zukunft haben wir daraus gelernt. Wir merken, dass sie zb ein unschönes "was?" raushaut, statt "wie bitte?" Aber da versuchen wir es nun besser zu machen, auf eine hoffentlich ungezwungenere Art, vorzuleben und zu korrigieren.

Ich muss mich nur davon lösen, dass auch mein Kinderarzt sehr früh sagte, dass wir "noch unseren Spaß haben werden" und lieber jetzt als später die kämpfe austragen sollen. Wenn ich nun nachgebe, lernt sie dann, dass sie immer ihren Willen bekommt, sie nur ganz lange durchhalten muss? Ich weiß dass es ein Fehler war, es so groß werden zu lassen.

Danke Sunnydani, in meinem Umfeld hat keiner das Verständnis, und es beruhigt mich, dass ich nicht alleine bin und dein Sohn schon weiter ist, und sich mit anderen gut verhält.

Danke euch.

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wie oft verlangt Ihr denn ein „Danke“

Antwort von Caot am 24.10.2021, 12:13 Uhr

..... das wäre meine Frage. Wo soll dein Kind „Danke“ sagen.

Ich hab nämlich mal überlegt, wo uns solche Situationen begleiten. Da komme ich auf ..... fast keine. Ausnahme, wenn das Kind etwas von Dritten bekommt. Von daher meine Frage: wo verlangt Ihr ein Danke?

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Mehr Beiläufigkeit

Antwort von Lillimax am 24.10.2021, 13:01 Uhr

Hallo,

also, das ist ein wirklich interessantes Kind, was Du da hast. Und der starke Wille Deiner Tochter klingt wirklich anstrengend.

Ich hatte beim Lesen ein paar Gedanken dazu, ich schreib sie einfach mal hin, vielleicht ist ein Anstoß dabei.

- Deiner Tochter geht es nicht ums „Danke“ sagen, sondern es geht um eine Neigung zu Machtkämpfen. Der Gegenstand des Machtkampfs ist dabei weitgehend egal, es kann etwas Beliebiges sein.

- Sobald Du und Dein Partner gesteigertes Interesse an etwas zeigt (Danke sagen), wird die Sache auch für Eure Tochter interessant. Sie geht auf Contra. Je mehr Ihr wollt, dass sie sich bedankt, je mehr Brimborium Ihr darum veranstaltet, sie also tadelt, lobt, belohnt, desto mehr verstärkt Ihr ungewollt den Widerstand.

- Erhöhte Aufmerksamkeit verstärkt kindliches Verhalten, wenig Aufmerksamkeit schwächt es ab. Ich würde daher solche Dinge viel beiläufiger behandeln. Kinder lernen sowieso kaum durch Aufforderungen, sondern durch Vorbild. Hättet Ihr gar kein Danke gefordert, hätte sie irgendwann von selbst damit begonnen, einfach aus dem normalen Nachahmungstrieb heraus.

- Ich würde Deine Maus für ein normales, erwünschtes Verhalten nicht mehr belohnen, auf gar keinen Fall. Dieser Schuss geht nach hinten los, wie Ihr ja gerade auch selbst erleben müsst. Wenn Du also groß darauf einsteigst, argumentierst, erklärst, diskutierst, kurz: den Einfall mit großer Aufmerksamkeit belohnst, dann zementierst Du dieses Verhalten. Ich würde Deine Tochter daher generell beiläufiger behandeln und nicht auf jeden „Pups“ ausführlich eingehen, denn dann schaukelt sich sofort wieder etwas hoch.

- Es gibt Kinder, die nicht immer total im Fokus stehen wollen. Die nicht für jeden ihrer trotzigen Sätze („Ich mach das nie mehr!“) gleich eine starke Reaktion gebrauchen können. Ich würde auf so einen Satz nicht einmal antworten, sondern nur freundlich-gleichgültig schauen und mich beiläufig einer anderen Tätigkeit zu wenden. Nur so bleibt die Sache für Deine Tochter unspannend, und sie kann sie wieder loslassen.

LG

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Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von Janet90 am 24.10.2021, 19:40 Uhr

Warum man danke sagen soll verstehe ich noch, obwohl ich’s auch doof finde jemand dazu zu zwingen, aber warum darf das Kind nicht „was?“ sagen sondern „wie bitte?“ ?

Ich meine mit „danke“ zeigt man seinem Gegenüber eine gewisse Wertschätzung. Das hat für mich einen Sinn. Ich würde es dem Kind so erklären. So mache ich es zumindest, erklären warum man etwas macht und versuchen zu verdeutlichen wie man selbst oder der andere sich fühlt wenn sich bedankt wird.
Aber was oder wie bitte ist für mich sinnfrei. Ich selbst sage auch in der Regel „was“ und bin damit bisher gut durchs Leben gekommen und keiner hat sich deswegen auf den Schlitz getreten gefühlt.

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Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von kea2 am 25.10.2021, 11:23 Uhr

Bei willensstarken Kindern ist es keine gute Idee, ständig nachzugeben. Die brauchen eindeutige Regeln, die gleich bleiben und möglichst keine Ausnahmen.
Grenzen und Konsequenzen sind bei solchen Kindern sehr wichtig.

Es hilft Dir nicht, wenn hier Eltern mit leichter lenkbaren, kooperativeren Kindern schreiben, dass sie super klar kommen, wenn sie dem Kind viel entgegen kommen.
Kinder sind Individuen. Da gibt es kein grundsätzliches richtig oder falsch.
Bei Deiner Schwester war die lockere Erziehung offenbar falsch. Sie hat als Teenager ja förmlich nach Grenzen geschrien.

Auch in der Erziehung gibt es Modeströmungen. Momentan lautet der moderne Erziehungsgrundsatz "Machtkämpfe muss man nur ausfechten, wenn es sehr wichtig ist. Ansonsten immer nachgeben. Alles andere erledigt sich durch Vorleben ganz harmonisch von selbst."
Außerdem wird immer argumentiert, dass man Kinder nichts aufdrücken darf, weil man das bei Erwachsenen ja auch nicht macht.
Ein Kind ist aber kein kleiner Erwachsener, und Kinder, die so behandelt werden, sind überfordert. Regeln und Grenzen, die die Erwachsenen mit ihrer größeren Lebenserfahrung für sie schaffen, bieten Kindern Sicherheit.

Zur Zeit steigt die Anzahl der Kinder, die nichts als die Erfüllung ihrer eigenen Bedürfnisse kennen in Kindergärten und Schulen stark an und verursacht da jede Menge Probleme.
Da sieht man schon, dass diese Form von Erziehung bei vielen Kindern nicht gut funktioniert, weil viele so einfach eben nicht lernen, sich sozial zu verhalten und sich in eine Gemeinschaft einzufügen.
Deswegen denke ich, dass man früher oder später wieder von dem derzeitigen Erziehungsideal abrücken wird.

Für Eure Tochter ist diese Bitte/Danke-Geschichte ein Test. Wie reagieren meine Eltern, wenn ich mich hartnäckig weigere, diese Höflichkeitsfloskeln zu verwenden? Geben die nach? Super! Dann kann ich in Zukunft durchdrücken, was immer ich will.
Setzen die mir eine Grenze? Ok, dann haben die mir wohl doch was zu sagen.

Ihr habt die Sache mit dem Bitte/Danke angefangen und seit längerer Zeit nachdrücklich eingefordert. Da jetzt zurückzurudern, geht nicht mehr, ohne dass Ihr bei Eurer Tochter den Eindruck hinterlasst, dass sie gewonnen hat.
Anders wäre es, wenn das Thema nur immer mal so zur Sprache gekommen wäre. Dann könnte man es erstmal eine Weile auf sich beruhen lassen und hoffen, dass das Kind in ein paar Monaten kooperativer ist.

Nicht alle Kinder denken so. Aber unsere ebenfalls sehr willensstarke Tochter tut das auch bzw. tat das schon mit 4.

Erst bei einem Teenager strenge Grenzen zu setzen, wie hier teilweise empfohlen wird, funktioniert nicht. Das Kind hat bis dahin verinnerlicht, dass Mama und Papa sich von ihm lenken lassen. Wenn das nicht sofort klappt, muss man nur mehr Aufstand machen und schon läuft die Sache.
Wenn so ein willensstarker Teenager richtig bockig wird, wird es ziemlich übel. Dagegen ist eine bockende 4-jährige Urlaub.

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Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von sunnydani am 25.10.2021, 12:12 Uhr

Ich gebe dir vollkommen recht, in allem was du schreibst. Denn ich habe genauso einen extrem willensstarken Großen und der Kleine ist bei allem so was von einfach zu händeln und absolut kein Vergleich. Mit dem Kleinen ist alles easy, locker und leicht umsetzbar und beim Großen ist bzw. war alles mit Diskussionen und extremer Anstrengung verbunden.

Und auch bei ihm sind Struktur und Grenzen sehr wichtig und vorallem, dass man ihm eben vorlebt, dass man selber stärker ist und nicht einknickt, das schon.
Aber dennoch kann man in gewisser Weise Kompromisse eingehen, das versteht ein Kind schon, auch ein Willensstarkes. Denn es merkt ja, dass ich als Mama das bewusst so entscheide und nicht nachgebe. Hab ich einmal Nein gesagt, dann ist Nein. Gibt es eine Grenze, die nicht zu überschreiten ist, dann ist die immer so, auch wenn er zum 375.000-Mal versucht die Grenze zu überschreiten. Und ich sehe es auch so, dass man seinen Kindern nicht zu viel Verantwortung übertragen soll, denn sie sind Kinder und brauchen Führung von starken Eltern. Aber dennoch wollen sie das Gefühl haben gebraucht zu werden und gewisse Dinge selber entscheiden zu dürfen und wenn ich bei allem nur streng und ohne auf das Kind einzugehen drüberfahre, dann ist das in meinen Augen auch nicht gut für die Entwicklung.

Deshalb habe auch ich geraten, sie soll sich überlegen welche Machtkämpfe sie führt, denn ich kann allein aus Prinzip den ganzen Tag Machtkämpfe führen. Und bei meinem willensstarken Kind gibt es sowohl Unterschiede, wenn ich nur streng und strikt sage, du machst das jetzt, weil ich das sage, dann ist es anders, als wenn er den Sinn hinter der Sache versteht und dennoch spürt, dass es mich interessiert, wie er sich dabei fühlt.
So fahre ich einfach am besten. Aber wie bei allem ist es einfach schwer, da jedes Kind und jede Familie anders ist und Dinge, die bei uns gut funktionieren, können woanders gar nicht klappen und umgekehrt.

Aber man muss sich seine eigene Kraft halt auch einteilen, denn wenn man bei einem 4-Jährigen schon komplett am Ende ist, dann hält man bis durch die Pubertät nicht durch. Ich würde niemals aufgeben, weil es wichtig ist für das Kind, dass es gelenkt wird, aber dennoch muss ich mir meine Kraft einteilen und da muss ich mir überlegen, ob ich jetzt bei jedem Schimpfwort, jedem nicht gesagten "Danke" und jedem Ding ein Fass aufmache und meine Überlegenheit demonstriere oder ob ich es bei wirklich wichtigen Dingen, wie dass nicht geschlagen wird, dass Dinge nicht geworfen und kaputt gemacht werden, dass niemand angeschrien wird, dass man seine Wut im Boxsack und nicht an anderen Gegenständen auslassen darf etc. mache.
Und wir hatten Tage, an denen hatte er zig Wutanfälle und ich musste mich stundenlang durchsetzen, weil er es so ausgereizt hat.
Aber jetzt mit fast 8 Jahren merke ich einfach, dass doch vieles gefruchtet hat und dass er oft einsichtiger ist, wenn ich mit ihm darüber rede und ihm auch in gewisser Weise Vertrauen entgegen bringe und ihm auch zeige, dass es auch mal Kompromisse geben darf und er gerade dann noch viel eher das tut, was ich gerne von ihm hätte, wenn er von mir auch wertschätzend behandelt wird und ich ihn nicht dauernd nur zurechtweise und ihm zeige, dass ich die Stärkere von uns beiden bin.

Aber im Großen und Ganzen ist Konsequenz natürlich sehr, sehr wichtig und wäre ich nicht so konsequent gewesen in allen Jahren mit ihm, würde die Sache jetzt vielleicht auch ganz anders aussehen.

Alles Liebe!

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Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von sunnydani am 25.10.2021, 12:28 Uhr

Bitte gerne :)
Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen.

Konsequent zu sein ist schon nach wie vor wichtig. Sie soll natürlich nicht merken, dass sie nur lange genug an der Sache bleiben muss, um ihren Willen zu erreichen. Aber ihr müsst euch eure Kraft eben gut einteilen und auch schauen, wie und wo es gut umsetzbar ist. Denn wenn der Kampf nun schon über ein Jahr geht und es keine Besserung gibt, dann hilft es eben doch oft, wenn man die Ansätze wechselt und einen anderen Weg probiert. Das ist ein Überraschungseffekt, der das Kind auch oft zum Umdenken anregt.
Wenn es euch also nach wie vor wichtig ist, dann lebt es vor und sagt es für das Kind oder sagt mal: "Ich freue mich, wenn du Danke zu mir sagst."
Immer wieder vorleben, sagen, darauf aufmerksam machen, aber es nicht zu so einem extremen Machtkampf ausarten lassen. Das wollte ich damit sagen.

Aber ansonsten ist es gerade bei willensstarken Kindern sehr wichtig, dass man dran bleibt und ihnen nicht zeigt, dass man aufgibt. Denn Resignation ist das Schlimmste. Gerade willensstarke Kinder brauchen Führung und viel Struktur und sie testen immer wieder, ob Mama eh wirklich immer noch das hält, was sie sagt, ob Mama immer noch so stark ist, wie sie war und wenn man da durchhält, dann kann man sie wirklich in noch gute Bahnen lenken.
Deshalb ist es auch wichtig, dass du für dich mal Ruheoasen hast und Zeiten, in denen du dich erholen kannst, damit du dann wieder die Kraft für dein Kind hast.
Schaffe dir auch solche Ruheinseln, dann wirst du sehen, es klappt gleich wieder besser.

Und ja, mein Großer hat sich in der letzten Zeit sehr weiterentwickelt. Wir haben immer wieder noch schwierigere Phasen, in denen er wieder anfängt sich gegen alles zu wehren, aber man merkt doch, dass er mit dem Alter verständiger wird und man einfach auch schon ganz anders mit ihm reden kann, als noch vor ein paar Jahren. Er kann sich auch schon besser kontrollieren, kann sich verbal besser ausdrücken und ist doch empathischer geworden, sodass es ihm auch leid tut, wenn er merkt, er verletzt jemanden durch sein Verhalten.
Und so willensstark sie auch sind, so viele positive Seiten gibt es doch auch an ihnen. Aber dadurch, dass die Willensstärke so viel Kraft raubt, sieht man die guten Dinge oft nicht mehr. Mir hat es auch geholfen, wenn ich immer wieder doch auch die guten Dinge gesehen habe und wenn wir auch abends zusammen überlegt haben, was an diesem Tag doch alles schön und gut war. Einfach um das Positive auch hervorzuheben, denn sie spüren schon selber auch, dass sie einen an den Rand der Nerven bringen und dass sie anstrengend sind.
Das kommt bei meinem Großen erst in der letzten Zeit mehr hervor, weil er älter ist und sich schon ein wenig reflektieren kann. Und dann kommen manchmal so Ansagen wie: "Ich weiß, ich bin viel anstrengender als Tim (sein kleiner Bruder). Er macht einfach alles so, wie er soll. Ich würde ja auch oft gerne schneller nachgeben, aber ich kann einfach irgendwie nicht."
Oder "Ich will mich nicht so ärgern, aber es kommt einfach und dann geht es nicht mehr anders." Das sagt er, obwohl ich nie zu ihm gesagt habe, dass er anstrenger als sein Bruder ist. Das denke ich mir oft nur, aber würde ich niemals vor ihm auch nur andeuten.
Und er braucht auch viel mehr Sicherheit, dass ich ihn lieb habe, weil er sich denkt, dass ich ihn weniger lieb habe, weil er eben anstrengender ist. Und das obwohl ich ihm nie meine Liebe verwehrt habe und immer gesagt habe, ich habe ihn immer lieb, egal was er macht. Aber sie spüren dennoch, dass es eben schwierig mit ihnen ist. Und dazu gefällt mir persönlich ein Spruch sehr gut:
"Liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene. Denn dann brauche ich es am meisten."

Deshalb ja, konsequent sein und sich durchsetzen, aber dennoch Liebe geben und dem Kind vermitteln, dass man es nicht ablehnt und es immer lieb hat, sondern dass man mit seinem Verhalten lediglich nicht einverstanden ist.

Alles Gute!

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Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von Kacenka am 26.10.2021, 10:34 Uhr

Also ich finde ja, man kann da ruhig einen Unterschied machen zwischen allgemeinen Umgangsformen und familiären Regeln oder auch elterlicher Konsequenz. Also wenn ihr festlegt, dass sie jetzt schlafen gehen soll oder Hände waschen, dann beisst die Maus keinen Faden ab, da wird nicht verhandelt und gefeilscht. Da braucht es Konsequenz und ihre Tobsuchtsanfälle oder Machtspielchen bringen sie da schlicht nicht weiter, das muss man ihr zeigen.

Will sie nicht Danke oder Bitte sagen, ist das für mcih eher allgemeine Umgangsformen und die lernen Kinder nicht nur von den Eltern: sie wird noch ganz oft sehen, dass nicht nur mama und papa bitte und danke sagen, sondern auch ErzieherInnen, Tanten, Omas, LehrerInnen, VerkäuferInnen usw. die machen das alle und dann geht alles viel leichter und freundlicher vonstatten.
Evtl. machen das andere Kinder im Kindergarten auch und erreichen schneller ihr Ziel als sie mit ihrer "Strategie". So auch mit Wunschäusserungen in höflicher oder weniger höflicher Form. Das sind Erfahrungen, durch die man lernt und die Kindern letztlich auch zeigen, welche Feinbedeutungen die Wörter und Wendungen haben. Das ist ein langer Prozess, da würde ich jetzt nicht drauf rumhacken, wenn sie mal nichts sagt, wo ein "Danke" angebracht wäre. Vorbild ist hier wichtiger als "Konsequenz".

Je älter sie wird, umso mehr "Verantwortung" kann sie auch für ihr Verhalten übernehmen. Also wenn sie sich bei der Tante nicht fürs Geschenk bedankt mit 14, wird die sich das beim nächsten Mal vermutlich überlegen. Wenn sie mit 12 den Geschirrspüler ausräumen muss und dafu¨r dann mit Absicht den test in der Schule verbockt, ist das auch ihr Problem, die Last würde ich mir als Mutter nicht aufbürden.
Das ist für die Eltern auch mal schmerzhaft, die Kinder wissentlich ins Unglück rennen sehen. aber hilft ihnen langfristig mehr als wenn man die Situation für sie immer wieder rettet. Ist halt auch schwer "Loszulassen", aber genauso eine wichtige Kunst in der Erziehung wie die Konsequenz im Kleinkindalter.

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Re: Kind 4 Jahre - extremer Willen

Antwort von Emmi67 am 03.11.2021, 11:19 Uhr

Ja, natürlich ist das falsch, mit einer 4-jährigen in einen Machtkampf ums Dankesagen einzusteigen. Was soll das denn? Auch Machtkämpfe mit Teenies sind übrigens sinn- und zwecklos. Ich würde alle Maßnahmen, die ihr diesbezüglich ergriffen habt, canceln und so vorgehen: Ich würde meiner Tochter sagen, dass ich sie sehr liebe, auch wenn sie sich nicht bedankt. Weiter würde ich erklären, dass sich andere über ein Danke freuen und es doch schön ist, anderen eine Freude zu bereiten. Außerdem findet man eher Freunde, wenn man höflich ist. Damit würde ich das Thema abhaken und es nicht ständig wieder aufs Tapet bringen. Ansonsten würde ich weiter auf Vorleben setzen. Meine Kinder haben auch nicht immer Danke gesagt, als sie klein waren. Wenn es z.B. an der Fleischtheke ein Stück Wurst gab und von ihnen kam nichts, habe ich mich freundlich bedankt.
Ich empfehle einen Artikel zum Thema Machtkampf von Jesper Juul:
https://www.focus.de/familie/erziehung-als-machtkampf-familientherapeut-jesper-juul-erklaert-einen-der-groessten-erziehungsfehler_id_24371796.html
Deine These, dass man alles auskämpfen muss, sehe ich ganz anders und ich habe schon 2 erwachsene Kinder. Ich habe mich selten auf Machtkämpfe eingelassen und ja, ich hätte z.B. den Geschirrspüler auch selbst ausgeräumt- nicht wegen einer angedrohten 6, sondern weil kein Mensch auf dieser Welt einen unwilligen Teenie zu etwas zwingen kann. Trotzdem (oder vielleicht auch deswegen?) sind meine Kinder zu netten, hilfsbereiten Erwachsenen geworden.

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