Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Mama Heike am 17.11.2006, 23:24 Uhr

Hab auch noch was zu senfen :-))

Liebe Marion,

dein Spaß an Wortspielereien ist schon interessant, aber du hast natürlich recht, dass es für einige (nicht nur für dich, auch für mich) alltagsuntauglich ist, Erziehung auf diese eine Definition zu bringen und zu sagen, das schaffen wir jetzt ab, das andere darf sein.

Vina schreibt: "Dass Du Deinen Sohn gegen seinen Willen aus dem Möbelhaus trägst, finde ich nicht erzieherisch. Erzieherisch wäre …"

Ja, es mag sein, dass es Nicht-Erziehung ist, wenn du Raphael ohne erzieherische Absicht aus dem Möbelhaus trägst. Aber das "Gegen den Willen des Kindes agieren" ist und bleibt fraglich. Du ignorierst doch in diesem Moment die wirkliche Situation deines Kindes, du nimmst seine Gefühle nicht ernst. Der Stärkere trägt den Schwächeren weg.

Und deshalb hattest du wahrscheinlich (wenigstens ein bißchen?) ein unbehagliches Gefühl, solange Raphael wütend gebrüllt war. Aber zum Glück hat er sich ja schnell beruhigt, wie du schreibst, mit ein bißchen Hilfe.

Kleine Kinder sind wunderbar direkt, wenn es um ihren Stolz und ihre Würde geht: Sie plärren wütend los und wehren sich (meist) mit Strampeln! Die Frage ist doch eigentlich: Schadet diese Erfahrung einem Kind?

Kann man diese Frage überhaupt beantworten?
Vina hat sinngemäß geantwortet, solange keine erzieherische Absicht dahinter steckt, schadet sie nicht. Ach so!?

Ich kläre das Rutschenproblem folgendermaßen: „Wir gehen bald, du darfst aber noch ein bißchen rutschen!“ Das ist eine wahre Ausage. Kein Limit, kein genervtes „Jetzt komm doch endlich.“ Sie rutscht und ich freue mich mit ihr darüber. Rutschen macht Spaß. Aber sie weiß, das Rutschen hat bald ein Ende, denn ICH habe es gesagt. Aber muss das schlimm für sie sein?

„Ach, du willst wohl nochmal rutschen?“
„Jaaa!“
„So gerne rutscht du, jetzt hattest du aber viel Schwung? Wie oft magst du denn noch rutschen?“ Sie klettert ein drittes Mal zum Rutschen.
„Oh noch einmal!“
„Jaaaa.“
„Komm jetzt bitte zum Schluss!“ Langsam beginne ich mich vom Rutsch-Geschehen rauszuhalten und zeige kein Interesse mehr, ich ziehe mich gedanklich zurück, beobachte sie aber aufmerksam. Sie hatte genügend Zeit, dass meine Forderung ankommt („Wir gehen bald.“). Sie schaut, was ich tue und rutscht noch ein bißchen. Ich gucke interessiert woanders hin und bin auch schon in Gedanken woanders. Aber ich warte nicht lauernd auf sie. Ich beobachte sie unbemerkt. Sie hat eigentlich schon gar keine Lust mehr auf Rutschen, denn Mami freut sich ja nicht mehr mit. Das ist der richtige Moment! Ich rufe mein Kind als Erinnerung nur beim Namen. Sie schaut und rutscht noch einmal lustlos. „Du kannst nochmal winken.“ Sie winkt der Rutsche und dann kommt sie von ganz alleine freudig auf mich zu gehüpft. Wir gehen GEMEINSAM (und nicht ich vorne weg): Ich will gehen, sie will gehen.

Die Methode: Aufmerksamkeit und Wahrnehmung des Kindes
Quelle: Erziehungskunst R. Steiner (Waldorfpädagogik)

Meine Tochter hat zwar selbst entschieden, aber die Vorgabe: „Wir gehen bald“ habe ich festgelegt. Und damit bin ich die Autorität für mein Kind.

Aber nicht autoritär. Das ist der, der sein schreiendes Kind aus dem Möbelladen trägt, aber immerhin warst du ja nicht-erziehend, da ohne erzieherische Absicht. :-)))

Liebe Grüße
Heike

 
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