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Geschrieben von sechsfachmama am 03.12.2012, 2:14 Uhr

DDR-OSSI-Frage

nein - nicht alle mütter haben gearbeitet - oder auch nicht voll gearbeitet.

ich kenne keine pfarrfrau (kindheitserinnerungen, kannte ja nur einige), die arbeiten war in dem sinne von arbeit in einer firma. meist waren sie dann katecheten oder im kirchenbüro, als küster usw. beschäftigt.
meine mama war kk-schwester, hat mit der geb. von mir aufgehört, nie wieder eingestiegen.
mein papa war kantorkatechet - sprich viel von zu hause aus gearbeitet, das bedeutete auch viel flexibiltät für meine mama (eher mittag kochen, weil beerdigung usw.)
die einen großeltern, die noch länger lebten: ob meine oma in dem sinne "gearbeitet" hat (auf eine arbeitsstelle gehen), weiß ich gar nicht, denn als ich geboren wurde, war sie schon über 60. ich glaube, sie war in jungen jahren so zimmermädchen in verschiedenen haushalten oder sowas. mein opa war in einer fabrik.
die anderen großeltern waren bauern - also arbeit zu hause.

meine mama hat eine zeitlang als postfrau gearbeitet - bis plötzlich eine schilddrüsen-op dem ein ende setzte. dann später stundenweise in einer gärtnerei und ganz früher nach meiner geburt im kirchenbüro (und ich hab im wagen geschrieen und wehe sie hätte mich vor den vier stunden gestillt, dann hätts aber saures gegeben von pfarrfrau)

eine zeitlang dann hat sie auch über die volkssolidarität alte leute betreut - also ich glaub das war so mit saubermachen, essen kochen/bringen, einkaufen - so in der art.

ansonsten ausreichend mit durch den dienst von meinem papa eingespannt, kindergottesdienst gemacht (weil keiner was machte und die kinder sich langweilten bzw. gar nicht erst mitgebracht wurden in den gottesdienst)

finanzen? mein papa hat so mit 350 mark angefangen, als wir dann zu fünft waren, dächte ich, waren es um die 650 mark. die wohnung kostete 70 mark etwa und es gab für kirchliche mitarbeiter - ich dächte - 50 westmark, die jemand im westen verwaltete (als zuschuss irgendwie, weil hier so mies bezahlt). mein onkel hat dafür dann bei aldi usw. eingekauft und uns ab und zu ein paket mit essen geschickt - also käse, schokolade, backzutaten, haarshampoo, seife, kaffee, maggi, mal kamen auch aspecton-hustentropfen durch ... (war verboten), zitronen, apfelsinen (wenn man glück hatte, überlebten diese), tütensuppen, kekse, kaugummi, kaubonbon - das übliche, was man heutzutage so im einkaufswagen hat.
das hat uns sehr geholfen.
ab und zu kam von weitläufigst verwandten/befreundete familien mal ein paket mit "abgetragenen" sachen. was nicht passte, wurde passend genäht.

einmal durfte ich tatsächlich einen wunsch an eine der weitlläufig verwandten stellen und ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht als ein paar weiße turnschuhe! die bekam ich tatsächlich und habe sie gehegt und gepflegt, damit die ja viele jahre halten. mit zahncreme immer wieder die bruchstellen dann eingeschmiert usw. ....

weiß nicht, ob frau weniger verdient hat, meine mama hatte so 2,50 mark stundenlohn, vielleicht auch 3 mark. aber mehr nicht.

alles was möglich war, wurde selber gemacht, es wurde alles repariert, solange es nur ging, es wurde möglichst alles abgetragen, meine oma hat aus alten männerhemden taschentücher genäht oder aus bettlaken unterhemden für mich (als ich noch ziemlich klein war, eins davon hat überlebt, hängt jetzt als wandbild in meinem waschhaus)

im herbst sind wir auf die abgeernteten felder kartoffeln und möhren stoppeln gegangen, damit wir etwas geld sparen konnten.
holz wurde mit dem leiterwagen aus dem busch geholt und mit der handsäge zersägt, dann wenn nötig in mühevoller kleinarbeit späne gehackt zum anfeuern (um kohleanzünder einsparen zu können).

meine eltern haben äpfel an der straße aufgelesen - das mache ich heute auch noch - nur damals gehörten diese straßen jemanden und wehe, der hat dich beim auflesen erwischt!
der wollte die äpfel sowieso niemals verwenden, denn die nahmen nur gepflückte äpfel und nicht angeplatzte, vielleicht schon etwas angegammelte ...(die haben wir ausgeschnitten).
aber das war egal, dann mussten die äpfel wieder in den straßengraben geschüttet werden - um komplett zu vergammeln.

im oktober haben wir badewannenweise äpfel gemostet - als wir noch klein waren nur meine eltern, später dann wir mit. d. h. die wurden in der wanne gewaschen, dann ausgeschnitten, in viertel geteilt und mein papa hat in der küchenmaschine gemostet. dann wurde der saft aufgekocht und in die wohl gehüteten weinflaschen gefüllt und mit so spez. gummistöpsel verschlossen. das war unser einziger fruchtsaft, den es überhaupt gab.
es sei denn, meine tante erwischte in der stadt maaaal eine flasche pfirsichsaft oder so aus ungarn. dann gab es ab und zu mal ein kleines gläschen zum genießen.

ich stelle fest, ich bin vom thema abgekommen. ich glaub, ich könnt noch einen ganzen roman erzählen.

 
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