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Geschrieben von fiammetta am 20.04.2011, 10:10 Uhr

@malwinchen

Hi,

grundsätzlich gebe ich Dir recht. Die Verantwortung für vieles in unserem Leben liegt bei uns und hängt mit unseren Entscheidungen zusammen. Letztlich finde ich das dennoch sehr plakativ. Nehmen wir ein Beispiel: Ich heirate einen Mann, den ich liebe und mit dem ich glaube, dauerhaft leben zu können. Alles suppi - Entscheidung gefällt. Erst nach der Heiraterei erfahre ich, dass beide Elternteil schwer psychisch krank sind und damit ihrem ganzen Umfeld über die nächsten Jahre hinweg das Leben zur Hölle machen. War das meine Schuld, weil ich die Entscheidung zur Heirat gefällt habe? Klares nein. Ich hatte eine Reihe von solchen Situationen im Leben, in denen ich oft vor vollendete Tatsachen gestellt, nicht aber gefragt wurde, ob ich sie mittragen wollte. Im Allgemeinen kann man die Konsequenzen - aus Ermangelung an Erfahrungen damit - nämlich nicht abschätzen. Ich bin auch so aufgewachsen, dass man einem (psychisch) kranken Menschen helfen soll/muss - inzwischen bin ich der Meinung, dass ich nicht jedem helfen muss, v.a. wenn ich selbst daran Schaden nehme - meine Entscheidungen sind also inzwischen selbstsüchtiger geworden. Ich kann folglich Entscheidungen oft nur aus der Situation und aus dem Bauch heraus fällen, weil ich ja nicht weiß, was das in der Realität über viele Jahre nach sich zieht. Somit bin ich keineswegs meines Glückes Schmied, denn ab einem bestimmten Punkt ist oft nur noch Reagieren, nicht Agieren angesagt - und diese Entscheidungen fällt man charakterabhängig oft aus Rücksicht auf andere wiederum. Es spielen einfach zu viele Faktoren mit.

Ich habe mein ganzes Leben anderen Menschen geholfen, sie auch finanziell mitunterstützt, mir zu den unmöglichsten Zeiten ihre Geschichten angehört und war halt präsent, wenn es irgendwie möglich war, wenn Not am Mann war. Mein soziales Netzwerk ist hier, am Arsch der Welt, übersichtlich, weil ich ja Tag und Nacht arbeite, um alle satt zu kriegen (so hatte ich mir mein Leben auch nicht vorgestellt...) und damit nicht permanent Party machen kann. Bei anderen gilt "Aus den Augen, aus dem Sinn" und wenn sie 100x von Dir profitiert haben. Menschen geben nicht das zurück, was sie kriegen, denn Nehmen ist für die meisten immer noch seliger denn Geben. Ich habe gelernt, dass keine Sau Freude mit Dir teilen will, denn Dein Erfolg läßt den Neid anderer Samba tanzen. Du selbst sollst ihnen aber bereits applaudieren, wenn sie es schaffen, ihre Schnürsenkel zu binden. Sobald Du am Boden liegst, weil Du einfach fertig bist, dann ist das DIE Gelegenheit, um Dir noch `mal für den Neid, den Du entfacht hast, eine zu tunken. Glaub mir, ich bin als Jugendliche nie damit hausieren gegangen, dass ich eine Ballettausbildung parallel zur Schule gemacht habe, dafür war ich nämlich viel zu schüchtern - meine Klassenkameraden unterstellten mir dennoch Arroganz und wollten dasselbe können, nur ohne die Leistung dazu erbringen zu wollen. Gleiches als ich hierher kam mit meinem Studium - sie wollten zwar nicht lernen, aber Akademiker sein. Gleiches im Job, d.h. ich spreche kaum über mein Privatleben und meine Ausbildung, ich kleide mich absichtlich sehr normal, d.h. Jeans + Bluse. Bereits eine neue Handtasche ist ein Drama.

Es gibt einfach Menschen, die sind leistungsfähiger als andere und mit dieser Leistungsfähigkeit geht eine gewisse Augen zu und durch-Fähigkeit einher. Den Erfolg will jeder - nur nichts dafür tun. Das Problem ist, wenn jemand irgendwann nicht mehr kann, dann kann das Umfeld endlich seinem Neid freien Lauf lassen.

Du kannst nicht alles mit der alleinigen Verantwortung eines Menschen erklären, weil zu viele Einflüsse von außen dazu kommen. Damit weist Du auch Menschen Verantwortung für Leid und Unglück zu, die dieses selbst nicht verursacht haben. Das gilt für Mobbingopfer in demselben Maße (man hat ja vielleicht die Entscheidung gefällt, ordentlich seinen Job zu machen, selbst schuld) oder Verbrechensopfern (wäre er eben nicht an der U-Bahnhaltestelle ausgestiegen, selbst schuld) oder Naturkatastrophenopfern (wäre sie eben nicht an den Strand gegangen, dann hätte sie auch der Tsunami nicht fortgespült, selbst schuld). Du hängt damit die Verantwortung einseitig Menschen an, weist ihnen damit Schuld für ihr Unglück zu und nimmst den wahren Charakterschweinen die Verantwortung für ihr Tun - sie haben ja letztlich nur reagiert. Nein, haben sie nicht, sie haben die bewußte Entscheidung zum Quälen andere gefällt, weil sie sich damit besser fühlen, diese Jammerlappen.

Nein, Deine Sichtweise ist mir zu einseitig, weil das ganze Leben eine Verkettung von oft unvorhergesehenen Ereignissen ist.

Meine These ist übrigens, dass Neid und Langeweile die größten Übel im Leben sind.

LG

Fiammetta

 
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