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Geschrieben von fiammetta am 12.07.2013, 12:14 Uhr

@Schwarzwald

Hi,

mir fehlt ein Teil des Films, weil ich nicht sämtliche Postings gelesen habe, weder jetzt noch die vergangenen. Das vorneweg.

Ich frage mich allerdings, ob es wirklich immer notwendig ist, eine Therapie zu machen, nur weil man mit irgendwelchen Idioten in seinem Leben konfrontiert worden ist, die einem das Leben zur Hölle gemacht haben. Die Empfehlung zur Therapie entlastet nämlich den Ratgeber, sich mit dem Geschädigten auseinanderzusetzen, dann ist man gut, weil man ja etwas empfohlen hat, aber man ist den Nervtöter los. Ich denke, der Betroffene muss selbst auf die Idee kommen, eine Therapie machen zu WOLLEN - nur dann kann etwas dabei herauskommen. Lehnt er das ab, dann ist auch das legitim und zu respektieren, zumal auch heutige Therapieerfahrungen mit Sicherheit nicht mit denen vergangener Jahrzehnte zu vergleichen sind.

Was das Verhalten der Elterngeneration betrifft: Dieses Abwiegeln, die Schuldzuweisungen, das Leugnen der eigenen Verantwortung, das Unterstellen von Mimosentum usw. halte ich für relativ weit verbreitet in den Generationen, die den Krieg entweder direkt miterlebt oder als Kinder zumindest noch dessen Nachwirkungen erfahren haben. Das ist ein Verdrängungsmechanismus, der einen selbst vor sich selbst und vor den anderen immer schön dastehen läßt und gleichzeitig darauf vertraut, dass die eigenen Kinder einem ja als eine Art Besitztum auf alle Zeit übereignet sind. Ich = Eltern = groß und mächtig - Du = Kind = klein und doof und zwar für immer. Unsere Generation ist relativ weit daran gewöhnt, sich äußern zu können und zu dürfen, obgleich das auch nicht immer auf Gegenliebe stößt. Wir können uns aber zu Wort melden ohne unser Überleben damit groß zu gefährden. Das läßt aber auch diese Kinder-Eltern-Konflikte anders zu Tage treten.

Ich verstehe, auch wenn ich es nicht nachvollziehen kann, wenn Eltern z.B. in den 50ern aus wirtschaftlichen Gründen ihre Kinder ins Internat gegeben haben, auch wenn es für beide Seiten hart war. Für die Kinder war es oft die Hölle. Auch hier platzen erst heute, wo die Leute dank ihrer Rente zum Nachdenken Zeit finden, tiefe Wunden auf und deren Eltern finden / fanden ebenfalls oft 1000 Ausreden, um sich selbst ihrer Verantwortung nicht zu stellen oder um sich lasch zu rechtfertigen. Am meisten sehe ich persönlich immer Rot, wenn der an Bösartigkeit kaum zu überbietende Satz kommt: "Aber da ist doch schon soooo lange her!" Ein "Halt`s Maul" ist da zwar ordinärer, aber ehrlicher.
Wieso sollte das bei Heimkindern und bei Kindern, die sich in den 60er- 80er Jahren auch zeitweilig als abgeschoben und mutwillig veraltet-autoritären Erziehungsmethoden ausgeliefert gefühlt haben anders sein?

Meines Erachtens "heilt" nicht die Therapie, sondern die Tatsache, über das Erlebte sprechen zu DÜRFEN ohne wieder nach dem Totschlagssatz "Jeder ist selbst seines Glückes Schmied" beurteilt zu werden (Sagt das `mal zu der Mutter, von der Cosma gestern geschrieben hat...) Auch die Eltern dieser Kinder müßte sich ihrer Verantwortung stellen und den läppischen Satz "Es tut mir leid. Ich habe es in seinen Konsequenzen damals nicht begriffen" absondern. Das ist verständlich und drückt Bedauern aus. Solange der aber nicht kommt, und irgendwann wird es auch zu spät dafür, kommen die Geschädigten nur mit Verzögerung zur Ruhe, manche nie.

Es ist immer Mist, wenn man Empathie nur für sich selbst fordert, aber keine für andere übrig hat.

LG

Fiammetta

 
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